Spielerin beleidigt eigenen Trainer

  • Da almiko mich in diesem Kontext genannt hat: Genau so stringent habe ich das nicht gefordert, gebe aber sehr wohl zu bedenken, dass ein "Alder" im Regelfall durchaus abwertend oder beleidigend gemeint ist, Ausnahmen bestätigen die Regel. Vor einer Akzeptanz der Jugendsprache warne ich aber ausdrücklich, sonst kommt ganz schnell der Nächste, der die Auffassung vertritt, dass ein "Fuck" auch nur Umgangssprache der Jugend sei, ein Arschloch durchaus auch nicht mehr strafwürdig sei etc. pp. Die Grenze ist sicher fließend, aber es gilt m.E. das "Wehret den Anfängen". Und denkt daran: Auch mit der Akzeptanz solcher Ausdrücke kann man sich schnell zum "Schiri von letzter Woche" machen.

  • Na Manfred, der Begriff "Fuck" ist im Ursprung wirklich keine Beleidigung sondern ein Ausdruck unbändigen Fluchens. Im Deutschen wird ihm gelegentlich eiine andere jedoch falsche Bedeutung beigemessen. Viele amerikanische Begriffe haben ins Deutsche übersetzt oftmals eine völlig harlose Bedeutung ^^ Ein Beobachter hat mal zu mir gesagt: "Bevor Du die Farbe wählst, checke kurz, in welcher emotionalen Situation sich der Spieler befand. Wurde er zB gerade hart am Knöchel getroffen oder ist er durchgehend auf dem Provo-Trip?"

    Hohe Bildung kann man dadurch beweisen, dass man die kompliziertesten Dinge auf einfache Weise zu erläutern versteht.
    Geistlose kann man man nicht begeistern, aber fanatisieren kann man sie.
    Gelassenheit ist die angenehmste Form des Selbstbewußtseins!

  • sonst kommt ganz schnell der Nächste, der die Auffassung vertritt, dass ein "Fuck" auch nur Umgangssprache der Jugend sei,


    Natürlich ist immer und immer wieder der Kontext entscheidend - bei einem "Fuck" kann ich mir aber nur schwer einen Ausdruck vorstellen, der eine Maßnahme seitens des SR notwendig macht. Sagt jemand einem anderen Spieler "Fuck you", ist das eine Beleidigung und mit FaD zu ahnden, klar - aber in der Regel wird das Wort doch als Fluch verwendet. Verspringt jemandem der Ball und er ruft (ruhig laut und deutlich hörbar für alle Umstehenden) "Fuck!", so würde ich den Teufel tun und irgendwie das Spiel unterbrechen...


    "Wehret den Anfängen" ist so ein Satz, bei dem bei mir ohnehin die Alarmglocken angehen. Klar, gewisse Maßstäbe sind gesetzt und müssen erhalten bleiben; keiner will den (langsamen) Verfall irgendwelcher Kulturen. Aber (gerade im Jugendfußball!) müssen sich alle Beteiligten in einem gewissen Rahmen auch neuen Gegebenheiten anpassen. Jemand, der mit einem "Fuck" über seine eigene misslungene Aktion flucht, darf heutzutage meiner Meinung nach dafür nicht bestraft werden, sofern nicht noch andere Umstände vorliegen, die dann das "Gesamtpaket" Unsportlichkeit oder Beleidigung schnüren.

  • Ich denke, da werden wir unterschiedliche Auffassungen aushalten müssen. Nebenbei: Es gibt - leider - für alles "gute" Vorbilder, ich erinnere nur an Effenberg und den Stinkefinger. Und ich bleibe beim "Wehret den Anfängen", gerade im Sinne der Berechenbarkeit der Schiedsrichter - sonst kommen wir dahin, dass der eine SR etwas zulässt, was ein anderer SR ahndet. Bei Fouls, Handspiel etc. wird doch auch auf eine einheitliche Regelauslegung geachtet und diese explizit geschult - vielleicht sollten die Lehrwarte sich auch dieses Themas einmal annehmen.

  • Berechenbarkeit des Schiedsrichters und eine einheitliche Linie, insbesondere was die persönlichen Strafen angeht, sind die vielleicht wichtigste Sache der Schiedsrichterei, da gehen wir absolut konform. Gleichzeitig ist das bei verbalen Äußerungen grundsätzlich unterschiedlich, wie sich einige Schiedsrichter konkret verhalten und welche (bzw. überhaupt: ob) sie Maßnahmen ergreifen.


    Ein sturrer Katalog von Ausdrücken, für die es eine bestimmte persönliche Strafe gibt, macht aufgrund der Menge der Ausdrücke und auch aufgrund der unterschiedlichen Typen der Schiedsrichter keinen Sinn. Der eine Schiedsrichter interpretiert Ausdrücke etwas strenger, sieht sich ggf. eher beleidigt - der andere überhört schonmal eher etwas oder belässt es bei einer Verwarnung für einen Ausdruck, für den der "Schiedsrichter von letzter Woche" den FaD ausgesprochen hätte. Das ist meiner Meinung nach aber nicht schlimm!


    Wer Berechenbarkeit des SR fordert, sollte auch seinen eigenen Menschenverstand einschalten. Wer vom SR eine laufende Maschine erwartet, die nach Schema F arbeitet, liegt falsch und muss ggf. auch mit den unschönen Konsequenzen dieser Fehleinschätzung leben. Wenn ein SR aufgrund seines Auftretens (nicht nur in den ersten Spielminuten, sondern auch schon vor dem Spiel) deutlich macht, dass er Undiszipliniertheiten keineswegs durchgehen lässt, so spare ich mir als halbwegs intelligenter Spieler/Trainer/Funktionär/wie-auch-immer-Beteiligter eben während der kommenden 90 Minuten Ausdrücke, die ich in meinem sonstigen täglichen Leben nutze, ohne sie beleidigend zu meinen.


    Es wird immer Ausdrücke geben, die man auch nicht einheitlich über einen Kamm scheren kann. "Die Entscheidung ist ein schlechter Witz", ist ein gutes Beispiel dafür. Hier ist in der Bandbreite von (das Überhören mal außer Acht gelassen) strenger Ermahnung bis FaD alles drin und ich habe beide Varianten schon genutzt. In der Regel verwarne ich dafür allerdings. Es liegt immer an den Umständen, an der Vorgeschichte des Spielers in dem Spiel, am Tonfall, an der Aggressivität, an eventuellen Gesten, an der allgemeinen Stimmung auf und neben dem Spielfeld und so weiter. Daher verlange ich von den Lehrwarten keineswegs, hier zu versuchen, eine einheitliche Linie reinzubringen. Die klare Devise ist: Wer den SR beleidigt, bekommt den FaD. Wann es sich allerdings um eine SR-Beleidigung handelt, liegt in gewissem Rahmen noch im Empfinden des SR.


    Eine Frage habe ich aber noch konkret an Manfred: Würdest Du tatsächlich den Spieler, dem der Ball verspringt und der 10m neben Dir stehend gut hörbar "Fuck!" ruft, was sich aber offensichtlich nicht gegen eine andere Person, sondern ausschließlich gegen seine eigene misslungene Aktion richtet, mit einer persönlichen Strafe belegen? Ich würde das Spiel hier definitiv weiterlaufen lassen. Es ist allerdings gut möglich, dass hier unser Alters- und Generationenunterschied (Anmerkung: Ich bin 21) eine Rolle spielt und zu verschiedenen Auffassungen führt, was dann ja auch in Ordnung ist. Gerne würde mich auch die Meinung anderer zu dieser konkreten Situation interessieren (ohne hier den Thread missbrauchen zu wollen).

  • Eine Frage habe ich aber noch konkret an Manfred: Würdest Du tatsächlich den Spieler, dem der Ball verspringt und der 10m neben Dir stehend gut hörbar "Fuck!" ruft, was sich aber offensichtlich nicht gegen eine andere Person, sondern ausschließlich gegen seine eigene misslungene Aktion richtet, mit einer persönlichen Strafe belegen?

    So lange das ohne jeden Zweifel nur an den Spieler selbst gerichtet ist, nehme ich mir den zur Seite und kläre ihn darüber auf, dass diese Aussage sehr leicht missverstanden werden und zu ernsthaften Konsequenzen führen kann. Habe ich aber Zweifel daran, dass dies nicht doch an einen anderen (Mit)Spieler adressiert war, kann das sehr schnell zum "Heldentod" führen.

  • Ein "Fuck" alleine wird kaum als Beleidigung benutzt. Er kann sich auch völlig legitim sich über den Fehlschuss seines Stürmerkameraden z.b. aufregen ohne dabei eine Beleidigung auszusprechen. Fluchen ist zwar nicht schön, aber aus meiner Sicht erlaubt. Es ist mir auch deutlich lieber wenn jemand seine Aggression in einen Fluch kanalisiert anstatt im nächsten Zweikampf dem Gegner eins mitzugeben.