Streitfrage - Einwurf

  • Gestern habe ich ein Spiel eines (mir mir befreundeten) Kollegen gesehen - und musste folgendes beobachten:


    Mannschaft A erhält einen Einwurf zugesprochen - der Spieler schummelt sich erst 5, dann 10 und dann noch 3 Schritte vor.


    Der SR unterbindet den Einwurf - und schickt den Spieler dorthin zurück wo der Einwurf auszuführen war.
    2 Minuten später das gleiche Schauspiel ......


    Beim 3. Mal kam nur der Ruf vom SG - bitte 5 Meter zurück.


    In der Halbzeitpause habe ich ihn dann gefragt, warum er den Spieler beim 3. Mal nicht werfen läßt - das Spiel unterbricht - um dann den Einwurf von der gegnerischen Mannschaft an der Stelle ausführen läßt - wo der Einwurf tatsächlich hätte stattfinden müssen.


    Daraufhin gab er mir zu bedenken - dass dies im Regelwerk so nicht vorgesehen wäre.


    Ich bin der Meinung, dass dies sehr wohl durch das Regelwerk gedeckt ist.



    imho ist das ein Verstoß, da der Spieler bewußt oder unbewußt den Ball nicht da ins Spiel zurückbringt - wo dieser das Feld verlassen hat.


    Das man beim 1. Mal erkennen läßt, das man darauf achtet
    - und ein zweites Mal noch kulanterweise zurückschickt ist ja o.k.


    Aber spätestens beim 3. Mal hätte ich definitiv so gepfiffen.


    Wie handhabt Ihr sowas - speziell, wenn Ihr merkt, dass die Spieler unbelehrbar zu sein scheinen ?

    ...so langsam sterben die letzten Opa's aus,
    die ihren Enkeln von der letzten Schalker Meisterschaft erzählen können

  • Ich finde deine Argumentation völlig richtig. Wenn man in der Anfangsphase einige Male den Ort klar festlegt, sollte es normalerweise keine Probleme mehr damit geben. Ich zeige meist den Ort an und wenn der Spieler dann trotzdem vorläuft, lasse ich den Gegner werfen.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Ich finde Dein Vorgehen auch ok-wahrscheinlich würde ich schon beim zweiten Mal auf Einwurf für den Gegener entscheiden.
    Es geht mit zwar nicht um 3-4 Meter, aber veralbern lass ich mich da auch nicht.

  • Noch eindeutiger ist m.E. die 3. DFB-Anweisung zu Regel 15:
    "Ein Einwurf, der an einer anderen Stelle ausgeführt wird als dort, wo der Ball die Seitenlinie überquerte, gilt als nicht regelkonform ausgeführt."


    Theoretisch würde also jegliche Abweichung zum Einwurf für die gegnerische Mannschaft führen.
    Praktisch bin ich beim Einwurf toleranter als in allen übrigen Bereichen, da m.E. viele Spieler auch beim Bewegungsablauf streng genommen falsch einwerfen, so dass man bei Null-Toleranz das ganze Spiel in eine Einwurforgie umfunktionieren würde. Geringere Abweichungen beim Einwurfort nehme ich hin, bei größeren Abweichungen ermahne ich, dass hat bis jetzt immer zu einer Verhaltensänderung geführt und somit gereicht. Sollten allerdings Ermahnungen mal fruchtlos bleiben, würde ich ab dem Moment, in dem ich das erkenne, rigoros JEDEN falschen Einwurf abpfeifen, das wird dann bestimmt sehr lustig. ;)

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Wie die Vorredner schon gesagt haben, ist eien Wdh des Einwurfs durch die geg. Mannschaft richtig und mMn völlig angebracht.
    Zur Tolleranz hat man uns folgendes gesagt:
    Wird der Einwurf in der offensiven Hälfte ausgeführt, sollen wir recht kleinlich mit der Einwurfstelle sein, wobei erst ermahnt werden soll.
    Im Mittelfeld und der defensiven Hälfte dürfen wir dann etwas großzügiger sein.
    Aber verarschen lassen, sollte man sich dann doch nicht!
    Also ich hätte erst zurückgepfiffen und ermahnt und dann beim zweiten Mal ausführen lassen und auf Einwurf für den Gegner entschieden.

  • Wobei man zweifellos anders agieren kann. Ein guter Schiedsrichter soll dafür sorgen, dass derartige Regelübertretungen unterbleiben, was der Kamerad ja auch gemacht hat - das sollte man ihm nicht vorwerfen. Allerdings möchte ich die Frage in den Raum stellen, ob hier nicht eine :gelbe_karte: wirksamer gewesen wäre, angebracht wäre sie nach dem dritten Versuch derselben Gattung in so kurzer Zeit allemal gewesen.

  • Gut das du die :gelbe_karte: ansprichst.
    Ich hatte auch überlegt ob ich es dazuschreibe, aber ich finde, wenn man direkt Einwurf für den Gegner gibt spart man sich die GK. Man muss ja auch nicht mehr Karten verteilen als es notwendig ist und da sich die Situation auch anders lösen lässt....
    Wenn der gleiche Spieler dann nochmal bei einer neuen Einwurfsituation so eine Aktion bringt, könnte man allerdings ernsthaft mal über eine :gelbe_karte: nachdenken.

  • Ich denke mal, dass eine :gelbe_karte: für "falschen Einwurf" - und das wäre es im Sinne der Regel 15 nicht wirklich angebracht ist.


    Jedenfalls dann nicht - wenn es nicht in Zusammenhang mit einer anderen Regelübertretung - unsportliches Zeitspiel, etc. geschieht.

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  • All Eure Ausführungen unterstreichen m.E. genau die Aussage, die wir gestern beim Anwärterlehrgang erhalten haben. Theorie und Praxis weichen von einander ab und zwar in sehr vielen Bereichen, nicht nur beim Fußball! Die Regeln geben Anweisungen an uns ab, diese haben wir zu befolgen. Dennoch hätte ich wie die Mehrheit auch auf Einwurf für den Gegner entschieden, zumal der Spieler mehrfach gegen die Anwesiung des SR verstoßen hat. Aber auf dem Feld, wenn man selber dieser Begebenheit ausgesetzt ist, entscheidet man in der Eile oftmals anders, daher ist es hinterher immer leichter als vorher!


    J.R.

    "Ein J.R. Ewing hat keine Magengeschwüre! Ein J.R. Ewing verursacht sie!"
    J.R. lebt! In memorarum an Larry Hagman (1931 bis 2012). Danke für die tolle Zeit bei DALLAS!!!

  • Also ich habe mal gelernt, wenn der Einwurf am falschen Ort, aber sonst regelgerecht ausgeführt wird, ist er zu wiederholen - es sei denn, der SR oder SRA hat den Einwurfort konkret und eindeutig durch ein Zeichen festgelegt.
    Wobei dies, wie schon von einigen Kameraden hier beschrieben wurde, zu Beginn des Spieles konsequent praktiziert werden sollte. Dann erübrigt sich höchstwahrscheinlich der Rest des Problems.

    :ironie: "Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.":ironie:
    Christian Morgenstern

  • @ Hallenser: Wie meinst du das jetzt genau?
    Unterscheidest du zwischen Ort und Stelle?

    Zitat

    ist er zu wiederholen


    und durch wen ist der Einwurf bei dir zu Wiederholen gleiche Mannschaft/Gegner?
    Wir haben gelernt [Stelle im DFB Regelheft]:
    Falscher Ort (senkrechte Entfernung zur Seitenlinie (max 1m)): Wdh d. Einwurfs durch das gleiche Team [DFB Anweisung S.106]
    Falsche Stelle (also der Punkt auf der Linie, wo der Ball ins Aus ging): Einwurf für den Gegner [siehe Regelzitat von Chaotix; S. 105 Regelheft]


    Und eigentlich finde ich, dass diese Regel sich sehr genau in der Praxis umsetzen lässt (im Vergleich zu anderen Regeln), wenn man von den Längen einmal absieht (wer hat schon ein Maßband dabei und Augenmaß reicht auch, um 1m von 3m zu unterscheiden). Zudem sollte man halt den Einwurf nicht ausführen lassen, sondern beim ersten mal die Stelle korrigieren. Soviel zu Theorie-Prxis beim Einwurf :D

  • Beim ersten Mal, wo die Stelle, an der der Ball die Linie überschritten hat, deutlich zum Vorteil des Einwerfers verändert wird, versuche ich das, vor Ausführung des Einwurfes zu unterbinden (Stotterpfiff, Ruf, Handzeichen). Das mache ich max. EINMAL pro Einwurf, aber sicher nicht dauerhaft. Wenn die gleiche Mannschaft das binnen weniger Minuten immer wieder probiert, lasse ich sie definitiv werfen, um dann der gegnerischen Mannschaft den Einwurf zuzusprechen.
    Bei ZWEI besonders ignoranten Mannschaften macht es manchmal dann auch Sinn erneut abzupfeifen, wenn der zweite Versuch vom Gegner dann weiter hinten, aber dafür mit klarem Vorteil (freier Mitspieler) eingeworfen wurde. Da ist zwar erst das Gemaule über den ach so kleinlichen SR groß, aber der Lerneffekt ist meist sichtbar :D Außerdem ist klar erkennbar, dass ich niemanden bevorzugen will.


    Zur Frage der :gelbe_karte: - die gibt es bei mir bestenfalls bei Zeitverzögerung oder wenn der Spieler deutlich macht, dass er meine Anweisung ignorieren WILL. Gerade in der Endphase ist die verzögernde Mannschaft aber mit dem Ballverlust (und 30 Sek. mehr Nachspielzeit) oft mehr bestraft.

  • Auch ich denke, dass eine :gelbe_karte: hier völlig überzogen ist. Hier spielt meiner Meinung nach auch der bisherige Spielverlauf eine Rolle. Der SR sollte hier das bekannte Fingerspitzengefühl haben und so in dieser Situation auch mit persönlichen Strafen umgehen.

  • Sorry, wenn ein Spieler mehrfach versucht, sich durch deutliche Verlegung des Einwurfortes zu seinen Gunsten einen Vorteil zu verschaffen, dann ist das nicht nur ein Verstoß gegen die Spielregeln (und kein technisches Vergehen), sondern hat klare Zeichen einer bewussten Unsportlichkeit - und dafür kann man eine Verwarnung sehr wohl geben.

  • Genau die Pflicht wollte ich hier nicht betonen, da es vom Einzelfall abhängt und davon, ob ich den Eindruck habe, dass es mit Absicht geschieht.

  • Deswegen soll man es ja auch nicht soweit kommen lassen sonder gleich Einwurf für den Gegner pfeifen, wenn er dann noch protestiert ist er selbst Schuld und bekommt die :gelbe_karte:.
    Wenn man allerdings schon 3 Mal nacheinander durch den gleichen Spieler einwerfen lässt und er es immer noch nicht geschnallt hat kann man sicher einen Grund finden mit dem man die GK für Unsportlichkeit begründet.
    Aber wie oben schon erwähnt warum mehr Karten als nötig, wen es sich auch mit einer konsequenten Spielleitung regeln lässt.

  • Warum das Leben denn unnötig schwer machen? Gar nicht die Blöße geben, mehr als einmal auf den richtigen Ort hinzuweisen. Wirft er dann falsch, werfen eben die anderen. Punkt.
    Solche :gelbe_karte: sind zwar regeltechnisch theoretisch vertretbar, machen das Spiel für den SR aber nicht leichter und sind zudem leicht zu vermeiden. Ich will als SR ja nicht Gelbkönig werden, sondern ein regelgerechtes Fußballspiel ermöglichen. Wenn die einen das nicht wollen, dürfen halt die anderen.