Zugegeben, es juckte mich in den Fingern, das Ganze als Test aufzumachen - aber letztlich wäre das eher eine nette Lachnummer auf Zeitschriften-Niveau geworden. Daher überlasse ich es jedem Leser selber, sich hier einzuschätzen und einer oder mehreren Gruppen zuzuordnen.
Ich denke, dass jeder von uns weiß, dass es höchst unterschiedliche Typen von Schiedsrichtern gibt. Es liegt daher nahe zu versuchen, hier Kategorien zu bilden.
Der Überzeugungstäter
Grundsätzlich bringt er die besten Voraussetzungen für den Job als SR mit: Er ist interessiert, hält sich bei den Regeländerungen auf dem Laufenden, fehlt nur aus wirklich wichtigem Grund bei Sitzungen, ist auch kurzfristig ansetzbar und versucht auch nach besten Kräften, die Regeln auf dem Platz umzusetzen. Lediglich bei der zwangsläufigen Notwendigkeit, im richtigen Moment zu wissen, dass das Regelwerk nicht immer alles wirklich befriedigend regeln kann und in diesen - zugegebenermaßen seltenen - Momenten auch einmal gesunden Menschenverstand walten zu lassen, hapert es gelegentlich.
Der Langzeit-Schiri
Klar, er hat viele Jahre oder Jahrzehnte Erfahrung und ist daher kein Leichtgewicht. Leider ist er des Öfteren aber regeltechnisch mehr oder weniger da stehen geblieben, wie die Regeln zu dem Zeitpunkt waren, an dem er sich das letzte Mal ernsthaft damit befasst hat. Spätestens seitdem Ende der Aufstiegsleiter werden die Spiele meist nach Regeln gepfiffen, die nicht mehr unbedingt dem allerneuesten Stand entsprechen. Sitzungen besucht er zwar grundsätzlich regelmäßig, nicht selten aber nur deshalb, um die Gelegenheit zu netten Unterhaltungen zu nutzen. Allerdings ist er der Freund aller Ansetzer: Ihm kann man auch dreistellige Zahlen an Spielen übertragen, dafür kommt er manchmal auch erst kurz vor Anpfiff.
Der Pragmatiker
Seine Spielleitungen führen zwar selten zu Problemen und Protesten, weil er gar zu gerne nach den Regeln pfeift, die so zwar nicht unbedingt im Regelbuch stehen, aber dem Wissen von Spielern und Zuschauern entsprechen und die Situation durchaus dem Gerechtigkeitsgefühl folgend lösen. Besonders gerne sind hierbei ehemalige Spieler oder Kreuzungen mit Langzeit-Schiris oder Gedungenen zu finden.
Der Gedungene
Klar, wer kennt das nicht: Der Verein muss dringend Schiris melden, weil sonst Strafen oder gar Punktabzug drohen. Ergo werden immer wieder Leute so lange bearbeitet, bis man sie dann endlich beim Neulingslehrgang melden kann. Entsprechend groß ist dann die Motivation und auch die Leistung auf dem Platz. Nicht nur, dass man sie bei den Sitzungen oft nur sieht, soweit es notwendig ist, um die Mindestzahl an Sitzungsbesuchen zu erfüllen, auch bei der Zahl der Spielleitungen ist stets die Mindestanzahl fest im Blick. Mangels Sitzungsteilnahme, Motivation und letztlich auch Erfahrung sind die Spielleitungen dann auch öfter schwierig und die Zahl der "Schiris von letzter Woche" ist hier überdurchschnittlich hoch. Glücklicherweise halten es die meisten Gedungenen aber doch nicht sehr lange aus - entweder wechseln sie auf kurz oder lang zu den Überzeugungstätern, den Pragmatikern oder sie hängen die Pfeife wieder an den Nagel.
So, habe ich Gruppen vergessen? Jeder möge sich überlegen, wo er wohl am besten passt.