SR-Beleidigung oder Missverständnis

Irgendwie klingt die ganze Sache sehr merkwürdig - allerdings ist auch die Einlassung des Trainers nicht 100 % glaubwürdig, denn üblicherweise werden die Spieler mit dem Vor- und nicht dem Nachnamen gerufen.

Das kann man so global nicht sagen. Es ist heute bei vielen Usus, den Nachnamen zu rufen. Es waren 5 Zeugen da, die für ihn ausgesagt haben, darunter ein Zuschauer. Was will das Gericht denn noch? Ich kann das Urteil nicht verstehen, jedes "normale" Gericht hätte ihn freigesprochen.

Man sollte schon den Schiedsrichtern glauben, aber bei so vielen Zeugen? Vlt. hat sich ja auch der Assistent verhört.

Also wenn ich mit einem Kollegen vom Sportgericht spreche, sagt der mir, dass bei manchen Verhandlungen gelogen wird, dass sich die Balken biegen. Ich will jetzt nicht behaupten, dass der SRA recht hat und der Trainer unrecht, aber ich bin seit 1971 SR und habe es ganz selten erlebt, dass ein Trainer einen Spieler nur mit Nachnamen anspricht. In so einem Fall steht Aussage gegen Aussage. Zeugen sind in einem solchen Fall immer mit vorsicht zu hören, denn die werden ihren Trainer nicht in die Pfanne hauen. Der SRA hat natürlich keine Zeugen, das ist klar. Man müßte mehr über die Situation vor dem Vorfall wissen, um sich hier ein Urteil bilden zu können. War vorher schon mehrmals Kritik an den SRtern geübt worden, wurde der Trainer schon mal ermahnt usw.!
Mir als SRA haben sie mal 120.-€ Strafe aufgebrummt, weil ich zu Zuschauern angeblich was gesagt haben soll! Das stimmte zwar nicht, aber mehrere Zeugen wollten das gehört haben. Damit war ich der A.... und habe meine Laufbahn als SRA beendet.

Sportgerichte sind eben keine Gerichte in klassischem Sinn, denn zumindest hätte es "im Zweifel für den Angeklagten" lauten müssen.
Mir geht es auf dem Spielfeld auch öfters so, dass ich mir nicht sicher bin,ob hier jemand was zu mir sagt oder zu jemand anderem. Ich frage in so einem Fall halt immer nach, dann ist eh meistens Ruhe - entweder weil ich nicht gemeint war oder das Gegenüber sich ertappt fühlte.
Jedenfalls mir gefällt dieses Urteil nicht.

Naja, also diesen Trainer zu verurteilen halte ich für sehr gewagt. Es gibt nämlich in der Tat viele Trainer, die ihre Spieler mit dem Nachnamen oder auch mit einem Spitznamen rufen.

Ich hab einmal einen Spieler mit einem FV belegt, weil dieser "Ich brech dir die Beine!" sagte. Vor der Spruchkammer widerlegten jedoch sowohl Trainer, als auch der gegnerische Trainer, dass der Spieler "Soll er mir die Beine brechen?" (oder so ähnlich) gerufen hatte. Naja, ich räumte dann ein, dass ich mich sehr wohl verhört gehabt haben konnte und der Spieler wurde freigesprochen. Zudem kannte ich den Spieler und normalerweise lässt er sich nicht zu solchen Aussagen hinreißen.

Vorgänge, die der SR selbst beobachtet und beschrieben hat sind bei SpG-Verhandlungen maßgebend, sofern diese für das Gericht glaubhaft sind. Dies war bei diesem Fall wohl so und dementsprechend ist das Urteil ausgefallen !

Ich finde das auch sehr gewagt, den Trainer zu verurteilen, obwohl er 5 Zeugen hat, und einer seiner Spieler wirklich Kreutzer hieß...

Was mich interessieren würde:
Wenn ein Trainer "Hoyzer" reinschreit, geht der bei euch, oder habt ihr in dem Fall dann gerade nichts gehört?
Ich weiß, ist OffTopic, aber ehrlich gesagt: Ich wär vorbeigelaufen hätte mir gedacht, dass es noch 5 Min sind und dann wäre eh Ruhe... Ich hätte den nicht gehen lassen...

Wenn mich ein Trainer Hoyzer nennt, dann geht er !

1) Ich halte es für unrealistisch, dass sich der Linienrichter angesprochen fühlt, wenn der Trainer einem Spieler auf dem Feld etwas zuruft. Das kann man normaler Weise sehr gut unterscheiden, wer gemeint ist. Außerdem wird wird das böse H-Wort ja zumeist noch aufgefüllt mit Vornamen oder ans Ende einer ausführlicheren Schiedsrichterkritik gestellt (Wie war das nochmal? DFB-Anweisung: oder nur ?).

2) Des weiteren glaube ich nicht, dass sich der Linienrichter nicht korrigieren lässt, wenn Sekunden später der Spieler Kreuzer an die Linien trabt oder der Trainer sich unmittelbar danach erklärt. Die bloße zusammenhangslose Erwähnung des Namens findet doch nicht so einfach den Weg in den Spielbericht.

Mit dieser Vorstellung im Kopf finde ich es durchaus richtig allen Zeugen zu misstrauen und das Wort des Assistenten für bare Münze zu nehmen.

PS: Ärgerlich wär's natürlich schon, wenn's doch nicht so war. Man sollte mal die Spieler in der Mannschaft nach "Kreuzer" fragen. Mal gucken, wie viele dann ratlos gucken, weil sie den Spieler nur als Christian, Chris, etc. kennen...

Zitat von BenniP;74393

1) (Wie war das nochmal? DFB-Anweisung: oder nur ?).

Zitat von Markus;74390

Was mich interessieren würde:
Wenn ein Trainer "Hoyzer" reinschreit, geht der bei euch, oder habt ihr in dem Fall dann gerade nichts gehört?
Ich weiß, ist OffTopic, aber ehrlich gesagt: Ich wär vorbeigelaufen hätte mir gedacht, dass es noch 5 Min sind und dann wäre eh Ruhe... Ich hätte den nicht gehen lassen...

Eine üblere Beleidigung als "Hoyzer" gibt es für einen SR kaum. Der Trainer wäre bei mir nicht nur rausgeflogen, sondern wäre bei uns sicher aufgrund des diesbezüglichen Sonderberichts für mehrere Spiele gesperrt worden.

Wir waren alle weder bei dem Spiel noch bei der Verhandlung. Ein SG wird nicht ohne Grund den Zeugen nicht glauben, z.B. dann nicht, wenn sie der Meinung sind, dass die Aussagen abgestimmt sind.

Interessanter Fall... von außen schwer zu beurteilen. Aber mir ist letzte Woche folgendes passiert.

Stand von 1:1 etwa 85. Minute. Ein Verteidiger zieht im eigenen Strafraum am Trikot des Gegners, dieser kommt dadurch zu Fall noch bevor der Ball ihn erreichen konnte. Für mich war das in diesem Fall eine klare gelbe Karte und ich zeige natürlich auf den Punkt. Daraufhin ruft der Trainer "Schiri, bist du deppert bliebm?" Ich lauf zu ihm raus und wollte ihn gerade auf die Bank schicken, da kommt der Spieler der zuvor gefoult hatte und erklärt mir, dass sein Spitzname "Schini" ist (Kurzform seines Nachnamens) und das es dieses Missverständnis einige male in der Saison geben würde.

Entweder war das eine gut einstudierte Ausrede, oder es stimmt tatsächlich. Zumindest habe ich von einer Anzeige abgesehen.

Was ich damit sagen will, ist das ich mir schon vorstellen kann, dass der SR sich vielleicht wirklich nur verhört hat. Weiters möchte ich sagen, dass wir uns in meiner alten Fußballmannschaft teilweise wirklich beim Nachnamen rufen! Zwar nur die wenigsten, aber es kommt vor!

Hab ich in meinen letzten Spielen oft gehabt, dass Spieler einen Spitznamen hatten, der sich wie "Schiri" anhörte.
Die jeweiligen Spieler reagierten dann aber auch auf den Zuruf, von daher wird es schon so stimmen. Beschimpft wurden sie allerdings nicht vom Trainer oder Mitspielern.

Deswegen reagiere ich auf "Schiri" auch erst sehr spät, und zwar wenn das rufen penetranter wird.