SR-Beleidigung Auslegegung?

  • Moin zusammen,


    ich habe kürzlich mit einem Kollegen über die Auslegung einer Beleidigung oder einer "harmlosen" Unsportlichkeit diskutiert.


    Der Kollege wurde mit "Ey, du bist doch behindert" beschimpft bzw. "angesprochen". Der Kollege hat den Spieler mit :rote_karte: des Feldes verwiesen.


    Ich wiederum hätte :gelbe_karte: gezogen. Wenn jemand sagt, ich wäre behindert, könnte er sogar recht haben. Es ist doch eine reine Feststellung. Da sehe ich Begriffe wie "Arschloch, Wi..er etc." eher als Beleidigung.


    Was ist jetzt eine Beleidigung? Wann ist der Zeitpunkt für :rote_karte: und wann reicht :gelbe_karte: aus?

  • Wenn ein Spieler zu Dir sagt: "Du bist der dümmste Schiedsrichter den es gibt!", dann mag das auch eine Feststellung sein - trotzdem würdigt er Dich damit herab. Eine Beleidigung ist es m. E. immer dann, wenn dich jemand beschimpft mit dem Ziel Dich zu beleidigen, und dich von deiner eigentlichen Position als Schiedsrichter gezielt diffamiert.
    Wann eine Aussage, eine Beleidung ist kann man m. E. nicht genau festlegen, aber ich würde das ganze vom Tonfall und sonstigem Verhalten abhängig machen. Insbesondere wenn eine Äußerung Minderheiten, Nationalitäten oder auf vermeintliche Unterschiede einer Person vom vermeintlichen Idealbild abzielt - spricht dies für mich für eine Beleidigung. Äußerungen wie "Du Nazi" habe ich überhaupt keine Toleranz gegenüber, und kenne nur :rote_karte:

  • Ob es eine Beleidigung ist, legt immer der Empfänger der Botschaft fest. Fühlt er sich beleidigt, muss er eben rot ziehen.
    Wobei der hier genannte Satz: Bist du behindert rot ist und nichts anderes. Er wird diese Frage wohl kaum wohlwollend stellen, um sich nach deinem Befinden zu erkundigen. Hier ist der klare Hintergedanke einer Herabwürdigung zu erkennen. Eine Herabwürdigung im übrigen nicht nur zu Lasten des Schiedsrichters, sondern auch der Behinderten.


    Wenn wir uns solche Aussagen gefallen lassen, müssen wir uns über die Sitten auf dem Platz keine Gedanken mehr machen.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Ich möchte die Aussage von Ob es eine Beleidigung ist, legt immer der Empfänger der Botschaft fest. Fühlt er sich beleidigt, muss er eben rot ziehen.Dies ist zunächst einmal prinzipiell richtig. Leider ist die Aussage von Pfeifekopp mir etwas zu Personenabhängig, denn derjenige, der völlig "Schmerzfrei" und "Tiefenentspannt" ist wird dann ja meist nur :gelbe_karte: geben.


    Es geht hierbei nicht nur um die Person sondern auch um das Amt!


    Ich kann mir im Rahmen der Kommunikation zwischen SR und den restlichen Beteilligten, die für den üblichen Spielbetrieb auf dem Spielfeld notwendig ist, keine Wortwahl und keine Saztstellung vorstellen, die man als "nicht Beleidigung" interpretieren könnte. So es sich um eine Wortwahl handelt die ggf. als Beleidigung aufgefasst werden könnte.


    Damit ist für mich jede auch nur ansatzweise als Beleidigung aufzufassende Wortwahl generell eine Beleidigung und :pfiff_rot: rote Karte"> . Wenn nicht für die Person selbst dann doch zumindest gegenüber dem Amt des SR.

  • Hier gilt es, den richtigen Mittelweg zu finden:
    Obwohl man mich mit einem "Hurensohn" nicht beleidigen könnte (so etwas geht mir am Arsch vorbei), gäbe es aber, schon alleine wegen des fehlenden Respekts vor dem Schiedsrichter und aus Solidarität mit den Kollegen, keine Alternative zur Roten Karte.
    Bei anderen Worten, lasst mich "Ey Alder" mal als Beispiel nehmen, haben wir aber einen Klassiker, der in dem einen Spiel eine glattrote Karte ist, in einem anderen Spiel aber womöglich mit einem Lächeln quittiert wird, weil das von Region, Spielcharakter und den weiteren Begleitumständen, aber auch vom Charakter und Standing des Schiedsrichters abhängt. So kann es passieren, dass so etwas in der einen Woche problemlos durchgeht, in der Folgewoche aber eben nicht. Zwar keine einheitliche Regelauslegung im engeren Sinn, im weiteren Sinn aber sehr wohl - letztlich ähnlich wie beim Vorteil, wo man auch anders pfeift, wenn man weiß, dass ein Spieler/eine Mannschaft mit dem Vorteil umgehen kann als wenn dies nicht der Fall ist.
    Daneben gibt es natürlich auch Begriffe, die man zweifelsfrei als unsportlich ahnden kann/sollte, die aber keine Beleidigung sind. Und selbstverständlich auch Titel, die man belächelt oder mit einem passenden Kommentar versieht.
    Entscheidend ist, dass man immer einen Maßstab auch für die Kollegen zieht, die das nächste Spiel leiten. Und auch die sollte man im Hinterkopf haben und daher, abweichend vom Standard, im Zweifelsfall die härtere Strafe wählen.

  • Wenn ein Spieler zum Schiri sagt: "Ey, du bist doch behindert" gibt es nur eines, :rote_karte: !!! Da gibt es keine Auslegung, oder Mittelweg oder sonstwas, sondern nur :rote_karte: !!

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Nur mal so ins Blaue gefragt: Was gebt ihr denn für ein aggressives "Ey Schiri, hast du ne Meise?" Ich will vorwegnehmen, dass das die Einstiegsverwarnung in meinem letzten Spiel war. Unabhängig davon, dass ich auch finde, dass die entsprechend energisch getätigte Aussage "Du bist doch behindert!" den FaD nach sich ziehen sollte, werde ich hier doch immer mal den Eindruck nicht los, dass einige sehr schnell und gerne an der Gesäßtasche nesteln.

  • Hallo.


    Abhängig von Tonfall und Situation ist der Kommentar schon grenzwertig.


    Beim Einsatz von Verwarnung und Feldverweis hat jeder bei Kann Vergehen bzw. nicht eindeutigen Fällen seine Erfahrungen gemacht im Laufe der Zeit und reagiert entsprechend. Ich kann für mich sagen, dass ich mittlerweile auch deutlich anders mit dem Thema umgehe als noch vor 10 Jahren, und hier auch grade im Kontext Reklamieren bzw. Kritik an Entscheidungen. Hier bin ich mittlerweile auch kompromissloser und zügiger bei Gelb und auch wenn nötig Rot als früher.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Nur mal so ins Blaue gefragt: Was gebt ihr denn für ein aggressives "Ey Schiri, hast du ne Meise?" Ich will vorwegnehmen, dass das die Einstiegsverwarnung in meinem letzten Spiel war.

    Ganz ehrlich, für mich wäre da der Einstieg Rot gewesen. Hier legst du eine Messlatte für das gesamte Spiel fest und die hast du durch gelb ziemlich hoch gehängt.
    Was hat denn der Beobachter zu dieser gelben Karte gemeint?


    Ich sehe es ähnlich wie jambala. Mittlerweile bin ich da wesentlich resoluter als früher, was Karten bei meckern usw. angeht. Vielleicht liegt es auch daran, dass man im Laufe der Zeit ein Gespür dafür kriegt, ob man mit einer Ermahnung auskommt oder sofort gelb zeigen sollte. Und mittlerweile kennt man auch seine Pappenheimer und weiß wie man bei denjenigen reagieren muss.

  • Hallo,
    ich möchte vorweg nehmen, dass der Ausruf „hey bist du behindert“ ohne Zweifel eine rote Karte wert ist. Da gibt es nichts zu interpretieren oder so. Auch wenn zum Fußball Emotionen dazu gehören, sollte diese Grenze nicht überschritten werden. Als Anfänger (habe jetzt meine ersten 10 Spiele geleitet) kann ich nur sagen, dass sich diese beleidigenden Situationen entwickeln. Es kommt nicht von Jetzt auf Gleich zu einer solchen Beleidigung. Die Spieler (und leider auch Trainer) testen. Das fängt erst mit Meckern und Maulen an und steigert sich dann. Im extrem Fall bis zur Beleidigung. Als Anfänger probiert man ja in den ersten Spielen etwas rum. Ich kann nur sagen, dass man da in seiner Bewertung ruhig kleinlicher an die Sache ran gehen sollte. Und die Grenzen, auch wenn die eigenen Grenzen vielleicht höher liegen, enger stecken muss. Wenn man sich als Anfänger unsicher ist und das Gemecker nach einer deutlichen Ermahnung nicht aufhört, kann man ruhig mal eine Karte auspacken. Das hat bei einigen Spielern einen erhellenden Effekt. Ich hatte diesen Punkt in meinem zweiten Spiel leider verpasst und das Ende war, einmal glatt Rot für einen TW. Dort fielen dann Sätze nicht nur zu mir sondern auch zu Gegenspielern und auch zu Zuschauern. Selbst der eigene Verteidiger sagte, als ich an ihm vorbei zum TW ging: „jetzt ist endlich Ruhe hinten!“ Im Nachhinein habe ich mich über mich selbst sehr geärgert, wenn ich dort früher ein Zeichen gesetzt hätte und gleich eine Linie aufgezeigt hätte, wäre diese Karte vermeidbar gewesen.

    Spruch von: Jan-Aage Fjörtoft
    Der Trainer hatte nach den ganzen Ausfällen im Angriff nur noch die Wahl zwischen mir und dem Busfahrer. Da der Busfahrer seine Schuhe nicht dabei hatte, habe ich gespielt.

  • "Ey Schiri, hast du ne Meise?" Ich will vorwegnehmen, dass das die Einstiegsverwarnung

    Ganz ehrlich, das ist alles, aber keine Einstiegsverwarnung. Wenn Du :gelbe_karte: zeigst, justierst Du die Messlatte, da alle Spieler mitbekommen, warum und wieso Du die Verwarnung ausgesprochen hast. Wenn es leise war und das Spiel bis dahin ruhig, nehme ich mir den Spieler mit ähnlich gelagerter Wortwahl anständig zur Brust, wenn es laut war und andere Spieler es mitbekommen haben, geht er duschen.


    Generell gilt der alte Spruch von Günter Linn: "Alles sehen aber nicht unbedingt alles hören !" - wie wahr :top:

  • "Ey Schiri, hast Du ne Meise?" - "Im Gegensatz zu Dir kann ich nicht fliegen!" und ab unter die Dusche, gleich ob laut oder leise, das ist ansonsten die Einstiegsdroge und ich muss micht nicht wundern, wenn ich danach ein schwer zu leitendes Spiel habe.

  • Bei Dingen wie "Bist du behindert" oder "Hast du ne Meise" werden wir doch ganz klar und ohne jede Diskussion in unserer Autorität angegriffen. Jegliche Aussagen, die in persönlicher Art und Weise gegen meine Person auf den Platz gehen, werden mit FaD geahndet. Ich verliere nach solchen Aussagen doch meine Glaubwürdigkeit. Für "Hast du ne Meise" gebe ich eine Gelbe Karte und im selben Atemzug reklamiert ein Spieler nach einer Entscheidung und schiebt vielleicht noch ein "Ey Schiri, das kann doch nicht dein ernst sein" hinterher, für was ich dann auch eine Gelbe Karte gebe. Da passt das Verhältnis doch nicht. Ich sehe hier auch keinerlei Spielraum für eine Verwarnung...

  • In meinen ersten Spielen habe ich gerne mal "weggehört" wenn jemend blöd kam. Ein "Arschloch" war zwar nie dabei, aber deutliche Provokationen.


    Eine schönen Tages (etwa mein fünftes Spiel) gab mir mal ein Kapitän einen Wink mit dem Zaunpfahl, als er zu einem Gegenspieler meinte "manche Schiedsrichter schicken dich dafür vom Platz".
    Der Mann entpuppte sich nach dem Spiel selbst als Schiri und die Bemerkung führte zu einem sehr beruhigten Spiel nach nur einer einzigen Gelben.


    Wie geht Ihr damit um, wenn Spieler Euch indirekt beleidigen?


    Beispiel:
    Türkische Mannschaft. Mein erster Pfiff (Freistoß an der Mittellinie, keine persönliche Strafe).
    Die Spieler untereinander, aber deutlich innerhalb meiner Hörweite:
    "Wieder einer der keine Türken mag."
    "Der Schiri ist Scheiße."


    Weghören? Gelb? Rot? "Dududuudu"?

  • Beispiel:
    Türkische Mannschaft. Mein erster Pfiff (Freistoß an der Mittellinie, keine persönliche Strafe).
    Die Spieler untereinander, aber deutlich innerhalb meiner Hörweite:
    "Wieder einer der keine Türken mag."
    "Der Schiri ist Scheiße."


    Weghören? Gelb? Rot? "Dududuudu"?


    Taktisch agieren! Ich kann nur ahnden, wenn ich den Täter kenne - und in Deinem Beispiel kenne ich den Täter nicht oder kann wenigstens glaubhaft so tun. Dann hole ich mir die Spieler und/oder den Spielführer bei und mache eine klare Ansage - dabei schreie ich keinen Spieler an, sorge aber dafür, dass das "der halbe Platz" hört. Motto dabei: "Wenn ich mitbekomme, wer so etwas sagt, ist der draußen." Danach wird mir übrigens niemand mehr die Schuld geben, wenn wirklich ein Spieler wegen so etwas gehen muss, gleich von welcher Mannschaft, gewarnt waren sie alle,

  • Die schmeiß ich wunderbar beide mit Rot aus - und dann ist üblicherweise Ruhe.