Beiträge von Jack

    Ich finde, hier wird immer zu schnell Abbruch als Muss-Entscheidung gefordert. Es sollte davon abhängen, wie der SR/SRA die Situation empfinden. Ist der SRA verletzt oder deutlich geschockt? Dann ist Abbruch natürlich zwingend. Ist Bedrohung/Wiederholungsgefahr gegeben, weil der schuldige Spieler oder seine Mitspieler oder Zuschauer "ausrasten"? Wenn ja, ab in die Kabine. Letztlich ist es oft eine Ermessenssache.
    Beantwortet das Gespann diese o.g. Fragen aber klar mit Nein, kann eine Spielfortsetzung durchaus zumutbar sein. Der Abbruch ist schließlich keine Strafe, die ich ausspreche wie einen Feldverweis. Sondern ich beurteile im Falle eines Abbruchs, dass regelgerechte Fortführung unmöglich ist. Aussagen wie "selbst schuld" finde ich deshalb in diesem Zusammenhang unpassend. Für die Feststellung der Gründe, der Schuld und für die Bestrafung des Spielers/Vereins ist das Sportgericht zuständig. Dem vorzugreifen, nur weil ich das Verhalten empörend finde, ist nicht ok. Ich bin als SR dazu da, wenn es möglich ist, ein Spiel sauber über die Bühne zu bringen. Abbruch sollte da immer nur das letzte Mittel sein.

    Zum Fall als solches ist eigentlich fast alles gesagt. Nicht optimal gelaufen, aber :rote_karte: letztlich vertretbar.


    Nur eines möchte ich noch mal anmerken: JEDER Spieler/Trainer, der nach ein wenig Abkühlung an meiner Kabinentür klopft, bekommt vernünftige Antworten auf vernünftige Fragen. Auch kritische Anmerkungen sind durchaus erlaubt, solange sie in Ton und Wortwahl sachlich sind. Einfacher ist es natürlich mit Assistenten, dann hat man bei Kritik oder Regelproblemen seitens der Kritiker etwas verbale Rückendeckung. Wer wissen will, was warum gepfiffen/bestraft wurde, bekommt das erklärt - ohne dass ich freilich einen Debattierclub veranstalten mag.
    Ich finde, das gehört zum normalen Miteinander zwischen SR und Spielern, weil es beide Seiten voran bringen kann, egal in welcher Spielklasse. Auch mir als SR kann es durchaus helfen, die Sichtweise eines Spielers/Trainers zu sehen (auch wenn ich sie nicht teile).

    Moralisch wäre eine Strafe schon richtig - klar!
    Juristisch finde ich das trotz des genannten UEFA-Paragraphen sehr zweifelhaft. Zum einen wird die Tatsachenentscheidung angegriffen, wie A_Kappi schon gut dargestellt hat. Zum anderen frage ich mich, mit welchem Recht für ein Vergehen, das normalerweise :gelbe_karte: nach sich zieht, eine Sperre ausgesprochen werden darf. Das passt nicht zu meinem Rechtsempfinden.

    Ich empfinde den Abbruch auch als überzogen. Wir sollen alle Mittel ausschöpfen, um ein Spiel regulär zu beenden. Ich sehe in der Beschreibung des Falls nicht, dass der SR das versucht hat. Unterbrechung und Aufforderung an den Heimverein, den Werfer vom Sportplatz zu entfernen. Wird das verweigert, kann ich immer noch abbrechen.

    Ich gebe da mal zu bedenken, was wir denn erzählen, wenn wir unter uns sind. Auf dem Weg in die Kabine sagt man doch auch schon mal untereinander im Gespann so etwas wie: Meine Güte, war Spieler XY blind, als der den aus drei Metern nicht reingemacht hat. Für einen solchen Satz müsste unsereiner dann auch wegen unsportlichen Verhaltens gemeldet werden.
    Von daher plädiere ich dafür, alles was eindeutig unter Spielern besprochen wird, zu ignorieren. Selbst wenn eine :rote_karte: hier natürlich von der Regel gedeckt ist. Es ist aber einfach menschlich, das Geschehene aus seiner Sicht zu beurteilen.

    Was Hecking betrifft, bin ich auch der Meinung: Das ist ein guter Trainer, der früher oder später irgendwo wieder Erfolg haben wird. Schade, dass es so früh in der Saison endet!


    In Hannover ist es aber nicht einfach, und das liegt nicht an Kind. Wie soll ein Verein mit diesen Mitteln denn mehr erreichen als Platz 10 bis 13? Welche Vereine haben denn in den letzten zehn Jahren den Sprung geschafft aus der 2. Liga zu einer größeren Nummer in der Bundesliga? Man sollte in Hannover etwas Bescheidenheit zeigen: Bundesliga-Dauergast zu sein ist derzeit das Maximum, die Vereine von Platz 1 bis 10 haben mindestens 50% mehr Etat für Personal zur Verfügung!

    Genau, wichtig für die :gelbe_karte: ist immer, dass die Absicht erkennbar ist, den Ball blockieren zu wollen. Wenn der Ball trotzdem unbehindert ins Spiel gebracht wird, lasse ich das aber zu. Wenn wie in Beispiel 1 erkennbar z.B. der Anlauf oder die Ausführung unterbrochen wird, ist das :gelbe_karte: Wartet der ausführende Spieler aber ohnehin noch, reicht ein deutliches "Weg da", "Zurück" o.ä. aus.
    Das bei einigen "cleveren" Spielern beliebte "der Gefoulte steht schnell auf und schießt den Foulenden an, der gar nicht schnell genug wegkonnte", darf keine persönliche Strafe zur Folge haben. Da kann man gern auch mal weiterlaufen lassen und den verhinderten Gelb-Schinder in einen Konter laufen lassen.

    In dem Spiel lief offensichtlich einiges schwierig. Aber der Reporter wollte dem SR aber auch jede Szene negativ auslegen. Die Tätlichkeit des Italieners hätte :rote_karte: zur Folge haben müssen, ohne Frage. Das darf einem SR auf dieser Ebene auch nicht passieren, so klar war das.


    Aber der Rest?
    Über das Handspiel vor dem 0:1 kann man streiten, keine Absicht halte ich hier zumindest für möglich.


    Die geforderte :gelbe_karte::rote_karte: wäre in der Bundesliga sicher gekommen, die Hand war auch auf der Schulter. Aber: Ein Halten in dem Sinne, dass der Gegner deutlich behindert wird war das nicht. Der Portugiese wartet nur darauf sich bei der Berührung spektakulär fallen zu lassen. Meiner Auffassung entspricht Weiterlaufen eher, diese nervigen Falleinlagen bei jeder Berührung machen wirklich keinen Spaß.


    Die :gelbe_karte::rote_karte: für den Portugiesen war völlig korrekt, auch die erste :gelbe_karte: wäre ok gewesen, hätte er dem Gegner eben :rote_karte: gezeigt.


    Den Elfmeter hätte ich auch nicht gepfiffen, der Italiener drängt sich zwar in den Gegner rein, aber im Kampf um den Ball. Der Arm ist draußen, von daher ist Strafstoß zwar möglich, aber sicher nicht zwingend. IdF ginge da für mich gar nicht, da ein Körperkontakt eindeutig vorlag.

    Lars: Sehr sachliche Stellungnahme... :rolleyes:


    Natürlich darf der TW sich "in den Weg stellen" - so lange er Ball und Gegner vor sich hat und sein Augenmerk dem Ball gilt. Ist der Ball aber an ihm vorbeigelegt und bewegt sich der TW dennoch in den Laufweg des Gegners, ist das für mich Sperren. Da gibt es auch keine Ausnahmeregel für den TW!


    PeterLustig: Deine Sichtweise ist zwar irgendwie nicht verkehrt, aber quasi eine Aufforderung zum Einhaken/Schinden eines Elfmeters.

    Auch wenn es ungewöhnlich klingt: Warum nicht indirekter Freistoß?
    Der TW kommt zu spät, trifft den Ball nicht, den Stürmer aber auch nicht, hindert ihn aber durch sein Eingreifen auf irreguläre Weise am Weiterlaufen und damit am Torschuss. Wenn im Mittelfeld einer unmotiviert den Laufweg des Gegners kreuzt und dadurch verhindert, dass der Ball noch erreicht wird, geht es mit idF weiter. Regeltechnisch wäre das für mich auch in solchen Situationen denkbar.
    Ich weiß schon, dass niemand so entscheidet. Aber möglich wäre es.

    Die Signatur von demjenigen lautete aufgrund dieses Threads eben fälschlicherweise auch SR Zuchantke. Das ist aber wie beschrieben Blödsinn.
    Das umstrittene Datum ändert daran defintiv nichts.


    @vsanej
    Nach meiner Datenbank ist der 18.4.1965 das richtige Datum. fussballdaten.de traue ich nur bedingt über den Weg, da sind mir schon einige (kleinere) Unkorrektheiten aufgefallen. Unabhängig davon steht die RWE-Aufstellung dieses 0:3 in Herne (egal ob 18.4. oder 2.5.) fest: Roß, Werker, Steinig, Schulten, Kik, Fetting, Weinberg, Feigenspan, Hasebrink, Schaaf und Fallisch. Kein Lippens, SR Radermacher (Siegburg) ist also entlastet ;)


    Das Spiel am 17.12.72 (3:0 für RWE) pfiff SR Siepe (Köln), das Spiel am 13.5.73 (2:1 für Herne) SR Pesch (Köln). Das stimmt dann aber mit der Ausgangsthese "in den 60er Jahren" nicht mehr überein. Aber Erinnerungen werden ja bzgl. der Fakten manches Mal von Datenbanken "verbessert".

    Ich bin nicht ganz zufrieden mit der Auflösung, auch wenn big-mac ein paar vernünftige Ansätze (mehr als die FIFA-Instruktoren :rolleyes:) gebracht hat.
    Aber nach gängiger Auslegung zumindest bei uns wird doch neben der klassischen Absicht auch die indirekte Absicht (Handspiel billigend in Kauf genommen) als strafbar gewertet. Letztere liegt für mich hier vor.
    Der Spieler bewegt sich ohne, dass auf ihn irgendein Einfluss ausgeübt wurde, in eine Position, in der er den Ball besser blocken kann (weil er an der eigentlichen Mauer ja vorbei geschossen wird). Er macht sich dafür angesichts des halbhohen Schusses klassisch "breiter" (einknicken, Hintern raus und eben auch die Hände). Diese Bewegung ist nicht unnatürlich in diesem Sinne, aber des möglichen Handspiels muss man sich dabei bewusst sein. Er nimmt eben in Kauf, auch an den Händen angeschossen zu werden. Wollte ich das als "Wegdrehen" interpretieren, dürfte er sich vorher nicht so deutlich in die Schussbahn bewegt haben, sondern müsste von Beginn der Szene an dort gestanden haben.
    Für mich Strafstoß, auf eine Karte würde ich verzichten.


    Wenn das jetzt FIFA-Auslegung ist, müssen wir mE dahin zurückkehren, nur noch zu pfeifen, wenn jemand aus einer stehenden Position den Arm Richtung Ball bewegt - die klassische "Absicht" halt. Das eindeutig zu kommunizieren, wäre dann aber mal wünschenswert - für uns, für die Spieler und auch für die ohnehin bzgl. Handspiel oft sehr unkundigen Zuschauer.

    Wo war denn da bei van Bommel etwas krass sportwidriges? Der Rempler im Strafraum? Das wäre mit :gelbe_karte: genau richtig geahndet. Unsportlich, aber auch nicht mehr (kein Ellenbogen, nur deutlich zu heftiger Körpereinsatz). Wenn der DFB deshalb ermitteln sollte, müsste in jedem zweiten Spiel nach einer Strafraumrangelei vor Ecken was nachkommen. Ansonsten machte ihn wie so oft eher die Masse an kleinen und mittelschweren Fouls so schwer erträglich...

    Und der 5. bzw. 6. SR, der HINTER dem Tor steht, soll in dieser Szene dann auf Tor entscheiden? Das ist doch unrealistisch. Der SRA hat den besten Blick, steht aber eben nicht auf der Linie (Freistoß, keine Ecke) und muss auch noch ca. 5 Angreifer auf Abseits überwachen und hat im entscheidenden Moment noch mindestens den Pfosten vor der Nase.
    Bei jedem Ball, der in der Luft die Linie überquert, bleiben nahezu immer Zweifel. Ich bin zwar auch überzeugt, dass der Ball drin war. Aber genauso sicher bin ich, dass nahezu jeder hier verwundert wäre wie knapp das bei einer Kamera auf Torhöhe (oder einer dieser Computeranimationen) aussähe. Maximal eine halbe Ballbreite, eher weniger, zwischen Ball und Linie würde ich sagen. Das ist und bleibt in der Luft auf Entfernung schwer zu entscheiden. Dennoch ist das zweifellos eine ärgerliche Fehlentscheidung, zumal auch die angesprochene Abseitsszene beim 1:1 regeltechnisch falsch entschieden wurde. Aber auch da: Wer würde das winken? Wie entscheide ich von der gegenüberliegenden Seite, dass der da nicht nur rumsteht, sondern aktiv sperrt? Das geht bestenfalls mit Rufzeichen nach dem Tor, langem Palaver und bleibender Unsicherheit.
    Ich habe das Spiel über 90 Minuten gesehen und fand Rafati nicht so schlecht. Beide hier diskutierten Szenen waren ganz schwer, ansonsten hätte sich für van Bommel Gelb früher aufgedrängt. Manches was Reif nach der dritten Zeitlupe falsch gesehen haben wollte, empfand ich als korrekt.

    Fischer und Schempershauwe haben meines Wissens ganz aufgehört, zumindest Fischer wohl auch nur aus privaten/beruflichen Gründen.
    Ansonsten stimme ich refereebremen und big-mac zum Teil zu - nur in der 3. Liga/Regionalliga sind ältere SR nicht unbedingt nötig, denn hier kann der DFB Spiele, die ggf. einen erfahrenen Kollegen erfordern, aus den Bundesligen besetzen. Deshalb ist es grundsätzlich richtig, diese Klassen überwiegend als Ausbildungsklassen zu sehen.
    Anders sieht das in den Klassen unterhalb der DFB-Ebene aus, wo die SR "von oben" ja nicht verfügbar sind und ja mangels Masse und Sinn auch kein regelmäßiger Austausch der SR stattfinden kann und soll. Da sollten sich die Verbände schon etwas überlegen, um den Schwund bei den "perspektivlosen" 30- bis 40jährigen zu verhinden. Gleichbehandlung mit den Talenten macht keinen Sinn, aber zumindest bei überragenden Leistungen müssen auch gewisse Aufstiegsmöglichkeiten erhalten bleiben.

    Dass :rote_karte: vertretbar ist, steht außer Frage. Die Absicht, dem Gegenspieler den Ball genau dorthin zu werfen, ist schon erkennbar.
    Allerdings möchte ich auch mal den Spieler aus Aue in die Kritik nehmen. Eine :gelbe_karte: für die unsportliche Show, die der da abzieht, wäre durchaus auch drin gewesen. Die "Schmerzen", die der angesichts der Wälzeinlage gehabt haben will, wären bei einem heftigen Schuss in die Körperregion nachvollziehbar. Bei so einem recht laschen Anwerfen aber bestenfalls, wenn er mit ner Latte in der Hose da rumsteht... :rolleyes:

    Chaotix liefert die richtigen Argumente.
    Vorbestraft zu sein, ist kein Ausschlusskriterium für einen SR.
    Die Mitgliedschaft in einer (zugelassenen) Partei ist kein Ausschlusskriterium für einen SR.
    Also muss ich ihn zulassen, auch wenn er mir (wie den meisten anderen hier) nicht passt.
    Erst wenn ich feststelle, dass er für das Amt des Schiedsrichters nicht geeignet ist, weil er mit bestimmten Vorurteilen an Spiele herangeht oder aber SR-Kameraden für seine Partei/Gesinnung anzuwerben versucht, kann ich gegen ihn tätig werden. Dazu hilft es, ihn normal zu integrieren und dann mit Situationen zu konfrontieren, in denen er den von uns vermuteten inneren Konflikt (Bevorzugung von "Ariern") widerlegen muss. Das muss man natürlich intensiv beobachten. (Makkabi - Türkiyem wäre übrigens nicht das richtige Spiel, sondern eine der genannten Mannschaften gegen eine seiner Meinung nach "Volksdeutsche"...)
    Ausschließen und abstempeln kann in keinem Fall der richtige Weg sein, Diskussion und Miteinander gehören mit allen Beteiligten zur Integration, sonst liefert man den Ausgeschlossenen nur Argumente in die Hand.

    Zitat von Pfeifekopp;105471

    es gibt 2.Liga-SR welche nur einen Beobachter haben


    Also das ist ja nun mal Unsinn. Jeder SR hat 8 Spiele in der 2. Liga. Da gibt es gewiss Häufungen (vielleicht auch verdächtige). Aber mindestens drei verschiedene Beobachter hat da defintiv jeder.
    Ansonsten bin ich ein grundsätzlicher Gegner von Proporz auf höchster Ebene. Aber ab einem gewissen Punkt ist einfach Schluss. Für Spiele des FC Bayern und des 1. FC Nürnberg kommen z.B. nur 14 SR in Frage. Nimmt man Verletzungen und Pausen wegen Formschwächen, internationalen Verpflichtungen usw. hinzu, ist die Auswahl des Ansetzers teilweise deutlich geringer. Da macht es keinen Sinn, diese Quote zu erhöhen. Robert Hartmann dürfte eine Chance haben, wenn Helmut Fleischer im nächsten Jahr die Altersgrenze erreicht oder der Kader nochmals aufgestockt wird.