Corona und die Folgen

  • Gerecht ist immer relativ. Wenn aber jeder, der sein Soll schon hat, voll angerechnet wird inklusive eventueller Ausschüttung, wer sie nicht hat zwar nicht bestraft wird, aber auch keine Gelder fließen, wäre der Einsatz zumindest anerkannt. Ich habe mit einem Spiel am WE trotz mehrerer Freistellungen mein komplettes Soll an Spielen bequem erreicht und wäre auch noch weiter gegangen - hätte ja auch Freistellungen bis Saisonende eintragen können, finde das dann aber unfair der Gruppe gegenüber.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Ich habe mit einem Spiel am WE trotz mehrerer Freistellungen mein komplettes Soll an Spielen bequem erreicht und wäre auch noch weiter gegangen - hätte ja auch Freistellungen bis Saisonende eintragen können, finde das dann aber unfair der Gruppe gegenüber.

    Genau das ist der Punkt:
    Die Schiedsrichterei und damit der gesamte Fußball lebt davon, dass eben nicht nur das Mindestmaß erfüllt wird. Auch ich erlaube mir einen Ausgleich zwischen dem Hobby und anderen Hobbies, Interessen und familiären Verpflichtungen und habe im Lauf der Saison so einige Abmeldungen. Dennoch komme ich in aller Regel auf 40 bis 50 Spiele pro Saison, das ist also gleichermaßen möglich wie zumutbar. Nebenbei: Ein Spieler, der nur das tut, was er tun muss, wird in aller Regel schnell auf der Ersatzbank landen oder ganz aus dem Kader aussortiert werden …


    Natürlich gibt es immer Einzelfälle, die aus guten und nachvollziehbaren Gründen eben mal gerade so ihr Soll schaffen - geschieden mit Kind, dass jedes zweite Wochenende zu Besuch ist, dazu Schichtarbeit, …, ja da kann das schnell eng werden; interessanterweise sind das aber meist die Kollegen, die um ihr Problem wissen und jedes Spiel annehmen, das sie leiten können, gerade weil es eng werden kann, die kommen nicht kurz vor Saisonende, dass ihnen noch Spiele fehlen.


    Aber die "Kollegen", die sich so verhalten, sind meist die, die sich nicht entscheiden können: Die spielen selbst, sind noch Trainer einer Jugendmannschaft oder sogar Jugendleiter, klar, wann sollen die noch pfeifen? Und eben auch die, welche Du von Oktober bis April nie auf dem Platz triffst (und im Laufe der Saison trifft man im Jugendbereich mit vorhergehendem und nachfolgendem Spiel ziemlich viele Leute der eigenen SR-Vereinigung).


    Aber ich komme noch einmal zu dem Punkt, der mich weitaus mehr stört:
    Es gibt Vereine, die bemühen sich redlich um Erfüllung ihres Schiedsrichtersolls, auch wenn das Geld (siehe Trikots und Co.) kostet (in meinem Verband gibt es keine Ausschüttung für Erfüllung oder Übererfüllung des SR-Solls). Und es gibt eben die Vereine, die teilweise seit Jahren das Soll nicht erfüllen und bei denen man auch merkt, dass das keine Priorität genießt, die sich also Aufwand und Geld sparen und dafür bisher mit Geldstrafe und Punktabzügen belegt wurden - genau diese Vereine begünstigt jetzt aber der Verzicht auf Strafen wegen Nichterfüllung des SR-Solls und ja, das finde ich extrem ungerecht. Es wäre übrigens mal höchst interessant zu wissen, wie viele SR denn ihr Spielsoll nicht bereits erfüllt haben - womöglich verzerrt der Verzicht auf Strafen das Bild noch mehr, es wäre ja durchaus möglich, dass ausgerechnet die SR der Vereine, die ohnehin Probleme mit dem SR-Soll haben, auch die sind, die eben immer gerade so ihr Spielsoll erfüllen.

  • Sage ich doch: Salvatorische Klausel:


    Üblicher Weise wird - gerade in komplizierteren Verträgen- folgende Klausel von den Vertragsanwälten immer mit eingearbeitet


    Mit einer derartigen Vertragsklausel (und bei den Profiverträgen darf man davon ausgehen das sie in den Verträgen enthalten ist) wird es zu einem Kindespiel derartige Saisonbedinten Dinge zu lösen.


    Stimmt, hast Du jetzt mehrfach gesagt. Hat aber mit den (absolut richtigen) Ausführungen von Manfred absolut nichts zu tun.


    Vertragsrecht: Der eigentliche Wille zählt (nunja, zumindest unter bestimmten Voraussetzungen). Stichwort hier: Teleologische Rechtsauslegung.


    Salvatorische Klausel: Unwirksamkeit einzelner Vertragsbestandteile lässt den Vertrag als ganzes nicht nichtig werden, was ohne die Klausel ggf. passieren könnte.


    Das sind echt zwei Paar völlig verschiedener Schuhe.

  • Übrigens las ich gestern eine Entscheidung der FIFA zum Thema (demnach gelten Verträge bei Saisonverlängerung weiter), die Nationalverbände sollen das übernehmen.

  • Die Fifa gibt schon mal eine Vorlage gemäß Sky:

    Sky Artikel Fifa verlängert Wechsel

    Danach wäre die Regel das Saisonende und nicht das feste Datum der Maßstab für die Verträge.

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    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Im Mustervertrag Vertragsspieler des DFB wird zwar der 30. Juni genannt, aber mit explizitem Bezug auf das Saisonende. Also gilt die Zweckerfüllung, sofern diese früher eintritt (was die Regel ist), ansonsten läuft der Vertrag zum Datum automatisch aus, sofern er nicht verlängert wird. Aktuell ist aber eben die Besonderheit, das das Spielrecht an das Saisonende geknüpft ist, also könnte theoretisch ein Spieler gar nicht spielberechtigt für den neuen Verein auflaufen, da er aufgrund des fehlenden Saisonende hinsichtlich der Spielerlaubnis noch an den alten Verein gebunden ist nach aktuellen Regularien.

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    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Ich gehe davon aus dass in den Spielerverträgen fest der 30.6 als Enddatum eingetragen ist.
    Und ja natürlich kann man so einen Vertrag noch verlängern. Das bezweifle ich ja gar nicht.

    Anscheinend sehe ich das nicht als einziger so:

    Eine Verlängerung der Saison 2019/2020 über den 30. Juni hinaus ist für den Präsidenten des SV Bergisch Gladbach ebenfalls nicht denkbar: „Auch dazu ein Nein! Beispielsweise laufen viele Spielerverträge Ende Juni aus, das bringt rechtliche Probleme mit sich.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Nicht böse sein:
    Unwissende gibt es eben überall, vielleicht hätte der Vorsitzende des SV Bergisch Gladbach mal besser vorher hier im Forum nachgelesen - oder das, was seitens der FIFA kommuniziert wurde.

  • vielleicht hätte der Vorsitzende des SV Bergisch Gladbach mal besser vorher hier im Forum nachgelesen

    Oder der Vorsitzende fragt einfach mal den Fachanwalt seines Vertrauens. Der hätte ihm nämlich gesagt, das Verträge nicht in alle Ewigkeit in Stein gemeisselt sind sondern das man diese per vergleich oder Änderungskündigung quasi jederzeit Abändern kann, wenn alle Vertragspartner damit einverstanden sind.

  • Da ist der Wunsch der Vater des Gedanken - Abbruch bedeutet keine Auf- und Abstiege. Nur mal kurz raten, wo der Verein in der Tabelle steht...

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    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Mit der Aussage "das bringt rechtliche Probleme mit sich" hat er ja auch zweifelsohne Recht. Dazu kommt dann ein Bias, den jambala in seinem Screenshot ganz gut zeigt ...

  • Neuigkeiten aus Österreich. Der ÖFB hat beschlossen alle Bewerbe bis auf die erste und zweite Bundesliga und den Cup (wo nur noch das Finale ausgetragen werden muss) abzubrechen.



    Zusammengefasst, hat die Saison im Amateurbereich nicht stattgefunden und erste und zweite Liga werden notfalls als Geisterspiele ausgetragen, sodass man die internationalen Startplätze vergeben kann.


    Hier noch ein Link zum Rechtsgutachten falls das jemanden interessiert.


    Aus meiner Sicht die vernünftigste Lösung, da jetzt eine Entscheidung getroffen wurde, die sowohl rechtlich, sportlich und gesundheitlich der beste Kompromiss ist und alle Beteiligten die Zukunft besser planen können.

  • Daneben ist dann noch das Spielrecht ein Thema, das ist nämlich an das Saisonende geknüpft. Es kann also nur darauf hinauslaufen, dass a) bis Ende Juni die Saison abgeschlossen wird oder b) abgebrochen wird. Ansonsten werden Spieler ohne Vertrag beim bisherigen Verein nicht für den neuen Verein auflaufen können.

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    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Es gibt ein weiteres Problem: Ist ein Saisonabbruch überhaupt zulässig? Zumindest in Hessen steht dazu nichts in der Satzung, das schafft Probleme … Bericht

  • Ich sehe hier ein Problem, das es nicht nur im Fußball gibt, sondern grundsätzlich:


    Solange es Menschen bzw. Oppertunisten gibt, die auf Gesetze und Formalien beharren, die nicht für Ausnahmezustände erstellt worden sind, werden werden wir die Krise nicht bewältigen.


    Wir akzeptieren bedingungslos den Verzicht auf elementare Grundrechte, wollen aber den Spielbetrieb mit bestehenden Bestimmungen zu Ende führen. Das klappt nicht.

  • Da aber diese Bestimmungen den rechtlichen Rahmen für die Durchführung des Spielbetriebs vorgeben, bleibt erst mal gar nichts anderes übrig. Eine nachträglich vorgenommene Änderung der Satzungen, über die wir hier sprechen, bedarf der Zustimmung durch die satzungsgebende Instanz. Und das sind in der Regel die Verbandstage mit den Delegierten der Vereine.


    Für die Einschnitte hat es im privaten Leben ja auch erst mal gesetzliche Änderungen geben müssen, damit diese im vollen Umfang angewendet werden dürfen. Das was man den Verbänden vorwerfen kann ist das zögerliche Verhalten, entsprechend Änderungen frühzeitig einzusteuern, damit Handlungssichergeit besteht für das worst case Szenario.

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    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Solange es Menschen bzw. Oppertunisten gibt, die auf Gesetze und Formalien beharren, die nicht für Ausnahmezustände erstellt worden sind, werden werden wir die Krise nicht bewältigen.

    Wobei es hier noch schlimmer ist - aber auch so sein muss:
    Aus denselben Gründen - nicht auszuschließende Haftung mit dem Privatvermögen - müssen ggf. auch Vereinsvorsitzende den Verband zum Schadenersatz fordern, wenn dieser ohne Satzungsänderung die Saison abbricht, da sie sonst ein Pflichtversäumnis begehen, welches wiederum der Vereinsvorstand gegenüber dem Verein haftbar macht.


    Das zeigt ein grundsätzliches Problem des Vereinsrechts auf, welches aber auch nicht so einfach lösbar ist.

  • Ich sehe hier ein Problem, das es nicht nur im Fußball gibt, sondern grundsätzlich:


    Solange es Menschen bzw. Oppertunisten gibt, die auf Gesetze und Formalien beharren, die nicht für Ausnahmezustände erstellt worden sind, werden werden wir die Krise nicht bewältigen.


    Wir akzeptieren bedingungslos den Verzicht auf elementare Grundrechte, wollen aber den Spielbetrieb mit bestehenden Bestimmungen zu Ende führen. Das klappt nicht.

    Genau so ist es. ein Unternehmen in Augsburg könnte pro Tag ca. 50000 Mundschutz aus Stoff herstellen. Da gibt es Abmahnanwälte, die diese Unternehmerin verklagen wollen, weil sie Mundschutz sagte. Mundschutz ist ein Medizinprodukt und dafür hat sie keine Zertiifizierung! Sie hätte Mundmaske oder so ähnlich sagen muessen.......!!??

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Neuigkeiten aus Österreich. Der ÖFB hat beschlossen alle Bewerbe bis auf die erste und zweite Bundesliga und den Cup (wo nur noch das Finale ausgetragen werden muss) abzubrechen.

    Und hier werden schon die ersten Klagen vorbereitet. Das gleiche würde auch in Deutschland drohen. Das haben schon einige Vereine angekündigt, dass bei einem Abbruch geklagt werden würde. Ich denke, ein Abbruch ist die schlechteste aller Varianten.

  • Der FLVW hat seine Vereine nun zu einer Umfrage eingeladen. Vier mögliche Saisonausgänge werden vorgeschlagen.


    • Abbruch und Saison annullieren (keine Auf- und Absteiger)
    • Abbruch und nur Hinrunde werten (ausschließlich Aufsteiger)
    • Abbruch und aktuelle Tabelle werten (ausschließlich Aufsteiger)
    • Saison ab September fortsetzen (falls möglich)


    Mit dem Verzicht auf Absteiger - selbst da, wo der Tabellenstand schon aussichtslos ist - will man wohl solchen Klagen aus dem Weg gehen.


    Die letztliche Entscheidung muss aber nicht zwingend dem Umfrageergebnis entsprechen.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D