Rückpass/SR-Ball extrem

  • Ein Verteidiger spielt den Ball klar in Richtung seines Torwartes. Unterwegs berührt den Ball ein Angreifer, so dass der Ball seine Flugbahn ändert und gegen den Schiedsrichter prallt, so dass der Ball am Ende den TW erreicht, der den Ball aus Sicherheitsgründen mit den Händen aufnimmt. Aber wie lösen wir das regeltechnisch auf?


    Eigentlich haben wir einen Klassiker eines Rückpasses, aber jetzt kommt es: Reicht der reine Kontakt zur Auflösung der Situation? Falls ja: Reicht der Kontakt - wohlgemerkt kein Ballbesitz - dann auch dafür, dass ein SR-Ball notwendig wäre, weil der Ball vom Angreifer via Schiri zum verteidigenden TW kommt, denn ein Wechsel des Ballbesitzes liegt ja nicht vor. Sehe ich aber keinen Wechsel des Ballbesitzes, müsste dann nicht der Rückpass doch noch aktiv sein? Oder löst die reine Berührung den Rückpass auf, führt aber nicht zum Wechsel des Ballbesitzes und damit zum SR-Ball? Ich bin gerade unsicher ... Und sage keiner, dass das irrelevant sei, ein (vermeintlicher) Rückpass wird immer reklamiert und wenn es ganz blöd läuft, dann entsteht aus der Ballkontrolle des Torwartes das entscheidende Tor.

  • Beim Rückpass reicht meines Wissens der Kontakt durch den Angreifer um ihn unwirksam zu machen. Steht zwar nicht explizit in den Regeln, aber ist gängige Auslegung, denke ich.


    Bzgl. SR-Ball geht es in der Tat um Ballbesitz und ich würde da deiner Argumentation folgen, dass dieser eigentlich nicht wechselt. Wobei das vermutlich nicht eindeutig ist, ob nicht doch die Berührung reicht.

  • Ich verstehe die Frage bzw. Problemstellung nicht.


    a) Ballbesitz definiert sich über Ballkontakte. Dementsprechend war in diesem Zusammenhang der Angreifer durchaus in Ballbesitz.


    b) Durch die Ballberührung des Angreifers darf der TW den Ball regelkonform aufnehmen. Nr.23 Klar steht das auch explizit in den Regeln.

  • Wo genau steht das mit der Ballberührung des Angreifers?

    Direkt in der Regel: "einem absichtlichen Zuspiel eines Mitspielers mit dem Fuß zum Torhüter" (in der Version 2023/24 auf S. 75) schließt alle Rückspiele aus, die nicht zuletzt vom Mitspieler mit dem Fuß berührt wurden. Man sieht in jedem Spiel einige zum Torhüter zurückgeköpfte Bälle, das ist ja eindeutig auch kein strafbarer Rückpass; die Grundlage liegt dafür ebenfalls in genau diesem Satz.


    Minimale Voraussetzungen für einen verbotenen Rückpass sind folgende Kriterien, die alle vorliegen müssen (Sonderlocke Einwurf ausgenommen):


    * Absicht,

    * Fuß,

    * Mitspieler.

  • Also das Beispiel mit den Kopfbällen überzeugt nun gerade nicht, weil es da am Merkmal "Fuß" fehlt ... Und in der Fallkonstellation sind die Merkmale Fuß, Absicht und Mitspieler ja grundsätzlich erfüllt - und es ist eben genau die Frage, ob ein reiner Kontakt ohne Ballbesitz und -kontrolle tatsächlich ausreicht, zumal da ja auch die Sache mit dem Wechsel des Ballbesitzes dranhängt, was es ja erst so kompliziert macht.


    Mark
    SR-Ball setzt aber Wechsel des Ballbesitzes voraus - genau das ist ja die Frage, ob selbiger durch den reinen Kontakt gewechselt hat, denn Ballbesitz setzt eigentlich Ballkontrolle voraus. Man könnte es an dieser Stelle sogar noch extremer machen, dass der Angreifer nur angeschossen wird ...

  • zettelbox

    Aber ein "absichtliches Zuspiel mit dem Fuß" kann doch ein "absichtliches Zuspiel mit dem Fuß" bleiben, auch wenn es noch leicht vom Gegner abgefälscht wird.

    Von der Auslegung her bin ich ja bei dir, aber aktuell würde ich noch bei meiner Aussage bleiben, dass dort nicht explizit steht, dass der Rückpass durch eine Gegnerberührung aufgehoben wird.

  • Und in der Fallkonstellation sind die Merkmale Fuß, Absicht und Mitspieler ja grundsätzlich erfüllt - und es ist eben genau die Frage, ob ein reiner Kontakt ohne Ballbesitz und -kontrolle tatsächlich ausreicht, zumal da ja auch die Sache mit dem Wechsel des Ballbesitzes dranhängt, was es ja erst so kompliziert macht.


    Da werden jetzt zwei Themen vermischt.


    Das eine ist die "Rückpassregel", da gibt es kein Kriterium Ballbesitz. Es ist klar geregelt, dass der Ball vom Mitspieler kommen muss, und da reicht eine Berührung des Gegenspielers, um das Kriterium zu zerstören, wodurch der Ball legal vom Torwart aufgenommen werden darf. Daher das Beispiel mit dem Kopfball - da wird das Kriterium "Fuß" nicht erfüllt, ebenso wie im konkreten Beispiel durch die Ballberührung des Angreifers das Kriterium "von einem Mitspieler" nicht erfüllt wird. Der Torwart darf den Ball legal aufnehmen. Ohne die Ballberührung des Schiedsrichters liefe das Spiel normal weiter.


    Das zweite Thema ist die Ballberührung des Schiedsrichters. Hier ist eines der zu erfüllenden Kriterien (hier oder-Verknüpfung, bei Rückpass und-Verknüpfung!) der Ballbesitzwechsel. Dadurch, dass der Angreifer von Team A den Ball berührt, dann der Schiedsrichter, und dann Team B, liegt ein Ballbesitzwechsel vor. Es gibt SRB.

  • Aber ein "absichtliches Zuspiel mit dem Fuß" kann doch ein "absichtliches Zuspiel mit dem Fuß" bleiben, auch wenn es noch leicht vom Gegner abgefälscht wird.

    Es heißt ja auch nicht "absichtliches Zuspiel mit dem Fuß", sondern "absichtlichen Zuspiel eines Mitspielers mit dem Fuß". Sobald der Ball vom Angreifer berührt wird, kommt der Ball nicht mehr vom Fuß des Mitspielers. Ich verstehe gerade nicht, wo hier die Unklarheit besteht?


    Hier mal eine Beispielsituation, ohne dass wir die zweite Komponente "Schiedsrichter-Ballberührung" mit reinbringen. Der Wolfsburger Angreifer berührt den Ball nach dem Rückspiel noch minimal mit dem Fuß, daher das Kriterium "vom Mitspieler" nicht erfüllt, daher lief das Spiel korrektermaßen weiter.


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    "Hä?" 😭 #s04
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  • Manfred Meines Wissens reicht die Berührung aus. Sowohl als, dass ein Rückpass kein Rückpass mehr ist, als auch, dass sie als Ballbesitz gilt. Der reine Regeltext gibt es nicht her.


    Der Begriff „Ballbesitz“ ist im Fußball im Gegensatz zum Am. Football nicht definiert. Es muss daher auch keine Ballkontrolle im Sinne der Abseitsregel vorliegen.

  • Beim Rückpass ist die Regel eindeutig. Die Regel ist einfach und klar, und es steht dort weder, dass eine Ballberührung vom Gegner noch eine Berührung mit Kopf oder Knie das Verbot aufheben, einfach weil das durch die eindeutigen Kriterien ja klar ist. Lediglich das Kriterium "Absicht" ist subjektiv und macht die Entscheidung knifflig (fälschlich oft "kontrolliert", davon ist aber keine Rede), während die anderen beiden Kriterien eindeutig und digital sind.


    Bei der SR-Berührung wird stattdessen von Ballbesitz gesprochen, das könnte man eher auslegen, aber auch hier sind Ballberührungen gemeint. Das könnte man aber tatsächlich etwas deutlicher erwähnen.

  • Ich bevorzuge auch den Schiedsrichterball, aber es kommt ja auch auf die Position des Schiedsrichtes an.

    Steht der nicht im Strafraum, so gibts den SRB für den Angreifer, meines Wissens nach.

  • Beim Rückpass ist die Regel eindeutig. Die Regel ist einfach und klar, und es steht dort weder, dass eine Ballberührung vom Gegner noch eine Berührung mit Kopf oder Knie das Verbot aufheben, einfach weil das durch die eindeutigen Kriterien ja klar ist.

    Da die offiziellen Auslegungen hier eindeutig sind, müssen wir keine Wortklauberei betreiben. Sobald ein anderer Spieler oder ein anderes Körperteil den Ball berührt haben, liegt kein Zuspiel mit dem Fuß mehr vor. Maßgeblich ist nicht die Initialberührung des Mitspielers sondern der letzte Kontakt bevor der Ball vom Torhüter berührt wird (Ausnahmen erfolgloser Klärungsversuch mit dem Fuß).

  • zettelbox: Die Unklarheit besteht darin, dass es für dich kein Zuspiel eines Mitspielers mehr sein kann, wenn es abgefälscht wird und für mich (und scheinbar auch Mark) dies nicht automatisch klar ist.

    Der Torschuss des Mittelstürmers bleibt doch (vom Sprachverständnis her) auch ein Torschuss des Mittelstürmers, auch wenn er von einem Gegenspieler leicht abgefälscht wird.

    Warum soll dann das Zuspiel eines Mitspielers kein Zuspiel eines Mitspielers mehr sein?

    Aber wir müssen uns hier auch nicht über die Semantik einigen, wenn wir ohnehin die gleiche Auslegung kennen. :)


    Was ich mich jetzt beim Schreiben gerade noch gefragt habe: Hebt das Berühren durch einen weiteren Verteidiger (Mitspieler des TW) eigentlich auch den Rückpass automatisch auf?

  • Warum soll dann das Zuspiel eines Mitspielers kein Zuspiel eines Mitspielers mehr sein?

    Verstehe die Frage nicht :D

    Es handelt sich nicht mehr um das Zuspiel des Mitspielers, weil der Ball nicht mehr vom Mitspieler kommt, sondern vom Gegner. (Das klingt so stumpf, aber genau da scheint es zu haken?) Auf dem Bolzplatz hatten wir früher mal eine Regel "Schusskraft zählt", aber die Regeln sehen solche Dinge (ähnlich wie "3 Ecken ein Elfer") bislang nicht vor.

    Was ich mich jetzt beim Schreiben gerade noch gefragt habe: Hebt das Berühren durch einen weiteren Verteidiger (Mitspieler des TW) eigentlich auch den Rückpass automatisch auf?

    Was heißt "hebt automatisch auf"?

    Wenn der Mitspieler den Ball mit einem anderen Körperteil als mit dem Fuß berührt oder in der Aktion keine Absicht vorliegt, darf der TW den Ball aufnehmen. Kommt in der Praxis auch durchaus vor, dass ein Verteidiger den Ball mit dem Fuß spielt und ein weiterer den dann mit dem Kopf zum Torwart zurückspielt, das sieht man in fast jedem Spiel.


    Aber wenn alle drei o.g. Kriterien bei der letzten Ballberührung erfüllt sind, darf der Torwart den Ball natürlich nicht aufnehmen.


    (Irgendwie verstehe ich immer noch nicht, wo hier die Unklarheit liegt. :D )

  • Nochmal, bevor es wirr wird, in anderen Worten, auch wenn der Regeltext andere Auslegungen ermöglicht:


    Der Torhüter bekommt den Ball von dem Spieler bzw. mit dem Körperteil zugespielt, von dem der letzte Ballkontakt ausging. Und dieser Spieler war auch der letzte, der vor dem Torhüter den Ballbesitz hatte.


    Wie für irgendwelche Statistiken offizielle Torschützen definiert werden, ist nicht Bestandteil der Regeln. Die einzige Baustelle gibt es m. E. nur beim „unmittelbar ins Tor treffen nach einem Hand-/Armkontakt“ beim Handspielvergehen.