iDF im Strafraum - zwingend anpfeifen?

  • Moinsen!


    Folgends passierte bei einem Spiel von mir letzte Woche.
    Gastmannschaft führt 3-1 kurz vor Schluss und versucht wo es geht Zeit zu schinden. Nachdem der Torwart nach zweimaligen auffordern den Ball immer noch nicht abgeschlagen hat, pfiff ich und entschied auf indirekten Freistoß für Heim.
    Jetzt kommt die Krux... der Torwart lässt den Ball fallen und der Stürmer reagiert blitzschnell und führt den IdF schnell aus zum Mitspieler welcher daraufhin den Ball ins Tor schießt... und dann kam ich. Ich gab das Tor nicht sondern entschied auf wiederholung des Freistoßes, weil erstens ich dem Torwart die gelbe Karte zeigen wollte und daraufhin muss ich ja wieder anpfeifen. Wie seht ihr das. Hätte ich das auch laufen lassen können und auf die gelbe Karte danach verzichten weil sich der Mannschaft ja ein klarer Vorteil ergeben hat und sie ein Tor geschossen haben. oder ist ein idF im Strafraum immer zwingend anzupfeifen...egal was vorher war.(Rückpass, gefährliches Spiel, etc....)

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Da gab es vor Kurzem eine Empfehlung der UEFA zum Management von Freistößen.


    Ums auf den Punkt zu bringen:


    Ein "quick free kick" kann gewährt werden wenn:


    • Die angreifende Mannschaft den Ball innerhalb 3-4 Sekunden abspielt
    • der Ball ruhig und am richtigen Ort liegt
    • der Schiedsrichter keine Disziplinarmaßnahme setzen muss.


    Ausserdem kann der SR die schnelle Ausführung unterbinden, um sich in eine strategisch bessere Situation zu bringen und somit bessere Einsicht zu haben.


    Auf jeden Fall sollte aber der SR aktiv werden und sofort klarmachen, wie es aussieht. Gerade bei Disziplinarmaßnahmen sollte man ja schon am Pfiff hören, dass da jetzt noch ein Karton nachgereicht wird.


    Hier übrigens genaueres zum =1158&cHash=a2e15419bfa5bd0eb4ceb42255c3d1f6"]Nachlesen


    Allerdings ist die gelbe Karte in der Situation fraglich - Grundsätzlich ist die "Spielverzögerungs-Gelbe" ja eigentlich eine "Spielfortsetzungsverzögerungs-Gelbe". Da das Spiel ja gerade am laufen und somit mMn idF und gut ist.


    Tor, Anstoß und keine VW

    Was ist der Unterschied zwischen einem Fussballer und einem Fussgänger? - Der Fussgänger geht bei grün, der Fussballer bei rot!

  • also in dem Artikel steht ganz klar das ich sobald ich eine persönliche Strafe aussprechen muss ich das schnelle Fortsetzen unterbinden muss. und bei Spielverzögerung solcher Art muss ich generell gelb geben. Zumal ich ihn vorher 2* aufgefordert habe zu spielen...


    also zur näheren Erklärung noch. Als der Freistoss ausgeführt wurde, befand ich mich ca 5m vom Ball entferntund schickte die Spieler weg, da sich ein Rudel zu bilden begann. deswegen hab ich auch nicht genau mitbekommen dass der Freistoss schon ausgeführt wurde und schwups war der Ball im Tor...
    Gott sei dank konnte ich den Spielern glaubhaft vermitteln warum ich sie zurück gepfiffen habe und das Tor nicht anerkannte...


    Mit der länge des Pfiffs soll man doch lediglich erkennen wie schwer das vergehen war beim Foulspiel. Ich pfeiff doch nicht wie ein Irrer wenn es sich um Zeitspiel handelt.

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Da Du das Ausführen des Freistoßes nicht mitbekommen hast, kannst Du das Tor schwerlich anerkennen. Du hast ja somit gar nicht sehen können, ob der Ball ruhte, am Ort des Vergehens ausgeführt wurde usw.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Ich hätte die Situation dann an deiner Stelle etwa so gelöst:


    Normaler Pfiff wegen Fouls, dann kurz nochmal pfeifen, laut sagen, dass der Ball gesperrt ist und auf Pfeife zeigen und dann zum Rudel. Du kannst ja auch im Vorbeilaufen den Ball sperren, das kostet ja kaum Zeit.

  • also ich weiß nicht wie man das so schnell machen soll... bei einem Abschlag befindet man sich ja aller regel nach im Bereich der Mittellinie. Als ich gepfiffen habe, bin ich sofort zum "Tatort" hingesprintet aber das Rudel kam mir ja entgegen.Zumal die Situation noch etwas angeheizt war, da ich kurz vorher einen Spieler wegen Tätlichkeit vom Platz gestellt habe. Also kam ich erst garnicht bis zum Tatort. Und wenn alle am rumschreien sind, habe ich dafür Verständnis wenn nicht alle Spieler mitkreigen was ich sage, bzw ob das überhaupt von mir kommt was gesagt wird.
    Also ich denke ich schlies mich ALMIKO an. Da ich nicht genau sehen konnte ob der Freistoss direkt ausgeführt wurde, muss ich dann halt zurückpfeifen.


    außerdem war es ja kein Foul...

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Du DARFST das Tor gar nicht anerkennen. Du verhängst einen iDF (im Übrigen deiner Schilderung zur Folge vollkommen zurecht) wegen Spielverzögerung. Eine Spielverzögerung ist eine Unsportlichkeit. Und nach einer Unsportlichkeit folgt eine Pflicht-Verwarnung.


    In diesem Fall musst du also zuerst die :gelbe_karte: zeigen und demzufolge musst du auch die Ausführung des Freist0ßes verhindern.


    Ergo: alles richtig gemacht!


    Argumentationen wie "Vorteil gewähren" greifen in diesem Fall nicht!

  • Zitat von Pfeifekopp;170402

    Der Vorteil ist die bessere Variante. In diesem Fall auf die VW verzichten und mit Tor/Anstoß weitermachen.


    Die Vorteilsregel ist hinsichtlich persönlicher Strafen (hier sogar Pflichtverwarnung) anwendbar? Ich dachte, sie gilt nur für Spielstrafen?!

  • Also ich unterbreche ja das Spiel. Der Vorteil ergibt sich erst durch diese Unterbrechnung. Da ich aber ja die gelbe Karte zeigen will, darf ich das Spiel doch garnicht fortsetzen. Weil nach einer Spielfortsetzung kann und darf ich keine Karte mehr zeigen. Da es eine Pflichtverwarnung ist, gibts da auch keinen Handlungsspielraum. Ergo--> zurückpfeifen! und :gelbe_karte: für den Torwart und dann idF...

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.



  • Das ist leider so nicht richtig, da das Tor in diesem Fall die schwerere Strafe ist. Die Spielverzögerung ist doch mit dem Tor härter bestraft als mit einer gelben Karte in der 90.Minute gegen den TW. Der SR, der hier das Tor nicht anerkennt, um eine :gelbe_karte: zu zeigen, hat den Sinn und Zweck des Spiels nicht verstanden ...

  • Passend dazu eine Regelfrage von unserem letzten Kreisfördergruppen-Lehrabend:


    Der Schiedsrichter unterbricht das Spiel aufgrund eines unsportlichen Handspiels kurz vor dem Strafraum. Er unterbricht dabei die Ausführung des Freistoßes nicht. Die Angreifer führen den Freistoß schnell aus und es fällt ein Tor.



    Korrekte Antwort hier ist: Tor, Anstoß.


    Wie mfs schon gesagt hat: wenn man das in der 90. Minute bei einem 1:1 oder gar einem 0:1 gegen die Angreifer zurückpfeiftm dann ist nicht nur auf dem Spielfeld die Hölle los. Auch der Beobachter würde einem einen entsprechenden Bogen schreiben.

  • Besonderes Augenmerk lediglich beim ind.Freistoß im Torraum, der ja nur von der zur Torlinie paralell verlaufenden 5,5m-Raum-Linie ausgeführt werden darf.

  • Spielverzögerung ist für dich keine Unsportlichkeit?

  • Zitat von mfs67227;170426

    Der SR, der hier das Tor nicht anerkennt, um eine :gelbe_karte: zu zeigen, hat den Sinn und Zweck des Spiels nicht verstanden ...



    Dann sind wir hier wohl anscheinend fast alle zu blöd für diesen Job...


    nein im Ernst; wenn ich nicht erkennen kann ob der Freistoß korrekt ausgeführt wurde, muss ich wiederholen lassen. Und ganz ehrlich: Kein Beobachter würde einem dafür Punkte abziehen. Sie würden höchstens Zusatzpunkte geben wenn man es richtig macht. Aber natürlich nur wenn das was mfs67227 sagt auch stimmt. Wobei ich mir da nich ganz sicher bin :p


    Zitat von Pfeifekopp;170433

    Für mich ist die Überschreitung der 6-Sekundenregel keine Pflichtverwarnung.



    er hat trotz 2*maliger Aufforderung den Ball nicht gespielt.Ich finde schon dass das unsportlich ist

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Zitat von Pfeifekopp;170433

    Für mich ist die Überschreitung der 6-Sekundenregel keine Pflichtverwarnung.



    Das sehe ich auch so und verweise auch auf Frage 77 zu Regel 12 in "Die Fußballregeln - In Fragen und Antworten":

    Zitat

    Frage: Der Torwart hält den Ball etwa 8 Sek. in den Händen, ohne ihn abzuschlagen. Die Aufforderung des SR, den Ball zu spielen, ignoriert er. Entscheidung?
    Antwort: Indirekter Freistoß.


    Da der Fragesteller nicht erkennen konnte, ob der Freistoß korrekt ausgeführt wurde, darf er das Tor nicht anerkennen.
    Auch hierzu gibt es im o.g. Buch ein Beispiel, Frage 22 zu Regel 13:

    Zitat

    Frage: Ohne die Spielfortsetzung nach einer Freistoßentscheidung in Strafraumnähe anzuhalten, ermahnt der SR den schuldigen Spieler. Während dessen wird der Freistoß in seinem Rücken schnell ausgeführt. Dabei kann er die korrekte Ausführung nicht genau überwachen. Nach einem weiteren Zuspiel wird ein Tor erzielt. Wie muss der SR reagieren?
    Antwort: Kein Tor. Wiederholung des Freistoßes.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Ich möchte nochmal anführen, dass sich die Pflichtverwarnung wegen Spielverzögerung auf eine Verzögerung der Spielfortsetzung bezieht. Da das Spiel aber durch das Halten des Balles nicht iS der Regel unterbrochen wird, kann auch dies nicht als Argumentation verwendet werden.
    Ausserdem gibt der Regeltext zum Thema Pflichtverwarnung für Verstoß gegen die 6-Sek-Regel nichts her!


    Im Gegenteil, grundsätzlich ist der Regeltext wie folgt aufgebaut:


    • Vergehen:
    • Diszipinarmaßnahme:
    • Spielfortsetzung:


    Dass bei diesem Vergehen, der 6-Sekunden-Regel, gerade der Text für Disziplinarmaßnahme fehlt, intendiert, dass eben keine notwendig ist.


    Warum auch? Der Torwart darf den Ball ja grundsätzlich in den Händen halten. Tut er dies länger als 6 Sekunden, sieht die FIFA einen idF vor.


    Ebenfalls kann ich das nicht einfach unter Unsportlichkeit subsumieren, wenn es dazu ein lex specialis gibt. Ganz nach dem juristischen Prinzip "lex specialis derogat legi generali". frei übersetzt: "Das speziellere Recht geht dem Allgemeinem vor"


    Wer hier also einen Karton auspackt, packt ihn mMn regelwidrig aus.

    Was ist der Unterschied zwischen einem Fussballer und einem Fussgänger? - Der Fussgänger geht bei grün, der Fussballer bei rot!



  • In Deinem Ausgangsthread steht nichts von korrekter Ausführung drinnen, sondern nur davon, dass Du den Spieler verwarnen willst. Und das ist definitv falsch, da gibt es klare Anweisungen. Und der Beobachter wird Dir in dem Fall 0,4 - 0,6 Punkte abziehen müssen, zumindest muß man eine Notenkategorie nach unten gehen.


    Wenn der Ball nicht geruht hat, mußt Du natürlich das Ganze wiederholen lassen, da gibt es keinen Auslegungsspielraum.