SSD Pro Patria-AC Milan

  • Nur kannst du ihm diese nicht nachweisen. Wo ist zu erkennen, dass er den Ball auf die Zuschauer schießen wollte? Das ist reine Spekulation. Versuchte Tätlichkeit wäre es meiner Meinung nach, wenn er den Ball in die Zuschauermenge schießt, aber nur einen Sitz trifft, dann könnte man ihm aber den Vorsatz nachweisen.


    So ist es ein Ballwegschlagen aus purer Frustration - Verwarnung.


    Da aber Boateng aufgrund der Äußerungen das Spielfeld sogar verlassen hat und seine Mannschaft ihm gefolgt ist, hat man als SR wohl ganz andere Problemzonen als einen Platzverweis gegen Boateng. Zumal es ein Testspiel war. Im Gegenteil, in diesem speziellen Fall halte ich es sogar für sinnvoll, überhaupt keine persönlichen Strafen ziehen zu wollen, sondern einfach das Spiel abzubrechen.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Wenn sie gegen Dich so schreien würden, gehst Du dann auch vom Platz und brichst ab?
    Vom SR verlangt man, sich das anzuhören, dann kann man auch von einem Profi verlangen, weiterzumachen.



    Sehr guter Beitrag! Ganz genauso sehe ich das auch!
    Ich finde auch, dass hier eine Ungerechtigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung herrscht. Letzens bei einem Eishockeyspiel durfte ich miterleben, wie der gesamte Fanblock gefordert hat die "schwarze Sau aufzuhängen". Ich verstehe wirklich nicht, warum Schiedsrichter nicht mal mehr Rückgrat zeigen und bei Krititk gegen ihre Person einfach sofort ein Spiel abbrechen. Wir sind doch am längeren Hebel, verdammt nochmal! Ich frage mich immer wieder, wie wenig Respekt man vor sich selber haben muss, wenn man soetwas mit sich machen lässt. Wie soll man dann erst für Respekt auf dem Platz sorgen?

  • Es kann mir keiner erzählen, dass der SR dies nicht mitbekommt. Hätte der SR frühzeitig interveniert z.B. durch eine Spielunterbrechung, eine Stadiondurchsage oder das Verlassen des Platzes mit den Teams, wäre die Situation wesentlich besser verlaufen. Wenn man den Dingen seinen freien Lauf lässt, bis einer der Spieler durchdreht, dann kann man sich auch nicht wundern, dass er den Ball aus Verärgerung wegschlägt.


    Für mich ist die Diskussion, ob der Spieler nun verwarnt werden muss deshalb unnötig. Wenn man das einzelne Vergehen von Boateng sieht, dann muss man eine VW zeigen, aber wofür soll das gut sein?

  • Und für mich geht es in dieser Szene darum, endlich das zu tun, was die Verbände seit Jahren vorschreiben. Aber solange wir einen Abbruch nicht androhen und dann durchziehen, weil hinterher immer Stimmen aufkommen, wir hätten ja nicht alle Mittel ausgeschöpft, ein Spiel durchzuziehen und ein paar unschöne Zwischenrufe gebe es schließlich immer mal bei einigen tausend Zuschaueren und wir SR müssten uns ja auch so einiges Anhören- ja solange bleibt es eben wie es ist oder verschlimmert sich sogar.
    Wie Pfeifenmann schon sagt- wir SR haben es in der Hand. Und was tun wir? Wenig.


    Mein Lieblingsbeispiel dazu das Spiel Düsseldorf-Frankfurt. Was wurde nicht alles gesagt während und kurz nach dem Spiel: "wir haben Angst" - "schreckliche Zustände" - "totaler Kontrollverlust" - aber der Herr SR zieht das Spiel durch (nachdem ihn die Offiziellen wahrscheinlich noch dazu ermuntert haben und um das SR-Gespann 20 Ordner und Polizeikräfte für dessen Sicherheit sorgen) und wird hinterher für seine souveräne Art sehr gelobt. Und später attestieren DFB und diverse Gerichtsverhandlungen, es wäre ja alles nicht so schlimm und völlig friedlich gewesen. Ja Bravo. So kommen wir keinen Schritt weiter.


    Also entweder Rassismus ist schlimm- dann hat das SR-Gespann hier einen Fehler gemacht, indem es nicht rechtzeitig reagiert hat. Dann muss dieser Fehler analysiert und die richtigen Konsequenzen gezogen werden. Und zwar zunächst auf SR-Seite.


    Oder aber die Spieler sollen sich nicht so anstellen und die abbrechende Mannschaft bekommt eine entsprechende Strafe und fertig aus. Aber dieser ewige Eierkram bringt die Sache nicht weiter.

  • Wenn man auch zum Spiel in Düsseldorf sicherlich geteilter Meinung sein kann, kann man es doch mit diesem hier überhaupt nicht vergleichen. Damals ging es um die Sicherheit bzw. um die Möglichkeit einer ordnungsgemäßen Spieldurchführung. Hier geht es um ein Zeichen gegen Rassismus und in meiner Beurteilung schließe ich mich big-mac vollkommen an.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Damals ging es um [....] die Möglichkeit einer ordnungsgemäßen Spieldurchführung.

    Genau davon spreche ich. Entweder diese Rufe fallen in die Kategorie "ordnungsgemäße Spieldurchführung unter diesen Umständen nicht mehr möglich" oder nicht. Und dann ist zu reagieren (vom SR-Gespann) oder eben nicht. Aber dass jetzt Spieler/Mannschaften Tatsachen schaffen müssen, weil wir SR nicht handeln, ist für unsere Zunft peinlich.

  • Meiner Meinung nach hat hier der Schiedsrichter verpasst,ein Zeichen (wenn auch nur ein kleines) gegen Rassismus beim Fussball zu setzen.Echt schade.
    Was nutzen denn die ganzen Antirassismuskampagnen,wenn deren Botschaft auf dem Platz nicht umgesetzt werden.Die Handhabe dazu haben wir SR doch.

  • Das rassistische Verhalten von einer Fangruppe gegenüber dunkelhäutigen Spielern und den Vorkommnissen des Relegationsspiels von Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC Berlin (wieso Frankfurt?) sind nicht vergleichbar. Dort sind zunächst Feuerwerkskörper, Bengalos etc. gezündet und auch auf den Platz geschmissen worden. Da wurden auch Unterbrechungen durchgeführt und Stadiondurchsagen getätigt. Der Platzsturm war ein "friedlicher" Sturm von Fans, die gefeiert haben, und nicht wie Gewalttäter jagt auf Spieler gemacht haben. Für mich ist hier aber ein klarer Kritikpunkt. Der Ordnungsdienst, Stadionsprecher und SR hätten frühzeitig erkennen müssen, dass Zuschauer den Innenraum betreten und dies verhindern müssen, durch Stadiondurchsagen. Zu Warten war denkbar ungünstig und ist ja auch in die Hose gegangen.


    Bei einem Relegationsspiel oder einem Punktspiel fällt es grundsätzlich schwerer einen Spielabbruch durchzuführen, als bei einem "Freundschaftsspiel". Die sportliche Bedeutung ist eine ganz andere, auch wenn dies natürlich nicht im Fokus steht. Denkt mal an das Spiel Cottbus gegen Osnabrück im Jahr 2011. Da ist ein Spieler sehr schwer verletzt und kein Team traut sich einen Abbruch einzufordern. Alle wollen, dass der SR die Verantwortung übernimmt. Dies kann er aber nicht, ohne einen Regelverstoß zu begehen. Somit gab es in den letzten 12min Anti-Fußball.


    Beim Spiel in Italien war der Referee der Situation anscheinend nicht gewachsen. Für ihn ist es also denkbar ungünstig, dass die Teams das Spiel beendet haben... In der Meisterschaft wäre dies sicherlich so nicht passiert.