Regelfrage zu Wurfvergehen

  • Hallo zusammen,


    was passiert, wenn ein Spieler, der sich legal außerhalb des Spielfeldes befindet (z.B. durch eine Verletzung), einen Gegenstand auf den Schiedsrichter wirft, der sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Spielfeld befindet.


    Ich bin da gerade durch die ganzen Sonderregelungen, die sich mit den Regelungen im Regelheft nicht immer decken, etwas verwirrt.


    Im Prinzip sprechen wir hier von einer Unsportlichkeit, da sich das Vergehen nicht gegen einen Gegenspieler richtet. Es kann also schon mal nicht mit Freistoß fortgesetzt werden, wo der Schiedsrichter getroffen wurde oder getroffen hätte werden sollen. Bei einer Unsportlichkeit in Verbindung mit einem Wurfvergehen zählt ja eigentlich der Ort, von dem aus geworfen wurde. Der Spieler befindet sich nun aber außerhalb des Spielfeldes.


    Ist nun Schiedsrichter-Ball an der Stelle, an der sich der Ball zum Zeitpunkt der Unterbrechung befand, korrekt? Das würde sich zumindest mit der Tätlichkeit bei laufendem Spiel eines Spielers, der sich außerhalb des Spielfeldes befindet, decken. Es "widerspricht" jedoch den FIFA Erläuterungen zum Wurfvergehen, dass die Partie mit ind. FS wo Ball zum Zeitpunkt der Unterbrechung war, fortgesetzt wird, wenn ein Auswechselspieler oder ausgewechselter auf eine Person auf dem Spielfeld (also auch SR) wirft. Es kann doch nicht sein, dass die Spielstrafe für den Gegner prinzipiell aussichtsreicher ist, wenn ein Auswechselspieler bzw. ausgewechselter Spieler statt ein zum Spiel gehörender Spieler wirft??


    Viele Grüße
    Daniel

  • Also zunächst müssen wir den Tatort festlegen: Bei einem Wurfvergehen zählt als Tatort normalerweise der Ort, wo getroffen wird oder getroffen werden sollte. Ein Wurfvergehen gegen den Schiedsrichter ist jedoch meines Wissens eine grobe Unsportlichkeit. Bei dieser zählt der Standort des Täters, also außerhalb des Spielfelds - ergo kann es nur den SR-Ball geben.


    Der Fall mit dem Auswechselspieler liegt ebenfalls anders: Auch hier ist es kein Wurfvergehen, sondern prinzipiell jedes Einwirken eines AW-Spielers zählt für die Spielstrafe als unerlaubtes Betreten des Spielfeldes, also indirekter Freistoß wo Ball bei Unterbrechung. Für die persönliche Strafe zählt natürlich das schwerere Vergehen, also der Wurf, aber die Spielfortsetzung richtet sich nach dem ersten (angenommenen) Vergehen.


    Es mag sein, dass in diesem speziellen Fall das Strafmaß ungerecht erscheint, aber so ist es einfach. Es trifft ja nicht immer und grundsätzlich zu :P

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Wenn der SR getrofen wird dann würde ich eigentlich das Spiel abbrechen.

  • Dann scheine ich mit meinen Annahmen ja recht gehabt zu haben. "Ungerecht" mögen sie im ersten Moment scheinen, aber daran können/dürfen wir auch nichts ändern.



    Kommt sicherlich auf den Spielcharakter an. Wenn in einem ruhigen Spiel irgendein Sonderfall aus Frust einen Gegenstand nach mir wirft und der mich nicht mal trifft, dann sehe ich mich nicht dazu gezwungen abzubrechen. Aber auch wenn man in einem etwas härteren Spiel nur noch ein paar Sekunden auf der Uhr zu spielen hat, dann breche ich da sicherlich nicht ab. Bei beidem gelten jedoch Ausnahmen: Werde ich z.B. ernsthaft verletzt, ist natürlich Feierabend.

  • Es ging ja jetzt auch mehr um die korrekte Spielfortsetzung und nicht darum, dass ein Spielabbruch die bessere Lösung wäre...


    Aber ich schließe mich da Daniel fast komplett an: Wenn etwas in meine Nähe geworfen wird, dann gibt es die rote Karte und es geht weiter. Wenn ich getroffen werden, ist das Spiel vorbei - aber völlig ungeachtet, zu welcher Zeit. Und wenn auf der Uhr 89:59 steht, dann schreibe ich das genau so in den Spielbericht und setze die Vereine davon in Kentnnis. Es geht dabei meiner Meinung nach ums Prinzip und nicht die Zeit.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Ich denke, da hast du und Max recht. Wenn man getroffen wurde, sollte abgebrochen werden, egal zu welcher Zeit. In diesem Fall gilt es einfach, ein klares Zeichen zu setzen, dass die Grenzen absolut überschritten worden sind.


    http://www.youtube.com/watch?v=hEmaoYOb-D4: Das hieße natürlich auch, dass in dieser Situation bei einem Treffer abgebrochen hätte werden müssen. Zumindest, wenn wir fest der Meinung sind, dass der Torhüter uns treffen wollte.

  • Auch bei einem Sonderfall aus Frust breche ich ab.
    Wo ich dir recht gebe ist wenn das Spiel vielleicht noch ne halbe Minute geht oder so dann würde ich auch nicht abbrechen.


    In dem Video würde ich nicht mal :rote_karte: ziehen daher würde sich bei mir kein Spielabbruch anbieten.
    Selbst wenn er getroffen worden währe würde ich hier nie und nimmer Absicht unterstellen aber andere Geschichte.
    Wenn wir die Situation nehmen und er wärtet es als Angriff und zieht :rote_karte: dann hätte er eigentlich das Spiel abbrechen können.

  • was passiert, wenn ein Spieler, der sich legal außerhalb des Spielfeldes befindet (z.B. durch eine Verletzung), einen Gegenstand auf den Schiedsrichter wirft, der sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Spielfeld befindet.


    Spielabbruch. So wirds bei uns gelehrt, da gibts keine andre Spielfortsetzung.

  • Pauschal Spielabbruch würde ich nicht sagen, natürlich ist das immer eine Option - aber wenn sagen wir jemand aus Frust von außerhalb leicht einen Ball auf mich wirft fliegt er zwar, aber dadurch ist meine Autorität nicht so stark untergraben dass ich sofort abbrechen muss.


    Spielfortsetzung: Meiner Meinung nach idF wo SR - wenn der Auswechselspieler aufs Feld wirkt zählt er auch als auf dem Feld stehend, wenn man das analog sieht dann ist eben der Tatort da wo getroffen wurde/werden sollte - daher idF.

  • Tatort wo getroffen wurde oder werden sollte ist nur der Fall, wenn auf einen spielberechtigten Gegenspieler geworfen wird. Bei Unsportlichkeiten ist wie schon gesagt der Tatort am Ort des Täters. In diesem Fall handelt es sich aber um eine Besonderheit, da das Werfen aus dem Feld oder ins Feld wie unberechtigtes Betreten/Verlassen behandelt wird. Somit ind. Freistoß wo Ball bei Unterbrechung.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • @ Stefan: Im Fall einer Verletzung würde ich auch auf ind. FS entscheiden, aber wenn der Spieler z.B. durch einen Zweikampf außerhalb des Spielfeldes gelangt ist und keine explizite Erlaubnis zum Wiederbetreten bräuchte, bin ich auch beim SR-Ball.

  • Wir haben zwar jetzt viel Text, aber noch keine richtige Lösung bzw. unterschiedliche Meinungen.


    Wichtig ist doch zuerst die Feststellung, dass es kein Auswechselspieler war sondern ein Spieler außerhalb des Spielfeldes.


    Da stellt sich eigentlich nur die Frage, ob es bei diesem Vergehen bezüglich der Spielfortsetzung einen Unterschied gibt zwischen einem Spieler und einem Auswechselspieler.


    Die Antwort lautet: Wenn das Wurfvergehen von Außerhalb stattgefunden hat und es gegen den SR gerichtet war (wir könnten auch einen Mitspieler nehmen, dann nein.


    Somit lautet die Spielfortsetzung immer (vorausgesetzt wir brechen das Spiel nicht ab, wenn der SR nicht getroffen wurde, dann gibt es eigentlich keinen Grund (auch in Franken) dazu) idF an der Stelle wo sich der Ball bei der Unterbrechung befand.


    Wäre die Aktion gegen einen Gegenspieler gewesen, dann wäre der DF die richtige Antwort gewesen.


    Hier gibt es wieder den Unterschied zwischen AWS und Spieler. Bei einem AWS gibt es immer einen idF wo Ball bei Unterbrechung.


    Somit dürfte die Frage wohl beantwortet sein und das Ratespiel hat ein Ende.

  • So einfach ist das "Ratespiel" (wie du so schön sagst) meines Erachtens nicht aufgelöst.


    Betrachten wir doch das Problem bzw. die beiden Möglichkeiten, zwischen denen hier geschwankt wird, näher: Schiedsrichter-Ball oder indirekter Freistoß? Wichtig ist: Bei einer Unsportlichkeit zählt im Bezug auf ein Wurfvergehen/Tätlichkeit immer der Ort, an dem sich der fehlbare Spieler befand.


    Wenn sich ein Spieler bei einer Unsportlichkeit legal(!) außerhalb des Feldes befindet, gibt es Schiedsrichter-Ball. Man könnte nun zur Verdeutlichung anführen, dass solch eine Situation gegeben ist, wenn der Spieler für die Rückkehr auf das Spielfeld die Erlaubnis des SR nicht benötigt (z.B. Einwurf).


    Befindet sich der Spieler jetzt jedoch außerhalb des Feldes, benötigt zum Wiedereintreten die Erlaubnis des SR (z.B. Verletzung) und begeht eine solche Unsportlichkeit (Werfen auf SR oder Mitspieler auf dem Feld), dann wirkt er auf das Feld ein - das hat Nummer4 zum ersten Mal in diesem Thread erwähnt - und das Ganze müsste demnach so geahndet werden, als wenn er das Spielfeld betritt, also: indirekter Freistoß wo Ball zum Zeitpunkt der Unterbrechung.


    Letztendlich müssten also Stefan und zettelbox' Argumentationen korrekt sein.

  • Beim Gegenspieler sagen wir ja wenn wir den DF geben: Wo getroffen wurde/werden sollte war der Tatort, hier gibts den dF. Warum kann man das beim SR nicht so sagen, außer halt natürlich statt dF idF?


    Den idF gibt man für unerlaubtes Betreten, so kann man das sicher auch interpretieren und es wäre regeltechnisch nicht falsch...aber wenn beides möglich ist sollte man sich die Option falls man (okay, bisschen unwahrscheinlich, aber falls man nicht abbrechen sollte und in ner besseren Freistoßposition ist als der Ball war) nicht dann den wo Tatort geben?


    Ist nur ne theoretische Frage, man kann einfach idF wo Ball geben und gut ist, aber jetzt will ichs wissen :D

  • @ Nummer4: Die Antwort darauf ist so doof wie einfach: Weil's die Regeln halt nicht hergeben. Ind. FS wo getroffen (werden sollte) ist als Konstellation überhaupt nicht mögllich. Warum? Tja, warum ist die Banane krumm? :P (Ich denke, die Regeln im Themenbereich Wurfvergehen könnte man deutlich vereinfachen, aber naja. Allzu oft kommen solche Fälle ja Gott sei Dank nicht vor.)

  • Ich hab mir ja auch die Regeln durchgelesen und die geben einfach nichts her, fast alle anderen Fälle sind beschrieben aber der gerade der Fall steht ja nicht drin. Irgendwo müssen wir also eine Analogie finden, okay dann meinentwegen auch die mit dem idF wo Ball.
    Interessiert wiegesagt in 99,9% aller Angriffe eh nicht und ich reiße mich sowieso nicht um Situationen wo ich beschmissen werde ;)

  • Es wurde doch eine konkrete Frage gestellt:"..was passiert, wenn ein Spieler, der sich legal außerhalb des Spielfeldes
    befindet (z.B. durch eine Verletzung), einen Gegenstand auf den
    Schiedsrichter wirft, der sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Spielfeld
    befindet."
    Diese Frage hat Stefan bei #10 klar und korrekt beantwortet. Warum wird jetzt immer neue, abendheuerliche Situationen da hineininterpretiert, die gar nicht gefragt wurden?

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Kanarien, dann lies doch bitte mal alle Beiträge durch.


    Wir haben uns darauf geeinigt, dass der ind. FS bei einem Wurfvergehen deswegen verhängt wird, weil wir das Werfen als unerlaubten Betretens interpretieren. Wenn aber der Spieler durch eine legale Weise außerhalb des Spielfelds gelangt ist, die keiner expliziten Erlaubnis zum Wiedereintritt bedarf (z.B. Einwurf, Zweikampf etc.), was dann? Unerlaubtes Betreten können wir dann nicht mehr unterstellen. Ich meine, dass es dann mit dem SR-Ball weitergeht. Eine solche Differenzierung scheint die Frage aber durch den Einschub "z.B. Verletzung" nicht zu erwarten. Also ist die Frage durchaus problematisch und meiner Meinung nach nicht abschließend zweifelsfrei geklärt.

  • Zitat

    (...) Eine solche Differenzierung scheint die Frage aber durch den Einschub "z.B. Verletzung" nicht zu erwarten. Also ist die Frage durchaus problematisch und meiner Meinung nach nicht abschließend zweifelsfrei geklärt.


    Das war aber mein Fehler. Ich habe nicht daran gedacht, dass es einen Unterschied zwischen ''legal z.B. aufgrund einer Verletzung außerhalb des Feldes'', wo die Zustimmung des SR zum Wiederbreten natürlich nötig ist, und ''legal z.B. aufgrund eines Einwurfs außerhalb des Feldes'' gibt.


    Demnach kann es hier eigentlich im einen Fall nur indirekten Freistoß wo Ball bei Unterbrechung geben und im anderen Fall SR-Ball.

  • Da fällt mir eine weitere Preisfrage ein: Spieler wird ausgewechselt und verlässt das Feld, AW-Spieler bekommt Zustimmung, betritt das Feld nicht aber schmeißt ne Flasche. Gehts für die zu zehnt oder zu elft weiter?