Länge einer Unterbrechung wegen der Witterungsverhältnisse

  • In den zusätzlichen Erläuterungen des DFB steht (Regel 5, Seite 41):


    5. Der Schiedsrichter kann ein Spiel wegen der Witterungsverhältnisse oder
    aus einem anderen Grund unterbrechen. Die Dauer der Unter brechung soll
    30 Minuten nicht überschreiten. Ist jedoch abzusehen, dass das Spiel wenige
    Minuten nach dieser Zeit fortgesetzt werden kann, soll der Schieds -
    richter großzügig verfahren.


    Gestern im Spiel Ukraine-Frankreich wurde so mal eben 60Min unterbrochen. Das ist deutlich mehr als "wenige Minuten". Nun unterliegt eine EM nicht den "Zusätzlichen Erläuterungen des DFB"- aber irgendwann ist auch mal Schluss. Man stelle sich vor, die Ukraine legt Protest ein. Nach welcher Richtlinie will man dann verfahren?


    Und wie handhabe ich das morgen in der Kreisklasse? Mein Lehrwart sagt zwar, wir sollen großzügig verfahren und jeder Ansetzer ist froh, ein Spiel nicht neu planen zu müssen. Was tue ich also, wenn mir eine Mannschaft nach 40 Min mitteilt, sie hätte nun andere Termine und würde nicht mehr weiterspielen? Nach welcher Richtline entscheide ich dann?

  • Bei Europameisterschaften gelten glaube ich "eigene Regeln" ;)
    Da sitzen ja auch immer UEFA-Vertreter "griffbereit", die befugt sind, schnell derartige Entscheidungen zu treffen. Von daher denke, ich, dass ein Protest keinen Erfolg haben würde.


    Zu deiner Frage:
    Diese Erläuterung ist meiner Meinung nach bewusst frei interpretierbar formuliert worden.
    Fängt an mit dem Wörtchen "soll 30 Minuten nicht überschreiten". Bedeutet: Nach Möglichkeit nicht mehr, es ist aber auch nicht zwingend. Dann würde da ja "muss" stehen.


    Nun würde ich die Formulierung "wenige Minuten" immer dem Einzelfall nach interpretieren. Wenn nach 30 Minuten nicht absehbar ist, dass es weitergehen kann, weil es noch aus Eimern schüttet, dann ist es vorbei.
    Wenn aber nach 40 Minuten (und natürlich das Spiel nicht von uns schon abgebrochen wurde!!) sich ein Wetterwechsel abzeichnet, weil es weniger regnet oder die Sonne wieder hervorkommt, dann kann es auch - meiner Meinung nach - nach 45 oder 50 Minuten weitergehen. Aber halt auch nur dann, wenn sich der Wetterwechsel rechtzeitig abzeichnet. Kommt sehr auf den Einzelfall des Wetters an.


    Wenn eine Mannschaft nach 40 Minuten meint, Besseres zu tun zu haben, provozieren sie meiner Meinung nach einen Spielabbruch, sofern du als SR dich entscheidest, das Spiel fortzusetzen.
    Eigentlich könnte die Mannschaft, wenn sie eine vernünftige Zeitplanung vorzuweisen hat, nicht so zeitnah nach dem Spiel Besseres vor haben.
    Plant man den "Worst case", kommen da ja erst einmal 45 Minuten verspäteter Spielbeginn. Dann ca. 30 +- Minuten Unterbrechung, sind wir schon bei über einer Stunde Verspätung, mit der immer zu rechnen ist (auch wenn mir klar ist, dass beides gleichzeitig sehr unwahrscheinlich ist ;) )


    Und da wir Teil des DFB sind, entscheiden wir natürlich nach der DFB-Richtlinie, egal, was in der Ukraine abgelaufen ist.

  • In der Kreisklasse halten wir uns an die Bestimmungen des DFB. Hier gelten, wie du bereits zitiert hast, die zusätzlichen Erläterungen von Seite 41. Wenn du 30 Minuten wartest, und siehst, dass es in 10 Minuten weiter gehen kann, die Mannschaft sich dann aber weigert, dann ist das eben ein formaler Spielabbruch, der nicht mehr Witterungsbedingt ist, da deiner Wahrnehmung nach, das Spiel hätte weiter gehen können.


    Der Vergleich zur EM ist mal wieder unpassend, da hier ein viel größerer Termindruck herrscht. Außerdem wurden ja, so habe ich gehört (war selber am pfeifen), u.a. der Wetterdienst angerufen, wie es denn aussieht. Dazu kam noch, dass sie dieses Maschienchen hatten, dass den Platz wieder bespielbarer gemacht hat, was auch in der Kreisklasse natürlich ein Kriterium zur Fortführung ist.


    Edit: Black Icebear war schneller.

  • die Schiedsrichterleistungen müssen echt gut sein, dass wir uns über so nen Kram aufregen...

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Für die, die immer noch glauben, Fußball sei gleich Fußball (auch wenn ich mich wiederhole, aber meine Erfahrung als Lehrwart beweist es, man es Schiedsrichtern noch so oft sagen, manche sind echt schwer von Begriff :-))


    1. Im Profibereich gelten andere Vorschriften als bei uns, insbesondere bei solchen Turnieren
    2. Wir halten uns an unsere Regeln, der Circus Maximus (=Profifussball) hält sich an seine, because, the Show must go on
    3. Und nein, wir sind nicht eine große Fußballfamilie, dass ist Illusion


    Wir halten uns an die 30-Minuten-Regel, bei der EM muss ein enger Zeitplan eingehalten werden, das ist ganz etwas anderes.
    Ehrlich Leute, lasst dieses ewige "die-da-oben-machen-was-ganz-anders-als-wir"- Gejammere, ja, das ist halt so. Ist das so schwer einzusehen?


    Meine Meinung dazu, andere Meinungen sind jederzeit willkommen, stören mich aber nicht wirklich

  • Zitat

    Ehrlich Leute, lasst dieses ewige "die-da-oben-machen-was-ganz-anders-als-wir"- Gejammere, ja, das ist halt so. Ist das so schwer einzusehen?


    Anscheinend können oder wollen manche es nicht einsehen.
    Wir an der Basis müssen uns nach den Richtlinien des DFB halten.


    Meine ehemalige Gespannführerin, die FIFA-SRA bei Bibiana war, sagte mal passend:
    " Du musst das in diesen Kreisen umsetzen, was von dir verlangt wird, ohne jemals zu fragen, warum wieso und weshalb "

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)


  • Und wie handhabe ich das morgen in der Kreisklasse? Mein Lehrwart sagt zwar, wir sollen großzügig verfahren und jeder Ansetzer ist froh, ein Spiel nicht neu planen zu müssen. Was tue ich also, wenn mir eine Mannschaft nach 40 Min mitteilt, sie hätte nun andere Termine und würde nicht mehr weiterspielen? Nach welcher Richtline entscheide ich dann?


    Das sind Dinge, für die ich mich als Schiedsrichter nicht zuständig fühle. Wenn ich der Meinung bin, nach 40 Minuten könnte weitergespielt werden, und eine der Mannschaften will nicht mehr, dann trage ich das genau so in den Spielbericht ein und den Rest entscheidet der zuständige Spielleiter. Ich gebe dann auch gerne noch 10 Minuten drauf, damit die betroffene Mannschaft versuchen kann, den Staffelleiter telefonisch nach den Konsequenzen zu fragen, aber eine Wertung oder Neuansetzung ist nicht meine Baustelle. Da gibt es meinerseits auch keinerlei Auskunft á la "Wie würde ich entscheiden, wenn ich Ansetzer wäre". Ich sage als Schiedsrichter, dass das Spiel aus meiner Sicht nach 40/50/60 Minuten fortgesetzt werden könne, und wenn einer der Mannschaften (oder beiden) das nicht passt, wird das dokumentiert.


    Wegen einer Wetterpause hatte ich noch kein Problem, aber schon zweimal wegen einer zu spät erscheinenden Gastmannschaft und dreimal wegen angeblich nicht spielberechtigter Spieler. Da haben sich schon Kollegen übel in die Nesseln gesetzt, weil die protestierende Mannschaft zu blöd war, die Regelungen für Ü32- und Ü40-Spielern zu unterscheiden, und der Schiedsrichter der Forderung nach Abbruch nachgegeben hat.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Ich sage als Schiedsrichter, dass das Spiel aus meiner Sicht nach 40/50/60 Minuten fortgesetzt werden könne, und wenn einer der Mannschaften (oder beiden) das nicht passt, wird das dokumentiert.


    Sehe ich genau so. Es gibt eine Zeitempfehlung in der SpO (zumindest meines LV) und letztendlich muss man das vor Ort entscheiden. Sehe ich Wolkenlücken am Horizont, hängt noch ein nachfolgendes Spiel dran und/oder ist der Platz (noch) bespielbar?


    Auch die Km-Entfernung der Gastmannschaft würde ich berücksichtigen, da ein Abbruch aus diesem Grund eine Neuansetzung bringt und die Gastmannschaft vier Wochen später oder vielleicht sogar in der Woche nochmals anreisen muss

  • Ich hatte das als Trainer einmal in einem u15 Spiel: es goss 20 minuten wie aus Kübeln, das Wasser stand auf dem Platz. Der Schiri sah die durchnäßten Jungs an (wir hatten 500m bis zum Sportheim und meinte: "Wenn ihr nix dagegen habt, dann brechen wir ab." Denn
    auch die Temperatur war von 26 Grad auf 18 gefallen. Drei Wochen später sahen wir uns wieder zum Spiel,

  • Soll heißt sehr wohl muss, sofern keine besonderen Ausnahmegründe vorliegen.

  • Sehe ich genauso. "Soll" auf unserer Ebene heißt z.B.: Nach 30 Minuten ist zu erkennen, dass sich die Umstände deutlich gebessert haben und in absehbarer Zeit wieder gespielt werden kann - was die Regel ja auch explizit erwähnt!



    Was das Thema EM angeht:
    Ich kann mich Michael nur anschließen. Denn auch hier greifen "besondere Umstände", nämlich:
    - Millionen von Fernsehzuschauern weltweit
    - noch viel mehr an Sponsorengeldern
    - 40.000 Fans im Stadion, die ohne Spiel nach Hause geschickt werden müssten - und wer kommt dafür auf, dass diese länger vor Ort bleiben müssen, um ihre Eintrittskarte an einem anderen Tag einzulösen? (ein leeres Stadion will ja erst recht keiner)
    - dazu ein extremer logistischer Aufwand, dasselbe Spiel mit all seinem Rahmenbedingungen (Catering, Mannschaften mitsamt Stab etc. pp.)
    - eine starke Beeinträchtigung des Profi-Wettbewerbs


    Leute, das ist eine ganz andere Ebene, da setzen sich nicht zwei Hobby-Vorstände ans Telefon, machen einen Termin aus, der Staffelleiter genehmigt den und dann spielt man halt zwei Wochen später. Im Profifußball gelten andere Spielregeln, da sind zudem so viele weitere Vertreter vom jeweiligen ausrichtenden Verband anwesend, solche Entscheidungen trifft kein Schiedsrichter im Alleingang. Abgesehen davon gibt es mit Sicherheit eine viel höhere Kulanz bei den Wartezeiten aus o.g. Gründen bzw. weil beide Mannschaften sicherstellen wollen, dass die Spielfeldbedingungen auch wirklich passen. Keine Mannschaft dürfte, wenn sie nicht sportlich ohne realistische Chance auf Besserung mit dem Rücken zur Wand steht (wie unsere Freunde von der Hertha...), ein Interesse an einem Spielabbruch inklusive Neuansetzung haben, besonders nicht bei einer EM und schon dreimal nicht als (Mit-)Ausrichter, der ohnehin wegen verschiedenster Probleme im Vorfeld unter Druck geraten ist.


    Wir in den unteren Klassen haben uns daran zu halten und das aus gutem Grund - sei es auch nur der blanke Kommerz. Aber im Profibereich ticken die Uhren definitiv anders. Was ich übrigens in vielen Dingen auch gut finde, es wäre ja schließlich traurig, wenn im professionellen Bereich dieselben Maßstäbe angelegt werden würden wie bei den Amateuren.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Die Profis haben auch stumpf ganz andere Mittel zur Verfügung. Wenn ich einen zuverlässigen Wetterdienst hätte der mir sagt "in der nächsten Stunde wird es weitergehen können!" dann würde ich auch nicht abbrechen. Aber ich habe nur den Typ 1 Augapfel dafür zur Verfügung und wenn der nach 30 Minuten keine Besserung in Sicht erkennt dann ist die Wahrscheinlichkeit groß dass auch in den nächsten Stunden keine Besserung kommt. Die 30-Minuten-Regel ist sinnvoll, aber zum Glück dürfen wir auch unseren gesunden Menschenverstand benutzen und die Wartezeit wenn es Sinn macht verlängern. Nichts anderes hat das Gespann in der Ukraine (nach Absprache) auch gemacht.

  • Du siehst das falsch - und das "soll" ist juristisch auch ein klar definierter Begriff.


    Soll = Muss, da gibt es keinen Beurteilungs- oder Entscheidungsspielraum. Die einzige Ausnahme besteht - und deshalb heißt es soll und nicht muss - wenn es gravierende Gründe für eine Ausnahme gibt. Und in diesem Fall schreibt der DFB sogar genau vor, welches die einzig zulässige Ausnahme ist, denn es steht wörtlich in den Anweisungen: "Die Dauer der Unterbrechung soll 30 Minuten nicht überschreiten. Ist jedoch abzusehen, dass das Spiel wenige Minuten nach dieser Zeit fortgesetzt werden kann, soll der Schiedsrichter großzügig verfahren."


    Übersetzt: Die Unterbrechung eines Spieles darf maximal 30 Minuten betragen, es sei denn, es ist absehbar, dass das Spiel kurz nach Ablauf der halben Stunde fortgesetzt werden kann. Dies impliziert übrigens auch das Recht des SR ein Spiel auch vor Ablauf der 30 Minuten wegen der Witterung abzubrechen, wenn keine Aussicht auf Besserung besteht, beispielsweise bei entsprechender Wettervorhersage/Unwetterwarnung. Und "wenige Minuten" bedeutet im Regelfall höchstens 5 Minuten, die Aufforderung großzügig zu verfahren weitet das auch nicht aus, weil die Großzügigkeit bereits in den "wenigen Minuten" definiert wird.


    Natürlich wird im Ernstfall niemand etwas einzuwenden haben, wenn, bei berechtigter Aussicht auf Besserung, die wenigen Minuten auch auf 10 oder maximal 15 Minuten ausgeweitet werden, wobei das Eis im Ernstfall dann schon sehr dünn ist. Ein SR, der auch darüber hinaus noch warten lässt, riskiert einen erfolgreichen Einspruch gegen die Spielwertung. Umgekehrt riskiert aber auch eine Mannschaft, die dann nicht mehr weiterspielen will, dass der folgende Abbruch gegen sie gewertet wird - aber beide Varianten entscheidet das Sportgericht und nicht wir Schiedsrichter.


    Und um zum Eingangsthema zurückzukommen:
    Es handelt sich um eine DFB-Anweisung, damit ist sie für die EM definitiv nicht verbindlich - und zum Rest wurde schon genug geschrieben.

  • Wenn wir jetzt schon die juristischen Begriffe definieren, dann bitte genau:


    *klugscheiß Modus an*



    Eine Soll-Vorschrift gebietet ein Verhalten, schreibt es aber nicht zwingend vor, d.h. man muss sich nicht daran halten.
    Im Gegensatz hierzu steht die Muss-Vorschrift. Diese gebietet ein Verhalten und schreibt die Einhaltung der Norm zwingend vor.
    Andere Formulierung einer Muss-Vorschrift ist "... hat zu machen".
    Schließlich gibt es noch Kann-Normen. Diese finden sich häufig im Verwaltungsrecht und geben der handelnden Behörde einen gewissen Entscheidungsspielraum (sog. Ermessen).


    Sprich: Die 30 Minuten sind eine Orientierung. Bei 30 Minuten ist nicht die zwingende Grenze zu ziehen.

  • Warum werden in diesem Forum mittlerweile in so gut wie jedem etwas längerem Thread juristische Interpretationen von Nicht-Juristen gepostet?! Zumal diese juristischen Spitzfindigkeiten auf eine DFB-ANWEISUNG (!!) zu übertragen allein schon der blanke Hohn ist. Leider sind es immer dieselben User, die sich so anscheinend profilieren wollen?!


    Schade, dass das Moderatorenteam zwar Beiträge mit schlechter Rechtschreibung monieren kann und in entsprechenden Threads die Moderatoren hintereinander ihre grünen MODERATORENHINWEISE reinklatschen, aber dieses nervige Juristengetue nicht endlich unterbunden wird - sondern teilweise (mittlerweile glaub ich sogar eher grundsätzlich) eben auch Moderatoren daran teilnehmen. Schade um dieses gute Forum, aber es ist mittlerweile echt zum Kotzen! :kotz:

  • Betrachten wir die Geschichte doch mal von der anderen Seite:
    Hieße der Passus "Der Schiedsrichter muss...", würde das implizieren, dass der Schiedsrichter diese Wartezeit auf jeden Fall einhalten muss. Sprich: Selbst wenn das Gewitter tobt und der Platz völlig unbespielbar ist, müsste er diese 30 Minuten warten um zu überprüfen, ob eine Spielfortsetzung nicht doch möglich wäre.


    Abgesehen davon würde ich den Regeltext nicht mit juristischen Texten vergleichen, denn wie schon an anderer Stelle festgestellt, unterscheiden sich viele Begriffe erheblich (z.B. die juristische vs. fußballerische Definition von "fahrlässig"). Daher würde ich den Regeltext völlig pragmatisch betrachten:


    "Die Dauer der Unterbrechung muss 30 Minuten nicht überschreiten" ist grammatikalischer Nonsens.


    "Die Dauer der Unterbrechung darf 30 Minuten nicht überschreiten" würde jeglichen Handlungsspielraum des Schiedsrichters untergraben, wäre aber in Verbindung mit dem nächsten Satz auch ein wenig widersprüchlich.


    "Die Dauer der Unterbrechung soll 30 Minuten nicht überschreiten" klingt in Ordnung und gibt trotzdem eine klare Anweisung.



    Dass es im Regelwerk solche kleine Fehler ab und an gibt, zeigte schon die die Regel 1. Dort stand vor wenigen Jahren noch folgendes: "Torpfosten und Querlatten können quadratisch, rechteckig, rund, halbrund oder elliptisch sein [...]". Jeder normaler Mensch interpretiert das so, dass die Pfosten diese Form auf jeden Fall haben müssen.
    Aufgrund einiger spitzfindiger Juristen, die dagegen Protest eingelegt haben, lautet das Absatz nun: "Torpfosten und Querlatten müssen [...]"



    Ich sehe es aber ähnlich wie zettelbox, dass diese Diskussionen wenig zielführend sind, wenn es schon genug Erläuterungen und Anweisungen des DFB zu dem Thema gibt. Aber die Wortwahl passt mir überhaupt nicht!


    Wann ein Moderatorenhinweis eingesetzt wird und wann nicht, entscheiden immer noch wir. Ich glaube, dass eine grundsätzliche Betrachtung der Regeln und deren Auslegung absolut nicht verkehrt sein kann, solange wir uns nicht in irrelevanten Haarspaltereien ergehen. Ich vertrete nämlich immer noch die Meinung: Was mich nicht interessiert, muss ich nicht lesen. Was ich zum Kotzen finde, muss ich mir nicht reinstopfen.


    Das soll dich nicht demotivieren, aber es gibt nun mal strittige Passagen im Regelwerk und wenn es den ein oder anderen interessiert, das genauer aufzudröseln, dann sei es doch drum - zum Thema passt es nämlich zu 100%. Wie du meinem oberen Absätzen entnehmen kannst, sehe ich für mich auch keinen Sinn darin, jedes einzelne Wort auf die Goldwaage zu legen, aber wenn es Leute gibt, die es interessiert und die evtl. sogar zu einem vernünftigen Ergebnis kommen, warum muss man das dann unterbinden?

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

    3 Mal editiert, zuletzt von benny_lu ()

  • Ob es uns gefällt oder nicht, unser Amt heißt nicht ohne Grund Schiedsrichter. Das impliziert nun mal, dass man Regeltexte, Anweisungen, Satzung und Ordnungen teils ad hoc auf dem Sportplatz und teils theoretisierend unter SR auslegen und interpretieren muß, das kann schon mal in etwas (zu) juristische Terminologien oder gar Spitzfindigkeiten abgleiten.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Und es kommt noch ein Punkt hinzu:


    Wir müssen unterscheiden zwischen den Dingen, die wir auf dem Platz tun - und da gibt es manchmal Spielräume, die es in der Theorie nicht gibt, beispielsweise muss man mir ja eine Schaltsekunde und auch einen Moment zugestehen, bis die Pfeife auch geblasen wird, ergo zählt der Moment der Wahrnehmung und zwar auch dann, wenn der Ball womöglich schon aus dem Spiel ist und ich eine Regelwidrigkeit deswegen nicht mehr ahnden dürfte - und den Fragen, wie sie im Regeltest zu beantworten wären. Wir diskutieren gerade mehr den theoretischen Teil und es schadet sicher nicht, sich auch damit zu beschäftigen, gerade um im Eventualfall gewappnet zu sein - und besonders wenn es auf die Bedeutung einzelner Begriffe ankommt, weil das bei Regelfragen die typischen Signalworte sind, welche die korrekte Antwort bestimmen.


    Wenn das wie Profilsucht aussieht, dann ist das nicht beabsichtigt, aber ohne gute theoretische Regelgrundlage wird es eben sowohl im Regeltest als auch auf dem Platz unter Umständen schnell schwierig. Das sich das Regelwerk nicht immer 1:1 auf dem Platz umsetzen lässt, wissen wir wohl auch alle.