Gräfe - Altersdiskriminierung

  • Der Gütetermin wegen (vermeintlicher) Altersdiskriminierung ist geplatzt: Bericht


    Ich halte die Taktik des DFB für gewagt um nicht zu sagen "zum scheitern verurteilt", die Altersgrenze ist ein offenes Geheimnis und zumindest im unterklassigen Fußball gibt es ähnliche Regelungen in den Spiel-/Schiedsrichterordnungen - und dort kann sie jede nachlesen.

  • Andererseits, wenn ich mir Manuel Gräfes Aktivitäten so auf Twitter anschaue, wo er jedes Wochenende die Ex-Kollegen so offen kritisiert, dass man es schon als offene Angriffe bezeichnen kann - ich weiß nicht.

  • Darüber kann man sicher diskutieren, nur haben die beiden Themen nichts miteinander zu tun.

  • im unterklassigen Fußball gibt es ähnliche Regelungen in den Spiel-/Schiedsrichterordnungen - und dort kann sie jede nachlesen.

    Kannst Du das belegen ? Ich habe weder in der Schiedsrichterordnung des SWFV und auch nicht in der des Hessischen FVs solch einen Passus gefunden.

  • Schiedsrichterordnung des Sächsischen FV, §10(1):


    Zitat

    Als Leistungsklassen gelten für den SFV und die Kreis- und Stadtverbände Fußball entsprechend

    der Spielklassenbezeichnung der Spielordnung folgende Einteilungen:

    a) Landesliga - Höchstalter bei Ersteinstufung: 35 Jahre, Altersgrenze: 47 Jahre

    b) Landesklasse - Höchstalter bei Ersteinstufung: 35 Jahre, Altersgrenze: 50 Jahre

  • Ich finde es auch fragwürdig, dass der DFB diese Altersgrenze bestreitet, weil das Ausscheiden von Bundesliga-Schiedsrichtern in der Vergangenheit doch meistens darüber begründet wurde.

    Wahrscheinlich haben sie mittlerweile selbst festgestellt, dass so eine Altersgrenze rechtlich nicht zulässig wäre und halten es deshalb für die beste Strategie, diese zu leugnen...

  • Das es eine informelle Altergrenze gibt, das wissen wir alle. Ich habe diese aber bisher nirgends in einer SR-Ordnung gesehen, deshalb Danke an Libero


    Die Altersgrenzen der SFV sind ja sehr moderat, Einstiegsalter bis 35, ich hoffe, das wird in der Praxis auch so umgesetzt ...

  • mfs67227 Die vorherige Altersgrenze von 50 in Hessen für Spielleitungen in der Kreisoberliga und aufwärts hat man tatsächlich jüngst sehr dezent entfernt ...

  • Ja. Und das ist sicherlich auch den sinkenden SR-Zahlen geschuldet, es gibt ja keinen Grund, warum man "alte Hasen" nicht noch in diesen Klassen einsetzen sollte.

  • Und es gibt Neuigkeiten: In der ersten Instanz hat Manuel Gräfe gewonnen und einen Schadenersatz von 48.500 € zugesprochen bekommen, wobei das Gericht recht deutlich dargestellt hat, dass keine ernsthaften Zweifel daran bestehen, dass die erneute Nominierung seinerzeit ausschließlich am Alter "gescheitert" ist.


    Sollte das Urteil Bestand haben, woran ich keine ernsthaften Zweifel habe, werden die Verbände, so sie es nicht bereits getan haben, alle Bestimmungen über Altersgrenzen für Schiedsrichter aus den Satzungen und Ordnungen entfernen nmüssen, aber auch sehr viel transparenter machen müssen, welche Schiedsrichter warum nicht (mehr) beobachtet werden.

  • In der ersten Instanz hat Manuel Gräfe gewonnen und einen Schadenersatz von 48.500 € zugesprochen bekommen, wobei das Gericht recht deutlich dargestellt hat, dass keine ernsthaften Zweifel daran bestehen, dass die erneute Nominierung seinerzeit ausschließlich am Alter "gescheitert" ist.

    Wer nachlesen möchte:

    Hier eine zuverlässige Quelle auf DATEV Online News. Das ist die original Pressereklärung des LG Frankfurt

  • Es wird wieder so weit kommen (müssen), dass in allen Leistungsklassen alle Schiedsrichter beobachtet werden und es sodann einen altersunabhängigen Auf- und Abstieg geben wird. Die entsprechenden Daten müssen veröffentlicht und die Grundlage für die Leistungseinstufung werden. Abweichungen davon bedürfen einer öffentlichen Begründung. Das wäre dann Transparenz in Vollendung. Wird aber so sicher nie kommen; denn da werden vermutlich Persönlichkeitsrechte tangiert und es wird Widerstand geben. :saufbrüder:

  • Die entsprechenden Daten müssen veröffentlicht und die Grundlage für die Leistungseinstufung werden. Abweichungen davon bedürfen einer öffentlichen Begründung. Das wäre dann Transparenz in Vollendung. Wird aber so sicher nie kommen; denn da werden vermutlich Persönlichkeitsrechte tangiert und es wird Widerstand geben.

    Ich denke es wir dann eher in Richtung einer Leistungsbeurteilung gehen, die schon jetzt im Sinne der betrieblichen Leistungsbeurteilungen durchgeführt wird (werden darf) und üblich ist.

    Dabei wird es dann vor allem auch auf die körperliche Fitness ankommen. Soetwas ist in vielen Berufen usus und führt zwar nicht zur Entlassung sondern zu einer "Versetzung in andere Bereiche des Unternehmens.


    Allerdings: Leistungsbeurteilungen öffentlich machen geht gar nicht. Auch nicht wenn es um Deutschlands Lieblingssport geht.

  • Sollte das Urteil Bestand haben, woran ich keine ernsthaften Zweifel habe, werden die Verbände, so sie es nicht bereits getan haben, alle Bestimmungen über Altersgrenzen für Schiedsrichter aus den Satzungen und Ordnungen entfernen nmüssen,

    Ja.

    aber auch sehr viel transparenter machen müssen, welche Schiedsrichter warum nicht (mehr) beobachtet werden.

    Das sehe ich nicht so. Sofern das Alter nicht ganz offensichtlich das entscheidende Kriterium ist, dürfte eine sportliche Entscheidung immer noch in Ordnung sein. Dass aus dem Urteil eine höhere Transparenzpflicht erwächst, kann ich nicht erkennen.


    Übrigens dürfte es weiterhin völlig legitim sein, die Entscheidung für oder gegen Schiedsrichter in bestimmten Klassen einfach über die Leistungen im Lauftest zu begründen. Dadurch entfällt eine harte zahlenverknüpfte "Grenze" wie im Fall Gräfe, aber es wird immer noch leicht fallen zu begründen, warum der 50-jährige Schiedsrichter, der 30 % mehr Zeit im Sprinttest benötigt als der 25-jährige Kollege, nicht für eine höhere Spielklasse berücksichtigt wird.


    Man sollte das Urteil gerade für den Amateursport daher nicht überbewerten. Die harte Altersgrenze im deutschen Profifußball ist damit aber Geschichte - das hat der DFB aber ja bereits vor der Urteilsverkündung offenbar bemerkt und umgesetzt.

  • Das mit dem Lauftest reicht ziemlich sicher nicht, eher im Gegenteil, das wäre eine potenzielle Diskriminierung, da müsste man - schwer vorstellbar - schon darlegen, warum das allein entscheidend sein soll. Und auch im Amateursport wird man schon mehr Transparenz schaffen müssen - und zwar nicht in der Form, dass die Beobachtungsnoten in Zweifel gezogen werden, sondern wer überhaupt beobachtet wird, aber auch über die Auf- und Abstiege in den unteren Klassen ohne Beobachtung.

  • auch über die Auf- und Abstiege in den unteren Klassen ohne Beobachtung.

    Das Thema ist schnell durch, für die A-Klasse wird ein Lauftest und bestandener Regeltest benötigt, zu dem zumindest bei uns meist weniger SR/innen antreten, als man für die zu besetzenden Spiele gerne zur Verfügung hätte. Für die BZL sind die Anforderungen im Lauftest höher, in meinem alten Kreis waren hier SR im Alter zwischen 16 und 65 Jahren im Einsatz.

  • Tja, dann haben wir das Problem, dass es Abstufungen bei der Leistungsprüfung für die A-Klasse aufgrund des Alters im SWFV gibt. Was man übrigens auch als Altersdiskriminierung definieren könnte, nur in die andere Richtung.

  • Au Backe Matze, Du haust da in eine Kerbe - das Antidiskriminierungsrecht ist nämlich sehr verschroben, Du darfst nicht benachteiligen, aber sehr wohl Vorzüge gewähren, sonst dürfte es beispielsweise keine besonderen Fahrkarten für Senioren geben ... Wo da der Unterschied ist, das konnten mir selbst versierte Juristen bisher nicht wirklich überzeugend darlegen, es ist aber - zumindest derzeit - anerkannt, dass das zulässig ist.

  • Abstufungen bei der Leistungsprüfung für die A-Klasse aufgrund des Alters im SWFV

    Die A-Klasse ist keine Verbandsklasse, die Regelungen / Anforderungen definiert jeder Kreis für sich und da mag es Unterschiede geben.

  • Tja, dann haben wir das Problem, dass es Abstufungen bei der Leistungsprüfung für die A-Klasse aufgrund des Alters im SWFV gibt.

    Da fragt man sich halt:
    Warum darf der ältere SR langsamer sein.

    Ergibt keinen Sinn. Entweder ich muss eine gewisse Ausdauer und Geschwindigkeit haben für die Klasse oder nicht.


    Ich kann mich als Spieler ja auch schlecht darauf berufen, dass ich jetzt älter bin und daher langsamer sein darf als mein jüngerer Mitspieler, interessiert den Gegner sicher nicht ;)

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D