Folgen eines versuchten Foulspiels

  • Folgende Szene aus einem realen Spiel:


    Ein Spieler in der eigenen Hälfte den Ball und hat "freie Bahn". Ein Gegner versucht den Spieler zu stoppen, in dem er in selbigen mit gestrecktem Bein hereinrutscht, obwohl er keine Chance hatte, den Ball zu spielen. Der Spieler kann der Attacke aber ausweichen und es ergibt sich eine sehr vorteilhafte Situation, aus der sogar ein Tor erzielt werden kann.


    Folgendes ist klar: Die Entscheidung auf Vorteil war korrekt, ebenso, dass der Gegner wegen groben Foulspiels :rote_karte: gesehen hätte. Wie sieht es jetzt aber mit der persönlichen Strafe bei einem versuchten groben Foulspiel aus?

  • Es gibt vier Vergehen, bei denen auch der Versuch strafbar ist: Spucken, Schlagen, Bein stellen, Treten. Deine Schilderung beinhaltet wohl klar letzteres. Eine "Ermäßigung" (wie bei der versuchten Torverhinderung durch Handspiel auf der Torlinie, wo der Ball aber reingeht, und es deshalb nur Gelb statt Rot gibt) ist im Regelwerk nicht vorgesehen, daher :rote_karte:

  • Nicht ganz.


    Denn in der BFV-Fibel steht dazu folgendes:

    Die Schiedsrichter müssen die erforderlichen Maßnahmen, wie sie in der Regel 12 aufgeführt sind, anwenden und den fehlbaren Spieler mit der roten Karte des Feldes verweisen. Auch hier hat der SR bereits den Versuch zu ahnden, sollte sich kein Vorteil ergeben.

    Und in Manfreds Fall gab es ja ein Vorteil.

  • Ich schließe mich KidRonnie an. Grobes Foul gibt immer :rote_karte:, auch der Versuch! Dies hat überhaupt nichts damit zu tun, ob eine Torchance vereitelt wurde bzw. werden sollte. Dies ist nur bei Vergehen relevant, die nur durch das Vereiteln der Torchance erst feldverweiswürdig werden, z.B. Handspiel auf der Torlinie, gefährliches Spiel im eigenen Torraum o.ä. Hier wird bei Vorteil und Torerzielung mangels Erfolg des Täters nur :gelbe_karte: gezogen.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Ich würde auch :gelbe_karte: geben, weil es ist ein ähnliches Vergehen, wie wenn ein Abwehrspieler versucht, auf der Linie mit der Hand zu retten, was eine :rote_karte: zur Folge hätte. Wenn der Ball jedoch trotzdem ins Tor geht, gibt es auch eine :gelbe_karte: Karte, da seine Aktion ja nicht von "Erfolg" gekrönt war.

  • Nein. Denn beim Handspiel auf der Torlinie gibts die :rote_karte: ja wegen der Verhinderung der Torchance.
    Bei so einem versuchten Foulspiel, bei dem der Gegener noch ausweichen kann, gibt es auch :rote_karte:.
    SR Dr. Jochen Drees hat diese Saison auch schon einem Spieler wegen versuchten groben Foulspiel :rote_karte: gezeigt.

  • Hallo.


    Gemäß der Schilderung liegt hier nicht rücksichtslose Spielweise vor, sondern übermäßige Härte. Und die bedingt einen FaD.


    Entscheidend ist hier, daß a) mit übermäßiger Härte auf den Gegner gegangen wird und b) eine Verletzung in Kauf genommen wird, ohne daß es sich um einen Zweikampf handelt, also das Bestreben um den Ball im Vordergrund steht. Und für diese Spielweise sieht die Regel auch dann den FaD vor, wenn der Gegner noch ausweichen kann und es nur deshalb nicht zum Körperkontakt kommt. Der fehlbare Spieler soll für diese Tatsache nicht noch belohnt werden, es zählt die Intension.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Zitat von KidRonnie;78772

    Es gibt vier Vergehen, bei denen auch der Versuch strafbar ist: Spucken, Schlagen, Bein stellen, Treten. Deine Schilderung beinhaltet wohl klar letzteres. Eine "Ermäßigung" (wie bei der versuchten Torverhinderung durch Handspiel auf der Torlinie, wo der Ball aber reingeht, und es deshalb nur Gelb statt Rot gibt) ist im Regelwerk nicht vorgesehen, daher :rote_karte:


    Das dürfen nur BL- SR in unteren Klassen!:ironie: Man kann eine :gelbe_karte: danach geben, aber keine :rote_karte:!

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Hallo.


    Ausgangssituation:[INDENT]
    Ein Spieler [hat] in der eigenen Hälfte den Ball und hat "freie Bahn". Ein Gegner versucht den Spieler zu stoppen, in dem er in selbigen mit gestrecktem Bein hereinrutscht, obwohl er keine Chance hatte, den Ball zu spielen. Der Spieler kann der Attacke aber ausweichen und es ergibt sich eine sehr vorteilhafte Situation, aus der sogar ein Tor erzielt werden kann.
    [/INDENT]


    Nach dem vielen Hin und Her schon wieder in diesem Thread möchte ich doch mal darauf hinweisen, dass sich aus dem hier beschriebenen Vergehen laut Regel 12, Anweisungen der Fifa (neues Regelheft Seite 90 oben) keine Vorteilssituation ergibt.


    Ein Spieler, der in der eigenen Hälfte "freie Bahn" hat, hat keine klare Torchance. Das Spiel ist zu unterbrechen, Rot zu geben und mit Direktem Freistoß am Ort des Vergehens fortzusetzen.


    Angenommen wird, dass es sich bei dem (versuchten) Foulspiel (hier: Treten) um ein grobes Foul handelt - auch wenn das aus der Formulierung der Szene nicht klar hervorgeht. Die Definition findet sich im Regelheft auf Seite 89. Sollte der SR also falsch handeln und auf Vorteil eintscheiden, ist in der nächsten Spielunterbrechung die Rote Karte zu zeigen.


    Man stelle sich nur folgendes vor: Der Spieler, der im Mittelkreis ein grobes, mit Rot zu ahnendes Foulspiel begeht, verhindert im weiteren Spielzug - weil der SR auf Vorteil entscheidet - auf der Linie mit der Hand ein Tor... eieiei.


    Gruß
    -ae-

    "Denn wir schwören Stein und Bein - auf die Elf vom Niederrhein."

  • Eine sehr schwierige Frage, denn woher weiß ich, dass der Spieler in der eigenen Spielhälfte "freie Bahn" hat und dadurch sogar ein Tor fällt.
    Nochmals: Bei einem Vergehen in der eigenen Hälfte ?


    Erfahrungsgemäß sollte dieses vorsätzliche Vergehen sofort bestraft werden, auch wenn auf Vorteil entschieden würde, die Spieler in der Beton-Liga würden dies sowieso nicht verstehen und hier ggf. hinter meinem Rücken zur Selbstjustiz greifen.


    Danach hast du die Hexe im Spiel :D

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Zitat von SCHIRI-FT.de;78869

    Danach hast du die Hexe im Spiel :D


    Ist die rothaarig? ;)


    Nein, im Ernst: Bei einer Aktion, die einen FaD nach sich zieht, und dann noch im Nirvana des Mittelfelds passiert, würde ich aber stehenden Fußes unterbrechen und nicht auf einen eventuell vielleicht eintretenden Vorteil spekulieren!

  • Letzendlich ist es egal, ob es sich bei dem Versuch in Strafraumnähe handelte - oder kurz vor der Mittellinie in der eigenen Hälfte.


    Bei einem Pantelic, Podolski oder Luca Toni kann man den Vorteil ruhig geben, bei einem Kurany oder so alten Leuten sollte man schon abpfeifen.


    Aber Spaß beiseite - auch an der Mittellinie kann man auf Vorteil entscheiden - und hinterher die persönliche Strafe aussprechen.



    Hier lieber Daniel - interpretierst Du den Satz falsch.


    Gemeint ist, dass die :rote_karte: sofort zu geben ist - sollte sich kein Vorteil ergeben.
    Gibt es einen Vorteil - folgt die :rote_karte: im Anschluß


    Aber die Farbe der Karte ist eindeutig festgelegt und kann nur rot sein - ob mit oder ohne Vorteil.

    ...so langsam sterben die letzten Opa's aus,
    die ihren Enkeln von der letzten Schalker Meisterschaft erzählen können

  • Wenn ein Spieler so foult, dass er Rot sehen muss, unterbreche ich sofort, es sei denn der Schütz kann noch auf das Tor schiessen.

  • Ich denke, dass sich nach dieser Beschreibung eine klare Vorteilssituation ergibt. Ich würde eine pers. Strafe in nächster Spielruhe aussprechen. Wenn sich der Vorteil NICHT ergibt, kann ich es immernoch zurück pfeifen.


    ABER: Es könnte einen FaD nur wegen Tretens oder groben Foulspiels geben. Nicht jedoch wegen Verhinderung einer Torchance! Auch wenn er alleine auf das leere Tor zulaufen würde.


    Nun, ich sehe aus der Situationsbeschreibung kein grobes Foulspiel oder Treten.Daher von der Spielsituation her Verwarnung. Das Foul müsste ich sehen, um es zu beurteilen;)

  • Das versuchte Foul war eindeutig: Hätte der Spieler getroffen, wäre ein FaD wegen groben Foulspiels zwingend gewesen.


    Das Problem ist, dass nach Regel 12 auch ein versuchtes Treten als Foul zu ahnden ist. Bei den persönlichen Strafen ist aber nicht erwähnt, ob der reine Versuch ebenfalls und wenn ja in gleichem Umfang zu ahnden ist wie ein "erfolgreiches" Foul? Auch der Auszug aus der "BFV-Bibel" war bisher Gegenstand unterschiedlicher Auslegung, auch wenn mir die Variante von chaotix einleuchtend erscheint, dass hier der Vorteil zu gewähren war, der FaD auch für das versuchte grobe Foulspiel aber in der nächsten Spielunterbrechung (hilfweise nach Ablauf der Frist, die abgewartet werden soll, ob sich ein Vorteil ergibt) verhängt werden muss.


    Der Umstand, dass sich aus dem Angriff ein Tor ergab, ist eigentlich nachrangig, zeigt aber, dass die Vorteilsentscheidung grundsätzlich richtig war.

  • Laut den FIFA-Anweisungen zu Regel 12 (aktuelles Regelbuch S. 89) begeht derjenige ein "grobes Foul", der "...im Kampf um den Ball übermäßig hart oder brutal in den Zweikampf einsteigt. Gefährdet ein Spieler in einem Zweikampf die Gesundheit des Gegners, ist dies als grobes Foul zu ahnden. Ein Spieler, der im Kampf um den Ball...mit einem oder beiden Beinen in einen Gegenspieler hineinspringt und durch übertriebene Härte die Gesundheit des Gegners gefährdet, begeht ein grobes Foul."


    M.E. zeigt diese FIFA-Definition, dass für ein grobes Foul kein Kontakt vorliegen muß, also gibt es mit oder ohne Treffen des Gegners grundsätzlich :rote_karte:.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Lasst doch mal die These mit dem Vorteil außen vor.


    Ein Spieler schießt aus 30 Metern aufs Tor, weil der Torwart zu weit aus dem Kasten ist.
    In dem Moment kommt ein Abwehrspieler mit beiden Beinen gestreckt voran angeflogen - der Schütze kann sich nur doch einen Sprung vor einer Berührung retten - der Ball geht derweil ins Tor.


    Auch hier kann es nur :rote_karte: geben, Tor und Anstoß.

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