Die Spieler und der Schiri – mit- oder gegeneinander?

  • Folgender Beitrag brachte mich zum Denkprozess, ob die Spieler und der Schiedsrichter auf dem Platz nun mit- oder gegeneinander agieren. Und diese Frage ist alles andere als einfach zu beantworten.


    Es liegt in der Natur der Sache, dass wir in einem Spannungsfeld agieren – übrigens in demselben Spannungsfeld wie Schüler und Lehrer, Mitarbeiter und Vorgesetzter usw. Für eine hohe Effizienz ist das Miteinander unverzichtbar, ebenso zwangsläufig werden aber auch gegenläufige Interessen sichtbar und bestimmend. Die logische Konsequenz ist, dass eben jedes Spiel ein gewisses Konfliktpotenzial Spieler <-> Schiedsrichter beinhaltet, wo ein Miteinander seine zwangsläufige Grenze finden wird und muss.


    Natürlich betreiben wir alle denselben Sport und sollten auch ein Interesse daran haben, dass der Fußball die erste Geige spielt. Schiedsrichter (wie auch Spieler, nur fällt es da weniger auf), die hier ein Bedürfnis auf Selbstdarstellung ausleben oder – noch schlimmer – sogar Machtbedürfnisse stillen wollen, werden es auf dem Platz nicht nur schwer haben, sie schaden der ganzen Zunft und auch dem Sport; da tröstet es wenig, dass Spieler, die so agieren, nicht besser sind. Andererseits weisen die Spielregeln dem Schiedsrichter nicht nur bestimmte Aufgaben (vor allem die Regeldurchsetzung), sondern auch die zugehörigen Machtmittel zur Umsetzung zu; damit gilt es gleichermaßen sorgsam wie konsequent umzugehen. Wohlwissend, dass es anmaßend klingen könnte, aber es ist auf dem Platz letztlich wie in der Kindererziehung: Klare Regeln und Konsequenzen bei Verstößen.


    Ein gutes Miteinander auf dem Platz kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten daran ein Interesse haben. Ist einem Spieler oder gar einer Mannschaft der sportliche Gedanke eher fremd, so gewinnt ganz zwangsläufig das Gegeneinander schnell die Oberhand – ohne dass der Schiedsrichter hier wirklichen Einfluss hätte. Und es ist für meine Begriffe nur all zu menschlich, wenn der Schiri dann auch mal emotional reagiert – aber am besten nicht während des Spieles, sondern beispielsweise in dem er sich im Austausch mit Kollegen mal deutlich auslässt.


    Kennen wir nicht alle Situationen, in denen ein Spieler trotz wiederholter Ermahnungen seine Spielweise nicht ändert, so dass eine Verwarnung, eine Ampelkarte oder sogar ein FaD die nahezu zwangsläufige Folge sind, wenn wir nicht riskieren wollen, die gebotene Kontrolle über das Spiel zu verlieren? Oder Spieler, die Regelverstöße begehen, bei denen uns die Verwarnung zwingend vorgeschrieben ist? Oder andere Aktionen, bei denen man nur den Kopf schütteln kann? Ist der Gedanke, dass Dummheit eben bestraft werden muss, dann wirklich so abwegig? Oder die – natürlich scherzhaft gemeinte – Forderung nach der Einführung einer Verwarnung für Dummheit? Und wie ist es mit Frustfouls, vollkommen unmotivierten Tätlichkeiten usw.? Ist da der berühmt-berüchtigte Satz, dass Kundschaft eben bedient werden muss, wirklich so abwegig?


    Stehen wir in solchen Fällen wirklich dem „Miteinander“ auf dem Platz im Weg? Oder ist es nicht eher so, dass wir selbiges erst wieder ermöglichen, in dem wir das schwarze Schaf in einer Herde weißer Lämmer versuchen zur Räson zu bringen – dummerweise sind wir eben der „Böse“, der den unangenehmen Job zu vollziehen hat? Ist es nicht wie mit einem Gerichtsvollzieher, der eine Forderung zu vollstrecken hat, obgleich er erkennt, dass der Inhaber des Titels sicher auch nicht ganz sauber agiert hat? Ihn darf das auch nicht interessieren, sein „Miteinander“ (mit dem Schuldner) muss sich auch darauf beschränken, im Rahmen der Möglichkeiten auf rechtliche Wege hinzuweisen, Ratenzahlung zu vereinbaren o.ä. Und agieren wir wirklich so anders, wenn wir Ermahnungen aussprechen oder ab und an einen dezenten Hinweis geben, dass der Spielführer auf diesen oder jenen Spieler mäßigend einwirken sollte?


    Ohne jeden Zweifel gibt es auch in unserer Schiri-Herde schwarze Schafe, die eine Spielleitung eben eher als einen Ort der Selbstverwirklichung sehen. Diese sicher zu identifizieren – man kann ja auch mal einen schlechten Tag haben – ist eine schwierige Aufgabe und würde erfordern, dass ALLE Schiedsrichter zumindest gelegentlich beobachtet würden, was aber wohl nicht zu leisten ist. Nur aus ein paar markigen Worten, die vielleicht zum Frustabbau einfach mal notwendig sein können, sollte man noch nicht darauf schließen, dass wir es mit einem Selbstinszenierer zu tun haben.


    Gleichfalls kritisch sind aber die „Verständnisvollen“, die in ihrer Rolle als Schiri zu sehr als Spieler denken (war doch nicht so schlimm usw.). Ein Regelverstoß bleibt ein Regelverstoß, gleichgültig ob der Schubser nun harmlos oder spielbedingt war, der Gefoulte gar nicht gefallen oder körperlich ausreichend stabil ist, das Abseits knapp war ... als Schiri muss man das ahnden, auch wenn man es selber nicht als gerecht empfindet.


    Fazit: Es ist unbestritten, dass unser Sport mehr Spaß macht, wenn wir alle miteinander agieren – Spieler und Schiedsrichter. Leider liegt es aber in der Natur des Sports und der Rolle des Schiris, dass dies nicht immer möglich ist, andererseits sind wir auch nicht die Sozialarbeiter auf dem Feld. Wer damit nicht klar kommt, der sollte sich und seine Einstellung zur Sache mal überprüfen.

  • Das Grunddilemma besteht m.E. darin, dass der SR die Aufgabe hat, im Rahmen seiner Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass das Spiel in den von den Spielregeln vorgegebenen Bahnen abläuft, d.h. u.a., dass er durch Ermahnungen, persönliche Strafen und Spielstrafen die Spieler möglichst dazu bringt, die Spielregeln zu achten und einzuhalten.


    Fast alle Trainer und viele Spieler - weitgehend unabhängig von der Spieklasse und oftmals leider auch von der Altersklasse - haben demgegenüber die Zielstellung, das Spiel erfolgreich also möglichst als Sieger zu beenden. Diesem Ziel wird Priorität gegenüber dem regelgerechten Verhalten eingeräumt, d.h. Vergehen gegen die Regeln werden nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern oftmals gezielt eingesetzt, wenn nicht sogar im Training geübt, um zum Erfolg zu kommen. Dies fängt bereits an der Basis an, wenn in der F- oder E-Jugend den kleinen Verteidigern von ihren Eltern angesichts des herannahenden Stürmers zugerufen wird: "Tritt ihn um!" :(

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Diesem Ziel wird Priorität gegenüber dem regelgerechten Verhalten eingeräumt, d.h. Vergehen gegen die Regeln werden nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern oftmals gezielt eingesetzt, wenn nicht sogar im Training geübt, um zum Erfolg zu kommen. :(


    Übertreibst du nicht etwas? So ein Verhalten habe ich in zwanzig Jahren vllt. zwei Mal erlebt. Allerdings ist es klar, dass wenn es zu solchem Verhalten kommt, wir energisch einschreiten müssen.

  • Du hast selten mit unteren Jugenden zu tun - oder? Was sich in den Bereichen, in denen meist keine offiziellen SR angesetzt werden, abspielt, ist jenseits jeder Vorstellung - wenn man es nicht selbst erlebt (hat). Und ganz zwangsläufig ist es nur eine Frage der Zeit, bis die auf diese Art und Weise "antrainierten" Verhaltensweisen in den älteren Altersklassen ankommen.


    Ganz persönlich hatte ich eine ganz merkwürdige Erfahrung:
    Nach dem Saisonwechsel im vergangenen Sommer schien irgendjemand einen Schalter umgelegt zu haben, jedenfalls hatte ich bis zur Winterpause, also in einem halben Jahr, mehr Rote Karten als in den beiden vorangehenden Saisons zusammen - und zwar fast alle wegen Tätlichkeiten oder grober Foulspiele, nur einige wenige wegen SR-Beleidigung. Seit der Winterpause ist interessanterweise zum Glück wieder Normalität eingekehrt. Dieser Effekt wurde hier im Forum übrigens auch schon diskutiert, er betraf offenkundig nicht nur mich.

  • Fazit: Es ist unbestritten, dass unser Sport mehr Spaß macht, wenn wir alle miteinander agieren – Spieler und Schiedsrichter. Leider liegt es aber in der Natur des Sports und der Rolle des Schiris, dass dies nicht immer möglich ist, andererseits sind wir auch nicht die Sozialarbeiter auf dem Feld. Wer damit nicht klar kommt, der sollte sich und seine Einstellung zur Sache mal überprüfen.


    Diesem Fazit kann ich mich voll und ganz anschließen: Ein schönes Spiel mit guter Technik, eindeutige Szenen die uns zum Handeln zwingen und nur 1-2 schwarze Schafe in jeder Mannschaft, die man dann für alle nachvollziebar aus dem Verkehr ziehen kann. Aber auch muss und nicht "weil es ja eigentlich ein so tolles und faires Spiel war" einknicken und immer nur ermahnen, ermahnen, ermahnen...

  • Idealismus und Realismus...


    Natürlich wärs schön wenn alle "an einem Strang ziehen", absolut immer fair und ohne Fouls spielen.
    Nur dann brauchen wir auch uns Schiedsrichter nicht mehr, dann geht man zum Gegner, gibt ihm die Hand, sagt: "war ein Foul, mach einen Freistoß".
    Allein die bloße Existenz eines neutralen Regelhüters kommt daher dass sich die beiden Mannschaften nicht einigen konnten, historisch wurde die Rolle des SR von beiden Spielführern übernommen.


    Schon in den Anfängen klappte dieses "Zusammen, nicht gegeneinander" also nicht. Der Siegeswille ist einfach zu tief in den Mannschaften drin, eine Mannschaft die Fairness zu sehr in den Vordergrund stellt schneidet sich ins eigene Fleisch, das ist die harte Realtät.
    Nehmen wir mal an zwei gleichgute Mannschaften spielen gegeneinander, die eine absolut fair, die zweite zynisch, aber nicht dumm genug um sich Platzverweise einzufangen. Ich bin mir sicher auf wen ich wetten würde...


    Was heißt das für uns? Konsequent die Regeln umsetzen. Wenn ein Spieler sich denkt "Hm, der Schiri gibt jetzt keine Gelbe Karten....da kann ich gleich nochmal zutreten" wird er es machen, glaubt mir. Egal ob es 21 faire Spieler auf dem Platz gibt, wenn wir Vergehen nicht ahnden wird da immer einer seinen Vorteil drin sehen und dann kann es ganz schnell zur Eskalation kommen.
    Was ich persönlich z.B. gar nicht hören kann ist: "Ich bin heute ohne Gelbe Karte ausgekommen"- von einem Schiedsrichter. Allerhöchstens können die Mannschaften ohne Gelbe Karte auskommen, wenn wir anfangen notwendige Karten nicht zu geben um einen "persönlichen Erfolg" zu haben werden wir es evtl. 20 Minuten später schon bereuen.

  • Ich gebe dir im Groben und Ganzen recht, aber:


    1. Wie kann man denn zynisch spielen?


    2. "Ohne gelbe Karte auskommen" kann durchaus eine gute Sache sein. Nehmen wir z.B. das Spiel BVB-Bayern: Da kann man mit Fug und Recht behaupten, Knut Kircher ist ohne persönliche Strafe ausgekommen. Es gab durchaus Szenen, in denen man gelb hätte ziehen können und ich bin überzeugt davon, dass viele SR dies auch getan hätten. Kircher hat das nicht getan, sondern hatte das Spiel mit seiner Persönlichkeit und klaren Ansprachen im Griff. Ich bin aber überzeugt davon, dass er eine klare Pflichtverwarnung auf jeden Fall ausgesprochen hätte, aber das wir nie der Fall. Also kann man das als Lob und gute Leistung auffassen, zumal man die Brisanz, Wichtigkeit und Vorgeschichte dieses Duells im Hinterkopf haben sollte.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • 1. Oh, das ist einfach. Taktische Fouls, versteckte Fouls, Provokationen, versteckte Handspiele...alles was sportlich zweckdienlich, aber nicht legal ist.


    2. Das war ne tolle Partie von Knut Kirchter, so eine meine ich auch ausdrücklich nicht. Da war alles im Rahmen und die Spieler haben mitgezogen. Ich meine eher gerade klare Gelbe Karten und Pflichtverwarnungen die ausgelassen werden. In der Bundesliga wird sich keiner denken "der zückt ja gar nicht Gelb, da kann ich mir was erlauben"- weiter unten aber schon, denn ich hatte oft schon als Spieler SR die zu "gnädig" waren und dann sich wunderten warum ihr Spiel entglitt.

  • Ich bin einer Meinung mit Nr.4. Ein " Spiel ohne :gelbe_karte: " heißt nicht automatisch, dass es ein faires Spiel war. Vllt war der SR ja inkonsequent. Ich hatte z.B. gestern in meinem Spiel 7 :gelbe_karte: ,würde es aber nicht als unfair beschreiben. Diese :gelbe_karte: waren alle erforderlich, z.B. meint ein Spieler, er müsse mir zu einem Termin beim Optiker raten.


    Für mich ist die Anzahl der gelben Karten pro Spiel eher zweitrangig, es sei denn, man zieht pro Spiel 10 :gelbe_karte: oder mehr, denn dann sollten man über seinen Pfeif-Stil nachdenken. Aber unter normalen Bedingungen sagen die :gelbe_karte: nix über einen SR aus.

  • Nach dem Saisonwechsel im vergangenen Sommer schien irgendjemand einen Schalter umgelegt zu haben, jedenfalls hatte ich bis zur Winterpause, also in einem halben Jahr, mehr Rote Karten als in den beiden vorangehenden Saisons zusammen - und zwar fast alle wegen Tätlichkeiten oder grober Foulspiele, nur einige wenige wegen SR-Beleidigung. Seit der Winterpause ist interessanterweise zum Glück wieder Normalität eingekehrt. Dieser Effekt wurde hier im Forum übrigens auch schon diskutiert, er betraf offenkundig nicht nur mich.

    Damit wäre ich vorsichtig. Du schließt hier von einer persönlichen Erfahrung auf etwas Allgemeines. Das ist nicht sehr wissenschaftlich und wahrscheinlich dann doch eher Zufall, oder? Ich hatte zum Beispiel in der Vorbereitung Anfang der Saison auch mehr (glatt) rote Karten als die letzte ganze Saison in der Meisterschaft. Es waren genau zwei. Aber daraus würde ich nichts ableiten.

  • Ich habe auch nie den Anspruch erhoben, wissenschaftlich oder auch nur repräsentativ zu sein - bei etwa 80.000 Schiedsrichtern wäre das auch vermessen. Allerdings war der Tenor derjenigen, die sich hier im Forum geäußert hatten, durchaus gleichlautend, auch diverse Gespräche mit anderen Schiedsrichtern ließen diesen Eindruck aufkommen. Aber letztlich ist das egal und eigentlich schon nahe am off topic.


    P.S.
    Ich habe - leider - schon eine deutlich zweistellige Zahl an Roten Karten in dieser Saison.

  • Schon mal die Schuld eventuell bei dir selbst gesucht und nicht immer nur bei den Spielern?


    Meiner Meinung nach liegt es in der Regel nicht nur an den Spielern, sondern oft tut auch der SR das nötige dazu.
    Und wenn du dich so wie im Forum auch auf dem Platz gibst (Tendenz zu Haarspaltereien und Rechthabereien),
    dann wundert mich die hohe Anzahl persönlicher Strafen nicht.

  • Oh, dann hab ich mit meinen 2 Roten Karten in dieser Saison wohl ein Problem.
    Mein Schnitt bei Verwarnungen liegt bei ca. 4. (in den letzten 3 Spielen hatte ich gerade mal 4)
    Tante Edith sagt hier noch, dass ich in dieser Saison bisher 99 Spiele geleitet habe


    In meinen Augen hat der SR zu 95% der Spiele einen direkten Anteil daran. Auftreten und Spieleransprache ist das a und o. Selbstverständlich gehört sehr gute Regelkenntnis und die Kenntnis von Deeskalationsmaßnahmen auch dazu. Aber selbst dort kann ich mit der richtigen Art auf dem Platz einen Fehler viel besser verkaufen und damit meine ich nicht ihn als richtig hinzudrehen.


    Wir SR müssen uns umstellen. Die Zeiten des Harten Bills sind vorbei. Auch wir müssen wir Sportkameraden herüber kommen und nicht wie der Feldwebel. Spiele leiten und nicht verwalten. Ein Gefühl für Spiele und Spieler entwickeln und sich dort anpassen, das ist wohl das Rezept für die Zukunft.


    Wer in der Saison mit 30 - 40 Feldverweisen hantiert, muss sich m.E. auch einmal fragen, was er falsch macht und ob es nicht sinnvoll wäre, seinen Stil zu überdenken.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Ich habe - leider - schon eine deutlich zweistellige Zahl an Roten Karten in dieser Saison.


    Also Manfred, wenn Du nicht bisher schon mindestens 100 Spiele in der Saison geleitet hast, dann würde ich mich wirklich mal hinterfragen. Es gibt sicher Spiele die hitzig sind, aber bei der Quote pfeifst du jeden Sonntag in Stadtteilen, in denen bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen.


    Pfeifekopp hat nicht unrecht wenn er sagt, dass man als SR unheimlich viel mit seiner Persönlichkeit regeln kann.

    :hsv1: IN DUBIO PRO RAUTE! :hsv1:


    25.05.1983 - Die Helden von Athen:


    Uli Stein - Bernd Wehmeyer, Holger Hieronymus, Dietmar Jakobs, Manfred Kaltz - Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Felix Magath, Jürgen Milewski - Horst Hrubesch, Lars Bastrup (ab 61. Min. Thomas von Heesen)


    Trainer: Ernst Happel



    Nicht selten sind wir nach dem Spiel so richtig deprimiert,
    wir freuen uns schon wenn unser Team zumindest nicht verliert.
    Es ist schwer - wir sind Fans vom HSV!

  • Ich habe bereits auch schon 10 Feldverweise auf Dauer in 55 selbst geleiteten Partien. Zusätzlich einige Gelb-Rote und die pers. Strafen bei Assistenteneinsätze. Von den 10 Feldverweisen sind aber alleine 5 wegen Notbremsen. Natürlich ist die Zahl trotzdem hoch, aber manchmal unvermeidbar. 3 Mal musste ich nach hinten greifen, weil ein Spieler seinen Gegenspieler über den halben Platz beleidigt hat. Was soll ich machen? Manchmal kommen dann eben Spieler, die nicht clever genug sind und seinem Gegenspieler das leise zuflüstern. Und wenn einer es auch nicht nach der VW lernt, dass ich reklamieren strikt ahnde, meinen FaZ gegen ihn beklatscht, sorry, dann weiß ich auch nicht, was ich noch machen soll.
    In insgesamt 91 geleiteten Partien bisher habe ich dennoch einen Schnitt von knapp 3 VWn und komme mit den Spielern auf dem Feld gut aus. Ich habe mich auch nach sehr fetzogen Spielen noch gut mit Spielern unterhalten können. Ich würde das nicht von der Anzahl der FaDs abhängig machen.

  • Wir SR müssen uns umstellen. Die Zeiten des Harten Bills sind vorbei. Auch wir müssen wir Sportkameraden herüber kommen und nicht wie der Feldwebel.

    Da muss ich doch sehr schmunzeln- genau das hat mich vor 3,5 Jahren motiviert, Schiedsrichter zu werden. Eben nicht autoritär von oben herab mit den beteiligten umzugehen, sondern als Sportler unter Sportlern zu agieren und über Autentizität und Engagement zu überzeugen.


    Als ich versucht habe, meine Vorgehensweise auf dem Platz hier im Forum als eine andere Art und einen notwendigen Veränderungsprozess (der schon ohne mich längst lief) zu beschreiben, wurde ich hier als Selbstdarsteller und Blender bezeichnet.


    Was die Anzahl von pers. Strafen angeht, so bin ich nach wie vor dagegen, einen Rückschluss von hoher Anzahl der Strafen zu der Leistung des SR zu ziehen. Wie Falko schon sagt, es kommt auf die Anzahl der Spiele und das soziale Umfeld an. Zudem kommt es auf die Spielklasse an. In Klassen, wo von Sponsoren Geld bezahlt wird und die Gelder für Spieler einen signifikanten Teil ihres monatlichen Einkommens darstellen hat eine Spielsperre ein ganz anderes Gewicht, als wenn der Herbert in der Kreisklasse drei Wochen nicht mitspielen darf.

  • ]Da muss ich doch sehr schmunzeln- genau das hat mich vor 3,5 Jahren motiviert, Schiedsrichter zu werden. Eben nicht autoritär von oben herab mit den beteiligten umzugehen, sondern als Sportler unter Sportlern zu agieren und über Autentizität und Engagement zu überzeugen.


    Als ich versucht habe, meine Vorgehensweise auf dem Platz hier im Forum als eine andere Art und einen notwendigen Veränderungsprozess (der schon ohne mich längst lief) zu beschreiben, wurde ich hier als Selbstdarsteller und Blender bezeichnet. .


    Das, lieber Ole hing mehr mit deinen Ansichten, als mit deinem Auftreten auf dem Platz zusammen.
    Aber das würde hier in diesem Fred zu weit führen.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • [...] Als ich versucht habe, meine Vorgehensweise auf dem Platz hier im Forum als eine andere Art und einen notwendigen Veränderungsprozess (der schon ohne mich längst lief) zu beschreiben, wurde ich hier als Selbstdarsteller und Blender bezeichnet. [...]


    Ich glaube nicht, dass du hier so bezeichnet wirst, weil du einfach nur den "Veränderungsprozess" mitmachst sondern, - und das ist meine Auffassung deiner Posts, die ich jedes Mal wieder interessant finde, weil du dir mMn sehr interessante Gedanken / Vorhergehensweisen über / für deine Spielleitungen überlegst - weil du immer wieder an den Regeln "rumdoktorst" und dir manchmal deine eigenen Regeln zurechtbiegst (und wahrscheinlich auch durchsetzt), so, wie sie dir gerade recht sind. Das stößt mMn bei vielen auf Unverständnis und dann kommen schon die angesprochenen - ich nenne es mal - persönlichen Beschreibungen. ;)

  • Schon mal die Schuld eventuell bei dir selbst gesucht und nicht immer nur bei den Spielern?


    Aber ja doch, ich reflektiere jedes Spiel - und gelegentlich habe ich auch fachkundige Beobachter draußen, die mich bisher immer bestätigt haben. Aber wie Timey schon schrieb: Was will ich gegen Notbremsen, klare Tätlichkeiten und klare Beleidigungen machen? Wobei der deutliche Schwerpunkt auf den beiden ersten Kategorien liegt.


    Ich will nicht für mich in Anspruch nehmen, dass ich im Regelwerk perfekt bin, auch wenn es bisher für jede Leistungsprüfung gereicht hat. Allerdings räume ich gerne ein, dass ich tendenziell eher kleinlich pfeife, aber das führt mit Sicherheit nicht zu Notbremsen und beugt auch Tätlichkeiten und Revanchefouls tendenziell eher vor. Im übrigen kann ich sehr wohl zwischen Theorie - und manche Diskussion hier hat durchaus akademischen Charakter - und Praxis unterscheiden, wobei ich mich aber zu den Schiris zähle, die bei persönlichen Strafen sehr konsequent sind.


    Neben dieser Konsequenz könnte es aber womöglich auch daran liegen, dass ich relativ viele Spiele in älteren Jugenden und unteren Erwachsenen-Ligen habe, wo bekanntlich die Emotionen eine größere Rolle spielen, die fußballerischen Fähigkeiten oft nur mittelprächtig sind und die Disziplin der Spieler des Öfteren eher unterbelichtet ist.


    Ich habe eben spaßeshalber mal die letzten Spielnotizkarten (6 Stück), die hier gerade noch herumliegen, angesehen. Schwerpunkte bei den Verwarnungen sind das Ball wegschlagen, das Gelb fordern und der Mauerabstand (d.h. Spieler stellt sich vor den Ball und reagiert auch nicht auf meine Aufforderung, sich da umgehend zu entfernen), natürlich sind auch ein paar Meckerer dabei. Auffällig ist aber, dass ein Spiel mit einer Verwarnung abging, ein Spiel mit 2 Verwarnungen auskam, ein Spiel mit Gelb und Ampel (erst verwarnungswürdiges Halten am Trikot und wegen der Verwarnung dann lautstark meckern), dann ein Spiel mit 3 Verwarnungen und 2 Ampeln (Meckern und versuchtes Treten mit "ich habe ihn doch gar nicht getroffen" sowie taktisches Foul und Foul "ich hatte ganz vergessen, dass ich schon Gelb hatte"). Danach kommen dann die unrühmlichen Spitzenreiter mit 5 Verwarnungen und 1 FaD (und den in der 6. Minute wegen Tätlichkeit, die Verwarnungen wegen taktischem Foul (2x), handspiel, Ball wegschlagen und Meckern (2x) sowie die absolute Krönung mit 13 Verwarnungen (Gelb fordern und Mauerabstand in der ganz klaren Mehrheit, dann kommen taktische Fouls und der Rest), 3 mal Ampel und einmal FaD wegen Notbremse. Alleine das letzte Spiel versaut jede Statistik, aber ich bin mir sicher, mit Regelbuch unter dem Arm hätte ich die Zahl der vertretbaren persönlichen Strafen locker verdreifachen können und hätte auch einen Abbruch gehabt - und ganz überwiegend waren die Mannschaften auch zufrieden.