SSD Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg 08.12.2012

  • Um mal meine Seite klarzustellen: Es geht mir nicht darum, Wolfgang Stark vor jeglicher Kritik zu bewahren. Ganz im Gegenteil, er hat eine Fehlentscheidung getroffen, die ich schon in Echtzeit für falsch gehalten habe und dass er für diesen Fehler den Kopf hinhalten muss, ist absolut klar. Ich kann den Frust des BVB auch voll und ganz nachvollziehen, das Spiel wurde zu großen Teilen in dieser Szene entschieden. Gut, man hätte vorher schon locker drei Tore selbst erzielt haben können (müssen?), aber diese Szene als Knackpunkt des Spiels anzusehen, ist nicht abwegig, sondern völlig legitim.


    Worum es mir geht - und nichts anderes wollte ich mit meinem Eingangspost sagen: Dieser Kommentator hat schon mal ordentlich auf die Finger geklopft bekommen aufgrund seiner Äußerungen über Wolfgang Stark. Jetzt veröffentlich er stellvertretend für einen deutschen Top-Verein einen Artikel, indem er deutlich macht, wie oft besagter Wolfgang Stark schon gegen den BVB entschieden hat. Ob aus Unfähigkeit oder Absicht wird nicht genannt, aber allein der Nachsatz "Wie gesagt. Eine kleine Auswahl" zeigt doch, dass der Reporter/Kommentator Wolfgang Stark gewissermaßen auf dem Kieker hat, wie berechtigt oder unberechtigt das auch sein mag.
    Und genau darum geht es mir: Dass der Schiedsrichter in all diesen Beispielen als der Mann ausgemacht wird, der die Spiele zu Ungunsten des BVB gelenkt/beeinflusst/entschieden hätte.


    Die Parallelen zu den Niederlande-Vorfällen sehe ich nicht primär im Aspekt "körperliche Gewalt" - wobei: Wenn man sich mal anschaut, was nach dem Spiel so alles auf die Regenschirme geprasselt ist, unter denen Stark in die Kabine gebracht wurde, ist das vielleicht doch nicht mehr so weit hergeholt -, sondern vielmehr darum, dass alle mehr Respekt, mehr Menschlichkeit, mehr Toleranz proklamieren, aber davon sehr wenig auch wirklich gelebt wird. Das soll kein Persilschein für schlechte Leistungen sein. Als Freund von gepflegtem Zynismus habe ich auch nichts gegen kritische, kontroverse und zuweilen polemische Texte, ABER: Es ist nach wie vor so, dass vieles gerne auf den Schiedsrichter abgewälzt wird. Was mich daran stört, ist, dass es nicht der Boulevard-Journalismus ist und auch keine emotionale Äußerung nach der Partie. Sondern ein recherchierter (und somit zeitaufwändiger, lange vorbereiteter) Text auf der Homepage eines Bundesligavereins, erstellt von einem offiziellen, angestellten Mitarbeiter dieses Vereins. Dieses Niveau erwarte ich vielleicht im Amateurfußball, von der BILD und vom kicker, aber nicht von einem Verein, der nachhaltig zu den besten in Deutschland gehören will bzw. seit Jahren gehört.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Ich muss gestehen, ich bin beim Thema Stark auch weit weg von objektiv, aber mir fällt gerade wieder auf, wie niedrig die journalistischen Standards offenbar heute sind.


    Zunächst mal finde ich es eine Unverschämtheit, Lewandowskis Abseitsstellung vor dem 1:0 und die von Vierinha vor seiner Flanke in einem Atemzug mit dem Elfer+Rot zu nennen. Wenn wir bei diesen beiden Aktionen von einem "Fehler des SR(A)" sprechen, dann können wir die beiden Hanseln an der Linie gleich nach Hause schicken und die Abseitsentscheidungen dem sky-Reporter mit seinem Standbild und seiner Hilfslinie überlassen. Ich möchte wetten, schon ohne Standbild können die Herren Journalisten selbst dann nur raten, ob eine Abseitsstellung vorlag, wenn sie die Szene noch 20x wiederholt bekommen.


    Desgleichen bei der Ecke vor dem 2:2 für Dortmund. Da kommt man doch mit ein klein wenig Recherche beim Fachpersonal sofort drauf, dass der SRA mal überhaupt nichts dafür kann. Der sieht aus 50-60 Metern Entfernung vielleicht, dass da zwei Spieler nebeneinander ins Aus rutschen und den Ball dabei mitnehmen. Der Einzige, der da eventuell sehen könnte, dass der Ball schon vorher im Aus war, ist Stark selber, wenn er entsprechend günstig steht.


    Jetzt aber zu den dicken Hunden: Zunächst mal finde ich, dass Stark da einen monsterfetten Bock gehabt hätte, wenn Schmelzer den Ball tatsächlich zuerst mit der Hand gespielt hätte. Wird komischerweise überhaupt nicht thematisiert. Wo hat denn Schmelzer bitte seine Hände? Vor dem Körper! Strafstoß? Meinetwegen, auch wenn das schon sehr hart ist, aber so etwas wie "Schutzhand" gibt es nun mal nicht. Aber FaD? Hallo? Wo verhinderte das Handspiel denn bitte ein klares Tor? Wenn Schmelzer die Hände auf dem Rücken gehalten hätte, wäre der Ball außer an die Beine gegen den Bauch oder den Unterleib gegangen. Wo war denn da bitte der Grundsatz "im Zweifel ist die geringere Strafe auszusprechen", die man alle naselang von den Bundesliga-SRn hört, wenn sie mal wieder eine Amokgrätsche mit Gelb bestraft haben?


    Auch über die Strafstoßausführung regen sich die Dortmunder Fans (von den Spielern oder Offiziellen habe ich dazu keinen Ton gehört) mit Recht auf. Uns wird immer wieder gesagt "Als SR muss man eine klare Linie haben, berechenbar sein." Also entweder bin ich ein ganz genauer, der beim ersten Schritt auf die Linie wiederholen lässt und das durchzieht, und wenn es dann zehn Wiederholungen gibt, bis die Spieler es kapiert haben. Oder ich bin da großzügiger und achte nur darauf, dass Schütze und Torwart nicht irritiert werden. Aber heute pfeife ich jede Kleinigkeit und nächste Woche übersehe ich alles? Geht gar nicht!


    Und auch den Strafstoß zum 2:2 fand ich unmöglich. Ja, wenn man ganz kleinlich ist, kann man das Remplerchen von Kjaer als Foul sehen. Ich finde es nur verdammt merkwürdig, dass anscheinend bis zur 60.Minute komplett körperlos gespielt wurde, sonst hätte es schon vorher mal einen Strafstoß geben müssen. Oder Stark müsste in den vorhergehenden Spielen schon öfter mal einen derartigen Elfer dringehabt haben. Das roch so streng nach Konzessionsentscheidung, schlimmer geht es nimmer.


    Da hätte ich schon mal die ein oder andere kritische Nachfrage erwartet. Stattdessen ist man offenbar sogar zu dämlich, die Tabelle zu lesen. Ich habe das schon im anderen Thread erwähnt, aber die Dortmunder interessiert der Punktevorsprung der Bayern schon länger nicht die Bohne. Die sind ja nicht bescheuert und denken, sie könnten 11 Punkte aufholen, 14 aber nicht. Was die Dortmunder stören wird, sind die Mannschaften unmittelbar dahinter: Stuttgart, Frankfurt und Schalke könnten wenn es dumm läuft schon nächste Woche vorbeiziehen, Gladbach und Hannover sowie der HSV und Freiburg sind auch nicht weit weg, letztere haben nicht mal eine Doppelbelastung mit den internationalen Wettbewerb. Überhaupt wäre ein Abrutschen auf Platz 5 wesentlich katastrophaler als wenn man "nur" Bayern und Leverkusen ziehen lassen muss. Abgesehen von den Finanzen könnte der ein oder andere BVB-Spieler dann schon darüber nachdenken, ob er nächstes Jahr gegen Molde und Plzen spielen will, wenn die Konkurrenz Barcelona und London zu Gast hat...

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Ein neues Thema zum Spiel reingeworfen:


    Ich war live im Stadion dabei und hatte besonders in der Schlussphase beste Sicht auf's Dortmunder Tor. In eben dieser Schlussphase war, verständlicherweise, nur noch Roman Weidenfeller in der Dortmunder Hälfte, als auf einmal einer der Wolfsburger Trainer/Betreuer/Auswechselspieler einen Ersatzball in Richtung Weidenfeller bolzt, der dann erstmal beschäftigt ist, diesen wieder zurück zu dreschen... Nichts davon unter den Augen von Wolfgang Stark, der hier denke ich schon genug kritisiert wurde.
    Meine Frage zur Situation: Wird der DFB dafür noch eine Geldstrafe o.ä. gegen VfL Wolfsburg verhängen?

  • Bei einem SR dieses Kalibers ist ein unberechtigter Feldverweis + unberechtigter Strafstoß einerseits überraschend, andererseits meinte ich bei den ersten TV-Bildern in Echtzeit auch ein Handspiel zu sehen, so dass mir der gleiche Fehler passiert wäre (soweit der SRA nicht korrigierend eingegriffen hätte).


    Ich glaube der Schuldige war (wie bei allen Fehlentschiedungen) der SRA, denn Stark konnte das gar nicht sehen. Ihm war die Sicht völlig verstellt (sieht man im ganzen Ablauf), dann kommt erst nach ein paar Sekunden der Pfiff. Außerdem sieht man wie der SRA gleich Richtung Eckfahne rennt.


    Nichtsdestotrotz muss der SR natürlich die Entschiedung verantworten, aber jeder würde hier seinen SRA vertrauen …

  • Ich war besonders von der Live-Berichterstattung von LIGATOTAL enttäuscht! Das hatte nichts mehr mit neutraler Berichterstattung zu tun. Es wurde nach der 35. Minute durchgängig über den SR gesprochen.


    Aber davon abgesehen: Sicherlich nicht die beste Leistung von Stark, wenn nicht seine schlechteste, aber SR sind Menschen und da muss ein gewisser Grundrespekt gewahrt werden.


    Dass Wolfgang Stark den Signal-Iduna-Park aber etwas länger nicht von innen sehen wird, ist aber wohl wahrscheinlich...

    Das beste Zitat von allen: "Dass er mir den Ball weggenommen hat und mich dabei umgestoßen hat, konnte ich ja noch akzeptieren, aber, als er mich dann beim Weglaufen einen "PARDON" nannte, musste ich einfach nachtreten!":D


    (Didi Hamann zur Rechtfertigung einer :rote_karte: wegen Nachtretens)

  • (...)
    Dass Wolfgang Stark den Signal-Iduna-Park aber etwas länger nicht von innen sehen wird, ist aber wohl wahrscheinlich...


    In der Tat, so kommt es auch: Wolfgang Stark wird zumindest diese Saison nicht mehr für Spiele des BVB angesetzt. Darüber hinaus spielt Dortmund angeblich mit dem Gedanken (Achtung, BILD-Spekulation!) mit dem Gedanken, Stark in Zukunft als SR abzulehnen. Aber der Verein entschuldigt sich auch offiziell für den Artikel, der für kurze Zeit auf der Homepage erschienen war - von dem hat nämlich auch die BILD Wind bekommen.
    Quelle: BILD

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Du bist, selbst nach der 20. Wiederholung, der Meinung das man den Strafstoß geben kann? Das Abseits unmittelbar vor dem Schuss (rechts aussen der Spieler der den Ball in die Mitte bringt) war für dich kein Abseits? Für mich hängen beide Situationen (zeitlicher Abstand unter 10 Sekunden) unmittelbar zusammen.

    Ich hab mich unklar ausgedrückt, der Elfmeter zum 1:1 ist unstrittig ne Fehlentscheidung und darüber braucht man auch nicht diskutieren, mir ging es um den anderen Elfmeter für Dortmund wie auch das Abseits von Kjaer, die zwar strittig aber vertretbar sind, Lewandowski hingegen ist wenn auch nur knapp klar strafbar im Abseits.


    Es geht ansonsten klar um die art der Verfehlung, Stark muss in Sekunden Urteilen da passieren Fehler, genauso wie man einem Reporter auch niemals einen Vorwurf machen würde wenn er etwas erstmal falsch einschätzt und sagt das war Abseits dann aber später erkennt es war keins, hier geht es aber um einen Text, den jemand geschrieben hat, der dabei recherchiert hat der sich dabei jede Menge Zeit gelassen hat, der das dann auch noch korrektur liest und dann online stellt, hier sind wir schon lange nicht mehr bei einer Affekthandlung sondern hier wird gezielt vorgegangen, das stört mich einfach und ich bin der Meinung gerade als Verein darf man so etwas nicht schreiben, ich sehe das etwas anders wenn es sich um eine inoffizielle Fanseite handelt, als Verein sollte man auch eine gewisse neutralität gegenüber dem Schiedsrichter wahren.


    P.S. Götze war für mich auch keine Rote Karte allerdings durchaus im Rahmen des vertretbaren.

  • Jetzt aber zu den dicken Hunden: Zunächst mal finde ich, dass Stark da einen monsterfetten Bock gehabt hätte, wenn Schmelzer den Ball tatsächlich zuerst mit der Hand gespielt hätte. Wird komischerweise überhaupt nicht thematisiert. Wo hat denn Schmelzer bitte seine Hände? Vor dem Körper! Strafstoß? Meinetwegen, auch wenn das schon sehr hart ist, aber so etwas wie "Schutzhand" gibt es nun mal nicht. Aber FaD? Hallo? Wo verhinderte das Handspiel denn bitte ein klares Tor? Wenn Schmelzer die Hände auf dem Rücken gehalten hätte, wäre der Ball außer an die Beine gegen den Bauch oder den Unterleib gegangen. Wo war denn da bitte der Grundsatz "im Zweifel ist die geringere Strafe auszusprechen", die man alle naselang von den Bundesliga-SRn hört, wenn sie mal wieder eine Amokgrätsche mit Gelb bestraft haben?

    Ich denke man hat es aus Schiedsrichtersicht so wahrgenommen, dass der Ball bei dem zweiten Kontakt mit Schmelzer nicht gegen das Bein sondern gegen den rechten Arm von Schmelzer geht, der etwas oberhalb des rechten Beins ist und eben auch so eine typische Bewegung durchführt die man macht um sicher zu gehen, dass der Ball wirklich nicht an ihm vorbeikommt und wenn der Ball gegen die Hand geht ist es wirklich Rot und nichts anderes.