Nach "Altem Regelwerk" gab es für Eingriffe durch diese Personen entweder SR-Ball oder idF.
Ein derartiger Eingriff setzte jedoch (fast) immer ein Betreten des Spielfeldes voraus.
Nach neuem Regelwerk wird hier nur noch von einem Eingriff gesprochen und es gibt generell dF (oder Strafstoß)
ZitatBei einer Spielunterbrechung aufgrund eines Eingriffs durch einen Teamoffiziellen, einen Auswechselspieler oder des Feldes verwiesenen Spieler wird das Spiel mit einem direkten Freistoss oder Strafstoss fortgesetzt,
Die neuere und härter Spielstrafe entspricht mMn dem "Geist des Fusballspieles", setzt aber auch voraus, das wir mit dieser Regelanwendung auch um so sorgfältiger umgehen.
Am letzten Montag haben wir auf unsererem Vereins-Schiri-Treffen einmal versucht uns darüber klar zu werden, was zukünftig als Eingriff zu werten sein könnte.
Hierbei wurde -Ergebnisfrei- sehr kontrovers diskutiert. Einige Überlegungen waren dabei eindeutig, bei anderen sind wir geteilter Meinung gewesen. Ich versuche hier einmal darzustellen was wir Diskutiert haben und zu welchen Ergebnnissen wir gekommen sind.
Definition
Als (möglichen) Eingriff in das Spielgeschehen haben wir all das definiert, was Einfluss auf eine Spielsituation haben könnte, sowie das unerlaubte Betreten des Spielfeldes ohne unmittelbaren Einfluss auf das Spielgeschehen.
1.) Einig waren wir uns bei folgenden Eingriffen:
- Jeder Eingriff, der ein Betreten des Spielfeldes voraussetzt -incl. des Betretens des Spielfeldes an sich- ist als strafbarer Eingriff zu verstehen.
- Zurufe aus der Coaching-Zone heraus sind keine strafbaren Eingriffe (warum ich das hier so explizit aufnehme wird im weiterem Verlauf -siehe 3.- verständlich)
- Der Versuch, den Ball während des Spiels mit einem Gegenstand -bspw. Wasserflasche- zu treffen ist als strafbarer Eingriff zu verstehen (Achtung hiermit ist nicht das Wurfvergehen gegen Personen gemeint).
2.) Schwierigkeiten hatten wir bei der Zuordnung von physischen Eingriffen in das Spiel, die ausserhalb des Spielfeldes stattfinden.
Hierzu haben wir uns die Situation vorgestellt, bei der ein oder mehrere Auswechselspieler sich hinter dem eigemen Tor warmlaufen.
- Der Angreifer kann den Ball gerade noch vor der Grundlinie stoppen, rutscht aber bei dieser Aktion aus dem Spielfeld heraus. Er steht sofort wieder auf und möchte seinen gerade gestoppten Ball weiter spielen. Dabei wird er von einem Auswechselspieler (macht sich gerade hinter dem Tor warm) festgehalten. Die Aktion findet ausserhalb des Spielfeldes statt.
- Der Angreifer umspielt den Verteidiger. Um an diesem vorbeizulaufen verlässt er das Spielfeld kurzzeitig über die Grundlinie. Ein Auswechselpieler (macht sich gerade hinter dem Tor warm) stellt sich ihm aktiv in den Weg. Die Aktion findet ausserhalb des Spielfeldes statt.
- Der Auswechselspieler bemerkt nicht, das sich das Spielgeschehen in seine unmittelbare Umgebung verlagert. Der ballführende Angreifer gerät kurzfristig über die Grundlinie und prallt mit dem unaufmerksamen Auswechselspieler zusammen - der Zusammenstoß erfolgte also von beiden Spielern unabsichtlich. Die Aktion findet ausserhalb des Spielfeldes statt.
3.) Sehr kontrovers wurden verbale Eingriffe (Zurufe) diskutiert
Unter 1. hatten wir uns darauf geeinigt, das Zurufe aus der Coachingzone im Rahmen des Coachings weiterhin erlaubt sind. Coaching ausserhalb der Coachingzone (bspw. von hinter dem Tor) ist aber schon auch nach altem Regelwerk nicht erlaubt, führte aber lediglich zu entsprechenden "Disziplinar- bzw. Ordnungsmaßsnahmen" Wie aber sind Zurufe von Auswechselspielern zu bewerten, die eindeutig die Handlungen von Spielern beeinflussen?
- Der Verteidiger spielt den Ball zu seinem TW zurück (Rückpass). Der unaufmerksame TW schickt sich an, den auf ihn zurollenden Ball mit der Hand aufzunehmen. Der Auswechselspieler (macht sich gerade hinter dem Tor warm) ruft ihn zu "Nicht mit der Hand!", worauf der TW den Ball mit dem Fuss stoppt. Der Aw-Spieler verhindert durch seinen Zuruf einen idF und den Ballbesitz des Gegners im Strafraum.
- TW Siggi Sorglos schindet schon seit mitte der 2.HZ (legal) Zeit, indem er mit dem Ball am Fuss sorglos durch seinen Strafraum wandert. Beim letzten Angriff ist jedoch der Angreifer Peter Pirsch zurückgeblieben, der sich jetzt von hinten an Siggi heranschleicht um ihm den Ball abzunehmen. Ein Zuruf des AW-Spielers (macht sich gerade hinter dem Tor warm) macht den TW auf die Gefahr aufmerksam und weckt den sorglosen Siggi gerade noch rechtzeitig aus seinen Träumen. Der Zuruf des Aw-Spielers verhindert, das der listige Peter dem sorglosem Siggi das Leder abjagen kann.
4.) Eingriffe, die zum Zeitpunkt der Wahrnehmung durch den SR noch keinen Einfluss auf das Spielgeschehen haben - aber später dann doch.
Klingt im ersten Moment etwas unverständlich, aber -als Hamburger- resultiert die Idee zu dieser Überlegung aus dem berühmtem "Papierkugeldrama" des Pokalspiel´s HSV gegen Werder Bremen.
- Aus Wut zerknüllt der Trainer seine Aufzeichnungen und wirft die Papierkugel auf das Spielfeld. Der SR nimmt diese Aktion wahr, da das Spielgeschehen aber gerade weit abseits der Kugel stattfindet besteht kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Leider verlagert sich das Spiel kurz darauf genau in den Bereich der Papierkugel. Diese lenkt den Ball zu [gewünschtes Ergebnis eintragen] ab.
- Eine Situation, die gerade im Jugendbereich viel zu oft vorkommt: Beim C-Jugendspiel machen sich drei Auswechselspieler hinter dem eigenem Tor warm. In der C-Jugend macht man das selbstverständlich immer so, das man einen Ball hin und herkickt. Dabei gerät dieser "Trainingsball" dummerweise auf das Spielfeld. Artig bleiben die Jungs am Spielfeldrand stehen, weil sie wissen das es bei betreten des Feldes dF gibt. Der SR nimmt das wahr, da das Spiel jedoch gerade im anderem Strafraum stattfindet besteht kein unmittelbarer Handlungsbedarf wegen des zusätzlichem Balls auf dem Spielfeld. Es kommt wie es kommen muß, der Konter wird durch einen Steilpass eingeleitet und nun jagen mehrere Spieler dem Spielball hinterher, der genau auf den "Trainingsball" zurollt.
Fragestellung:
Nahezu jede der in den Punkten 1 bis 4 beschriebenen Situationen ist per se ein Eingriff in das Spiel, ohne das dafür das Spielfeld betreten werden muss, da die beschriebene Situation
- das Verhalten von Spielern,
- die Bewegung des Balls oder
- den Bewegungsablauf von Spielern
beeinflusst. Unabhängig davon ob diese Situation absichtlich oder unabsichtlich entstand. (Anm. Auch das unabsichliche Foulspiel ist strafbar).
Es geht hierbei auch nicht darum wie man das bisher derartige Situationen gehandhabt hat. Bisher gab es nämlich in den oben beschriebenen Situationen als "Höchststrafe" nur den idF.
Neuerdings gibt es dafür ggf. einen Strafstoß. Unter diesem Gesichtspunkt obliegt es uns Schiedsrichtern hier eine besondere Sorgfalt walten zu lassen.
Oder - um es mal mit den Worten von Manfred auszudrücken.
"Ich hätte gerne eine wasserdichte Definition, ab wann der Eingriff ohne Betreten des Spielfeldes auch als Eingriff zu werten ist für den ich Freistoß oder Strafstoß gebe."
Wie definiert Ihr denn einen Eingriff in das Spiel bei dem das Spielfeld nicht betreten werden muss?