Hand geben beim Auswechseln - Provokation?

  • In einem meiner letzten Spiele, einem Derby, ging es etwas heiß her. Dementsprechend konsequent habe ich die Regeln ausgelegt und auch einige gelbe Karten verteilt - in der Kreisliga B keine Seltenheit. Eine Mannschaft hat dabei etwas mehr von dem gelben Karton abbekommen und musste auch 2 Elfer in Kauf nehmen. Ich bin der Meinung, dass ich da keine gravierende Fehler gemacht habe, auch wenn die in Rückstand liegende Mannschaft die Ursache des Problems bei mir sahen. Den Spieler der anderen Mannschaft hat das natürlich gefallen. Dann kam es zur Auswechslung und die Spieler der in Führung liegenden Mannschaft wollten mir die Hand beim Auswechseln geben. Da ich das noch nicht erlebt habe und während dessen den Auswechselvorgang dokumentierte, war ich erst einmal perplex. Zwar hatte ich zu diesem Zeitpunkt das Spiel im Griff, aber im Nachgang dachte ich mir, dass das durchaus provokativ für die Gegner hat wirken können, nach dem Motto "vielen Dank Schiri dass Du heute für uns pfeifst". Hätte ich für die falsche Höflichkeit gelb geben müssen und wenn ja, dann hätte das gleich 2 Spieler erwischt? Hätte ich das Handgeben verweigern sollen? Wie kann man sich da elegant aus der Affäre ziehen?


    Habt ihr so etwas auch schon einmal erlebt und wie würdet Ihr mit einer solchen Situation umgehen?

  • Das ist eigentlich ganz normal und stellt keine Provokation dar. Solange er dafür nicht quer über den Platz läuft nur um dir die Hand zu geben, ist dagegen nichts einzuwenden.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Habt ihr so etwas auch schon einmal erlebt und wie würdet Ihr mit einer solchen Situation umgehen?

    Ja, ein um´s ander Mal kommt das schon vor. Meist bei Erwachsenen, weniger bei Jugendlichen.


    Ich verweigere diesen Handschlag nie, egal wie er gemeint ist oder gemeint sein könnte.


    Sollte es eine Provokation sin, nehme ich dem provozierenden damit den Wind aus den Segeln (lächeln ist die beste Art seinem Gegner die Zäne zu zeigen)
    Sollte es als Dank oder einfach nur freundlich gemeint sein ist das ein ehrliches Dankeschön welches ich gerne annehme.


    Ein einziges mal drehte sich ein Spieler kurz bevor er die Seitenlinie überquerte nochmal um und gab mir die Hand "Schiri, bin nach dem Spiel nicht mehr da wollte nur Danke und tschüss sagen".
    Er fuhr direkt von der Anlage in´s nahegelegene Krankenhaus und wurde dann am abend Vater wie er mir etwa 4 Wochen später mitteilte.

  • Sagen wir es mal so: Es kann Anstand, Dank, Gewohnheit, aber eben auch eine Provokation sein, auf jeden Fall aber wie eine Provokation wirken.


    In den Fällen 1 bis 3 sind wir uns sicher einig, dass da nichts zu tun ist. Will der Spieler aber offenkundig provozieren - das kann übrigens auch in der Form sein, dass sich ein Spieler der vermeintlich benachteiligten Mannschaft "bedankt", dann sollten wir das auch mit der passenden Karte quittieren, wobei wir uns aber sicher sein müssen. Bleibt die mögliche Wirkung einer Provokation - die kann man am besten mit ein paar passenden Worten vermeiden, die andererseits auch nicht eskalierend wirken sollten; beispielhaft - aber Achtung, das muss zur Situation passen - kann man mit "Danke, aber das Spiel ist noch nicht zu Ende." antworten, damit erwidert man den Dank, stellt im Gegenzug aber auch seine Neutralität unter Beweis, in dem man darauf aufmerksam macht, dass in dem Spiel eben noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.

  • Man kann den Handschlag auch "entkräften", in dem man dem Spieler (nach dem Handschlag) für alle sichtbar freundschaftlich das Zeichen gibt "hopp, jetzt aber runter mit Dir vom Platz" und dabei demonstrativ auf die Uhr schaut (bzw. den Unterarm entsprechend angwinkelt lässt). Da wird die Wahrnehmung für alle Beteiligten (einschließlich Zuschauer) sofort auf potentielles "Zeitspiel" gelenkt, und dass der SR die (Zeitspiel-)Situation im Griff hat.


    In jedem Fall sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, und (auch in der Außendarstellung) möglichst souverän dastehen/bleiben.


    Man sollte aber auf alles mögliche gefasst sein, wenn ein Spieler mit ausgestreckter Hand auf den SR zugeht, insbesondere darauf dass ein lächelnder Spieler gleichzeitig eine üble Beleidigung von sich gibt (und immer noch lächelnd weitertrabt).


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • wenn ein Spieler mit ausgestreckter Hand auf den SR zugeht


    Oder Dich lächerlich machen will, in dem er die Hand kurz vor dem einschlagen wieder weg zieht - die Blamage kann man auch mit einer Karte nicht mehr wett machen.

  • Richtig. Also vorsichtig sein, und die eigene Hand nicht zu früh (und zu offensichtlich) herausstrecken. Es will ja meistens der Spieler was vom Schiri (z.B. die Hand), nicht umgekehrt.


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • der Dich lächerlich machen will, in dem er die Hand kurz vor dem einschlagen wieder weg zieht - die Blamage kann man auch mit einer Karte nicht mehr wett machen.

    Warum?


    Dieses Verhalten würde von mir als grob unsportlich bewertet und mit :rote_karte: bestraft. Da der Wechsel noch nicht vollzogen wurde gehts dann mit einem Spieler weniger weiter.
    Die anfallende Nachspielzeit würde dann dementsprechend großzügig Bemessen werden.


    [Anm.: bei uns wurde ein Spieler für 2 Spiele gesperrt, weil er dem Schiedsrichter den Handschlag beim Verlassen des Geländes verweigerte (Abreise Schiedsrichter).]

  • Ach Wirts, es hier nicht um die persönliche Strafe, denn der Spieler hat Dich öffentlichkeitswirksam blamiert, da bewirkt die Rote Karte - ob die korrekt ist oder nicht sollten wir hier bewusst offen lassen - trotz allem nicht mehr die volle Herstellung Deiner Souveranität; gefühlt hat der Spieler es Dir gezeigt, Du hingegen hast Dich gefühlt hilflos gewehrt ...