Vorteilsbestimmung - Ball geht ins Out

  • Ein Spieler wird gefoult, bleibt aber am Ball. Der SR wendet die Vorteilsbestimmungen an und zeigt dies auch an. Der Ball gelangt unmittelbar darauf ins Seitenout. Kann hier der verzögerte Pfiff noch praktiziert werden? Darf man da noch zurück gehen und ein Foul pfeifen? Wie praktiziert ihr das und wie wird das bei euch gelehrt, bzw. wo stehts geschrieben?

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


    "Ein Sieger findet für jedes Problem eine Lösung."
    "Ein Verlierer findet in jeder Lösung ein Problem."


    Corneille

  • Wenn der Ball vom Spieler direkt ins Aus geht, dann pfeif ich den Freistoß. Für mich ist Wichtig, dass der gefoulte Spieler den Ball kontrolliert abspielen kann, bzw, dass der Ball danach bei einem Mitspieler ankommt.
    Wenn der Nächste den Ball versemmelt, dann Pech gehabt.

  • Die Beantwortung dieser Frage lautete auf einem aktuellen Regeltest: "SR kann nicht mehr auf das Foulvergehen zurückkommen, weil der Ball inzwischen im Seitenout landete"


    In unserem Land gibt es aber offizielle Erläuterungen des ÖFB zu den Regeln, die dort heissen:
    6. Anwendung der Vorteilsbestimmung
    6.1 Der Schiedsrichter soll von einer Unterbrechung des Spieles absehen, wenn er überzeugt ist, dass sich die Spielunterbrechung zum Vorteil der übertretenden Mannschaft auswirken würde. Kommt es zu keinem unmittelbaren Vorteil, so ist mit „verzögertem Pfiff“ auf das vorangegangene Vergehen zurückzukommen. Die Wahrnehmung des Schiedsrichters ist entscheidend – zu diesem Zeitpunkt muss der Ball noch im Spiel gewesen sein und daher kann auch nachdem der Ball die Spielfeldbegrenzung überschritten hat, noch auf das vorangegangene Vergehen zurückgekommen werden.


    Liegt hier nicht ein Widerspruch vor?

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


    "Ein Sieger findet für jedes Problem eine Lösung."
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    Corneille

  • Grundsätzlich ist es natürlich klar, daß man nur noch zurückpfeifen kann, wenn der Ball noch im Spiel ist. Ob es immer gelingt, die Pfeife rechtzeitig zum Mund zu führen, ist eine andere Frage. Also denke ich, daß man in der Praxis schon noch unterbrechen sollte, wenn man gerade sieht, daß der Ball ins Aus geht, sich also kein Vorteil einstellt.


    In der Ausgangsfrage hat der SR allerdings schon deutlich Vorteil angezeigt und sich somit festgelegt. In meinen Augen ist somit kein verzögerter Pfiff mehr möglich, weshalb man sich besser erst nach 2-3 Sekunden auf Vorteil oder Pfiff festlegt. Dies wurde bereits hier ausführlich diskutiert.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Bei uns im Lehrgang etwa kam folgende Regelfrage im Haustest:


    Zitat von Hausregeltest


    Wie lange darf die Vorteilsbestimmung angewandt werden, was ist zu beachten?


    Richtige Antwort: Ein paar sec. (waren früher einmal 4-5sec.). Zu beachten ist, dass sich der Ball noch im Spiel befindet.


    Ist ja auch logisch, da man theoretisch kein Freistoß pfeifen kann, wenn der Ball nicht im Spiel ist.


    MfG Tim

  • Hier sind Theorie und Praxis tatsächlich wieder einmal voneinander weit entfernt.


    Grundsätzlich hat Stefan meiner Meinung nach recht. In diesem Falle sollte man für die Praxis wohl auch so verfahren, dass man zurückpfeift, obwohl der Ball im Aus ist, wenn man eh sofort pfeifen wollte - halt nicht schnell genug war. Aber wenn nun auf Vorteil entschieden wurde, man sich also für ein "nicht-pfeifen" entschieden hat und dies auch kund tut, dann muss man hier wohl Einwurf geben.


    In einigen Zweifelsfällen, wo genau dies zur Anwendung kommt, sehe ich jedoch auch gewaltige Probleme in einer "fairen" Umsetzung - denn eigentlich will man pfeifen, darf es aber nicht mehr? Seltsam!

    Wo käme man hin, wenn alle sagten:
    Wo käme man hin? und niemand ginge,
    um einmal zu schauen,
    wohin man käme, wenn man ginge

    (Kurt Marti)

  • Tja, aber diese Erläuterung im Bezug, finde ich dagegen total widersprüchlich, oder kann ich die deutsche Sprache nicht mehr lesen?

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


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    Corneille

  • Zitat von Graf Björn;73691

    denn eigentlich will man pfeifen, darf es aber nicht mehr? Seltsam!


    Du hast es selber gesagt, Theorie und Praxis sind hier sehr verschieden.


    Natürlich solltest du, um die Gemüter zu beruhigen, pfeifen, wenn der Ball wirklich nur wenige Sekunden, nachdem du auf Vorteil entschieden hast, dieser allerdings nicht wirklich eingetreten ist (Spieler kommt nicht ganz an den Ball, etc...), ins Aus geht.
    Allerdings denke ich, dass so eine Situation nicht häufig vorkommt, da der Ball an der Seitenlinie, gegen 2 oder mehr Spieler (ob Gegen-, oder Mitspieler), eh schwer zu kontrollieren ist. Wenn der Spieler den Ball allerdings kontrollieren kann und wirklich aus dem "Gewusel" raus ist (anders kann ich mir eine Ballkontrolle in so einem Fall nicht vorstellen), und sich den Ball dann zu weit vorlegt und dieser dann ins Aus rollt, hat der Spieler Pech gehabt.


    MfG Tim


    ps: redrefer, auf welchen Beitrag bezog sich dein Pos, kann nämlich weder in "Graf Björn"s Beitrag, noch in meinem Widersprüchlichkeiten finden.

  • Nein, ich meinte nicht euch, wir laufen da ohnehin alle konform!


    Ich meinte die Anweisung der "obersten nationalen Behörde" die sehe ich hier problematisch, weil hier nach gegeben Vorteil und nachfolgendem "Ball raus aus dem Feld", trotzdem Freistoß gegeben werden soll? Ich machs noch ärger, der Schiri lässt (fälschlicherweise) im Strafraum weiterspielen, der Schütze ist so dumm und haut daneben, der Ball geht raus und der Schiri pfeift dann den Vorteil zurück und gibt Strafstoß! Gemäß dieser Anweisung korrekt, ich aber meine das ist nicht möglich!


    6. Anwendung der Vorteilsbestimmung
    6.1 Der Schiedsrichter soll von einer Unterbrechung des Spieles absehen, wenn er überzeugt ist, dass sich die Spielunterbrechung zum Vorteil der übertretenden Mannschaft auswirken würde. Kommt es zu keinem unmittelbaren Vorteil, so ist mit „verzögertem Pfiff“ auf das vorangegangene Vergehen zurückzukommen. Die Wahrnehmung des Schiedsrichters ist entscheidend – zu diesem Zeitpunkt muss der Ball noch im Spiel gewesen sein und daher kann auch nachdem der Ball die Spielfeldbegrenzung überschritten hat, noch auf das vorangegangene Vergehen zurückgekommen werden.

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


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    Corneille

  • Hast du eine Quelle für den von dir genannten Punkt 6.1, redrefer?
    Diese Begründung finde ich in sich eindeutig, die jedoch dem Gelehrten bei mir im Verband widerspricht. Sollte es sich hierbei - was ich befürchte, nicht der Fall ist - um eine deutsche Anweisung halten, würde ich die gerne mal meinem Lehrwart schicken.


    Zum Vorteil im Strafraum: Hier würde ich wohl auch nicht pfeifen, weil der Schütze in dem Fall wohl die Gelegenheit hatte, kontrolliert auf das Tor zu schießen. Was er daraus macht, ist ne andere Sache - Vorteil ist ja keine Torgarantie.
    Und eben deswegen ist es schwierig, eine pauschale Aussage für den Ball im Seitenaus und Vorteil zu geben, da muss man fast schon Einzelfallentscheidungen machen.

    Wo käme man hin, wenn alle sagten:
    Wo käme man hin? und niemand ginge,
    um einmal zu schauen,
    wohin man käme, wenn man ginge

    (Kurt Marti)

  • Also ,zwischen der Theorie und der Praxis ist einer kleiner Unterschied.In den Regeln wird nicht auf die Reaktionszeit achten.In der Praxis muss der SR erst mal reagieren und dann agieren.Ausserdem hab ich schon Spiele gesehen wo ein Foul auf Vorteil entschieden wurde, aber der Gefoulte scheint verletzt .Die Gegner schiessen raus.Nach einer medizinischen Behandlung gibt der SR Freistoss.Das wäre aber falsch ,oder?

  • Ich finde die Anweisung gar nicht widersprüchlich. Du hast ein Vergehen, gibst zunächst den Vorteil und dann geht der Ball ins Aus. In der Regel wirst du nicht so schnell pfeiffen können, wenn der Ball noch kurz vor der Linie ist. Also wieso sollte man nicht zurückpfeifen? Habe das schon oft so praktiziert, schließlich braucht man auch etwas Reaktion. Wenn der Ball dann schnell ins Aus geht hat man eben aufgrund der menschlichen Reaktionszeit gar keine Chance so schnell zu pfeifen. Da pfeife ich eben wenn der Ball schon im Aus ist und zurück. Entscheidend ist doch, das beim Vergehen der Ball im Spiel war.
    Die beschriebene Strafstoßsituation ist wieder etwas anderes. Da hatte der Stürmer ja seinen Vorteil in Form seiner Schußchance, das hat dann nichts mehr mit Ball im oder aus dem Spiel zu tun, sondern damit das der Vorteil (die Torchance) bereits eingetreten ist.

  • Beitrag bezieht sich auf Matzes Statement:


    Regeltechnisch ist das auch möglich. Solange das Spiel nicht fortgesetzt ist, kann der SR seine Entscheidung revidieren.


    Wo ist aber der Vorteil, wenn der gefoulte Spieler eh den Ball ins Aus spielen muss? Wenn der SR auf Vorteil entscheidet und der gefoulte Spieler zu Fall kommt, ist dass der klassische Fall für den verzögerten Pfiff.

  • Ich will damit sagen, dass diese Regel recht unrealistich ist.Nach dieser Regel dürfte die von mir gestellt Situation falsch sein.