Regelverstoß -> Wiederholung des Spieles

  • Sehe ich das richtig, dass der TW für die Verhinderung der klaren Torchance keinen FAD bekommt? Wie kann man das (nach dem ersten Fehler) dann nur so entscheiden? Zumal noch im Gespann?!?

  • Hallo.


    Der Ball wird parallel zur Torlinie gespielt und ist beim Halten nicht in Spielnähe. Wo ist da die Torchance?


    Ansonsten eigentlich schon fast eine Szene, die man als Lehrbeispiel für Torwartbehinderung übernehmen kann.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Das Urteil kann nur heißen: Tatsachenentscheidung des Unparteiischen, den wenn er keinen Freistoß pfeift und anschließend keine Torverhinderung sieht, dann bleibt wohl nur der Strafstoß übrig.

  • und der Verein des TW legte erfolgreich Einspruch ein.

    Weswegen der Einspruch eingelegt wurde lässt sich nur vermuten.
    Meine Vermutung läuft auf eine falsche Tatsachenentscheidung heraus und gegen diese kann man eigentlich keinen Einspruch einlegen. Oder etwa doch.


    Ich vermute mal das die Strafstoß die Falsche Entscheidung war. Jedoch wäre dies eine Tatsachenentscheidung aufgrund einer Situationsbeurteilung.


    Der Angreifer behindert den Torwart von dem Zeitpunkt an, an dem der er den Ball in die Hände nimmt. Er Läuft direkt vor ihm her. Das kann man als Behinderung auslegen.


    Das Regelwerk sagt dazu auf Seite 87:

    Zitat

    Hindert ein Spieler den Torhüter daran, den Ball aus seinen Händen abzuspielen, gilt dies als Vergehen.
    Tritt ein Spieler den Ball oder versucht er, den Ball zu treten, während derTorhüter diesen abspielen möchte, wird der Spieler bestraft.

    Weiterhin führt der DFB in seinen Regelerläuterungen dazu aus:

    Zitat

    Quelle: http://www.dfb.de/schiedsricht…d-die-fussballregeln-1298
    Auch darf der Torwart nicht daran gehindert werden, den Ball aus seinen
    Händen freizugeben, schließlich hat er dafür nur begrenzt Zeit.

    Nach Regelwerk wäre demzufolge idF für den Torwart und :gelbe_karte: für den Angreifer die richtige Entscheidung gewesen.

  • Also ich finde das Urteil durchaus auch befremdlich, aber es kommt dabei natürlich auch darauf an, was der SR in der Anhörung tatsächlich ausgesagt hat.
    Prinzipiell sehe ich hier durchaus zwei Tatsachenentscheidungen (zunächst die Entscheidung ob es eine Behinderung war oder nicht und danach die, ob es ein Foul des Torwarts war oder nicht). Und diese dürfte ein Gericht beide nicht anfechten.


    Wenn jedoch der SR in der Anhörung z. B. ausgesagt hat, dass er sowohl die Behinderung als auch das Foul gesehen hat und den Strafstoß wegen dem härteren Foul gegeben hat (oder sonst irgendwie seine Wahrnehmung der Behinderung direkt oder indirekt zugegeben hat), wären wir wieder bei einem Regelverstoß. Ich denke der Fall ist grenzwertig. Wenn es aber wirklich Schule macht, dass Tatsachenentscheidungen von einem Gericht aufgehoben werden können, dann gute Nacht...


    Im Übrigen sehe ich nach den reinen Regeln nicht, wo der Torhüter am freigeben des Balles aus den Händen behindert wird (der Spieler ist noch relativ weit weg, der TW hat jede Menge anderer Möglichkeiten den Ball "loszuwerden", z. B. einfach überwerfen). Lediglich die FIFA-Auslegung würde eine derartige Argumentation hergeben (das Gericht bezog sich jedoch auf Regel 12) und selbst da ist die Entscheidung ob es sich um ein Vergehen handelt eine Tatsachenentscheidung.

  • Im Übrigen sehe ich nach den reinen Regeln nicht, wo der Torhüter am freigeben des Balles aus den Händen behindert wird


    Soweit ich weiß ist das prellen des Ball auf den Boden noch keine Freigabe des Balls durch den Torwart (ansonsten wären wir bei doppeltem berühren mit den Händen).
    Somit darf der Stürmer gar nicht an den Ball gehen und die Situation ist genauso zu bewerten als hätte der Torwart den Ball nich in den Händen.


    Damit haben wir doch recht eindeutig keine falsche Tatsachenentscheidung, sondern einen Regelverstoß, wenn man davon ausgeht, dass der SR gesehen hat, dass der Stürmer den nicht freigegeben Ball spielt.
    Dann hat er die Szene genau so gesehen aber die Regel dazu nicht richtig angewandt genau das ist doch ein Regelverstoß und keine falsche Tatsachenentscheidung.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Wie gesagt, da kommt es darauf an, was der SR (nachweisbar) wahrgenommen hat. Und wenn das war, dass der Ball frei ist, dann bleibt eigentich nur noch der Strafstoß. Der SR kann sich dieses Ei eigentich nur selbst ins Nest gelegt haben.
    Ich finde die Turnierleitung darf Spiele neu ansetzen soviele sie will und sich dann mit den anderen Teilnehmern rumschlagen, aber das als Regelverstoß des SR abzutun halte ich in diesem Fall doch für sehr gewagt (sofern sich wie oben beschrieben der SR nicht selbst belastet hat).

  • Die Stellungnahme des SR hab ich gelesen und ja, das Ei hat er sich selbst ins Nest gelegt. Wenn ich's schaffe, stell ich's heute Abend noch rein.

  • Nach Regelwerk wäre demzufolge idF für den Torwart und :gelbe_karte: für den Angreifer die richtige Entscheidung gewesen

    Der idF ist unstrittig, aber die gelbe Karte wäre falsch

    Da kannst´ mal sehen wie unterscheidlich das in den Landesverbänden gelehrt wird.


    Begründung für Gelb (laut unserem (Lehrwart)

    Zitat

    Wenn der TW den Ball in den Händen hält (Prellen ist hierbei gleichbedeutend) hat der Angreifer keine Chance dan Ball zu spielen. Damit behindert er den TW an der Freigabe des Balls
    Eine Behinderung des TW bei der Freigabe (er hat ja nur 6 Sekunden dafür) ist Unsportlich, das wegspitzeln des Balls aus den Händen ebenfalls (Merke: Prellen ist gleichbedeutend mit in den Händen halten)

    Aber Back to Topic
    Die Sportgerichtsentscheidung verstehe ich nicht so ganz.


    Wenn der SR die Aktion des TW als "Ballfreigabe" beurteilt: Tatsachenentscheidung- ob falsch oder nicht - dann ist der Strafstoß im Anschluss nur folgerichtig. (Man beachte die Konjunktive)


    Die Stellungnahme des SR wäre bei der Aufklärung des Urteils bestimmt hilfreich.

  • Es kann nur so gewesen sein, dass der SR eine falsche Regelauslegung zugegeben hat, ansonsten wäre ja jedes vermeidliche Foul und ein nicht gegebener Freistoß ein Einspruchsgrund.


    Um es einmal mit einem anderen Beispiel zu zeigen, der Ball wird auf das Tor geschossen und der Torwart wehrt den Ball zum Eckstoß ab. Ich habe aber die Wahrnehmung, der Torwart war nicht mehr dran und gebe Abstoß. Da können 100 Kameras aufgebaut sein, es wird immer eine Tatsachenentscheidung mit einer falschen Wahrnehmung sein und kein Regelverstoß.

  • Hier die Erklärung des SR:



    "[...]
    In der 88. Spielminute, beim Stand von 2:1 für Mistelbach, konnte der
    Mistelbacher Torwart im eigenen Fünfmeterraum einen Ball, vom Gegner
    kommend, annehmen und wartete
    dabei
    solange, bis der gegnerische Angreifer kurz vor ihm war, um dann den
    Ball mit den Händen aufzunehmen. Anschließend lief er mit dem Ball
    langsam nach vorne und ließ den Ball aufspringen. Dabei befand sich der
    gegnerische Stürmer neben dem Torwart, jedoch ohne ihn dabei zu
    behindern. Als der Torwart den Ball ein zweites Mal aufspringen ließ,
    spitzelte der Angreifer dem Torwart den Ball mit dem Fuß seitlich weg
    und lief schnell an ihm vorbei. Dabei wurde er vom Torwart gehalten, so
    dass dieser den Ball nicht erreichen konnte. Zum Zeitpunkt des
    Ballaufspringens war für mich keine Ballkontrolle vorhanden, zudem wurde
    der Torwart vom Angreifer weder berührt noch behindert. Deshalb
    unterbrach ich das Spiel mit Pfiff und entschied auf Strafstoß für
    Münchberg (2:2)."

  • Hmmm.. nach dieser Erklärung war es eine Tatsachenentscheidung.
    Wenn auch (meiner Meinung nach) eine falsche.


    Wie kommt das Sportgericht denn nun auf Regelverstoß?
    Wo hat er sich denn nun "selbst das Ei ins Nest gelegt"?

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Als der Torwart den Ball ein zweites Mal aufspringen ließ,
    spitzelte der Angreifer dem Torwart den Ball mit dem Fuß seitlich weg
    und lief schnell an ihm vorbei. [...] Zum Zeitpunkt des
    Ballaufspringens war für mich keine Ballkontrolle vorhanden


    Das kann man als Regelverstoß ansehen. Der SR hat das "Aufspringen lassen" des Balles als solches wahrgenommen, hierbei handelt es sich allerdings gerade nicht um eine Ballfreigabe im Sinne der Regeln.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Das "Ei" sowie der Regelverstoß müsste in diesem Halbsatz liegen:

    Zitat

    Zum Zeitpunkt des Ballaufspringens war für mich keine Ballkontrolle vorhanden, [...]

    Wie weiter oben schon geschrieben wurde, gilt das Prellenlassen ja durchaus als Ballkontrolle. Dadurch hat der SR-Kollege eine falsche Spielfortsetzung gewählt und einen Regelverstoß begangen, oder nicht?

  • Moderatorenhinweis


    Nochmal zur Erinnerung : Keine blanke Links ohne Erläuterung posten ! Danke!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Ich zitiere mal aus dem Link:
    "Von einer Tatsachenentscheidung spricht man, wenn der Schiedsrichter eine falsche Wahrnehmung hatte, aber die Regel richtig anwendet."


    Meiner Meinung nach haben wir hier eine Tatsachenentscheidung.
    Die Wahrnehmung des SR war doch, dass der Ball frei ist.


    Somit war die Konsequenz (der anschließende Elfmeter) doch richtig.


    Schwierig wird solch eine Situation ja dann, wenn man nicht eindeutig feststellen kann ob der TW den Ball nur auftippen lässt oder ihn sich zum "normal" weiterspielen auf den Boden legt.


    Offtopic: Ich versteh sowieso nicht warum die Torhüter den Ball auftippen lassen.. aber gut wenn es eine Position im Fußball gibt die ich gar nicht kann ist das TW :D

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Ich denke aber, dass es unter Umständen gar nicht zu einer Wiederholung kommen würde, wenn es kein Video des Spiels und der Szene gegeben hätte.
    Und auf der ist es für mich einfach ein ganz normales prellen des Balls, bei dem der TW noch immer die Kontrolle über den Ball hat, da der Ball nicht verspringt oder sonst etwas.


    Dass er dann da zulässt, dass der Stürmer dazwischen spitzeln darf, ist für mich nicht wirklich verständlich. Und eigentlich muss der SR diese Regel auch richtig anwenden können...und ich unterstelle ihm einfach mal ein gewissen Können, weshalb er ja auch ein solches Spiel leiten durfte. Deswegen ist es nur schwer nachvollziehbar, wie es zu dieser Entscheidungsfindung kam..

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)