SSD: Ukraine : England

  • Nochmal, ob die Torrichter grundsätzlich versagt haben, wissen wir nicht, da wir nicht mitbekommen haben, welche richtigen Entscheidungen durch die getroffen wurden.


    Das Problem ist nur die Erwartungshaltung, die einige hatten: Fehlerfreiheit.


    Wie viel Lehrjahre gab es denn für die Fahnenträger, bis sie vom Linienrichter zum SRA entwickelt haben. Genauso sollten wir den TR ein paar Jahre geben, um sie dann optimal einzusetzen.


    Und bitte, wie oft fällt ein derart knappes Tor, wie bei diesem Spiel? Und dass Zweikämpfe mal falsch beurteilt werden, kann auch keine Technik verhindern.

  • Tut mir Leid, aber das ist für mich ein nicht ganz korrekter Gedankengang.


    Der Schiedsrichterassistent (früher Linienrichter) hat eine ganze Palette von Aufgaben, in denen er den Schiedsrichter entlasten soll. Dazu gehören eben Seitenaus, Toraus, Abseits und prinzipiell auch Foulspiele in seiner näheren Umgebung, Vorkommnisse/Vergehen außerhalb des Blickfelds des Schiedsrichter sowie die knappe Torerzielung. Auch wenn jedem klar war, dass es immer zu Fehlern kommen wird, war es doch immer unstrittig, dass der SRA resp. Linienrichter eine deutliche Hilfe für den Schiedsrichter darstellt.


    Der "Additonial Assistant Referee", zu Deutsch: "Zusätzlicher Schiedsrichterassistent", umgangssprachlich "Torrichter", hat zwei Aufgabenfelder:
    1. Überschreiten des Balles der Torlinie, primär bei der Torerzielung
    2. Vergehen in seinem näheren Blickfeld


    Es war und ist jedem halbwegs logisch denkendem Menschen klar, dass die erste Aufgabe niemals im Leben von Menschen zu 100% richtig gelöst werden kann. Selbst wenn also knifflige Strafraumszenen dank der Hilfe des Torrichters vielleicht etwas besser beurteilt wurden, bleibt das hauptsächliche Problem bestehen: Auch ein Torrichter stellt für den Bereich "Tor/nicht Tor" keine wesentliche Verbesserung zum "klassischen" SRA dar.


    Fazit: Die Einführung hatte nicht den gewünschten Erfolg, das Experiment ist für mich persönlich gescheitert - nicht nur wegen der EM, sondern auch wegen zahlreicher Geschehnisse in der vergangenen CL-/Europa League-Saison. Die Grundsatzfrage bleibt also dieselbe: Akzeptiert man die menschliche Fehlbarkeit bei den Schiedsrichtern vorbehaltlos oder will man sich der modernen Technik bedienen?

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina