Verwarnung gerechtfertigt?

  • Ich hatte am Mittwoch bei einem Spiel folgende Szene beobachtet (u15-Spiel): ein Verteidiger spielt den Ball zum Torhüter zurück. Der Torhüter spielt den Ball mit dem Fuß aber so unglücklich dass er einen enormen Drall bekommt. Der Ball springt ca 5m weiter auf und kommt wieder Richtung Tor zurück. Ein Stürmer läuft drauf, und der Torhüter faustet den Ball vor dem heraneilenden Stürmer weg.
    Pfiff des Schiedsrichters, indirekter Freistoß und er zückt eine gelbe Karte gegen den Torhüter.
    Begründung: absichtliches Handspiel.

  • Definitiv falsch!


    Der Torwart darf innerhalb des Strafraumes den Ball mit der Hand spielen. Es kann also kein Handspiel sein. Das wäre ja schließlich auch mit einem Strafstoß zu ahnden.


    Es handelt sich lediglich um ein technisches Vergehen. Und technische Vergehen werden genauso wenig mit einer pers. Strafe geahndet wie Ausrüstungsmängel.

  • Die gelbe Karte ist falsch. Dem Torwart ist es gestattet den Ball in seinem Stafraum mit der Hand zu spielen. Er darf diesen lediglich bei einem Rückpass eines Mitspielers nicht mehr mit der Hand aufnehmen. Dies ist aber ein technisches Vergehen und keine Unsportlichkeit. Somit ist die Verwarnung sowohl mit der Begründung wegen Rückpass, als auch mit der wegen Handspiel falsch.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Dann kommt auch ein FaD, wenn der Torhüter dadurch (wie wohl hier) eine klare Torchance vereitelt, nicht in Betracht?


    Die Begründung mit dem technischen Vergehen kann ich wohl nachvollziehen. Aus dem Regeltext ergibt sich das m.E. aber nicht so klar, denn bei Torchancevereitelung ist ein FaD ja auszusprechen, wenn das Vergehen durch Strafstoß oder (auch indirekten) Freistoß zu ahnden ist.

  • Bloß kein FaD! Es kann nur einen ind. FS geben, da der TW keine klare Torchance mit einem Handspiel im Strafraum vereiteln kann!

  • Das wäre mal eine interessante Frage. Ein Feldspieler kannst ja auch rot + indirekten FS kriegen wenn er mit hohem Bein ein quasi sicheres Tor verhindert. Ich würds in der Praxis vermutlich nicht machen, aber wenn ein Verteidiger den Ball zurückspielt, ein Gegner reinrennt und einschieben will und der TW vorher mit der Hand den Ball wegspielt sollte das ja dann eigentlich auch auf einen FaD rauslaufen.


    Zitat von Pfeifekopp;171013

    Die gelbe Karte ist falsch. Dem Torwart ist es gestattet den Ball in seinem Stafraum mit der Hand zu spielen. Er darf diesen lediglich bei einem Rückpass eines Mitspielers nicht mehr mit der Hand aufnehmen.



    Er darf ihn nicht mit der Hand spielen, weder aufnehmen noch wegfausten oder ähnliches.. Indirekter FS wäre hier richtig gewesen.

  • Zitat von dinu;171025

    Das wäre mal eine interessante Frage. Ein Feldspieler kannst ja auch rot + indirekten FS kriegen wenn er mit hohem Bein ein quasi sicheres Tor verhindert.


    Wie soll ein Verteidiger mit einem gestreckten Bein ein quasi sicheres Tor verhindern? Um die Kriterien für ein gestrecktes Bein zu erfüllen, muss der Spieler ja von vorne kommen und dann kann es keine Notbremse mehr geben, wenn der Verteidiger näher am Tor steht als der Angreifer.


    Und andererseits würde jeder taktisch kluge Spieler das hohe Bein in Tornähe als Steilvorlage nehmen und dort reinlaufen, um den direkten Freistoß oder den Strafstoß zu bekommen.

    Zitat von dinu;171025

    aber wenn ein Verteidiger den Ball zurückspielt, ein Gegner reinrennt und einschieben will und der TW vorher mit der Hand den Ball wegspielt sollte das ja dann eigentlich auch auf einen FaD rauslaufen.


    Nein, auch dann ist das nur ein technisches Vergehen und hat keine persönliche Strafe zur Folge, lediglich als Spielstrafe den indirekten Freistoß. Das ist wie, wenn der Torwart mit einem Schienenbeinschoner ein Tor verhindert. Gut, in dem Fall mit dem Schienenbeinschoner gibt es die Gelb noch wegen der Unsportlichkeit (oder?), aber auch keinen FaD.

  • Ich meine aber, idF+FaD wegen Torvereitelung kann es nur bei den idF geben, die in Regel 12 direkt (also nicht in den Anweisungen dazu) genannt sind, also gefährliches Spiel und Sperren ohne Ball (die beiden anderen dort genannten idF-Vergehen können wohl nicht einmal theoretisch zur Verhinderung einer klaren Torchance führen). Aber wie gesagt: Es ist so nicht klar formuliert im Regeltext, und auch in der Sache ist für mich nicht ohne weiteres klar, warum ein Spieler, der durch ein technisches Vergehen eine klare Torchance verhindert, dafür nicht persönlich bestraft werden soll.


    Der Torwart darf beim (mit dem Fuß gespielten) Rückpass übrigens dem Regeltext nach den Ball nicht nur nicht mit der Hand spielen, sondern den Ball nicht einmal mit der Hand berühren. Dies soll wohl sogar Handberührungen einschließen, die unabsichtlich (und Feldspielern daher erlaubt) sind. Welchen Sinn das machen soll, weiß ich nicht, ich würde in diesem Fall wohl gerade geblinzelt haben.


    Edit LuckyLukas
    Er meint "hohes Bein" und so einen Fall gibt es als Regelfrage und hat ein Kollege auch schon mal in der Praxis gehabt: Der Verteidiger hat sein Bein gaanz oben, und der Angreifer zieht seinen Kopf zurück und hätte sonst aus 6m aufs leere Tor köpfen können. Der Kollege sagt, es war ein Heidenspaß: Erst die rote Karte verkaufen ("habe ihn doch gar nicht berührt") und dann den Angreifern erklären, dass es keinen Strafstoß gibt.

  • Okay, hab den Part mit dem technischen Vergehen in meiner Fixierung auf die Rote Karte ausgeblendet gehabt.



    Zitat von LuckyLukas;171028

    Wie soll ein Verteidiger mit einem gestreckten Bein ein quasi sicheres Tor verhindern? Um die Kriterien für ein gestrecktes Bein zu erfüllen, muss der Spieler ja von vorne kommen und dann kann es keine Notbremse mehr geben, wenn der Verteidiger näher am Tor steht als der Angreifer.


    Und andererseits würde jeder taktisch kluge Spieler das hohe Bein in Tornähe als Steilvorlage nehmen und dort reinlaufen, um den direkten Freistoß oder den Strafstoß zu bekommen.



    Ich versteh jetzt nicht wie du von meinem hohen Bein aufs gestreckte Bein und wieder zurück aufs hohe Bein kommst.
    Die Situation gabs in irgendeiner Regelfrage in der SR Zeitung: Angreifer steht bereit um den Ball aus nächster Nähe einzuköpfen und der Verteidiger spielt den Ball auf Kopfhöhe mit dem Fuß ohne den Gegner zu berühren. Die wenigsten Verteidiger werden also das Bein solange oben lassen dass der Stürmer noch Zeit hat da hinzurennen :)


    Edit:

    Zitat von dennosius;171030

    ... sondern den Ball nicht einmal mit der Hand berühren. Dies soll wohl sogar Handberührungen einschließen, die unabsichtlich (und Feldspielern daher erlaubt) sind. Welchen Sinn das machen soll, weiß ich nicht, ich würde in diesem Fall wohl gerade geblinzelt haben.



    Naja aber Situationen die ich Feldspielern durchlassen gehen würde, könnten doch kaum als kontrolliertes Zuspiel gewertet werden!?

  • Zitat von dinu;171032

    Naja aber Situationen die ich Feldspielern durchlassen gehen würde, könnten doch kaum als kontrolliertes Zuspiel gewertet werden!?


    Feldspieler spielt den Ball mit dem Fuß ganz kontrolliert zurück zum Torwart. Dem springt bei der Ballannahme der Ball versehentlich an die Hand. Das gibt dem Regeltext nach idF.


    Spielt jemand einen im Strafraum stehenden Feldspieler an und dem springt der Ball bei der Annahme versehentlich an die Hand, ist das gar nichts (also weiterspielen). Das verstehe, wer will, ist aber so.

  • Zitat von Lars;171016

    Bloß kein FaD! Es kann nur einen ind. FS geben, da der TW keine klare Torchance mit einem Handspiel im Strafraum vereiteln kann!



    Selbstverständlich kann ein TW eine klare Torchance mit einem Handspiel im Strafraum vereiteln!
    Ein TW kann aber niemals für ein Handspiel im eigenen Strafraum eine persönliche Strafe erhalten,
    denn die FIFA-Anweisungen zu Regel 12 besagen explizit:

    Zitat

    Berührt der Torhüter den Ball innerhalb des Strafraums mit der Hand, kann deswegen weder ein direkter Freistoß noch eine Strafe gegen ihn verhängt werden.


    Auch dieses Thema hatten wir übrgens schon einmal.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Zitat von almiko;171037

    Selbstverständlich kann ein TW eine klare Torchance mit einem Handspiel im Strafraum vereiteln!



    Dann müsste er ja auch den FaD erhalten könne, da das aber nicht möglich ist, ist auch eine Vereitelung einer klaren Torchance nicht mehr möglich.

  • Auch ein Feldspieler kann straffrei eine klare Torchance durch Spielen des Balls mit dem Fuß vereiteln...

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Ok, wir reden aneinander vorbei. Wir meinen schon dasselbe. Wenn ein (Auswechsel-) Spieler ein Tor mit dem Fuß verhindert, vereitelt er für mich keine klare Torchance mehr. Da er ja nicht dementsprechend bestraft werden kann.


    Letzendlich tut er das aber natürlich schon. Du bist von links, ich von rechts an die Sache herangegangen.

  • Torhüter vereiteln die ganze Zeit klare Torchancen durch Handspiel, das ist ja ihr Job. Und in dem hier diskutierten Fall erfolgt das sogar durch verbotenes Handspiel.


    Was ihn vor dem FaD bewahrt, ist die Tatsache, dass es sich nur um ein technisches Vergehen handelt - und das spiegelt sich in der von Almiko zitierten (danke!) Regelstelle wieder.