Freistoß aus eigenem Strafraum inkl. Handspiel

  • Hallo Kollegen,


    aus meiner Vorstellung an anderer Stelle geht ja bereits hervor, dass ich ganz frisch im Kreise der Schiedsrichter bin, weshalb man mir meine folgende Frage bitte verzeihen mag.


    Ich bin über eine Passage aus dem Regelheft 15/16 gestolpert.


    Regel 13 - Freistöße, Seite 97, unten:


    Der Freistoß wird von einem Feldspieler ausgeführt


    Wenn der Ball im Spiel ist und vom ausführenden Spieler absichtlich mit der Hand gespielt
    wird, bevor ihn ein anderer Spieler berührt hat,

    • wird ein direkter Freistoß für das gegnerische Team an der Stelle verhängt, an der sich das Vergehen ereignete (siehe Regel 13 – Ort der Freistoßausführung). [<- verstehe ich, ist ja ein klassisches absichtliches Handspiel, oder?]
    • Erfolgt das Vergehen im Strafraum des ausführenden Spielers, wird auf Strafstoß entschieden. [<- dieser Punkt steht doch im Widerspruch zum Einleitungssatz, wonach der Ball im Spiel sein soll. Dafür muss der Ball den Strafraum doch erst verlassen haben. Ohne die Berührung eines anderen Spielers, der den Ball zurückspielt, kann der ausführende Spieler den Ball ja gar nicht im eigenen Strafraum in die Hand nehmen, oder?]


    Besagen die beiden o. g. Punkte nicht einfach nur, dass jedes absichtliche Handspiel nach Ausführung eines Freistoßes mit dF (bzw. Strafstoß) geahndet werden muss?


    Bestimmt denke ich gerade zu kompliziert, habe ein Brett vor dem Kopf - oder sogar beides.


    Heute Abend pfeife ich mein erstes Spiel und mache mich wahrscheinlich mit Wortklauberei selbst verrückt :rolleyes:


    Viele Dank für Eure Hilfe!


    Gruß,
    Steffen.

  • oben steht doch:

    Zitat

    Wenn der Ball im Spiel ist und vom ausführenden Spieler absichtlich mit der Hand gespielt wird, bevor ihn ein anderer Spieler berührt hat,


    damit ist klar, dass der Ball den Strafraum bereits verlassen haben muss. Nun könnte z.B. ein Windstoß den Ball zurück befördern ...

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Ok, also wird davon ausgegangen, dass der Ball "irgendwie" zurück in den Strafraum kommt, aber nicht gespielt wird?
    Beispielsweise der von Dir genannte Windstoß oder wenn der SR angespielt wird...!?


    Mir fehlt ganz sicher die praktische Erfahrung, um solche Eventualitäten in Betracht zu ziehen.


    Vielen Dank für Deine Antwort!

  • Noch viel einfacher: Der Ort des Freistoßes liegt außerhalb des Strafraums, der Freistoß wird in den Strafraum gespielt und dort vom ausführenden Spieler mit der Hand gestoppt.

  • Heute Abend pfeife ich mein erstes Spiel und mache mich wahrscheinlich mit Wortklauberei selbst verrückt

    Es steht ja nirgends, dass der Freistoß innerhalb des eigenen Strafraums ausgeführt wird. Freitstoß außerhalb, Du willst den TW anspielen, triffst den Ball nicht richtig, der kullert in den Strafraum und Du nimmst ihn ihn die Hand - Strafstoß !


    Aber wie selbst gesagt, nciht verrück machen und gut Pfiff bei Deinem ersten Spiel !

  • Mal von Neu-SR zu Neu-SR ;)


    Mach dich nicht verrückt wegen deinem ersten Spiel. Das läuft normalerweise alles fast wie von allein. Klar die Grundkenntnis muss vorhanden sein, aber alles andere kommt, oft sogar von allein, durch Intuition. So war es zumindest bei mir. Die Regeln sitzen, du hast ja den Test bestanden. Geh das bestimmt, aber locker an. Soll heißen: Sei sicher und bestimmt in deiner Ausstrahlung, aber mach dir nicht zu viele Gedanken. Es hilft, vor dem Spiel den Kopf frei zubekommen und dann ganz entspannt, aber nur innerlich (äußerlich musst auch Präsenz zeigen), in das Spiel zu gehen.


    Viele Grüße und Gut Pfiff :thumbup:


    3-Kammer-Hochtonpfeife

  • Es gibt nur eine Kleinigkeit zu beachten, weil dies die einzige Besonderheit darstellt: Ein Spieler, der so handelt, kann nie eine klare Torchance verhindern, da aus einem Vorteil (= Freistoß) kein Nachteil (= Tor) werden darf, sondern es immer Eckstoß gäbe, wenn der Ball ohne weitere Berührung ins Tor ginge - ergo kann es keine Rote Karte geben. Das Verhalten ist daher nicht nur eine Verwarnung wegen Dummheit wert, nein, die Verwarnung gibt es da natürlich auch wegen der Unsportlichkeit der Handlung.

  • Und noch ein Tip für Dein erstes Spiel:


    Derartige -ich nenne sie mal- Sondergurken die vielleicht irgendwann in einem Spiel passieren können sind sehr selten und kommen übermässig häufig nur in SR-Regelfragen vor um Regelkenntnisse zu überprüfen und zu schulen.


    Keine Sau auf dem Feld weis, wie bei solchen Fällen zu entscheiden ist. Also mach Dir keinen Kopp wenn Du es in dem Moment nicht weist, entscheide aus dem Bauch - Wenn Du gut geschult bist ist das in 90% der Fälle richtig.


    Wenns dann doch mal Falsch ist reist Dir keinen den Kopf ab -weil das im Zweifel sowieso nur Dein Obmann am Spielfeldrand weis und der hält während des Spiels sowieso die Klappe.

  • Das sehe ich etwas anders. Sollte dir ein spielentscheidender Regelverstoß passieren, und wenn der Fall noch so selten vorkommt, wird sich die betroffene Mannschaft immer erkundigen, selbst wenn aktuell niemand am Platz regelkundig ist. Nicht umsonst werden die SR bis in die höchsten Spielklassen in Regeltests auch auf derartiges Wissen überprüft.


    Natürlich soll er sich im ersten Spiel auf die grundlegenden Dinge konzentrieren, wie ja auch geschehen, aber so pauschal kann man deine Aussage zu seltenen "Sondergurken" nicht stehen lassen.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Es gab vor ein paar Jahren in der 2.BL nach einem Strafstoß eine Doppelberührung und weder SR noch SRA haben es gemerkt. War halt eine Anfängerfrage und nix für (Halb-)profis :rolleyes:


    Hier der Thread: SSD Dresden - Frankfurt

  • Die Anfängerfragen machen fast alle richtig. Die komplizierten Sachen sind das Salz in der Suppe und die unterscheiden dann irgendwann mal den guten vom sehr guten Schiedsrichter. Vor allem die Handlungsfähigkeit bei unvorhersehbaren Situationen ist dann unter Umständen der große Trumpf dieser Schiedsrichter.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Das sehe ich etwas anders. Sollte dir ein spielentscheidender Regelverstoß passieren

    Natürlich musst Du das als Lehrwart anders sehen. Aber mach doch erst einmal aus einem "Frischling" einen Schiedsrichter bevor Du damit anfängst aus einem Schiedsrichter einen guten Schiedsrichter zu machen. Wenn ich mich an mein ertes Spiel erinnere -wie verpeilt ich da über den Platz gelaufen bin - ein Glück das das keiner gemerkt hat.


    Wenn er bei so einer "Sondergurke" dann bei seinem erstem Spiel einen Fehler macht -So What.
    Ein verantworungsvoller Ansetzer wird einem Neuling kaum ein "DFB-Pokalendspiel mit Konfliktpotential" geben, sondern den Streichelzoo bei dem es um die goldene Ananas geht.

    Die Anfängerfragen machen fast alle richtig. Die komplizierten Sachen sind das Salz in der Suppe und die unterscheiden dann irgendwann mal den guten vom sehr guten Schiedsrichter.

    Und wenn er dann ein Guter Schiedsrichter ist kann Pfeifekopp einen sehr guten d´raus machen und ihm erklären wieviel Salz in einer guten Suppe sein muss. :thumbup:

  • Ich denke dass die Beantwortung dieser Frage einfach von dem jeweils eigenen Sachstand und der Erfahrung abhängt.


    Natürlich sollte man regelsicher sein, doch am Anfang liegt das Hauptaugenmerk sicherlich auf einer vernünftigen Spielleitung, begünstigt durch die eher einfacheren Ansetzungen wie Sixth es beschrieben hat.


    Wenn ich nach ein paar Spielen das kleine Einmaleins drauf habe, werde ich mich auf die nächst kompliziertere Sache stürzen, um irgendwann mal ein (sehr) guter Schiedsrichter zu sein :)

  • Natürlich musst Du das als Lehrwart anders sehen. Aber mach doch erst einmal aus einem "Frischling" einen Schiedsrichter bevor Du damit anfängst aus einem Schiedsrichter einen guten Schiedsrichter zu machen.


    Ich denke Stefan wollte nur darauf aufmerksam machen, warum auch so "bescheuerte" Regelfragen gestellt werden. Es hat halt doch manchmal einen Sinn :saufbrüder:

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Damit keiner etwas in den Falschen Hals bekommt:

    Ich denke dass die Beantwortung dieser Frage einfach von dem jeweils eigenen Sachstand und der Erfahrung abhängt.

    Dieser Teil Deines Beitrags kann missverstanden werden.
    Wer hier eine Regelfrage stellt, hat das Recht auf eine kompetente und sachlich richtige und wasserdichte Regelantwort. Egal wie unwahrscheinlich die Situation auch sein mag und welchen Kenntniss- oder Sachstand der ein oder andere hat. - Wir wissen Alle: "Kommt nicht vor, gibts nicht."

    Natürlich sollte man regelsicher sein, doch am Anfang liegt das Hauptaugenmerk sicherlich auf einer vernünftigen Spielleitung, begünstigt durch die eher einfacheren Ansetzungen wie Sixth es beschrieben hat.

    Und darum ging es mir. "Mach Dir keinen Kopp" Wenn Du im Streichlzoo dann tatsächlich so eine Sondergurke haben solltest. Wenn Du nicht weiter weist entscheide aus dem Bauch - das ist bemerkenswerter Weise sehr oft richtig wenn Du bei Deinem Lehrgang aufgepasst hast.
    Vor allem solltest Du nicht am Abend vor dem Spiel noch solche Regelfragen wälzen. Was Du bis zum Abend vorher nicht weist, hast Du eh vergessen wenn es darauf ankommt. Also konzentrier Dich - wie Du richtig sagst - auf eine vernünftige Spielleitung und versuche die Standards richtig zu machen. Das ist schon ein verdammt grosses Päckchen was Du beim ersten Spiel zu tragen hast.

    Stefan wollte nur darauf aufmerksam machen, warum auch so "bescheuerte" Regelfragen gestellt werden. Es hat halt doch manchmal einen Sinn

    Und ich bin dankbar dafür, das sich Lehrwarte solche "beschuerten Regelfragen" ausdenken. Sie festigen das Regelwissen und man glaubt es kaum: Auch die Ente (Federvieh) die im Flug das Tor verhindert soll schon vorgekommen wein.