Hemmungen vorm Zeigen der roten Karte

Hmmm ... "wahrscheinlich" klingt mir irgendwie zu weich.

Bei einem FaD muss ich mir, ähnlich wie bei der An- und Aberkennung eines Tors, zu 100 % sicher sein. Ist dies nicht gegeben, so muss die Karte stecken bleiben. Bin ich mir aber sicher - und da ist der Bauch meist schneller in der Entscheidung als der Kopf -, dann gibt es keine Alternative - und die Hemmungen kann man in der Regel damit überwinden, in dem man sich selbst sagt: Für diese Regelübertretung ist die Rote Karte vorgeschrieben, ob ich das angemessen, gerecht, gut und richtig etc. finde, spielt keine Rolle.

Ich finde auch, dass man beim Zeigen von eher so agieren muß, wie beim Strafstoß oder Tor, 100% sicher, aber dann auch konsequent durchziehen. Irgendwelche nachträglichen Überlegungen verunsichern nur und führen immer wieder zu unterschiedlichen Ergebnissen. Natürlich hatte wohl schon jeder mal Szenen, wo er später auf den Gedanken kam, das die bessere Entscheidung gewesen wäre. Da gilt dann nur Mund abputzen und weitermachen.

Zitat von SRtill

Hättest du eigentlich rot für geben müssen aber ich kann dann ja schlecht dahin laufen und dann och rot zeigen oder?

Rein regeltechnisch kannst Du das durchaus: Solange das Spiel nicht fortgesetzt ist, kannst Du jede Entscheidung zurücknehmen oder anderweitig ändern. Im konkreten Fall wäre aber darauf zu achten, dass Du zunächst die Verwarnung zurücknimmst und erst dann die Rote Karte zeigst, schließlich kannst Du dasselbe Vergehen nicht doppelt bestrafen.

Allerdings kommt jetzt die Frage der Außenwirkung - und die wäre hier tatsächlich fatal. Zudem musst Du Dich schon auf sehr intensive Nachfragen gefasst machen und wirst mit ziemlicher Sicherheit im Rest des Spiels (und auch danach) noch viel Freude haben - einen sehr guten Grund musst Du dann schon auf Lager haben, warum Du die Entscheidung revidieren willst.

Ganz praktisch ist es übrigens meist richtig der Intuition zu folgen, so gesehen war die Rote Karte vielleicht vertretbar, womöglich wäre es sogar rücklickend die bessere Entscheidung gewesen, vermutlich war die Verwarnung aber nicht gänzlich unvertretbar. In Zweifelsfällen ist es daher, allemal wenn die Spielunterbrechung wegen einer Verletzung ohnehin etwas länger dauern wird, empfehlenswert, die so gewonnene Zeit zu nutzen, um die Situation noch einmal zu analysieren. Niemand auf dem Platz nimmt es Dir übel (es sei denn, Du hast schon eine Rudelbildung, dann musst Du in der Regel gleich agieren), wenn Du Dich erst um den Verletzten kümmerst und dann "aufräumst" - nur achte darauf, dass Dir der Schuldige nicht abhanden kommt (im Zweifelsfall schon einmal die Nummer notieren).

Und du hast gepfiffen? Dann musst! du Rot geben. Entweder Foul oder weiterspielen, aber Foul bei klarer Torchance bedeutet auch zwingend Rot.

Nummer4: Diese Aussage ist so nicht haltbar!

Erstens kann man die Worte "ganz gute Torchance" noch interpretieren, allemal, wenn das Geschehen außerhalb des Strafraums stattfand. Aus der Schilderung geht nicht zweifelsfrei hervor, ob es sich nun wirklich um eine "klare Torchance" (dann ) oder nicht doch "nur" um einen aussichtsreichen Angriff (= ) gehandelt hat - beides ist nach der Beschreibung denkbar.

Hier kommt erschwerend hinzu, dass die Situation nicht genau gesehen wurde, da die Sicht teilweise verdeckt war. Jetzt müsste uns SRtill erst einmal genau schreiben, was er gesehen hat und was nur zu ahnen war. Von einem "weiterspielen" (weil zwar womöglich ein Foul vorlag, welches der SR aber nur ahnen kann, aber nicht gesehen hat) bis hin zu einer Roten Karte ist nach der Beschreibung alles möglich.

Update:
Hat er mittlerweile getan - und danach klingt es eher nach einem aussichtsreichen Angriff denn nach einer klaren Torchance, ergo wäre die Verwarnung korrekt gewesen. Wobei ich noch einmal betone, dass womöglich sogar "weiterspielen" richtig gewesen sein könnte, da er offenkundig die Situation nur partiell wahrnehmen konnte - und was der SR nicht sieht, darf er nicht ahnden, selbst wenn er ganz genau weiß, dass es nur "so" gewesen sein kann.

Was denn nun? Torwart oder Verteidiger? Das macht schon einen unterschied wie ich finde.

Zitat von SRtill

Jo hab ich aber nicht außerdem hab ichs halt nicht 100% ig gesehen und da waren halt auch noch andere Spieler
Obwohl rot vermutlich die richtige Entscheidung gewesen wäre

Also, wenn du dir nicht 100% sicher bist, kannst du auch nicht zeigen!

Also wenns der Verteidiger war und nicht zentral ists deutlich eher keine klare Torchance...
Wenn du dir nicht sicher bist ob eine klare Torchance vorlag, Gelb. Für mich hat sich das so angehört als wäre die Torchance klar, nur die Frage ob denn überhaupt gefoult wurde war offen. Dann musst du dich zwischen Rot und weiterspielen entscheiden.

Ball gespielt oder nicht beeinflusst eine Karte wegen Härte, aber nicht eine Karte für die Spielsituation. Wenn es eine klare Torchance war ändert Ball spielen auch nichts, natürlich solange das Einsteigen trotzdem Foul war.

Um mal zu der eigentlichen Frage zurückzukommen, gerade bei dem Thema Notbremse ist das Bauchgefühl im Gegensatz zu Rohem Spiel oder sonstigen Unsportlichkeiten nicht so sicher! Was also machen, die Szene noch mal genau in Erinnerung rufen und sich die paar sekunden gönnen um abzuwägen. Zeit schinden kannst du indem du protestierende erstmal wegschickst und den Sünder isolierst und ihm dann in aller Ruhe klar und deutlich die Karte zeigst.

Ich glaube es bringt sehr wenig, wenn wir jetzt diskutieren ob es tatsächlich eine rote Karte war oder nicht.

Die Frage ist eine ganz andere.

Der Kollege hat Hemmungen vorm Zeigen der roten Karte = er traut sich nicht die Karte zu bringen und da ist es erst mal egal, ob die Karte berechtigt war oder nicht.

So, und jetzt möchte er Tipps haben, wie er diese Angst überwindet. Ich glaube, da hilft es ihm herzlich wenig, dass hier diskutiert wird, ob die beschriebene Szene tatsächlich eine rote Karte war.

Der Kollege meint eher ja, hat sich aber trotzdem nicht getraut die Karte zu zeigen. Jetzt stellt sich die Frage, hat er sich nicht getraut, weil er sich nicht sicher war oder hat er Angst vor Konsequenzen.

Diese Frage kann er nur selber beantworten und darauf kann die Diskussion basieren

zurück zur Ausgangsfrage - die Unsicherheit legt sich mit der Erfahrung, die Du sammelst. Einen Großteil der Situationen wirst Du instinktiv richtig lösen, wenn Du auf Dein Bauchgefühl vertraust, solltest Du mal schwanken, ob rot oder gelb, nimm die schwerere Strafe, das ist kein Allheilmittel, aber, es gelingt meist besser, eine schwerere Strafe zu verkaufen als eine leichtere, wenn Du für Dich begründen kannst, wie Du es genau so wahrgenommen hast. Wichtig ist, dass Du die Situationen auch wirklich wahrnimmst, in dem von Dir geschilderten Beispiel hättest Du weiterspielen lassen sollen, da Du es nicht richtig wahrnehmen konntest. Das Thema Notbremse ist hier gesondert zu betrachten, hier spielen so viele Faktoren eine Rolle; Laufrichtung, Position des Balles, Ballkontrolle etc., da musst Du die Situation sozusagen fotografieren, denn schon nach dem Pfiff kann die Situation komplett anders sein (Verteidiger hat aufgeholt), hier hilft es meist, wenn Du schonmal damit rechnest, dass gleich etwas passieren könnte und Dir die passende Strafe schon zurechtlegst - bei mir läuft dann folgender Film ab - gelb, gelb, gelb, rot, rot, gelb, .... dann wirst du nicht von dem tatsächlichen Vergehen überrascht.)