Der Rückwärtsgang und seine Folgen

  • Aber man kann doch nichts pfeifen, was vielleicht passieren würde.

    Macht man nicht genau das beim gefährlichen Spiel?


    Fuß gegen Kopf ist nunmal kein legales Spiel, birgt hohes Verletzungspotenzial und man muss nicht auf den Knall warten, um das zu unterbinden.

    Gegner umrennen aber auch nicht, hier soll man aber auf den Knall warten um das zu unterbinden?


    PS: Ihr wollt jetzt aber nicht wirklich Verteidigern indirekte Freistöße zusprechen, weil ihr Gegenspieler mehr wiegt und sie sich im Zweikampf somit eventuell verletzen könnten, oder?

    Naja wenn, wenn die gleiche Situation meiner Ansicht nach beim "nicht aus dem Weg gehen" in einem Freistoß für den Verteidiger enden würde, dann irgendwie schon.

    Ich sehe da ehrlich gesagt nicht den Unterschied zum hohen Bein, kommt aber natürlich noch stärker auf die genaue Situation an.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler  Irgendjemand Alt-Herren Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Macht man nicht genau das beim gefährlichen Spiel?

    Ne. Dann pfeift man, weil der Gegner schon gefährlich gespielt hat. Wenn aber einer ausweicht, weil er sich „bedroht“ fühlt, ist im Grunde nichts passiert.

  • Ne. Dann pfeift man, weil der Gegner schon gefährlich gespielt hat. Wenn aber einer ausweicht, weil er sich „bedroht“ fühlt, ist im Grunde nichts passiert.

    Da interpretiere ich die Regel 12.2 anders:


    „und schliesst eine Aktion ein, durch die ein nahestehender Gegner aus Angst vor einer Verletzung am Spielen des Balls gehindert wird.“


    Eben deswegen gibt es ja als Entschädigung für das Zurückziehen, nicht in den Zweikampf gehen oder eben auch das Ausweichen wenigstens den indirekten Freistoß.


    Und solange kein Gegenspieler in seinem Verhalten beeinträchtigt wird, gibt es eigentlich auch keinen Grund ein zu hohes oder gestrecktes Bein oder einen zu tiefen Kopf zu bestrafen.

  • Ich denke, dass das Problem hier darin liegt, dass die Regel sehr schwammig formuliert ist:


    "Als gefährliches Spiel gilt jede Aktion beim Versuch, den Ball zu spielen, durch die jemand verletzt werden könnte [...]"


    Wer hat es noch nie erlebt, dass ein Spieler aus einem regelkonformen Zweikampf eine Verletzung davontrug (und sei es eine Prellung)? Ist die Folge, dass für derartige Zweikämpfe in Zukunft immer gefährliches Spiel gegeben wird?


    Wie ich oben schon schrieb, würde ich im Regeltest immer idf geben, wenn "ausweicht, um eine eigene Verletzung zu vermeiden" in der Frage steht. In der Praxis muss mir diese Verletzungsgefahr schon relativ konkret sein. Bei einem Spieler, der den Kopf wegzieht, um einen Tritt zu vermeiden, erscheint das relativ simpel.


    Ich halte es jedoch im Regelfall für unwahrscheinlich, dass ein Spieler durch einen rückwärts laufenden Gegenspieler verletzt wird. Rückwärts laufende Spieler haben üblicherweise kein besonders hohes Tempo, der andere Spieler sieht ihn kommen und kann sich entsprechend bereit machen und generell haben Treffer Torso gegen Torso nach meiner Erfahrung ein geringes Verletzungsrisiko.

  • Ne. Dann pfeift man, weil der Gegner schon gefährlich gespielt hat. Wenn aber einer ausweicht, weil er sich „bedroht“ fühlt, ist im Grunde nichts passiert.

    Aber es ist ja eigentlich nur gefährliches Spiel, wenn der Gegner ausweicht. Wenn er nicht ausweicht, haben wir entweder verbotenes Spiel (falls getroffen wird) oder gar nichts, weil das Bein vielleicht auf Kopfhöhe war, der Gegner aber trotzdem hingegangen ist und nicht getroffen wurde.

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  • Wenn jemand auf einen zurennt, macht er was völlig typisches im Fußball. Er rennt. Im Gegensatz dazu sind aber ein zu hohes oder gestrecktes Bein keine Fußballtypischen Bewegungen und werden deswegen auch geahndet, wenn der Gegner damit gefährdet wird. Und für mich sind es diese untypischen Bewegungsabläufe, die der Regelgeber bestraft sehen will und nicht das bloße ausweichen, weil ja was passieren könnte.

    zettelbox hat es doch schon sehr gut erläutert.

  • Im Gegensatz dazu sind aber ein zu hohes oder gestrecktes Bein keine Fußballtypischen Bewegungen und werden deswegen auch geahndet, wenn der Gegner damit gefährdet wird. U

    Hohes und insbesondere gestrecktes Bein (Hummels-Grätschen) sind sehr wohl fußballtypische Bewegungen. Und es ist nicht üblich, sich mit hoher Geschwindigkeit in eine aussichtsreiche Position zu bringen und dabei Gegenspieler gesundheitlich zu gefährden.


    Das gefährliche Spiel ist tatsächlich eine der komplizierten Regeln, auch wenn die Entscheidungen selten in Frage gestellt werden. Das liegt daran, dass sie meist nicht spielentscheidend sind.


    Das Regelwerk definiert leider nicht, an welche Vorraussetzungen „es könnte sich jemand verletzen“ geknüpft sind. Man kann sich natürlich bei so ziemlich allen verletzen.


    Meines Erachtens muss es schon eine Aktion sein, bei der im Falle eines vollen Kontaktes mindestens Rücksichtslosigkeit vorliegt. Und es muss auch ein Spieler in der unmittelbaren Nähe sein, der zumindest die Möglichkeit hat den Ball früher oder gleichzeitig zu spielen. Das Risiko nur fahrlässig gefoult zu werden, muss ein Spieler einfach hinnehmen.


    In der Praxis werden „Hummelsgrätschen“ auch nur mit dF/StS geahndet, wenn er den Gegner trifft. Obgleich regeltheoretisch der idF korrekt wäre, wenn der Gegner aus Angst zur minimal zurückzieht.


    Und wie oft wird den Strafstoß oder idF gepfiffen, wenn ein Abwehrspieler fahrlässig erfolglos in den Laufweg des Angreifers grätscht, dieser ausweicht, um einen Kontakt zu verhindern und dadurch ins Straucheln kommt oder gar hinfällt? Entweder man lobt das FairPlay des Angreifers oder unterstellt ihm eine Schwalbe, wenn er stürzt. Kein Wunder, dass die Spieler deswegen den Kontakt suchen.


    Die Situation, über die wir diskutieren, ist sicherlich nur theoretisch korrekt lösbar. Für idF müsste für mich der mögliche Zusammenprall mindestens gelbwürdig sein und das Ausweichmanöver unmittelbar davor. Und selbst dann wäre der dF taktisch möglicherweise besser, weil man doch einen Kontakt „wahrgenommen“ hat oder man lässt weiterspielen.

  • wenn der Gegner aus Angst zur minimal zurückzieht.

    Eigentlich sogar wenn er nicht zurück zieht.

    Hab mir gerade nochmal den konkreten Regeltext durchgelesen.

    Zitat

    Als gefährliches Spiel gilt jede Aktion beim Versuch, den Ball zu spielen, durch die jemand verletzt werden könnte (einschließlich des Spielers, der die Aktion begeht), und schließt eine Aktion ein, durch die ein nahestehender Gegner aus Angst vor einer Verletzung am Spielen des Balls gehindert wird.



    Der Teil mit der "Angst vor der Verletzung" ist ja gar nicht zwingend nach dem Wortlaut.

    Im Englischen Original ist das irgendwie anders verknüpft, da klingt es mehr nach muss.


    Jetzt gehts schon wieder sehr weit in die Regeltheorie und warum was wie geschrieben wurde.

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  • Der Teil mit der "Angst vor der Verletzung" ist ja gar nicht zwingend nach dem Wortlaut.

    Nein, aber ein mögliches Kriterium bei der Bewertung. Es bleibt trotzdem nebulös, unter welchen Randbedingungen - neben z. B. dem zu hohen oder gestreckten Bein - gegeben sein müssen, dass eine konkrete Verletzungsgefahr vorliegt.


    Nach meinem dafürhalten muss ein anderer Spieler in spielbarer Nähe des Balles sein, unabhängig ob er deswegen zurückzieht oder nicht.


    Oder er muss eben in höchster Not ausweichen. Nehmen wir als anderes Beispiel den Torhüter der im Sprint den Ball gefangen hat und nun mit dem Knie oder der Sohle voraus Richtung Gegenspieler fliegt. Soll das ungeahndet bleiben, nur weil der Spieler aus Angst vor einer Verletzung ausweicht?

  • Der Teil mit der "Angst vor der Verletzung" ist ja gar nicht zwingend nach dem Wortlaut.

    Im Englischen Original ist das irgendwie anders verknüpft, da klingt es mehr nach muss.


    Jetzt gehts schon wieder sehr weit in die Regeltheorie und warum was wie geschrieben wurde.

    War eine Regeländerung vor ein paar Jahren, wo dies von sehr konkretem "Unterlassen aus Angst" zu diesem etwas umständlichen Text wurde.


    Davon abgesehen ist diese Diskussion etwas seltsam. Aus einem rückwärtslaufenden Spieler ist in der Vorstellung einiger eine nach vorne stürzende Dampframme geworden. Ja klar, irgendwo gibt es immer Grenzen, dann sind wir aber wahrscheinlich schon im Bereich einer Tätlichkeit.