Alter Sack als Anfänger

  • Hallo liebe Forumsgemeinde,


    ich lese schon seit einiger Zeit mit.


    Wenn es um Einstiegsalter geht, lese ich des Öfteren Posts von 13- oder 14-Jährigen. Ich repräsentiere sozusagen das andere Extrem.


    Ich bin 39 Jahre alt. Bis zum Alter von 25 habe ich aktiv Fußball gespielt. Zum Ende des Studiums habe ich wegen Zeitmangel aufgehört. Und so gingen die Jahre ins Land. Natürlich habe ich den Fußball weiter verfolgt.


    In den letzten Monaten entstand der Wunsch wieder etwas aktiver am Geschehen teilzunehmen. Eine Überlegung dabei ist die Schiedsrichterei. Aus sportlicher Sicht spricht nichts dagegen. Nur stell ich mir die Frage, ob es in meinem Alter noch Sinn macht anzufangen. Ambitionen wg. Aufstieg (der hier viel diskutiert wird) habe ich selbstverständlich keine. Kreisklasse ist mittelfristig völlig ausreichend.


    Wie sehen es denn die alten Hasen des Forums?


    Grüße
    Der alte Sack.

  • Ganz einfach: Da man mit 39 Jahren noch im besten Alter ist, so schnell wie möglich den Entschluss in die Tat umsetzen, Lehrgag absolvieren und pfeifen. Ich habe auch erst mit Mitte 30 aktiv als SR angefangen und muss sagen, mir hat mein relativ hohes SR-Alter beim Einstieg ins Spielgeschehen sehr geholfen. Man kann schon anders auftreten, als ein 12-14 Jähriger. Was ja auch ganz normal ist. Im Vordergrund steht für unsere Altersgruppe doch sowieso mehr der Spaß, weniger Aufstiegsambitionen, finde ich jedenfalls.
    Also "ran an die Buletten" und viel Erfolg beim Lehrgang.;)

    :ironie: "Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.":ironie:
    Christian Morgenstern

  • Erst einmal herzlich Willkommen hier im Forum.
    Ich dachte erst, den Beitrag in den Vorstellungsthread zu verschieben,
    aber die angeregte Diskussion über das Eintrittsalter interessiert mich sehr.


    Als alter Sack und als ehemaliger aktiver Spieler kannst du relativ schnell
    in die Aktiven-Mannschaften einsteigen.


    Auch in unserer Vereinigung ist es zu erkennen,
    dass die Altersstruktur 35-45 Jahre unterrepräsentiert ist.


    Die jungen Wilden sind in den Gespannen unterwegs ( als SR oder SRA ),
    die alten Kollegen pfeifen überwiegend in der Kreisklasse,
    wer bleibt dann noch für Bezirksliga-/ Klasse übrig ??


    Wenn die Anforderungen stimmen ( Regel -und Leistungstest ) kann man sich auch als Neueinsteiger sofort etablieren.


    Freut mich, ein anderes Extrem begrüßen zu dürfen,
    denn ich habe mit dem gleichen Alter schon 25 Jahre SR-Tätigkeit auf dem Buckel

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Vielen Dank schon mal für die ermutigenden Antworten. Wie Hallenser es schon richtig erkannt hat: es geht ausschließlich um den Spaß. Aufstiegsambitionen sind für die Arbeit da.

  • Wenn man keinen Spass mehr hat sollte man aufhören!
    Wir pfeifen doch alle aus Spass am pfeifen, ansonsten würde wir uns Verrückte ja nicht einmal am Jahr treffen!
    Ich sehe das ähnlich wie Ansgar gerade die Mittelalten fehlen fast überall in den Ausschüssen! Bei uns ist das ähnlich das 30 bis 45jährigen fehlen!
    Würde uns allen gut teuen wenn wir mehr von diesen Kollegen dazu kommen würden. Gerade untere Herren oder die Alten Herren, Senioren (Ü40) müssen auch gepfiffen werden und gerade Einsteiger im hohen Alter wären dafür perfekt.
    Das soll nicht abwertent sein!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Hier ist noch ein älterer Sack, der fast noch Neuling ist (seit 1971!)und immer noch KK Spiele leitet. Als Beobachter bin ich auch bis zur BOL unterwegs und es macht immer noch Spass. Herzlich Willkommen!

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Nu mal langsam mit den jungen Pferden.
    SOOO alt biste nun auch nicht (ich hab mit 46 angefangen als Fussball-Schiedsrichter zu pfeifen, nachdem ich mit 19 schon Handball-Schiri war).
    Auch wenn die Karriere nicht mehr ganz so lang ist, können wir mit Lebenserfahrung aufwarten, und die ist ne Menge wert, vor allem, wenn mann allein auf dem Platz ist.
    Also viel Vergnügen hier im Forum und auf dem Fußballplatz in neuer Rolle.

  • Hallo alter_sack,


    lass Dir jetzt einfach von mir, der im zarten Alter von immerhin 44 Jahren (allerdings wieder ;) ) angefangen hat, einfach mal sagen: Nur zu! Wenn Du keine Ambitionen auf eine große Karriere hast und einfach nur ein Hobby suchst, bei dem man sich vernünftig sportlich betätigen kann, dann bist Du auf dem richtigen Weg.


    Der größte Vorteil eines älteren Anfängers ist einfach: Das Alter. Du kommst auf den Platz und alleine wegen des Alters wird Dir Erfahrung unterstellt und eine gewisse Menge an Respekt gezollt. Bist Du dann noch fit genug, um dem Spiel läuferisch einigermaßen zu folgen und nicht offenkundig unsicher, so hast Du keinen Kampf um den Respekt zu befürchten. Gerade in den unteren Klassen sind die Spieler "schlechte" Schiedsrichter gewohnt, Du kannst also immer positiv hervorstechen. Also: Worauf wartest Du?

  • Auch ich finde es klasse, dass auch "Ältere" noch anfangen.
    Für uns im Schiedsrichterausschuss sind diese fast immer ein Segen. Die sind zuverlässig, pfeifen alle Spiele und haben zumeist keine Probleme dabei und vorallem: Sie bleiben bei der Sache.


    Herzlich willkommen bei der schwarzen Zunft und natürlich auch hier bei uns.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Meine SR-Prüfung war am Sonntag vor meinem 40. Geburtstag. ;)

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Also der alte Sack bin ich. Den Titel lasse ich mir so einfach auch nicht wegnehmen. (siehe links) :D


    Ich habe mit 40 angefangen zu pfeifen. Kreisliga A ist sicher noch möglich, ob man noch höher gehen sollte, muss jeder für sich entscheiden. Kommt sicher auch auf die Alterstruktur bei Euch an.

  • Kurz zu meinem Alterswerdegang:


    SR-Prüfung 2007 mit 34 Jahren und 3 Monaten
    KreisligaSR mit 32007 mit 34 Jahren und 8 Monaten (Herren)
    Lehrwart 2008 mit 35 Jahren und 11 Monaten


    Du siehst, auch mit über 30 kann sich sich immer wieder etwas neues auf der "Karriereleiter" ergeben.


    Übrigens: Einen anderen SR, der zusammen mit mir die Prüfung gemacht hat, haben wir 1 Jahr später in den Bezirk gemeldet und er ist SRA im Verband.
    Sein Alter: Damals 42 Lenze.


    Es gibt also auch noch Beispiele, die den Jugendwahn widerlegen ;) und die Dir beweisen, dass Du genau in dem Alter bist, in welchem ein absoluter SR-Mangel vorherrscht.

  • Hi Gemeinde


    habe mich auch dazu entschlossen, Schidsrichter zu werden und bin 31.


    es hat ja auch Vorteile älter zu sein.


    Mein Lehrgang beginnt Im Feb 2010.


    Bin aber jetzt schon dabei fleißig die Regelkunde zu lesen.

    Berti Vogts: Sex vor einem Spiel? Das können meine Jungs halten, wie sie wollen. Nur in der Halbzeit, da geht nichts.

  • Hallo! :)


    Vielleicht machst du noch einen eigenen Vorstellungsthread über dich??


    lg
    Julian

    "Wenn man aus Fehlern lernt, werden Umwege zu Abkürzungen!"


    "Nicht das Erzählte reicht, sondern das Erreichte zählt!"


    Herbert Fandel hatte den selben Mathelehrer wie ich, ein gutes Omen?!? :D

  • oh, ich lese gerade dieses Thema- diese Aussage freut mich besonders:


    Zitat von Pfeifekopp;119981

    Auch ich finde es klasse, dass auch "Ältere" noch anfangen.
    Für uns im Schiedsrichterausschuss sind diese fast immer ein Segen. Die sind zuverlässig, pfeifen alle Spiele und haben zumeist keine Probleme dabei und vorallem: Sie bleiben bei der Sache......


    Ich habe meinen Anwärter-Lehrgang im zarten "Alter" von 40,6 Jahren absolviert und werde bald erneut ein Wiegenfest feiern.


    Jetzt kommt´s: Auf meinem Anwärter-Lehrgang habe ich Bernd den alten Hasen (>>50 Jahre) kennen gelernt, dessen SR-Lizenz nach langer Krankheitspause ungültig geworden war und der mit uns 13-40- jährigen den Lehrgang und die Prüfung absolvierte.
    Was eine Bereicherung Bernd war- echt klasse. Wenn er von alten Zeiten auf der Lohmühle (Station VfB Lübeck) und im Holstein-Stadion erzählte oder Geschichten von Kieler Stadtderbys oder oder...
    Spaß haben wir gehabt und mit den "Jungen" im Lehrgang interessante Diskussionen geführt.


    Und jetzt kommt mein persönliches Glück: Ich habe Bernd gefragt, ob er zu einem meiner nächsten Spiele mitkommt, um mich einmal inoffiziell zu "beobachten" und mir Feedback zu geben. Und er kommt mit. Klasse- ich bin richtig aufgeregt vor den Kommentaren der großen Eminenz.


    Das wird ein langes Nachgespräch gegen, da bin ich mir sicher. Bernd und ich vertreten nämlich grundsätzlich verschiedene Standpunkte. Er ist mehr der wortkarge, knackige Typ, der z.B. Reklamieren blitzschnell ahndet.


    Ich bin mehr der Sportler, der jede Situation "mitschwitzt" und der eher für hartes Einsteigen als für Reklamieren persönliche Strafen verhängt.


    Bin gespannt!!

  • Schreibe doch hierzu einen detaillierten Erfahrungsbericht.
    Die Anwärter, die vor ihrer ersten Spielleitung stehen können davon nur profitieren :top:

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Und sicherlich auch ein Großteil der frischen SR, die einige Spiele hinter sich haben. Ich kann mich der Bitte Ansgars nur anschließen :)

  • Also ich finde das toll wenn jemand im "gesetzten Alter" (so jenseits der 30) noch das pfeifen anfängt. Ich glaube nämlich, dass es den älteren Kameraden grundsätzlich leichter fällt akzeptiert zu werden. Es ist schon was anderes wenn man mit 17, oder mit 27 ein Kreisligaspiel pfeift.
    Seit ich pfeife höre ich oftmals von Spielern und Vereinsoffiziellen den Satz: "Gott sei Dank mal ein Schiedsrichter im richtigen Alter." Anscheinend haben einige der "steinalten" Schiedsrichter (jenseits der 60) läuferische Probleme, und junge Schiedsrichter treten wohl oftmals etwas arrogant auf. So zumindest der Eindruck der bei einigen Vereinsvertretern Bestand hat.


    Als Spieler habe ich immer ältere Schiedsrichter bevorzugt, da war dann persönlich schon immer ein bißchen Respekt da. Bei jungen Kollegen habe ich (zusammen mit der Mannschaft) oft ausprobiert wo der "Boiling point" des Schiedsrichters liegt. Da wurde dann bei jeder Entscheidung erstmal eine Diskussion vom Zaun gebrochen, zumindest solange bis es Karten hagelte.

    :hsv1: IN DUBIO PRO RAUTE! :hsv1:


    25.05.1983 - Die Helden von Athen:


    Uli Stein - Bernd Wehmeyer, Holger Hieronymus, Dietmar Jakobs, Manfred Kaltz - Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Felix Magath, Jürgen Milewski - Horst Hrubesch, Lars Bastrup (ab 61. Min. Thomas von Heesen)


    Trainer: Ernst Happel



    Nicht selten sind wir nach dem Spiel so richtig deprimiert,
    wir freuen uns schon wenn unser Team zumindest nicht verliert.
    Es ist schwer - wir sind Fans vom HSV!

  • Bernd der alte Hase ist nahezu ausgebucht, da er selbst viele Termine als offizieller SR-Beobachter hat und zudem gerade umzieht. Somit steht meine inoffizielle „Bernd-Beobachtung“ noch aus; wir haben den 04.05.2010 für ein B-Junioren Kreisligaspiel ins Auge gefasst.


    Aber dieses Wochenende sollte es dann auch offiziell für mich soweit sein. Im 11. „richtigen“ Spiel für den Kreis Rendsburg-Eckernförde wurde ich gestern für ein Senioren Kreisklasse A-Spiel angesetzt.


    Es spielt der 2. (TuS) gegen dem 3. (SSV). Beide wollen in die 2. Kreisliga aufsteigen; 3 Mannschaften steigen auf. Dem 3. sitzen 9 Spieltage vor Schluss die Verfolger im Nacken.


    Beide Mannschaften sind für ihre rustikale Spielweise sowie ihre mitunter lautstarken verbalen Aktivitäten bekannt.


    Meine Vorfreude auf diese Begegnung war groß. Es sollte ein strahlender Sonnentag werden und im Anschluss spielte die 1. Herren des TuS- somit war auch ein bisschen was los auf der Sportanlage.


    Ich wusste vorher nichts von der Beobachtung. Aufgrund der Tabellensituation nahm ich mir vor, die Sache sehr ernst zu nehmen und rechtzeitig anzureisen. Kein Problem- ich kenne die Anlage- hatte ich doch vor 3 Wochen schon TuS 3. gepfiffen.


    Viel zu früh war ich da (70 Min vor Anpfiff); nutzte aber die Zeit, den von der Heimmannschaft bereits ausgefüllten und in der SR-Kabine bereit liegenden Spielbericht gründlich zu studieren und meine Spielnotizkarte zumindest zur Hälfte schon vorzubereiten. Dann ging ich im Trainingsanzug (grau/schwarz) und Fußballschuhen zur ausführlichen Platzkontrolle. Ich bevorzuge die Sportkleidung bei der Platzkontrolle, da dann jeder meine Funktion sofort erkennt.
    Auf dem Rückweg dann zum B-Platz, wo sich die Mannschaften bereits warm machten. Dort zunächst ein Blick auf die Spielkleidung der Teams und ein kleines Schwätzchen mit einem TuS-Betreuer und dem SSV-Spielertrainer, der ein SR-Kollege ist. Tach, Moin, ja, komme vom SV Langwedel, habe bis letzte Saison selbst gespielt, tolles Wetter, bis gleich.


    Zurück in der SR-Kabine dann die Wahl meiner SR-Kleidung: Endlich mal wieder in schwarz. Knallgelb, sittichblau und aschegrau gehen mir auf die Dauer auf den Keks. Bin halt ein konservativer, alter Sack.


    Das Spiel beginnt mit 4 Min. Verspätung, weil der SSV erst so spät aus der Kabine kommt. Ich hatte bereits in die Kabine gepfiffen- aber sie hatten die Ruhe weg. Grenzwertig- aber ich wollte mir nicht gleich die erste Baustelle aufmachen.
    Ausrüstungskontrolle an der Seitenlinie, Standard-Spruch zum Schmuck und Auflaufen.
    Bei der Begrüßung und der Platzwahl habe ich mir angewöhnt, die Mannschaftsführer mit Namen anzusprechen- dann hören Sie mir aufmerksamer zu.
    Es geht los.
    Es ist warm, etwas Wind. Das Spiel engagiert aber fair. Fast zu fair. Ca in der 20. Min. hören die Spieler beider Mannschaften an der Seitenlinie auf, zu spielen- sie hatten den Ball im Aus gesehen- und nun? Der Ball trullert auf dem Platz, alle Spieler bleiben stehen und alles guckt mich an. Pfiff. Kurze Erklärung, ich hätte den Ball nicht im Aus gesehen und SR-Ball. Ein Team erscheint gar nicht erst zum SR-Ball und der Spieler, der neben mir steht, spielt den Ball dann auch fair zur Gegenmannschaft. Bis dahin also alles passend zum Wetter: Sonne ohne Ende.


    Doch dann geht´s los. 1-0 in der 25. und sofort kommt Pfeffer in die Partie. Und dann- was sehe ich denn da? Hinter der Werbebande der Gegengerade steht mein SR-Obmann mit Block in der Hand und schreibt schon fleißig. Guten Tag- hier wird beobachtet.
    Inzwischen wird das Spiel energischer- ich muss ermahnen, den Ball sofort für die schnelle Ausführung freizugeben, sonst gibt es eine Verwarnung. Das tue ich laut und mit Gestik.
    In der 40. VW wegen Reklamierens- vorausgegangen ein Allerweltsfoul im Mittelfeld. 41. der Ausgleich zum 1-1. In der 45. Min eine Verwarnung wegen rücksichtslosem Foulspiel. Halbzeit.
    Kurze Begrüßung des Obmannes an der Seitenlinie, der mir 2 Tipps zum Stellungsspiel gibt und mich dann in die Kabine schickt.
    So weit- so gut.
    Der TuS wechselt aus und der Einwechselspieler fährt seinem Gegenspieler an dessen eigener Torlinie übel in die Knöchel- das gab den längsten Pfiff des Tages, sofortige Verwarnung und Wegschicken diverser Spieler von der Unfallstelle, um Rudelbildung zu verhindern. Auf den Einwand des Angreifers, es wäre doch sein erstes Foulspiel gewesen (Kunststück- gerade mal 3 Min im Spiel- Witzbold!) von mir nur ein Collina-Blick (na ja- ich arbeite daran) und die Antwort, das wäre DUNKELGELB gewesen. Er schluckt´s und zieht ab.


    Das Spiel bleibt energisch, wird etwas hektischer. Kein eleganter Fußball- viele lange Bälle. Ich habe Schwierigkeiten, nah am Geschehen zu bleiben. Dann eine weitere VW wegen Foulspiel - diesmal SSV. Es wird lauter. Von Außen wird gerufen- die Spieler motzen sich an. Meine Entscheidungen werden lauter kritisiert - von draußen und von den Spielern. In der 78. dann ein Freistoß nahe der Mittellinie an der Seitenlinie, wo die Trainer und Betreuer stehen. In dem Moment, wo der TuS- Spieler den Ball spielen will, macht der SSV-Gegenspieler einen kleinen Schritt in die Richtung der zu erwartenden Flugbahn und steht somit ca. 3m vor dem Ball. Pfiff- griff in die Tasche- und dann war mächtig Stimmung. Wir standen ja 4m neben den Trainern/ Betreuern/ Auswechselspielern…. Ich ziehe also gelb und schaue auf meine Notizkarte- zu dumm- er hat schon gelb. Sein Problem- es gibt gelb/rot für den SSV-Spieler hinterher. Alarm in Jevenstedt- die üblichen Beschimpfungen „doch nicht wegen so was“ – „Fingerspitzengefühl“ –„lächerlich“…..


    In der 82. dann ein langer Ball auf einen TuS- Spieler in den Strafraum nahe der seitlichen Strafraumlinie. Grätsche SSV- erst den Gegner von den Beinen geholt und dann noch irgendwie den Ball ins Toraus gespielt. Langer Pfiff, Strafstoß. Alarm in Jevenstedt Teil 2. Ich laufe auf meine Position und fixiere mit dem Blick die Strafstoßmarke. Keiner kommt mir zu nah- alle bleiben 1,5 oder mehr Meter von mir weg- so ignoriere ich die lautstarken Beschwerden.


    Strafstoß. Tor. Anstoß.


    Das Spiel endet 2-1 und der SSV ist sauer. Ich kann´s verstehen – so ein Strafstoß kurz vor Schluss ist immer blöd.


    Aber das ist das schöne hier in RD-Eck: Wenn Schluss ist ist Schluss und dann ist auch gut.


    Gespannt gehe ich in die Kabine, um das Feedback der Beobachtung zu bekommen. Da ich hier ja mehr oder weniger genau beschreibe, wer die Protagonisten sind, kann ich nicht alle Details des Beobachters öffentlich posten.


    Nur so viel: Fürs CL- Finale 2010 reicht´s noch nicht.
    Ich bin der Hektik des Spiels ruhig und gelassen begegnet und habe meine Entscheidungen deutlich und überzeugt vertreten und angezeigt.
    Der Strafstoß war richtig. Alle persönlichen Strafen waren ok. Das Mittel der Ermahnung hätte ich früher und öfter einsetzen müssen- da habe ich eine „hektikmildernde“ Maßnahme quasi verschenkt. Stellungsspiel ist schlecht- ich stehe oft zu weit weg. Nicht, weil ich nicht mehr laufen kann- sondern ich stehe gern nah einer Seitenlinie, um nicht „mittendrin“ zu stehen sondern das gesamte Geschehen und möglichst auch die Abseitslinie im Blick zu haben, ohne mich umzudrehen. Dabei vergesse ich dann das „Hereinziehen“ so dass ich bei Aktionen an der fern liegenden Seitenlinie zu weit weg stehe- so wie in der Anfangsphase bei dem unklaren Ausball.
    Zudem drehe ich mich bei Freistößen oft weg vom Ball hin zur Mauer/ hin zum Strafraum - böser Fehler. So entgeht mir ein Verlegen des Balles oder eine schnelle Ausführung. 2 Abseitsstellungen nicht erkannt (zum Glück ohne anschließendes Tor).
    Oft gute Vorteilsauslegung bzw. verzögerter Pfiff- aber einmal auch ganz blöde den Vorteil weggepfiffen- da hätte der SSV-Spieler Mitte der 2. HZ aus 20m eine gute Schussmöglichkeit gehabt. Sorry SSV. 2, 3 weitere Details noch- den offiziellen Bewertungsbogen bekomme ich später.


    Fazit: Da ist noch viel Luft nach oben für mich. Die Town in der ich der BestRef bin ist noch klein. ;)
    Aber: Ich lasse mich so schnell nicht aus der Ruhe bringen und war bis zum Schluss konsequent und konzentriert. Ich denke, unterm Strich war es eine für diese Klasse geeignete SR-Leistung und es kann weitergehen.


    Ich persönlich bin auch zufrieden- ich hatte Glück- der Beobachter hatte eines meiner besseren Spiele erwischt und bis auf die 2 Abseitsstellungen waren keine schlimmen Fehler dabei.