Österreich Bundesliga - 31. Spieltag

  • 2 interessante Szenen aus unserer Liga möchte ich Euch nicht vorenthalten:


    1. Aus dem Spiel Sturm Graz gegen Mattersburg:
    http://www.youtube.com/watch?v=WnMY4Kho2Jk (ab ca. 1:15)
    Dem Strafstoß zum 1:0 geht eine Abseitsstellung voraus - wenn man dem Kommentator glauben darf.
    Das österreichische Elite-SR-Kommitee sieht es anders:
    http://www.ooesk.at/site/index.php?option=com_content&view=article&id=419:aufreger-der-31-runde-tipp3-bundesliga&catid=1:aktuelle-nachrichten


    Die Argumentation mit der zweifelhaften englischen Übersetzung ist mir neu, aber überzeugend. Allerdings: viele Diskussionen werden auftreten, weil die leicht abgefälschten Bälle, bei denen der Verteidiger nur irgendwie versucht hat, zum Ball zu kommen (= zu spielen), entgegen der weitverbreiteten Meinung als neue Spielsituation zu sehen sind.


    2. Wiener Neustadt gegen Austria Wien
    http://www.youtube.com/watch?v=mD-w8PCqPo4 (ab ca. 2:35)
    Anpfiff zu Hälfte 2, alle warten, plötzlich wird der Ball doch abgespielt, als 2 Angreifer bereits 10-15m in der gegnerischen Hälfte stehen und einige Sekunden später steht es 2:1. Die Austria hat bereits Protest gegen die Spielwertung eingelegt, der in 1. Instanz abgewiesen wurde. Begründung: SR-Entscheidungen sind Tatsachenentscheidungen...


    Frage für mich: Ist der Ball schon im Spiel, wenn er nur mit dem Fuß bewegt wurde? Oder muss die Berührung aufhören (Regeltext:"Der Ball ist im Spiel, wenn er mit dem Fuss gestossen wurde und sich vorwärts bewegt.")?

  • Wurde der Ball mit dem Fuß gestoßen ? Ich denke nicht !
    Erst nachdem der Fuß nicht mehr den Ball berührte, kann man von Ballspielen sprechen.
    Ich kann dem SR und SRA keinen Vorwurf machen, sieht zwar blöd aus, ist m.M.n. aber eine Tatsachenentscheidung !

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Zitat von ChrisW;160372

    (...)Die Argumentation mit der zweifelhaften englischen Übersetzung ist mir neu, aber überzeugend. Allerdings: viele Diskussionen werden auftreten, weil die leicht abgefälschten Bälle, bei denen der Verteidiger nur irgendwie versucht hat, zum Ball zu kommen (= zu spielen), entgegen der weitverbreiteten Meinung als neue Spielsituation zu sehen sind.


    Meiner Meinung nach versucht der Verteidiger hier den Ball zu klären,
    was ich schon als Spielen des Balles bezeichnen würde.
    Somit neue Spielsituation und somit kein Abseits.


    Zitat von ChrisW;160372


    2. Wiener Neustadt gegen Austria Wien (...)
    Frage für mich: Ist der Ball schon im Spiel, wenn er nur mit dem Fuß bewegt wurde? Oder muss die Berührung aufhören (Regeltext:"Der Ball ist im Spiel, wenn er mit dem Fuss gestossen wurde und sich vorwärts bewegt.")?


    Ich würde hier sagen, der Ball war noch nicht im Spiel.
    Der Spieler von W-Neustadt täuscht ein Abspiel des Ball an, mehr auch nicht.

  • Interessante Regelauslegung. Sie macht es aber nicht leichter. Denn wenn es zum "spielen" eines Balls schon genügen soll, ihn spielen zu wollen und dann (irgendwie) zu berühren, dann haben wir schon wieder ein subjektives Kriterium, das uns viel Mühe bereitet, weil wir nicht in die Spielerköpfe gucken können. Das mag hier noch recht eindeutig sein, aber wenn ein sprintender Verteidiger den Ball vor die Füße bekommt, hat er ihn dann spielen wollen, wenn er ihn tritt, oder ist er abgeprallt?


    Das hierzulande gelehrte Kriterium, ob der Ball kontrolliert gespielt wird, lässt sich hingegen objektiv beurteilen und gut anwenden.

  • Zu 1.
    Für mich Abseits gem. Beispiel 12 der FIFA-(nicht DFB-!)Anweisungen zu Regel 11, Seite 78.


    Zu 2.
    Aufgrund des Hineinlaufens der Mitspieler in die gegnerische Hälfte für mich ein irregulärer Anstoß.
    Wäre die erste Bewegung des Balles bereits als Stoßen zu bewerten, läge eine verbotene Doppelberührung vor.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Zitat von almiko;160389

    Zu 1.
    Wäre die erste Bewegung des Balles bereits als Stoßen zu bewerten, läge eine verbotene Doppelberührung vor.


    Nein, der ausführende Spieler berührt den Ball nur einmal. Er rollt ihn erst mit dem Fuß auf dem Ball nach vorn, dann laufen seine Mitspieler los, dann rollt er den Ball etwas weiter nach vorn, löst erst jetzt seinen Fuß vom Ball, und der andere Mitspieler spielt den Ball zurück.


    Die Frage ist hier nur, ob der Ball durch das Nach-Vorn-Rollen mit draufgehaltenem Fuß im Spiel ist. Wenn ja, war alles regulär, wenn nein - und da teile ich die Ansicht, dass der Ball nicht "gestoßen" ist, solange er nicht vom Fuß getrennt ist - dann waren zum Zeitpunkt des Anstoßes Spieler in der gegnerischen Hälfte.


    Zur Abseitsposition: Beispiel 12 hilft nicht weiter, auch dort heißt es im englischen Original "rebound". Nach Ansicht der Österreicher soll das Beispiel also für einen abgefälschten Ball gelten, der vom Verteidiger nicht gespielt (d.h. nach österreichischer Lesart unabsichtlich berührt) wird. Im konkreten Fall wurde der Ball vom Verteidiger aber mit Absicht gespielt, auch wenn er ihn nicht kontrolliert so gespielt hat, wie er wollte.

  • Zitat von almiko;160389

    Zu 1.
    Für mich Abseits gem. Beispiel 12 der FIFA-(nicht DFB-!)Anweisungen zu Regel 11, Seite 78.


    Zu 2.
    Aufgrund des Hineinlaufens der Mitspieler in die gegnerische Hälfte für mich ein irregulärer Anstoß.
    Wäre die erste Bewegung des Balles bereits als Stoßen zu bewerten, läge eine verbotene Doppelberührung vor.



    Ja, so sehe ich das auch....

    Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

  • Zitat von dennosius;160395

    Nein, der ausführende Spieler berührt den Ball nur einmal. Er rollt ihn erst mit dem Fuß auf dem Ball nach vorn, dann laufen seine Mitspieler los, dann rollt er den Ball etwas weiter nach vorn, löst erst jetzt seinen Fuß vom Ball, und der andere Mitspieler spielt den Ball zurück.


    Nicht ganz. Er rollt den Ball vorwärts, stop ihn nach wenigen Zentimetern, rollt ihn zurück, und rollt ihn danach in Richtung des Mitspielers. Dieser Richtungswechsel des Balls unter dem Fuß des Spielers ist für mich der Kernpunkt, warum ich ihn nicht für korrekt ausgeführt halte. Denn die Stichworte "Stoß" und "vorwärts" kann ich damit nun wirklich nicht vereinbaren.

  • Kreative Regelauslegung unserer österreischischer Freunde hinsichtlich der Abseitsregel... Wie man durch den Kopfball auf eine neue Spielsituation schließt ist weit hergeholt. Die DFB-Meinung, die auf den Stützpunkten vertreten wird, ist eindeutig, dass ein Verteidiger nur durch ein absichtliches kontrolliertes Ballspielen eine neue Situation zur Abseitsbewertung schafft. Im gezeigten Fall, kann dies ja bei weiten nicht als solche interpretiert werden. Für mich hat es mehr den Anschein, dass man die SR-Kameraden dort schützen wollte.

  • Der Kamerad braucht keinen Schutz! ;) Er hat die Situation ganz bewußt und gut wahrgenommen und hielt sich streng an lokale Anweisungen.


    Er selbst war bei der Entscheidung aber selbst im Zweifel, ob dieses Abspiel kontrolliert war oder nicht. Maßgeblich war für ihn, dass der Verteidiger den Ball schon gezielt zur Seite spielte und nicht bloß irgendwo hin köpfte. Im Zweifel lies er dann weiter Laufen.


    Trotzdem würde ich meinen, dass es sich eher um eine Abwehrreaktion handelt und aus meiner Sicht deswegen auf Abseits zu entscheiden wäre.


    Der Punkt ist nur, dass wir im Regelwerk als schriftliche Quelle nur die Punkte "Ablenken" und "Abprallen" haben. Die Auslegung des DFB begründet sich nicht auf geschriebene Quellen des FIFA Regelwerkes. Um ein bloßes Ablenken handelt es sich bei dieser Situation aber nicht, der Spieler gab den Ball eine ganz bestimmte Richtung.


    Bei praktischen Schiedsrichter Seminaren der FIFA wird aber sehr wohl der Punkt des Ablenkens in der Auslegung des DFB so interpretiert. Hier wird immer der Vergleich gebracht, ob ein Schiedsrichter Aufgrund eines solchen Zuspiels auf einen Tormann indirekten Freistoß im Bezug auf die Zuspielregel entscheiden würde.


    Hier wurde ja letztes Jahr sogar präzisiert, das nur ein kontrolliertes Zuspiel mit dem Fuß als solches gilt!


    Eine schriftliche Erläuterung wäre zu diesem Punkt von der FIFA hilfreich. Dazu sollte man das Board einmal auffordern, weil es Weltweit unterschiedlich interpretiert wird.

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


    "Ein Sieger findet für jedes Problem eine Lösung."
    "Ein Verlierer findet in jeder Lösung ein Problem."


    Corneille

  • Ich habe mir die Szene eben noch ein paarmal angesehen. Man sieht schon, dass der Verteidiger sich so zum Ball stellt, dass er ihn in die Richtung köpfen will, in die er dann auch köpft. Ob er den Gegenspieler übersehen hat oder ob der Ball nicht metergenau so geflogen ist, wie er sich das vorgestellt hat, dürfte wohl keine Rolle spielen.


    Bei der Rückpass-Eselsbrücke bleibt aber unberücksichtigt, dass Kopfball-Rückpässe eh nicht strafbar sind, oder? Sonst sicher eine hilfreiche Formel.

  • Ich denke das wichtige bei solchen Beispielen ist schon auch, dass wir genauso wie bei der Handspielbewertung den Kollegen Spielraum zur Interpretation zugestehen müssen. Schiedsrichterentscheidungen sind Tatsachenentscheidungen und wenn die FIFA in ihrem Regelwerk diese Punkte nicht auf den Punkt bringt, kann das genau der Grund dafür sein.


    Wenn nationale Verbände dies in ihrer Auslegung versuchen genauer zu definieren, bleiben dies trotzdem immer noch Grauphasen, solange das Board das nicht genauer definiert.

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


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