Strafstoß mit der Hacke

  • Hallo.
    @ BRT und Mark: Das sind die Tücken der Formulierung, die hier auf den ersten Blick unglücklich gewählt ist.


    Die Fragestellung geht hier dahin, dass ein Angriff auf den Ball von der Seite geführt wird und der Ball gespielt wird, der zweite Fuß gestreckt ist und es zu keinem Kontakt kommt. Das "unabsichtlich verfehlt" beschreibt eben das Bestreben um den Ball. Wäre hier die Fortsetzung Freistoß und persönliche Strafe gefordert, sollte hier eine entsprechende Ergänzung wie "überhart", "fahrlässig", "unsportlich", "ohne den Ball spielen zu wollen" oder ähnliches stehen. Hier gilt wieder mal Theorie und genaues Beachten der Formulierung.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • jambala
    Das sind die Tücken der deutschen Sprache. "Unabsichtlich verfehlt" bedeutet sinngemäß, dass die Absicht Treffen war. Die richtige Formulierung wäre einfach "...der Gegner nicht berührt".


    Die nächste Frage, die sich mir stellt, um die Situation zu visualisieren, ist: was bedeutet "gestreckten Fuß", mit den Zehenspitzen oder der Sohle voraus? Da der Fragebogen aus Westfalen und nicht aus Württemberg kommt, ist diese Aktion sicherlich nicht mit "gesteckten Bein" gleichzusetzen.


    In der Tat ist BRTs Interpretation, dass der Spieler mit zwei gestreckten Füßen (Beinen?) in den Gegner springt, der Frage nicht zu entnehmen.


    Zusammenfassend ist diese Regelfrage sehr unglücklich formuliert.


  • Nach dieser Szene gab es damals durch Verbandslehrwart Lutz Wagner folgende Antwort dazu: Der Strafstoß muss wiederholt werden und der Schütze ist wegen Unsportlichkeit zu verwarnen. Hätte der TW den Ball gehalten, abgewehrt oder wäre er daneben gegangen würde es einen idF und eine VW geben.


    Ansonsten können wir ja warten was beim Hausregeltest Nr. 6 vom Hessichen Verband als Lösung rauskommt, da steht als Frage:

    Strafstoßausführung. Der SR hat die Ausführung freigegeben. Der Schütze steht an der Strafraumgrenze, läuft in hohem Tempo auf den Ball und schießt diesen, in dem er sich unmittelbar vor dem Ball dreht, mit der Hacke auf das Tor. Anlauf und Schuss erfolgen in fließender Bewegung und der Ball geht ins Tor. Wie hat der SR zu entscheiden?

  • Ich finde man muss die Frage in zwei Teile trennen:


    Stellt die Ausführung per Hacke eine legale Ausführung dar? Ja, solange keine unsportliche Finte dabei ausgeführt wird - und die unsportliche Finte ist es den Keeper erst in eine Ecke zu schicken und erst danach zu schießen. Solange es flüssig verläuft - nichts zu beanstanden. Daher Frage 2: Tor, Anstoß.


    Kann eine Ausführung per Hacke eine Unsportlichkeit sein - ja! Wenn der Schütze das als Trick beherrscht ist es eine Sache, wenn er das nur tut weil der Spielstand entsprechend ist und es gar nicht richtig kann, so wie der aus dem Video, verhält er sich dem Spiel gegenüber respektlos. Gelb + Wiederholung beim Tor, Gelb+ idF sonst.

  • Das "unabsichtlich verfehlt" beschreibt eben das Bestreben um den Ball.

    "...mit dem anderen gestreckten Fuß gleichzeitig der Gegner unabsichtlich verfehlt." Wer oder was wird verfehlt? Der Gegner. Von Ball steht da nix. Der wurde im übrigen ja auch schon mit dem anderen Fuß gespielt.
    Würde auch der zweite Fuß zum Ball gehen, dann wäre der Spieler quasi im Schlussprung in den Zweikampf gegangen- anders kann ein Mensch mit 2 Beinen/Füßen nicht gleichzeitig mit 2 Füßen zum Ball gehen.

    In der Tat ist BRTs Interpretation, dass der Spieler mit zwei gestreckten Füßen (Beinen?) in den Gegner springt, der Frage nicht zu entnehmen.

    Wie gesagt- bei 2 Beinen geht es nicht anders- es sei denn, der Spieler liegt am Boden - dann hätte er beide Beine zum Spielen frei. Da steht aber nichts davon, dass er am Boden liegt.

  • Ich finde man muss die Frage in zwei Teile trennen:


    Stellt die Ausführung per Hacke eine legale Ausführung dar? Ja, solange keine unsportliche Finte dabei ausgeführt wird - und die unsportliche Finte ist es den Keeper erst in eine Ecke zu schicken und erst danach zu schießen. Solange es flüssig verläuft - nichts zu beanstanden. Daher Frage 2: Tor, Anstoß.


    Kann eine Ausführung per Hacke eine Unsportlichkeit sein - ja! Wenn der Schütze das als Trick beherrscht ist es eine Sache, wenn er das nur tut weil der Spielstand entsprechend ist und es gar nicht richtig kann, so wie der aus dem Video, verhält er sich dem Spiel gegenüber respektlos. Gelb + Wiederholung beim Tor, Gelb+ idF sonst.


    Öhm ... also dann liegt es an uns Stilnoten zu vergeben und die Qualität der Ausführung zu beurteilen ?
    Ich denke, man sollte das hier ganz konsequent bewerten. Flüssige Bewegung, keine Finte = Tor + Anstoss. Egal ob das technisch perfekt war oder ob sich der Stürmer beide Beine brach.
    Mich interessiert in diesem Zusammenhang dann auch kein Spielstand. Es ändert an der Ausführung nichts und die wurde als korrekt beschrieben.


    Natürlich empfinde ich das auch als unnötig und unsportlich. Aber das ist mein persönlicher Gusto und nicht das Regelwerk.


    Gott sei Dank, wird dieses Szenario vielen von uns erspart bleiben.

  • Mir gehts darum ob der Spieler ernsthaft diese Variante als (nicht unsportliche) Finte benutzt - oder dies nur macht um den Gegner zu verhöhnen.
    Viele Aspekte spielen bei der Beurteilung da mit, wie gut er es beherrscht ist einer davon. Jemand der tatsächlich damit Erfolg haben will wird den wahrscheinlich anders ausführen als jemand der denkt "wir führen so hoch, der Torwart ist so schlecht, den mach ich mit der Hacke rein".

  • Also diese Baustelle würde ich gerne geschlossen halten. Oder geben wir demnächst auch :gelbe_karte: und idF, wenn ein Stürmer seinen Gegenspieler beim Stand von 8:0 mit 5 Übersteigern hintereinander nassmacht um dann den Ball mit der Hacke zu einem Mitspieler zu passen? In der Regel steht nichts davon, dass das Spielen mit der Hacke verboten ist. Punkt.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Mir gehts darum ob der Spieler ernsthaft diese Variante als (nicht unsportliche) Finte benutzt - oder dies nur macht um den Gegner zu verhöhnen.
    Viele Aspekte spielen bei der Beurteilung da mit, wie gut er es beherrscht ist einer davon. Jemand der tatsächlich damit Erfolg haben will wird den wahrscheinlich anders ausführen als jemand der denkt "wir führen so hoch, der Torwart ist so schlecht, den mach ich mit der Hacke rein".


    Dann interpretierst du Dinge. Da entfernen wir uns aber vom Prinzip der klaren Bewertung.
    Ich übertreibe jetzt mal ganz bewusst: Ein Tor, bei welchem der Schütze ausrutscht und den Treffer mit dem Hintern erzielt, muss ich doch eben so als Tor werten.
    Es mag zwar Slapstick sein, aber es ist ein regulär erzielter Treffer. Und nur darum geht es.


    Ich persönlich würde es mir nicht anmaßen, die Gedanken und Motive der Spieler lesen zu können und dann einem regulären Treffer die Anerkennung verweigern.
    Es gibt keine Regel, die die Strafstoß-Ausführung per Absatz untersagt bzw. eine Höhe des Spielergebnisses vorschreibt.

  • @ BRiT: Vergiss doch bitte mal, ständig eigene Interpretationen einer Regelfrage als allein richtig anzusehen. Ich hab in fast fünfundzwanzig Jahren gelernt, dass die Fragen so zu beantworten sind, wie sie formuliert sind - siehe hierzu auch meine Erleuterung. Alles andre bringt Dir nur ein, dass die Frage als falsch bewertet wird.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

    Einmal editiert, zuletzt von jambala ()

  • Es geht hier um eine Regelfrage, nicht um die Praxis. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schütze einen Strafstoß mit der Hacke ausführt halte ich für sehr gering … dass er den dann auch noch reinmacht ebenfalls für gering. Ihr wisst, was passiert, wenn man zwei Zahlen < 1 miteinander multipliziert…

  • Aber irgend wann ist eben das erste Mal - und dann wegen eines Regelverstosses eine Neuansetzung, weil man die Frage nicht richtig beantworten kann, also die Auslegung nicht kennt oder meint eine eigene anwenden zu müssen - ist das besser?

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Der ausrutschende Spieler ist ein hinkender Vergleich, der Vergleich ist eher der Spieler, der auf der Linie sich hinlegt und "reinköpft" - klar kein Tor, GK, idF.


    Nebenbei seh ich hier kein Potential für einen Regelverstoß - unsportliche Verhöhnung, GK und idF bzw. GK und Wiederholung auf der einen Seite und legale Ausführung, Tor, Anstoß auf der anderen Seite sind unumstößliche Tatsachenentscheidungen.

  • Aber irgend wann ist eben das erste Mal - und dann wegen eines Regelverstosses eine Neuansetzung, weil man die Frage nicht richtig beantworten kann[…]

    Das meinte ich nicht. Die Frage sollte hier schon korrekt beantwortet werden, aber man sollte aus der Frage nicht noch irgendwelche obskuren Theorien entwickeln.

  • Zitat

    Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schütze einen Strafstoß mit der Hacke ausführt halte ich für sehr gering …


    Naja. Es gibt ja auf YouTube sogar solche Ausführungen von Spielen, die live im Fernsehen übertragen wurden. Also kann man schon davon ausgehen, dass das auch auf den Kreisligaplätzen irgendwo ab und an mal vorkommt. Und dann wäre es schon gut zu wissen, wie man auch in der Praxis mit dieser Situation umgeht :)


    Solange ich nichts explizit anderes höre, würde ich aber auch in der Praxis auf Tor, Anstoß entscheiden.

  • Der ausrutschende Spieler ist ein hinkender Vergleich, der Vergleich ist eher der Spieler, der auf der Linie sich hinlegt und "reinköpft" - klar kein Tor, GK, idF.


    Nebenbei seh ich hier kein Potential für einen Regelverstoß - unsportliche Verhöhnung, GK und idF bzw. GK und Wiederholung auf der einen Seite und legale Ausführung, Tor, Anstoß auf der anderen Seite sind unumstößliche Tatsachenentscheidungen.


    Das sehe ich etwas anders. Denn genau das Beispiel des sich vor der Linie hinlegenden Spielers, der den Ball dann einköpft, ist ein gerne dargestelltes Beispiel für Unsportlichkeit.
    Das gibt es wohl in fast jedem Neulingskurs. Ja, hier geht es um eine unfaire Aktion (Verhöhnung des Gegners). Das ist meines Erachtens offensichtlich.
    Ich meine sogar, dass unser Lehrwart das mal u.a. mit Gefährlichem Spiel gleichsetzte.


    Aber wie schon erwähnt, gibt es keine Regel, die die Körperteile, mit der ein Strafstoß ausgeführt werden darf, umschreibt.
    Und wenn in der Kreisliga B ein Spieler meint, sich zum Obst machen zu wollen, dann soll er das tun.


    Bei der ganzen Diskussion hier sollten wir bedenken, wie schwer es ist, einen solchen Trickshot in einer flüssigen Bewegung so auszuführen, dass der Ball ins Netz geht.
    In den Ligen, in denen ich noch als SR unterwegs bin, kannst du dann für den Schützen den Krankenwagen anfordern.

  • Ein wenig Offtopic:


    Ist das Ball auf der Linie anhalten immer zwingend eine verhöhnung des Gegners?
    ich kann mir auch vorstellen, dass solch eine Aktion gar nicht gegen den Gegner als solches gerichtet ist, sondern einfach
    deswegen gemacht wird weil's Spaß macht gerade zu spielen weil man selbst so gut ist (und der Gegner vielleicht auch schlecht).


    Wenn ich es schaffe so alleine vor dem gegnerischen Tor zu aufzutauchen, dass ich das machen kann, muss ich vorher ja schon einiges richtig gemacht haben.
    Darf ich mich dann auch nicht mehr über ein Tor freuen weil der Gegner so schlecht ist?


    Ich stell mir in so eienr Situation eher den Spieler einer Mannschaft vor, der in seinem Leben noch kein Kopfballtor gemacht hat und das einfach aus Spaß macht ohne
    damit den Gegner verhöhnen zu wollen.
    Sonst kann es genauso gut als Verhöhnen gelten, wenn der dicke Stürmer der eigentlich überhaupt nicht Fußball spielen kann beim Stand von 9:0 eingewechselt wird.
    Oder der Torwart beim Stand von 9:0 ausgewechselt wird von wegen "Die können uns eh nicht gefährlich werden".

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Natürlich kann man das, wenn man mit einer Schwarz-Weiss- Brille betrachtet, so sehen. Aber ich denke, man muss hier differenzieren.
    Das "Einköpfen" in 30cm Höhe ist in meinen Augen eine ganz klare Provokation und ein Abwertung des Gegners. Fast genauso schlimm ist das Potential an Reaktionen,
    die so ein Verhalten provozieren können. Dann entgleisen ganz klare Spiele beim Stand von 8:0 und enden im Spielabbruch. Daher sollte jeder von uns, in eigenem Interesse,
    diesen Dingen keinen Vorschub leisten und das konsequent unterbinden.


    Um bei deinem Beispiel zu bleiben:
    Mich würde ein eingewechselter, stark übergewichtiger Stürmer nicht provozieren. Wenn der allerdings meine Verteidiger überlaufen sollte, wären Gedanken über die eigene
    Leistung angebracht. :D

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