Gefährliches Spiel durch "Kurs halten"

  • Ich habe hier bisher aber keine begründete Gegenmeinung gelesen.
    Und dass das ganze sowieso eher theoretischer Natur ist wurde ja auch festgestellt.


    Hier wird dann u.A. damit argumentiert, dass "sei üblich im Fußball",
    Trikothalten ist auch üblich aber trotzdem verboten.
    Ball sperre ist auch üblich und verboten wird aber meist (zumindest auf höherem Niveau) auch nicht geahndet.


    Nur weil irgendwas üblich ist, heißt es doch nicht, dass man es nicht mal hinterfragen kann und sich theoretisch mit den Regeln auseinandersetzt


    Denn nur so überhaupt kann man doch dazu kommen Regeln evtl mal anzupassen.
    Sonst kann man sie gleich weglassen und nach Gefühl pfeifen, wir spielen ja alle lang genug Fußball um zu wissen was richtig und was falsch ist.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Auch der Spruch "Fußball ist eine Kontakt-oder Kampfsportart" ist Unsinn. Ist er nämlich nicht. Boxen, Karate oder Ringen sind Kampfsportarten aber nicht Fußball. Fußball ist in erster Linie ein Laufspiel, bei dem unter bestimmten Voraussetzungen der Kontakt mit dem Gegner erlaubt ist.


    Von "Kampfsportart" redet hoffentlich keiner. Dass Fußball ein Kontaktsport ist, bestätigst Du ja selbst.


    Es ist bei so einer Aktion, wie sie Manfred schildert, sehr situationsabhängig und erfordert vom Schiri sehr viel Erfahrung. Ich sehe es so: Greife ich präventiv ein um beide Spieler zu schützen ( vor Verletzungen und ggfls einer :rote_karte: ), und entscheide auf idF, wird sich 30 Sekunden aufgeregt und es geht mit gesunden Spielern weiter. Lasse ich es aber darauf ankommen und es kommt zum Kontakt, wobei sich der TW verletzt und der Stürmer vom Platz fliegt, habe ich den Rest des Spiels und auch danach Zirkus. Zieht der TW ängstlich zurück oder läßt den Ball wieder fallen und der Stürmer kommt deshalb wieder an den Ball kommt und in der Folge zum Torerfolg, weiß ich auch nicht, wie ich entscheiden würde. Dann wird es ganz schwierig. Die Regel würde m.E. den IdF rechtfertigen.


    Jetzt aber mal langsam. Wenn Du so früh pfeifst, dass Du durch Deinen Pfiff eine Verletzung oder eine rote Karte verhinderst, hast Du definitiv zu früh gepfiffen, denn dafür ist die Regelung des "gefährlichen Spiels" doch gar nicht da. Sie bevorteilt den Spieler, der aus Angst bereits zurückgezogen hat. Es muss also bereits eine konkrete Gefahrensituation vorgelegen haben. Sie ist keine präventive Schutzmaßnahme, und das ist auch der Grund, warum in der beschriebenen Situation nicht auf gefährliches Spiel entschieden werden kann.


    amfa: Schade, ich hatte mich in Post #7 darum bemüht.

  • Womit wir wieder auf der Sachebenen angekommen sind, was ich gut finde.
    Ich sagte ja, dass dies eine schwierige Frage ist und dass es hier keine eindeutige Antwort gibt. So, wie du es begründest, muss ich dir Recht geben. Das ist wohl auch der Normalzustand und entspricht dem Sinn und Geist der Regel, wie es so schön heißt. Dennoch glaube ich, dass es Situationen gibt, bei denen man auch eingreifen kann, bevor es zum "Crash" kommt. Leider fällt mir im Moment aber kein anderes konkretes Beispiel ein. Ich gebe zu, dass ich in der Praxis beim Fall von Manfred mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts unternehmen würde außer beobachten und abwarten aber wohl auch deshalb, weil es schon immer so gemacht wurde. Außerdem ist es ja auch so, dass wir Schiris auf dem Platz immer reagieren. Ein Spieler tritt in Aktion und überschreitet dabei die Regeln, daraufhin treten wir in Reaktion. Das ist der Normalfall. Trotzdem ist es nicht falsch, auch mal darüber nachzudenken, wo gefährliches Spiel anfängt. Wo es aufhört, ist ja hoffentlich klar.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Wo man z.B. präventiv eingreift, ist wenn ein Abseits stehender Stürmer durch ist und einem langen Ball Richtung Torwart hinterherläuft. Hier bringt man als Assistent sofort die Fahne, auch wenn nach derzeitiger Auslegung noch kein Spieleingriff stattgefunden hat. Man versucht mit rechtzeitiger Abseitsentscheidung eben eine Kollision zu vermeiden. Trotzdem hielte ich in so einem Zusammenhang den Begriff gefährliches Spiel für falsch, weil das eben eine persönliche Strafe nach sich zöge. Hier entscheidet man schlicht und ergreifend auf Abseits, selbst wenn es zur Kollision kommt. Vorausgesetzt natürlich es geht knapp zu. Hat der TW den Ball schon lange sicher gibt's die gK natürlich gratis dazu.

  • Da wir nun wieder bei der Sachebene sind nochmals meine 2 Cent vom Anfang, vielleicht etwas anders Formuliert.


    Ich verkürze mal die Aussagen sinngemäß:

    • Der Klassiker der gefährlichen Spiels ist: "Fuss war vor Nase".
    • Manfreds Frage ist ein: Wird treffen wenn er weiterläuft.

    Im ersten Fall ist es eine Tatsachenfeststellung: Es ist "glücklicher Weise" nichts passiert.
    Im zweiten Fall ist es eine Projektion in die Zukunft: Es wird passieren wenn....
    Ich denke der wesentliche Unterschied besteht darin, dass ich in einem Fall eine Tatsache feststellen kann und im anderem nur eine Vermutung.

  • Im ersten Fall ist es eine Tatsachenfeststellung: Es ist "glücklicher Weise" nichts passiert.


    Vielleicht etwas präziser: Es wäre etwas passiert, wenn der Spieler nicht zurückgezogen / ausgewichen / abgebrochen hätte. Den ind. Freistoß gibt es dann für denjenigen, der zurückgezogen/ausgewichen/abgebrochen hat, sozusagen als Kompensation. Und schon sind wir auch wieder im Einklang mit dem Regeltext. :)

  • Es wäre etwas passiert, wenn...

    Nett das Du diese Kleinigkeit verbesserst ohne auf die wesentliche Aussage einzugehen:


    Den i.d.F wegen gefährlichem Spiel gibt es für eine bewertbare Aktion in der Vergangenheit, bei der ich eine Tatsache feststellen konnte. Die Tatsache, das beinahe etwas passiert wäre.
    Für Manfreds Beispiel müsste ich meine Glaskugel darüber befragen, was zukünftig als bewertbare Tatsache (von verschiedenen Möglichkeiten) eintreffen könnte. Ich muss also eine mögliche Tatsache, die beinahe passieren könnte bewerten.
    Leider ist diese Glaskugel aber ein nicht erlaubter Ausrüstungsgegenstand.


    Und dies ist der Wesentliche Unterschied zwischen dem nach Regelwerk beschriebenem gefährlichem Spiel und Manfreds Beispiel.

  • Für Manfreds Beispiel müsste ich meine Glaskugel darüber befragen


    Wirklich? Wenn ein Spieler in voller Fahrt ist, kann der spätestens ab der Unterschreitung des Abstandes von einem Meter nicht mehr (so) ausweichen, dass ein Kontakt vermieden werden kann. Damit lägen - und das war ja der Ausgang meiner Überlegung - die Voraussetzungen für ein gefährliches Spiel vor, gerade wenn der andere Spieler zum Eigenschutz ausweicht. Dass ich natürlich warten werde, ob es wirklich rappelt, liegt in der Natur der Sache, denn dann gibt es gegen den Angreifer den direkten Freistoß und womöglich noch zusätzlich eine Karte. Sollte aber der Verteidiger wirklich erst in der letzten Hundertstelsekunde ausweichen, bekäme der Angreifer durch sein gefährliches und rücksichtsloses Verhalten womöglich einen Vorteil - und genau an diesem Gedanken stoße ich mich.