• Shit happens auch bei uns SR in der Praxis. (Zumindestens bei mir) :whistling:


    Sonntag ein KOL Spiel im südlichen Hessen. Dicht gedrängt stehen die Zuschauermassen
    etwa 30-40 bei Dauerregen geschützt unter dem Vereinshaus und blicken auf den wunderschönen
    saftigen Naturrasen mit fast perfekten Spielfeldzeichnungen.
    Das Spiel ging pünktlich los und es entwickelte sich nach einer kurzen Abtastphase
    ein rasantes Spiel mit Torchancen hüben wie drüben. Gast (B) konnte nach etwa 25 min.
    mit 0:1 in Führung gehen. Das Heimteam (A) steckte aber nicht auf und glich kurz vor der HZ Pause zum 1:1 aus.


    In der zweiten HZ. begann Heim (A) wie die Feuerwehr und konnte durch einen fullminanten Schuss mit 2:1 in
    Führung gehen. Das Gastteam (B) lies sich aber dadurch nicht beeindrucken und glich seinerseits 10 min
    später auch mit einem Sonntagsschuss zum 2:2 aus.
    Beide Teams wollten jetzt keine Fehler machen und das Spiel plätscherte etwas dahin, bis in
    der 75 min eine Chance von Heim vergeben wurde und Gast durch ein schnellen Konter mit 2:3 wieder in
    Führung gehen konnte.


    Jetzt setzte es wütende Angriffe von Heim, wobei es in der 79 min wieder zu einem schnellen Konterspiel
    vom Gast (B) kam und in der darauf folgenden Situation als SR etwas im Mittelpunkt stand.


    Gast konnte bei dem Aufgerückten Heimteam einen Spieler etwas 12 Meter vor dem Strafraum freispielen.
    Dieser Spieler (Gast) lief alleine mit Ball auf das Tor zu und ein Abwehrspieler hechtete hinterher.
    Etwa 1 Meter vor dem Strafraum tuschierte der Spieler (A) den Spieler (B) an der Hacke, so das
    der Gastspieler ins Fallen kam und auch zu Boden ging.


    Das Kuriose dabei ist, der Gastspieler schaffte es noch im Fallen den Ball Richtung Tor zu befördern,
    wobei der herauslaufende TW den Ball mit den Füssen abwehren konnte.


    So jetzt kam mein lauter Pfiff wegen einer Notbremse.
    Nach meinem Pfiff traute ich meine Augen nicht mehr, als der abgewehrte Ball etwa 12 Meter vor dem Tor
    im hohem Bogen über den TW flog und nach zweimaligem aufditschen ins Tor ging.


    Ich war erstmal fassungslos und schlug meine Hände vor das Gesicht, konnte aber schnell wieder
    die Contenance bewahren und leider auch für alle Beteiligten die Unbefriedigten Konsequenzen aus
    dieser blöden Situation treffen.
    Der Spieler der das Foul begangen hat war schon mit Gelb vorbelastet.


    Diese blöde Situation konnte ich im laufendem Spiel aus dem Kopf verdrängen, damit es nicht zu anderen Entscheidungen
    kommt, aber nach dem Spiel denkt man trotzdem darüber nach.
    Übrigens hat Gast das Spiel gewonnen.


    Wie hättet Ihr entschieden?

  • So was Ähnliches ist mir mal in einem B-Jugendspiel passiert: Der Platz war recht trocken und dadurch hart. Ein langer Ball titscht vor dem Torwart auf, der aus seinem Tor gekommen war und droht über diesen hinwegzufliegen. Der Torwart schafft es gerade noch, die Fingerspitzen an den Ball zu kriegen, war mittlerweile aber außerhalb des Strafraums. Da vor ihm ein gegnerischer Stürmer stand pfiff ich natürlich reflexartig ab. Nun kullerte der Ball aber Richtung Tor und überquerte die Linie. In dem Augenblick dachte ich dasselbe, wie der Titel dieses Themas aussagt.


    Was soll man da machen? Manchmal läuft's einfach besch..eiden.

  • Wahrscheinlich genauso wie du! Mit so einer Wendung kann man ja gar nicht rechnen.


    P.S. Ich hoffe, du hast nur innerlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen... :D

  • Ich hatte mal einen Fall,da spielte ich noch selber und konnte da nur mit dem Kopf schütteln.
    Ein langer Ball segelt in Richtung unseres Strafraumes,der Torhüter kommt aus dem Strafraum und will den Ball locker wegschiessen,rutscht aber dabei aus und dadurch kommt ein Gegner an den Ball.Der Torhüter hechtet noch hinterher und erreicht den Ball auch ausserhalb des Strafraumes mit der Hand kann aber nicht mehr verhindern das der Gegner allein aufs Tor rennt und den Ball locker einschiebt.Der SR erkennt schon auf Tor,sieht aber plötzlich seinen Assistenten(war schon ein erfahrener Kollege) an der jeweiligen Linie mit gehobener Fahne,geht raus und gibt zum Erstaunen aller auf einmal kein Tor mehr,sondern dF und Rot für unseren Torhüter.Alle,besonders ich,waren Fassungslos.

  • Nein, mir gingen wirklich die Hände vor Fassungslosigkeit vor mein Gesicht.

    Ist doch nicht schlimm.Es bricht doch niemanden einen Zacken aus der Krone,wenn Spieler und Zuschauer sehen,wenn ein SR einen verfrühten Pfiff tat und jetzt denkt: So eine Sch....!

  • Das Blöde ist eben nur die Konsequenz des verfrühten Pfiffes.
    Das Tor zum 2:4 konnte ich nicht mehr geben und so blieb es beim 2:3 elf Minuten vor offiziellen Ende.
    FaD für den Foulenden Spieler, weil das Tor nicht mehr Zählt, wenn ich es gegeben hätte können dann nur Gelb und da Vorbelstung Gelb/Rot.
    Direkter FS für das Gastteam einem Meter vor dem Strafraum und der ging nur am Pfosten...


    Wenn man bedenkt das das Ergebniss auch bei dem knappen Spielstand anders Ausgehen könnte, ist der Ärger vorprogrammiert.
    So ist zum Glück alles gut gegangen.

  • @ Markus
    Ich finde es total super, wie Du mit der Situation umgehst und wie Du sie schilderst.


    So etwas kann jedem passieren, das ist der Vorteilsregel geschuldet. Kopf hoch. Du hast nur 1-2 Sekunden Zeit zu entscheiden, und 1 Sekunde ist nun mal die Reaktionszeit, wie man sie auch aus dem Straßenverkehr kennt.

  • @ oberstmarkus
    Hier hätte Dir vermutlich auch der verzögerte Pfiff nichts gebracht, denn so lange kann man vermutlich nicht warten.
    Wie sagt Ansgar immer so schön, Mund abwischen und weiter!
    @ Sindisis
    Wo steht gleich noch mal die Vorteilsregel?

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • @ kanarien
    Ich denke, dass weißt Du auch. Bin mal gespannt, was jetzt kommt. :D
    Regel 5, 11. Anstrich

  • Solche Situationen sind einfach schei.... Nutzt Du wirklich die zur Verfügung stehende Zeit und wartest, ob der Ball womöglich doch ins Tor geht, so wird der Pöbel und womöglich auch die Mannschaft vorher schon toben. auf jeden Fall wird man Dir unterstellen, dass Du auf Zuruf pfeifst. Ahndest Du das aber, wie Du es getan hast, sofort, ist das Risiko immanent, dass genau das passiert, was passiert ist. Man hat also die Wahl zwischen Pest und Cholera ...


    Rein regeltechnisch hast Du Dir nichts vorzuwerfen und auch der Spieler, der ja nun sicher zwei Wochen pausieren darf, hat keinen Grund sich zu beschweren. Ebenfalls beruhigend, dass Dein "Fehler" offenkundig keinen spielentscheidenden Einfluss hatte.


    Für meine Begriffe ist das tatsächlich ein Fall für das berühmt-berüchtigte Fingerspitzengefühl. Ist die Stimmung auf und um den Platz so, dass diese es auch verträgt, wenn der Pfiff spät kommt, so kann und sollte man tatsächlich etwas warten, wobei dabei aber auch Grenzen bestehen. Ist die Situation jedoch schon im Vorfeld spannungsgeladen, so muss hier unbedingt und zwingend ein Pfiff kommen, soweit nicht nahezu zweifelsfrei der Ball im Tor landen wird - und daran bestanden ja wohl zunächst durchaus Zweifel.


    Fazit: Eine wirklich richtige Lösung im Sinne des Spiels gab es eben nicht und Du hast Dich für eine der beiden "falschen" Lösungen entschieden. Wie schreibt Schiri-FT dazu immer: Mund abputzen.


    Persönlich hatte ich den Fall schon mehrfach genau anders herum:
    Pass in den Strafraum, ein Abwehrspieler steigt zum Kopfball und geht stattdessen (angeblich, ich habe das nicht sicher gesehen) mit der Hand zum Ball - und die halbe Mannschaft beschwert sich bei mir, weil der Pfiff ausbleibt. Der Ball kommt herunter und wird volley ins Tor geschossen, was die Reklamierenden aber nicht beeindruckt, da sie das gar nicht mitbekommen. Erst auf meine Frage, ob ich das Tor annulieren soll, kippt die Stimmung und es heißt "Alles richtig gemacht Schiri" - Glück gehabt.
    Im anderen Fall eine grenzwertige Situation nahe der Strafraumlinie und ich lasse einer spontanen Eingebung folgend lieber weiterlaufen. Der Trainer, selbst ehemaliger Schiri (aber ein absolut netter Kerl), fängt schon an lautstark zu schimpfen, als der Spieler den Ball dann doch im Tor versenkt - spontaner Wechsel zum Lob für mich, so ein Glück kann man aber eben nicht immer haben.

  • Im letzten Monat war ich bei einem viertklassigen Spiel im Einsatz, als plötzlich ein Spieler vor mir anfing zu würgen und zu zucken, nach wenigen Sekunden brach er vor mir zusammen, ohne dass es einen ersichtlchen Grund ab. Ich dachte in dem Moment an diverse Beispiele aus dem internationalen Fußball und dass ich das nicht erleben möchte. Das Spiel wurde sofort unterbrochen und alles was Beine hatte kam angerannt. Ein heilloses Durcheinander von aufgebrachten Spielern, Betreuer und Ärzten (Zum Glück gibt es eine medizinische Versorgung in dieser Spielklasse) bot sich uns. Ein Spieler der kaum noch atmete lag auf dem Rasen und keiner wusste warum und was ihm fehlt. Nach wenigen Minuten stellte sich heraus, dass der Spieler im Laufen eine Wespe verschluckt hat, und diese ihm innen in den Hals/Rachen gestochen hat. Ein Insektenstich in die Schleimhäute führt zum massiven Anschwellen der Schleimhäute und schnürrt in diesem Fall die Luft weg. Zum Glück war der Spieler nicht allergisch, so dass er dies überlebt hat. Nach einiger Zeit konnte er wieder einigermaßen flach atmen und wurde in ein KKH gebracht.


    Trotzdem saß der Schreck erst einmal und man mochte sich nicht ausmalen, wie es sonst hätte verlaufen können. :S