Vorteil: Gelb/rot anders als Rot?

  • Liebe Gemeinde,


    mal eine Frage, die mir seit einiger Zeit, seit ich diesen Fall hatte, im Kopf herumschwirrt:


    Es handelt sich um einen schnell vorgetragenen Konter. Etwa 30 Meter vor dem Tor kann ein Angreifer, unmittelbar vor einem Foulspiel eines Abwehrspielers, den Ball kontrolliert nach außen spielen. Der Spieler, der den Ball bekommt ist nun auf der Außenbahn frei durch und kann eine Flanke in den Strafraum bringen. Da es es sich um einen Konter handelt, ist im Strafraum eine 2:2 Situation gegeben.


    Frage:
    Gebt ihr Vorteil, wenn.....


    a) das Foul taktischer Natur ist, also eine Verwarnung nach sich zieht und der Spieler noch nicht verwarnt ist?


    b) das Foul taktischer Natur ist, also eine Verwarnung nach sich zieht und der Spieler bereits verwarnt ist?


    c) das Foul so schwerwiegend ist, dass es eine Rote Karte zwingend nach sich zieht?


    Auf eine sachliche(!) Diskussion freu ich mich.

  • Bei a+b Vorteil laufen lassen, gelb oder gar gelb/rot kann nach Abschluss des Angriffes in der nächsten Spielunterbrechung noch gezeigt werden.
    Bei c sofort unterbrechen und den Feldverweis aussprechen.

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • :D Der Name FALKO bürgt halt für Qualität, genau so würde ich es auch machen. :D

    :hsv1: IN DUBIO PRO RAUTE! :hsv1:


    25.05.1983 - Die Helden von Athen:


    Uli Stein - Bernd Wehmeyer, Holger Hieronymus, Dietmar Jakobs, Manfred Kaltz - Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Felix Magath, Jürgen Milewski - Horst Hrubesch, Lars Bastrup (ab 61. Min. Thomas von Heesen)


    Trainer: Ernst Happel



    Nicht selten sind wir nach dem Spiel so richtig deprimiert,
    wir freuen uns schon wenn unser Team zumindest nicht verliert.
    Es ist schwer - wir sind Fans vom HSV!

  • Der Fall in meinem Spiel war Fall b). Ich habe auch weiterlaufen lassen, mir aber hinterher gefragt, ob das nun so glücklich war. Für den Spieler ist es erstmal relativ egal, ob er rot oder gelb/rot bekommt, in jedem Fall ist das Spiel für ihn vorbei und das gefällt ihm nicht. Im schlimmsten Fall vergeht noch etwas Zeit und den anschließenden Platzverweis versteht niemand mehr.
    Daher stelle ich mir die Frage, ob es nicht eleganter ist, den Spieler direkt zu lüften.

  • Gerade in unteren Spielklassen kann man durchaus besser fahren, da hier Vorteilsauslegung nicht so bekannt / erwünscht ist, da magst Du Recht haben. Ich persönlich finds eleganter den Angriff abzuwarten, im Idealfall gibts ein Tor und der Angreifer hat dann noch einen Mann mehr auf dem Platz.

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • Das wäre der beste Fall, der " worst case " wäre, wenn der TW den Ball hält oder die Verteidigung den Ball erobert und daraufhin ohne Spielunterbrechung einen Angriff startet, den der des Feldes zu verweisende Spieler erfolgreich abschließt.


    Dann wünsche ich viel Spaß mit beiden Mannschaften.

  • Die andere Frage ist, ob du immer genau auf dem Schirm hast, wer bereits verwarnt ist. Bei den ersten 2-3 Gelben karten mag das ja noch klappen, aber irgendwann wird das schwer. Da hat man nurnoch seine spezies aufm Schirm.


    Ich würde ebenfalls so verfahren, bei a und b Vorteil laufen lassen und bei c sofort (es sei denn der Stürmer ist schon im Schuss, dann kurz verzögern) abpfeifen.


    Bei b sollte man sich aber bewusst sein, dass viel von der Aussenwirkung der Gelb/Roten verloren geht.

  • Wie kann das Foul "taktischer Natur" sein, wenn der Pass doch erfolgreich nach außen gespielt werden konnte?


    Dann ist es höchstens ein versuchtes taktisches Foul; und das ist meiner Ansicht nach nicht verwarnungswürdig.


    Als Gründe für eine Verwarnung kommen weiterhin Unsportlichkeit, Rücksichtslosigkeit oder wiederholtes Foulspiel in Frage- aber der (gescheiterte) Versuch, einen Angriff durch Foul zu unterbinden, ist der Regel nach nicht strafbar.

    Insofern kommen a) und b) für mich nicht in Frage.

  • BestRefOfKiel, Du spielst doch Fussball ?


    Da soll es schon mal vorkommen, dass ein Foul passiert, nachdem der Ball erfolgreich zum Mitspieler gepaßt wurde. Bsp: Spieler wird am Trikot gehalten und kurz nach dem Abspiel zu Boden gerissen ...

  • Nein, meine Aktive Karriere habe ich im Mai 2009 beendet.


    Der Ablauf des Geschehens ist klar- ein Foul kann auch abseits des Spielgeschehens passieren oder wie in diesem Fall kurz nach dem Abspiel.


    Doch hier wird von "taktischer Natur" des Fouls gesprochen. Was heißt denn hier taktisch?


    In meiner Fußballzeit haben wir ein Foul "taktisch" genannt, wenn es vorsätzlich zur Unterbindung oder Verhinderung eines vielversprechenden Gegenangriffs verübt wurde.


    Und dies ist hier nicht gelungen. Die Regel 12 beschreibt, bei welchen Vergehen auch der Versuch strafbar ist. Und ein versuchtes taktisches Foul ist eben kein taktisches Foul.


    Insofern ist eine VW wegen taktischem Foul hier nicht möglich.

  • Die in Regel 12 hinterlegte Regelung in Sachen "versuchte Vergehen" bezieht sich meiner Meinung nach auf die Spielfortsetzung, nicht auf die persönlichen Strafe.

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • Ich habe das Beispiel mit der versuchten Torverhinderung auf der Torlinie durch absichtliches Handspiel vor Augen. Gelingt die Torverhinderung, ist es ein FAD. Gelingt sie nicht, geben wir eine VW -- weil es explizit so in der Regel steht:


    Entscheidet der Schiedsrichter bei einer klaren Torchance auf Vorteil und entsteht
    daraus direkt ein Tor, obwohl ein Gegner den Ball mit der Hand gespielt
    oder einen angreifenden Spieler gefoult hat, kann der betreffende Spieler nicht
    des Feldes verwiesen, sondern lediglich verwarnt werden.



    Was das Beispiel zu Beginn dieses Themas angeht, muss ich vielleicht nur die Regel anders lesen:



    Verwarnung für unsportliches Betragen
    Ein Spieler ist wegen unsportlichen Betragens zu verwarnen, wenn er
    .......
    zur Unterbindung oder Verhinderung eines vielversprechenden Gegenangriffs ein taktisches Foul begeht,
    .......




    Da steht nichts von "erfolgreich" Unterbinden oder Verhindern..... Also schließt die Regel den Versuch mit ein?!?



    PS: Ich weiß, ich betreibe mal wieder Erbsenzählerei. Doch erstens habe ich demnächst meine DFB-SR-Prüfung und bin in der Vorbereitung und zweitens möchte ich es wie immer genau wissen. Wie man es auf dem Platz macht wurde hier schon richtig beschrieben- nur frage ich explizit nach der Regelgrundlage.

  • Wenn ich als SR Versuche für taktische Fouls im Ansatz erkenne, sollte ich immer versuchen, diese schon im Keim zu unterbinden und nicht warte, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist.


    In der Praxis bedeutet das, dass ich den fehlbaren Spieler wirksam ermahne bzw. eine Verwarnung ausspreche, je nach Situation und Spielcharakter.


    Dafür brauche ich keine theoretische Regelgrundlage, sondern lediglich einen gesunden SR-Verstand :rolleyes: ...

  • Ich denke, die Regel gibt das schon ganz richtig wieder. Der Spieler begeht ein Foul zur Unterbindung eines Erfolgversprechenden Angriffs. Deshalb wird er verwarnt.


    Ob er mit dem Foul den erfolgversprechenden Angriff tatsächlich unterbindet ist irrelevant, alleine die Absicht ist hier zu bewerten.