Schiedsrichterzeitung 2/2013 Situation 6

  • Frage:

    Zitat

    Der Assistent zeigt eine Tätlichkeit eines Angreifers außerhalb des Blickfelds des Schiedsrichters mit der Fahne an. Bevor der Schiedsrichter das Fahnenzeichen erkennt, unterbricht er wegen eines unsportlichen Handspiels des Verteidigers das Spiel. Wie hat der Schiedsrichter zu entscheiden, wenn er das Fahnenzeichen nach dem geahndeten Handspiel sieht?


    Antwort:

    Zitat

    Direkter Freistoß. Das erste Vergehen ist zu bestrafen. Der Spieler ist des Feldes zu verweisen. Für das unsportliche Handspiel kann es zwar keine Spielstrafe, jedoch eine Persönliche Strafe, also eine Verwarnung, geben.


    Wieso kann es für das "unsportliche" Handspiel noch eine Verwarnung geben? Da das Handspiel nicht mehr Ursache für die anschließende Spielfortsetzung ist, kann auch keine Unsportlichkeit mehr vorgelegen haben. Auch ein taktisches Foul, z. B. Trikot Ziehen, würde man m. W. nicht mehr bestrafen, wenn es nicht rücksichtslos war.

  • Wenn es ein unsportliches Handspiel gab, gibt es trotzdem die Gelbe Karte, eben wegen der Unsportlichkeit. Von taktischem Vergehen steht da nichts.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Man würde die Verhinderung eines aussichtsreichen Angriffes nicht verwarnen dürfen, da objektiv aufgrund des Vergehens kein aussichtsreicher Angriff vorlag. (Bei einem gezielten Foulspiel um das zu unterbinden wäre das schon wieder was anderes.)
    Ich würde hier praktisch glaub ich in den meisten Fällen die GK steckenlassen, aber ein als unsportlich definiertes Handspiel ist eben unsportlich und daher Gelb.

  • Aufgrund der Tätlichkeit ist das Spiel eigentlich schon unterbrochen, somit kann schon gar kein Handspiel mehr vorliegen und erst Recht kein unsportliches. Das "Taktische Vergehen" steht da natürlich nicht, sondern ist nur ein Beispiel meinerseits.

  • Regeltests haben ihre eigene Sprache, das musst du pauken wie Vokabeln, jedenfalls wenn du dich nicht über unnötige Punktabzüge ärgern willst. Wenn da "unsportliches Handspiel" steht, heißt das für die Antwort, dass da die nachträgliche Verwarnung reingehört. Stünde da "verhinderte mit einem Handspiel einen aussichtsreichen Angriff", dann müsstest du die Verwarnung weglassen.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Ente, grundsätzlich hast du Recht, wenn die Situation eindeutig aus der Sicht eines neutralen Beobachters geschildert wird. Hier bezieht sich "unsportliches Handspiel" jedoch eindeutig auf die subjektive Sicht des Schiedsrichters, der deswegen das Spiel unterbricht und erst danach feststellt, dass formal das Spiel schon früher unterbrochen war.


    Bei jeder auch noch so theoretischen Regelfrage muss man sich die Situation visuell vorstellen können. Und ich wüsste nicht, wie ein unsportliches Handspiel aussieht, das ein Spieler während einer Unterbrechung begeht. Und dass es nicht auf den Willen des Spielers ankommt, habe ich bezüglich Handspiel schon aus anderen Fragen gelernt.


    Glücklicher wäre für diese Regelfrage gewesen, wäre das Handspiel beschrieben, wie von Ente, oder es stünde da " rücksichtsloses Foulspiel".

  • Das Spiel ist weder faktisch nochformal Unterbrochen. Der SR hat ja auch immer das Recht seinen SRA zu überstimmen. Das Spiel ist erst dann unterbrochen wenn der SR pfeift. Da der SR auch nicht weiß was der SRA will wäre in der Theorie ja sogar ein Vorteil möglich gewesen!


    Zudem Regel 1 von Regeltests: Interpretier nichts hinein. Wenn da steht es ist ein unsportliches Handspiel, dann ist es unsportlich. Wenn der Spieler nur den Ball gefangen hätte weil er die Fahne des SRA gesehen hat, hätte dort nur Handspiel gestanden. Von daher zählt als persönliche Strafe alles bis zur Unterbrechung.

  • Regeltests haben ihre eigene Sprache, das musst du pauken wie Vokabeln, jedenfalls wenn du dich nicht über unnötige Punktabzüge ärgern willst. Wenn da "unsportliches Handspiel" steht, heißt das für die Antwort, dass da die nachträgliche Verwarnung reingehört. Stünde da "verhinderte mit einem Handspiel einen aussichtsreichen Angriff", dann müsstest du die Verwarnung weglassen.

    Das ist jetzt aber die interessante Frage müsste man sie da wirklich weglassen und gibt es überhaupt ein nicht taktisches Handspiel was als unsportlich angesehen wird und somit die Verwarnung nach sich zieht? Ich denke es geht hier darum das sich ein Spieler widerrechtlich einen Vorteil verschaffen will und wir das zu ahnden haben als unsportliche Aktion auch wenn es zu dieser Aktion eigentlich nicht gekommen wäre weil vorher ein Vergehen vorlag so ist die Aktion in ihrer Absicht in jedem Fall unsportlich. Ich würde auch in dem Fall das ein aussichtsreicher Angriff verhindert wird dann eine Karte geben auch wenn die Begründung das unsportliche Verhalten an sich und nicht die taktische Komponente ist.

  • In der beschriebenen Situation wäre Vorteil theoretisch möglich gewesen, dann müsste es aber den dFS gegen den Handspieler geben. Da der dFS jedoch für das erste Vergehen gegen den Angreifer gegeben wird, kann das Hansspiel nicht mehr bestraft werden.


    Alle mir bekannten Unsportlichkeiten bei Handspiel kommen hier nicht mehr zum Tragen: es wurde weder ein Tor noch ein Ballbesitz des Gegners verhindert, ja selbst der Versuch einer Torerziehlung kann nicht vorliegen.

  • Als der Spieler das Handspiel begeht, weiss er nichts von der Unterbrechung (sonst müsste er es ja nicht tun), somit hatte er die unsportliche Absicht und ist dafür auch mit gelb zu bestrafen.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Die Verwarnung wird weggelassen, Besserwisser, hatten wir hier irgendwo schon mal diskutiert.

    Dann wäre ich dir für einen Link dankbar, ich denke in Fällen wo eine klar unsportliche Absicht dahinter steckt, was auch in diesem Fall so wäre, ist auch in diesem Fall die Karte dann zwingend. Ausnahmen sind da meiner Meinung nach nur taktische Vergehen die nicht gezielt begangen werden wie Beispielsweise taktische Fouls bei denen die Absicht den Ball zu spielen aber klar erkennbar ist und somit keine unsportliche Absicht dahinter steckt.


    Und bevor wir jetzt hier mit Feinheiten anfangen dass die Absicht nicht da drin steht so ist es doch ausser Frage dass nur ein Absichtliches Handspiel geahndet wird und ein absichtliches Handspiel dass eine aussichtsreiche Situation verhindert, da kann man nur eine unsportliche Absicht reininterpretieren.

  • Absicht ist nicht gleich Absicht!


    Jemand blockt eine Flanke mit Arm in unnatürlicher Position und verhindert dadurch einen aussichtsreichen Angriff - absichtlich und unsportlich.
    Jemand blockt eine Flanke mit Arm in unnatürlicher Position und verhindert keinen a.A., da Vergehen vorlag - schon für mich nicht mehr unsportlich, da die Unsportlichkeit alleine in dem Verhindern des Angriffs vorlag.


    Anders wenn er den Ball mit vollem Bewusstsein wegschlagen würde...

  • Die Absicht einer Unsportlichkeit kann nicht bestraft werden. Wir hatten schon die Regelfrage, wo ein Abwehrspieler einen Ball, der bereits hinter der Torlinie war wieder rausgefaustet hat. Obwohl er ein Tor verhindern wollte, ist eine Verwarnung nicht möglich, da der Ball außerhalb des Spielfeldes mit der Hand berührt werden darf.


    Auch Trikot Ziehen ist nur dann eine Unsportlichkeit, wenn es taktisch ist und aufgrund dessen ein d FS verhängt wird.

  • Trikotziehen darf definitiv mit Gelb bestraft werden auch wenn es nicht taktisch ist oder es keinen dF gibt - ein heftiges Ziehen bestrafe ich auch ohne aussichtsreichen Angriff und wenn ich nach einem vorzeitigen Trikottauschversuch Vorteil gebe kann sich der Ziehende trotzdem über die GK freuen.


    Handspiel hinter der Linie kann kein Handspiel daher auch kein unsportliches Handspiel sein...

  • Regeltests haben ihre eigene Sprache, das musst du pauken wie Vokabeln,

    Diese Aussage trifft den Nagel auf den Kopf - wir haben Regeltests und wir haben die Realität auf dem Platz. Die theoretische Fahrprüfung mit Handkarrenfahrern und Pferdfuhrwerken im linksdrehenden Kreisverkehr hilft Dir auch wenig, wenn plötzlich nachts im Wald ein Wildschwein mitten auf der Straße steht. :huh:


    Und wenn in einer Regelfrage von "unsportlichem Handspiel" die Rede ist, muß eine :gelbe_karte: kommen, egal wieviele Platzverweise Du noch aufgrund der anderen geschilderten Vorfälle aussprechen mußt. Fehlt die, gibt es einen Punkt weniger. Wenn Du solche Situationen Sonntags irgendwo in der KL hast, interssiert das keinen.

  • An alle Regelfragenformulierungsfanatiker:


    Gemäß der offiziellen Antwort IST der Spieler mit der Tätlichkeit des Feldes zu verweisen. Für das unsportliche Handspiel KANN es eine Verwarnung geben. Können heißt nicht müssen (5 € ins Phrasenschwein).


    Insofern also eine Sache des Einzelfalls und da in den meisten Fällen die Unsportlichkeit nicht mehr vorliegt, Außnahme z. B. den Ball unmotiviert über das Tribünendach fausten, geben wir keine Verwarnung. ;)


    In der Prüfung dürften sicherlich beide Antworten richtig sein.

  • Zitat


    In der Prüfung dürften sicherlich beide Antworten richtig sein.


    In einer Prüfung gibt es keine zwei richtigen Antworten. Wenn die VW fehlt, ist der Punkt futsch.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !