Reden hilft - meistens ...

  • Tja, die Überschrift mag nach diesem Artikel überraschen, aber das ist kein Widerspruch.


    Worum geht es also? Große Reden in der Kabine sind keinesfalls empfehlenswert. Gleiches gilt auch für große Reden auf dem Platz. Dennoch empfehle ich jedem Neuling nachdrücklich, seine Stimme zu schulen und auf dem Platz zu nutzen.


    Jüngst sah ich einen jungen Kollegen, der recht nah an einem Zweikampf stand, aber eben hinter den Spielern. Er zeigte sogar vorbildlich "Vorteil" an - nur dumm, dass ausgerechnet die beiden an dem Zweikampf Beteiligten, genau dies nicht sehen konnten (wie auch, hinten haben die keine Augen) und in Erwartung des - ausbleibenden - Pfiffs das Spiel sogar kurzzeitig einstellten. Lassen wir jetzt offen, ob er dann doch noch hätte pfeifen müssen oder nicht, aber ein klarer Ruf "Weiter" (nicht Vorteil, das sollte man nur ganz selten rufen - da muss schon zu 100 % sicher sein, dass auch ein Vorteil eintreten wird oder schon eingetreten ist) hätte hier ganz einfach geholfen.


    Aus dem Beispiel kann man übrigens generell ableiten: Soweit eine Situation nicht ganz eindeutig sein könnte und ihr seht keine Veranlassung zu pfeifen, müsst Ihr ganz schnell abwägen, ob hier eine klare Ansage in Form eines "Weiter" (muss übrigens gar nicht unbedingt wegen eines Vorteils sein) helfen würde. Wenn Ihr das ruft, wissen alle auf und um den Platz, dass es hier und jetzt keinen Pfiff geben wird und Ihr die Situation gesehen und bewertet habt. Vorteil für Euch: Niemand unterstellt Euch, die Situation nicht gesehen zu haben, allenfalls ist eine Seite mit der Sache nicht zufrieden, auf jeden Fall ist aber sonnenklar, dass das Spiel weitergeht.


    Auch wenn gelehrt wird, dass wir unsere Entscheidungen nicht erklären müssen/sollen, manchmal hilft ein kurzer Satz der Erklärung dann doch weiter - zwar wird der Täter oft nicht einsichtig sein, im Regelfall sehen, wenn die Entscheidung nicht totale Grütze war, die übrigen 21 Spieler sowie - in der Wichtigkeit nicht zu unterschätzen - auch Trainer und Zuschauer ein, was Ihr gepfiffen habt. Nicht umsonst gibt es ja auch das Instrument der Ermahnung, spätestens da wird deutlich, dass der Schiedsrichter durchaus auch mal mit den Spielern reden soll. Auch hier ein Beispiel: Ihr habt einen Spieler ermahnt, dass er nicht so heftig in die Zweikämpfe einsteigen soll. Kurz darauf macht er das aber wieder - und wenn Ihr dann nur daran erinnert "Was hatte ich eben gesagt?" und dabei die Gelbe Karte zeigt, wissen auch die, die die erste Ansprache nicht mitbekommen hatten, dass es da eine Vorgeschichte gab und Ihr habt tendenziell wenig(er) Ärger, weil die Schuld dann beim Spieler gesucht wird, der ja gewarnt war.


    Ganz wichtig: Wer unsicher ist, belässt es bei wenigen Worten, wer Sicherheit ausstrahlt, spricht selbstverständlich in ganzen Sätzen. Aber denkt daran: Nutzt einfache Sprache, damit Ihr verstanden werdet und auch keine Missverständnisse aufkommen, klare Aussagen/Ansagen ohne dabei arrogant zu wirken. Außerdem sollten maximal zwei Sätze reichen, nur in absoluten Ausnahmefällen wird mehr geredet, gerade um den Eindruck zu vermeiden, dass man hier in eine Diskussion einsteigt, denn ...
    Was aber absolut nicht geht: Wir lassen uns nicht in Diskussionen ein, im Zweifelsfall sagt auch genau das: "Ich werde das jetzt nicht diskutieren.". Wenn das einer nicht kapiert, könnt Ihr vielleicht noch einmal böse gucken oder in Richtung Brusttasche (in solchen Fällen sollte da auch eine Karte stecken, das verstehen die Spieler am besten, auch wenn Ihr die Karte eigentlich aus der Hosentasche zieht) greifen, wenn auch das nicht hilft, kommt eben :gelbe_karte: .