Vorteilsauslegung beim Einlaufen in den Strafraum

  • Hallo Zusammen,


    Sonntag kam es zu einer Situation und einem Gespräch mit dem Schiedsrichter nach dem Spiel und ich kann die Entscheidung immer noch nicht nachvollziehen.


    Folgendes ist passiert.


    Ich laufe mit dem Ball ca. 25m vor dem Tor Richtung Strafraum.

    Ich werde gehalten (Trikotziehen, 25m vor dem Tor). Kann mich allerdings wieder vollständig lösen (20m vor dem Tor) und ohne gegnerischen Kontakt in den Strafraum laufen.

    Im Strafraum (10m vor dem Tor) werde ich von 2 Spielern gleichzeitig Elfmeterwürdig gefoult (Grätsche)(Diese Meinung hat auch der Schiri).


    Schiedsrichterentscheidung: Freistoß 25m vor dem Tor (erstes Trikotziehen)



    Ich bin für Strafstoß und Argumentiere folgendermaßen:

    Vorteil wird von mir genutzt indem ich in den Strafraum einlaufen kann.

    Bei der Entscheidung Freistoß wird der Vorteil für mich zum Nachteil. Für mich macht das keinen Sinn.

    Ich kenne die Regel das beim Ziehen der erste Kontakt zählt und wo dies passiert ist. Allerdings ist die Grätsche für mich eine neue Zweikampfsituation.


    Schiri Argumentiert folgendermaßen:

    Vorteil kann nicht genutzt werden und deshalb Freistoß.



    Bin auf eure Meinungen gespannt.

    VIELEN DANK

  • So kann man das natürlich auch begründen.

    Peter Handke schrieb je ein Buch: die Angst der Tormans beim Elfmeter.

    Ich warte immer noch auf das Buch: die Angst des Schiedrsichters vor dem Strafstoß

  • Ich kenne die Regel das beim Ziehen der erste Kontakt zählt und wo dies passiert ist.

    Das ist schon nicht ganz richtig.

    Wenn das Ziehen beispielsweise bis in den Strafraum andauert, dann gibt es selbstverständlich Strafstoß.


    Anhand der Schilderung wäre ich auch dabei, dass der Vorteil eingetreten ist und das Trikotziehen damit erledigt sein sollte (wir reden hier über eine Distanz von mindestens 9m zwischen den beiden Vergehen).


    Aber du hast ja mit dem SR geredet. Was hat er denn dazu gesagt, warum er den Strafstoß bei zwei strafstoßwürdigen Fouls nicht gegeben hat?

  • Nach der Beschreibung wäre natürlich beim ersten Foul der Vorteil eingetreten und damit auf Strafstoß zu entscheiden gewesen. Aber: Wir wissen nicht, was der Schiri wahrgenommen hat und wann er sich entschieden hat, zu intervenieren, denn das ist der Moment, der letztlich zählt, auch wenn das hier maximal unglücklich wäre ...

  • Bin auf eure Meinungen gespannt.

    VIELEN DANK

    Ich habe ungefähr 20 Jahre lang selbst Fußball gespielt, davon 15 Jahre mit erheblich höherer Qualifikation als Schiedsrichter als ich als Spieler gespielt habe. In der Zeit habe ich einige Entscheidungen für oder gegen meine Mannschaft erlebt, die ich für falsch gehalten habe. Ich würde schätzen, drei- oder viermal hätte ich sogar eine Neuansetzung durchsetzen können, wenn ich es darauf angelegt hätte. Ich war aber niemals an dem Punkt, wo ich einen Protest (egal ob auf dem Platz oder danach bei den zuständigen Stellen) für so dringend gehalten hätte, dass ich dem SR hätte Stress machen wollen.


    Genauso, wie es Gründe gibt, dass ich Kreisliga C-E gespielt habe und nicht Bundesliga, gibt es solche Gründe auch für Schiedsrichter. Ich kann also nicht sagen, ob es an der Reaktionszeit, fehlendem Regelwissen, oder Sturheit gelegen hat, dass du keinen Elfmeter bekommen hast. Aber ist das so wichtig?


    Um solche Situationen zumindest unwahrscheinlicher zu machen, gäbe es 2 Wege:

    1. Selbst höherklassig spielen. In Berlin gibt es ab Landesliga aufwärts neutrale Schiedsrichter-Assistenten. Dann müssten für einen Irrtum schon mindestens 2 SR falsch gucken bzw. entscheiden. Ab Oberliga sind alle im Schiedrichter-Team speziell geschult, und auch der 4.Offizielle müsste dort angesetzt sein. Aber auch die sind nicht fehlerfrei, denn sonst bräuchte man in der Bundesliga nicht noch zusätzlich Video-SR...


    2. Dafür sorgen, dass sich in deinem Verband massenhaft Spieler zum SR ausbilden und einsetzen lassen, die besser geeignet sind, als die aktuellen SR. Dann müssen die Ansetzer nicht froh über jeden sein, der sich überhaupt noch zum Pfeifen auf den Platz stellt, sondern könnten auch in den unteren Ligen aus den besten auswählen.


    Wenn du weder 1. noch 2. schaffst, dann ärgere dich nicht weiter über Fehlentscheidungen, spiel dein Spiel als Hobby, und unterstütze die SR wo du kannst. :saufbrüder:

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Was noch wichtig für mich ist klarzustellen:


    hier geht es mir keinesfalls darum, den Schiri zu kritisieren, auch wenn so ein nachfragen dies eventuell indirekt tut.

    Mein Ziel ist folgendes:


    Lernen & Verstehen

  • Aber du hast ja mit dem SR geredet. Was hat er denn dazu gesagt, warum er den Strafstoß bei zwei strafstoßwürdigen Fouls nicht gegeben hat?


    Weil der Vorteil nicht genutzt werden konnte und somit das Foul für den Vorteil gepfiffen wurde.

  • Weil der Vorteil nicht genutzt werden konnte

    Ok, dann liegt da wohl tatsächlich der Fehler.


    So wie Du es geschildert hast, war der Vorteil eingetreten.

    Du hast Dich nach dem Halten noch ganze 9m weiterbewegen können, da ist dsa eine neue Spielsituation.


    Aber bitte bedenke auch:

    Du könntest eine andere Wahrnehmung der Situation, Abstände, Zeitablauf, etc. gehabt haben als der Schiedsrichter.

  • Du könntest eine andere Wahrnehmung der Situation, Abstände, Zeitablauf, etc. gehabt haben als der Schiedsrichter.


    Absolut.


    Deswegen suche ich dann auch gerne eine freundliches Gespräch mit dem Schiri.

    #respekt

  • Ich muss aber auch sagen:

    Selbst wenn der Vorteil nach dem Entrinnen aus dem Trikotziehen noch nicht eingetreten wäre, dann wären spätestens die beiden Fouls im Strafraum der eingetretene Vorteil und müssten geahndet werden.

  • Schade, dass der Kollege das so geahndet hat. Denn ich finde ein korrekt angewandter Vorteil in diesem Bereich des Feldes ist doch der absolute Jackpot. Wir hatten Anfang der Runde eine Situation, als wir einen doppelten Vorteil hatten, der zu einem Tor führte. Da kam es dann vor, dass uns nach dem Spiel beide Teams lobten für diese Situation. Aber die Thematik Wait-And-See und Vorteil erfordert meiner Meinung auch eine gewisses Spielverständnis und die Fähigkeit, Dinge zu antizipieren.

  • Es gibt nur drei Gründe den Strafstoß zu verwehren:


    Ein Vergehen eines Angreifers, ein Pfiff des SR oder ein äußerer Einfluss (z. B. Ball kaputt, Pfiff durch Zuschauer) vor den strafstoßwürdigen Fouls.

  • Ein Vergehen eines Angreifers

    Das ist ja gerade die Krux an der Sache.

    Es gab ein Vergehen eines Angreifers, bei dem mindestens 9 Angreiferlaufmeter später noch der Vorteilseintritt abgewartet wurde, bis (nach den Fouls) entschieden wurde, dass sich nach dem Halten kein Vorteil ergeben hatte.