Legal Zeit schinden

  • Damit, dass einige Vorgehensweisen nach der Regel zwar nicht nachgespielt werden bzw. nachgespielt werden müssen, es aber von den Schiedsrichtern mal so und mal so gehandhabt wird. Zitate wie

    Zitat

    Sorry, aber es wird immer noch nach meiner Uhr gespielt.

    oder

    Zitat

    Die 6 Wechsel gehören, wenns zügig abläuft, für mich zum normalen Spielverlauf.

    oder

    Zitat

    bei derart klaren Spielständen gibt es für mich keine Nachspielzeit

    zeigen deutlich, dass viele SR hier ihre eigenen Regelauslegungen haben. Diese muss man kennen, will man "Legal Zeit schinden". Mit Auswechselungen zum Beispiel kann man theoretisch keine Zeit schinden (verlorene Zeit) - praktisch jedoch meistens schon. Einen Versuch ist es wert.

  • Übrigens: Wenn ein SR keine Passkontrolle macht, Platzkontrolle sowieso nicht, Schmuck ihn nicht interessiert, er viel "taktisch" pfeift, eher älter ist, Pflichtverwarnungen mal "übersehen" werden - alles Indikatoren dafür dass Zeitspiel sich eher lohnt.


    Wenn er eher jünger ist (die ganz jungen mal ausgenommen, aber hatte ich lange nicht mehr), alles regelgerecht kontrolliert, konsequent pfeift, auch Karten wegen Zeitspiels rausholte dann lohnt sich es nicht, lieber auf das Fußballspiel konzentrieren.


    (Vor allem Alter muss nichts heißen, aber viele ältere Schiedsrichter bei uns nehmen es nicht mehr so genau und sind froh wenn sie nach 90 Minuten abpfeifen dürfen. Natürlich soll dass keine Pauschalisierung sein, wenn man einen guten älteren Schiedsrichter hat merkt man das auch schnell.)


    PS: Zu den Auswechslungen - die vorgeschlagenen 30 Sek. pro Wechselvorgang finde ich nicht sinnvoll wenn die Auswechslungen nur kurzes Abklatschen an der Seitenlinie ohne großen Zeitverlust sind. Ich geb eigentlich immer +1 für alles Mögliche, so dass diese theorethisch verlorene Zeit auch nachgespielt wird, wenns länger dauert geb ich auch mehr.


    Du hast aber völlig recht dass man es versuchen kann/sollte.

  • Wieso war mir das klar? Gut, es stimmt, das mit dem DFB kann ich nicht beweisen. Aber ich hab das schonmal als Richtlinie des SWFV gehört, was ich aber auch nicht beweisen kann. Mir tut diese Aussage leid. Aber ich bin mir sicher, dass es so eine Vorgabe gibt.

  • Die Aussage kam mal vom Verbandslehrwart als Empfehlung, ist aber nirgends dokumentiert, somit für mich nicht zwingend bindend.


    Wenn beide Mannschaften nach 80minuten eine kollektive Lustlosigkeit an den Tag legen ( Mission "Bauerntennis" ) , dann möchte ich mal den SR Kollegen sehen,
    der sich das Elend freiwillig noch weitere 3minuten als erforderlich antut. Ich zumindest nicht. :!:
    Zudem werde ich die Mannschaft auch nicht belohnen, die während der Führung permanent "legal" auf Zeit gespielt hat, aber in der 89.minute in Rückstand geraten ist und jetzt eine Nachspielzeit fordert.

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Hallo.


    Hier mal ein paar eigene Erfahrungen, sowohl aus dem Geschehen als SR als auch als Assistent aus Beobachtungen:


    1. Wenn man konsequent jede Verzögerung nachspielen lassen würde, käme man bei jedem Spiel auf gute fünf Minuten zusätzlich. Macht jede Verzögerung in vollem Umfang nachzuholen Sinn? Nein, daher kommt es automatisch zu unterschiedlichen Auslegungen.


    2. Mit jeder Minute Nachspielzeit steigt abhängig vom Spielcharakter das Potential, eine Situation zu haben, bei der es so richtig knallt - und bei Verlängerungen über drei Minuten habe ich das schon vermehrt erlebt. Daher überlege ich mir zwei Mal, ob ich ggf. penibel nachspielen lasse oder eher knapper. Längere Unterbrechungen (Verletzungen etc.) stoppe ich sowieso ab, daß sie nicht in der Nettospielzeit mit drin sind. Also gibt es bei mir in der Regel eine, maximal zwei Minuten effektiv angezeigte Nachspielzeit.


    3. Auch Beobachter in höheren Ligen (bis hoch zur AOL kann ich es aus Beobachtungen im Gespann selbst nachvollziehen) haben hier unterschiedliche Ansichten, so daß es da auch teilweise schwer fällt, das richtige Maß zu finden. Was dem einen nicht ausreicht, ist für den anderen schon zu lange.


    Fazit: Man sollte sich nicht immer krampfhaft an die Regel klammern, sondern abwägen, welche Verzögerung es wirklich notwendig macht, nachgespielt zu werden. Dann kommt man eher dem Sinn der Regel nach als wirklich jedes Sekündchen dranzuhängen.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Link zum Zitat von Der Pfeifer

    Zitat

    Zitat von "Der Pfeifer":


    Es ist immer das Gleiche in den Schlußphasen. Da wird auf Teufel komm raus Zeit vergeudet und wir SR haben nicht den Mumm, diese hinten dran zu hängen. Ich glaube, da kann sich keiner von uns frei sprechen.

    Ich kann die Erfahrungen von Der Pfeifer und jambala bestätigen: In Nachspielzeiten knallt es überdurchschnittlich häufig. Und welcher SR will das schon? Wer will sich seinen Kartenschnitt/ seine Beobachtung/ sein souverän geleitetes Spiel wegen ein paar lumpiger Minuten/Sekunden kaputt machen?


    Eben. Da wird von den SR "clever" agiert und die drohende Eskalation eben schnell per Schlusspfiff beendet. Manch Lehrwart empfiehlt dieses Vorgehen sogar als "taktisches Pfeifen". Deshalb muss man leider festhalten: Zeitschinden- gerade in den Schlussphasen- gelingt bei vielen SR. Sei es durch Verletzungspausen, Auswechselungen und verzögerten Spielfortsetzungen. Das ist zwar nicht "legal"- aber es funktioniert. Siehe u.a. Halbfinale GER-ITA.

  • Sorry, so einfach ist das nicht. Auch beim bestgeleitetem Spiel kanns trotzdem Zeitspiel geben. Bei mir hatte mal ein Torwart Lust auf ne Karte und hat den einzigen Ball stumpf über den hohen Zaun geballtert - wenn ich da nicht nachspielen lasse hab ich doch jeden der benachteiligten Truppe am Hals und das ausnahmweise mit Recht. Überstunden werden nicht bezahlt, aber du wirst für die Leitung eines Fußballspiels bezahlt und zur Leitung eines Fußballspiels gehört eben eine korrekte Nachspielzeit.

  • Ein guter Schiedsrichter wirkt bereits während der regulären Spielzeit so auf die Spieler ein, dass diese erst gar kein Zeitspiel betreiben, zur Not mit der Androhung und Festsetzung von persönlichen Strafen. Und dann ist nun mal auch nach 90 Minuten Schluss, denn die Überstunden bezahlt mir keiner.


    Dann sind ja alle Schiedsrichgter der EM richtig schlecht deiner Meinung nach. Die haben nämlich regelmäßig 3-4 Minuten nachspielen lassen :)

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.


  • Dann sind ja alle Schiedsrichgter der EM richtig schlecht deiner Meinung nach. Die haben nämlich regelmäßig 3-4 Minuten nachspielen lassen :)

    Warum man beim Spielstand von 4:0 drei Minuten nachspielen lässt, fasse ich in der Tat nicht.


    Sobald es mehr als zwei Tore Unterschied sind oder es Unentschieden steht und beide Mannschaften zufrieden sind, ist für mich nach 90 Minuten Schicht im Schacht. Ausnahmen nur bei krassem Zeitspiel.

  • ich gedenke da mal an das Champions-League Finale Manchester-Bayern. Wo in der Nachspielzeit 2 Tore geschossen wurden. Das würde bei einem 2 Tore-Unterschied ein Unterschieden ergeben-ergo eine Verlängerung.


    Wenns um viel geht, sollte man schon entsprechend nachspielen lassen.

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Ein Beispiel für legales Zeitspiel. Der Torhüter führt den Ball der von einem Gegenspieler gekommen ist und denn er in die Hand nehmen dürfte solange mit dem Fuß durch den Strafraum bis ein Gegner kommt. Erst dann nimmt er den Ball auf.

    Fußball könnte so ein toller Sport sein wenn das komische Runde Ding nicht wäre! :hammer:

  • Ein Beispiel für legales Zeitspiel. Der Torhüter führt den Ball der von einem Gegenspieler gekommen ist und denn er in die Hand nehmen dürfte solange mit dem Fuß durch den Strafraum bis ein Gegner kommt. Erst dann nimmt er den Ball auf.


    Der Torspieler meines Vereins ist da noch gewitzter. Als erstes wird der Ball, wie von dir beschrieben, durch den Strafraum geführt. Wenn der Gegner kommt, wird ein langer Abschlag angetäuscht. Dreht dieser Gegner dann ab, beginnt das Spiel von vorne. Beim zweiten Anlauf des Gegenspielers nimmt er den Ball dann auf. Hat sich der Gegner wieder entfernt, kommt der Ball wieder auf den Boden. Nähert sich jener dann wieder, kommt wieder ein angetäuschter Abschlag (gerne wird der Ball auch mal mit der Hacke hinten vorbei gelegt). Erst, wenn der Gegner zum vierten Mal anläuft, kommt dann tatsächlich der lange Ball.


    Hat so schon häufig funktioniert und bei dem Zeitgewinn ist es dann auch egal, wenn der Gegner anschließend im Mittelfeld an den Ball kommt.

    "Sie stehen besser als wir sitzen und haben die richtige Entscheidung getroffen."
    Tom Bartels über das Gespann Skomina

  • So, ich muss dieses uralte Thema noch einmal ausgraben:

    Bluffen durch legale Tricks bei der Ausführung von Frei- und besonders von Eckstößen: Ball wird von Spieler 1 so bewegt, dass er im Spiel ist, alle Welt aber davon ausgeht, dass die Ausführung noch ansteht. Wer das dezent macht und anschließend flankt, kann den Trick auch mehrfach einsetzen.

    Hier gibt es unterdessen eine weitere Variante: Das geht jetzt auch beim Abstoß! Ein Spieler steht anlaufbereit, ein anderer "korrigiert" die Position des Balles mit dem Fuß, dass dieser sich deutlich bewegt und damit im Spiel ist. Da alle auf den Anlauf zum Schuss warten, könnte das dauern - und erst wenn der erste Zeitspiel reklamiert kann der Schiri zu erkennen geben, dass der Ball frei ist, nur haben die Verteidiger dann immer noch mindestens 11 Meter "Zeit", den Ball noch aus der Gefahrenzone zu bekommen.

  • Man kann sich das Spiel auch unnötig schwer machen - und ein Hinweis als Reaktion auf die Reklamation, ergo nicht aus eigenem Antrieb, mit den Worten "Ball ist frei" stellt m.E. ähnlich wie ein "Weiter" oder auch das eher zu vermeidende "Vorteil", stellt keinen unzulässigen Eingriff durch den SR in das Spiel dar.