Am Mittwochabend hatte ich ein Kreisligaspiel zu leiten. Seit meiner letzten Erfahrung bin ich mit Spielen vor Feiertagen ja etwas skeptisch, aber der Kick hat richtig Spaß gemacht.
Meine Freundin wollte mich spontan begleiten, und so fuhren wir gegen 18:00 Uhr im sonnigen Aurich los in Richtung Norden. Es war warm, sonnig, und trocken. Nichts deutete auf Regen hin. Nun ja, je näher wir dem Spielort in Norden kamen, desto schlechter wurde das Wetter: In Süderneuland I verschwand die Sonne, in Süderneuland II begann es zu tröpfeln, und in Tidofeld begann der übelste Regenguss aller Zeiten. Als wir schließlich am Norder Jahnstadion ankamen war der Regenguss so stark, dass es wirkte als ob von oben jemand einen gigantischen Wassereimer über dem Stadion entleerte.
Meine Freundin fuhr dann lieber ganz spontan einkaufen und besuchte ihren Neffen, und ich ließ mich auf dem Weg vom Auto zur Kabine ordentlich durchnässen. Bei meiner Platzbegehung 60 Minuten vor dem Anpfiff stellte ich dann fest, dass die Linien den Regen nicht überlebt hatten. Es waren nur noch Fragmente von Linien erkennbar, der Rest war wohl ganz spontan fortgeschwemmt worden. Der Platz an sich (Nebenplatz / Naturrasen) war durch den Regen zwar extrem tief und weich, aber durchaus bespielbar. Also wies ich die Heimmannschaft an Hütchen aufzustellen, gemäß der bekannten Skizze aus dem Regelbuch. Das wurde auch anstandslos erledigt.
Apropros Platz: Das Gelände am Jahnstadion in Norden umfasst 3 Plätze: Das eigentliche Stadion, einen Kunstrasenplatz, und den Nebenplatz II mit Naturrasen. Das Mittwochsabends die A-Jugend auf dem Kunstrasen trainiert hab ich ja noch verstanden, aber warum durfte auf dem wunderschönen Grün im Stadion der klassenniedrigere, und zudem bereits als sicherer Absteiger feststehende, VfB Norden dort sein Heimspiel austragen? Ich hätte dort sehr gerne gepfiffen, weil ich dann viel früher Feierabend gehabt hätte, aber dazu später mehr.
Völlig durchnässt traf ich nach der Platzbegehung in der Kabine ein und stellte fest, dass mein Kollege für das Kreisklassenspiel des VfB sich in der Kabine so richtig breit gemacht hatte: Von 2 Bänken hatte er 2 mit Beschlag belegt, und auf der Heizung lagen seine Klamotten für die Heimreise. Sprechen konnte ich ihn auch nicht, da er bereits um 19:00 Uhr anpfeifen musste und er bereits im Vereinsheim den Spielbericht ausfüllte. Kurzerhand entschied ich mich für eine Seite der Kabine, und warf seine Klamotten von der Bank in meiner Hälfte auf die andere Bank. Trotzdem war ich sauer: Meine Jacke war durchnässt, mein Shirt und meine Hose ebenfalls - warum um alles in der Welt muss man seine Unterwäsche auf die Heizung legen??
Wie dem auch sei, um 19:30 Uhr ging das Spiel dann bei strömendem Regen los. Für Heim ging es um die goldene Ananas, für Gast um den Klassenerhalt. Beide Mannschaften setzten übrigens auf Erfahrung im Tor: Während der Torhüter von Heim mit dem Geburtsjahr 1971 bereits im Spätherbst seiner Karriere angekommen war, durchlebte der Torhüter der Gäste, Jahrgang 1962, bereits den atomaren Winter seiner Karriere.
Das Spiel begann wie erwartet: Heim übernahm das Kommando mit flüssigem Kurzpassspiel, der Gast stellte geschickt die Räume zu und lauerte auf Konter. Obwohl Heim in dieser Phase von der Spielanlage her besser war, resultierte die erste Chance für Heim aus einem Fehler der Gäste: Der Libero wollte einen Ball lang hinten raus schlagen, traf jedoch seinen Mitspieler am Rücken, von dem der Ball zu einem Gästestürmer prallte. Der hatte nun freie Bahn, scheiterte aber am Torhüter der Gastmannschaft. Der hatte nämlich die Erfahrung seiner 40-jährigen Karriere in die Waagschale geworfen, und blieb Sieger im 1 gegen 1.
Nach 14 Minuten humpelte der erste Gästespieler mit einer Zerrung in feinster Lothar-Matthäus-Manier vom Platz. Zwei Minuten später jedoch ging der Gast nach einem Eckstoß in Führung - ein satter Schuß aus knapp 18 Metern genau in den Winkel. Schönes Ding.
Geschickt verteidigten sie diese Führung dann - für 9 Minuten: Heim schlug einen Freistoß in den Strafraum, ein passiv im Abseits stehender Angreifer geht nicht zum Ball und irritiert niemanden, trotzdem ruft ein Verteidiger "Abseits", alle stellen das Fußballspielen ein, und ein reingelaufener Spieler von Heim sagt "Dankeschön" - 1:1.
Nun hatte der Gast Diskussionsbedarf: Klar, der Spieler stand im Abseits - aber so was von passiv, der hätte sich fast aufgelöst. Irgendwann kam der 10er der Gäste und rief: "Hört auf den Schiri zu nerven, der hat Recht: Das war kein Abseits, sind wir doch selber Schuld wenn wir einfach aufhören zu spielen!" - Vernünftiges Kerlchen.
In der 35. Minute ging dann Gast wieder in Führung: Einem langen Ball ging der Stürmer nach, drang ca. 4 m rechts seitlich versetzt vom Tor in den Strafraum ein, und hätte den Ball wahrscheinlich nie erreicht. Doch der Torhüter wollte auf Nummer "ganz sicher" gehen, und mähte den Stürmer einfach um: Strafstoß und
. Da jedoch der Kapitän der Gäste unmittelbar nach meinem Strafstoßpfiff eine Karte wollte, bekam auch er eine:
für "Karte fordern" - und das als Kapitän.
1:2 zur Pause, und der Regen hatte endlich aufgehört.
In der 2. Halbzeit änderte sich am Spielstand nichts mehr: Heim wollte - konnte aber nicht so wirklich, und Gast verwaltete klug und geschickt.
Interessanter war dann doch, was sich im Stadion abspielte: Dort sprang nämlich 15 Minuten vor dem dortigen Spielende die Bewässerungsanlage des Platzes an und ließ sich auch nicht mehr abstellen. Der Kollege brach die Partie darauf hin dann ab und hatte Schicht.
Nach dem Spiel war dann beim Gast das große Feiern angesagt, denn mit diesem Sieg können sie eigentlich nicht mehr absteigen. Heim war etwas frustriert, allerdings eher ob der eigenen dürftigen Leistung. Beide Seiten bescheinigten mir eine hervorragende Leistung, und auch ich fand mich richtig gut.
Blöd ist halt immer nur, wenn das mit dem elektronischen Spielbericht nicht so richtig funktioniert: Der Web´n´Walk-Stick der Telekom stellte eine so dermaßen langsame Verbindung her, dass ich fast eine Stunde für den Spielbericht gebraucht habe. Die Bewässerungsanlage im Stadion lief übrigens immer noch als ich mit dem SB fertig war.
Trotzdem war es ein toller Abend, auch wenn meine Klamotten heute noch nicht trocken sind.