In einem anderen Thread hatte ich u.a. folgenden Inhalt, der mir aber mal eine Grundsatzdiskussion wert scheint:
In vielen, wenn nicht gar allen, Verbänden ist es üblich, dass erst ab bestimmten Altersklassen geprüfte Schiedsrichter angesetzt werden. Die Frage, ob da aus der Not eine Tugend gemacht wird, weil man nicht genügend Schiedsrichter hat, oder ob es schlicht auf monetäre Gründe zurückzuführen ist, was ich für mindestens ebenso wahrscheinlich halte, darf hier mal bewusst offen bleiben. Fakt ist, dass, weil es ja um nichts geht, jeder Kreti und Pleti hier pfeifen darf.
Es stimmt, gerade in den unteren Jugenden geht es - tabellenmäßig betrachtet - um nichts. Andererseits stimmt diese Aussage aber auch nicht, denn erstens haben auch diese Kinder durchaus schon ein gut ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden und zweitens sollen sie doch die Regeln lernen; das die meisten Trainer dies nicht leisten können, dürfte außer Zweifel stehen.
Besonders "dramatisch" wird es, wenn die Vereine bei Turnieren auf solche Schiedsrichter zurückgreifen, wobei es zunehmend Mode (oder pure Notwendigkeit?) wird, hier Jugendliche oder auch nur ältere Kinder als Schiedsrichter anzusetzen. Nicht nur, dass die Regelkenntnisse unzureichend und Heimvereinsbrillen nahezu die Regel sind, auch die charakterliche Festigkeit ist meist nicht gegeben; wenn da von draußen einer laut genug Foul brüllt, wird eben gepfiffen - und es gibt Trainer, die das perfekt beherrschen, gerade habe ich das bei einem E-Jugend-Turnier wieder mal erleben "dürfen" (nein, meine Mannschaft war nicht beteiligt).
Gerade im Rahmen der Nachwuchsförderung gibt es hier einen Zwiespalt, weil einerseits noch kein Meister vom Himmel gefallen ist und der Nachwuchs auch eine Chance haben muss, andererseits die Jugendmannschaften auch keine Versuchskaninchen sein dürfen; dorht hier ein unauflösbarer Widerspruch?
Vorschlag:
Es wäre daher wünschenswert, wenn man so eine Art Vor-Schiedsrichter schaffen könnte; dieser muss nicht vom Verband, sondern vom Verein ausgebildet werden. Ausbildungsinhalt müssen die Grundzüge des Regelwerkes sein, die eben im praktischen Leben Bedeutung haben, Spezialitäten wie Abseits, Wurfvergehen und unerlaubter Spieleintritt können, weil nur selten relevant, erst einmal außen vor bleiben. Damit wäre aber schon einmal gewährleistet, dass diesen jungen Leuten keine groben Schnitzer aus Unwissenheit passieren, denn uns ist wohl allen klar, dass die Regelkenntnisse aus der reinen Tätigkeit als Spieler unzureichend sind; im übrigen kann sich das auch nur positiv auf die Tätigkeit als Spieler auswirken.
Natürlich wird auch dies nicht die Heimvereinsbrille beseitigen, aber - hoffentlich - die Anfälligkeit für unqualifizierte Zwischenrufe mindern und die Entscheidungskompetenz erhöhen. Mir ist schon klar, dass diese "Lösung" unvollkommen wäre, aber es erscheint mir als Kompromisslösung tragbar. Was haltet Ihr von dem Gedanken?