Beiträge von smirk_mirkin

    Zur Theorie: Wenn Du als SR nach einem Vergehen wahrnimmst, dass eine Vorteilssituation eintreten könnte, so kannst du einen Augenblick abwarten (verzögerter Pfiff). Wenn der vermutete Vorteil dann eintritt, so ist dies offen anzuzeigen ("Vorteil!"-Ruf bzw. das festgelegte Handzeichen) und ein nachträglicher Pfiff ist nicht mehr möglich.

    Zitat

    Ich beschwichtigte mit den Worten, dass ich allein entscheide, wie lange ich einen Vorteil laufen lasse und zurückpfeiffe

    Das ist insofern richtig, dass die Entscheidung, ob ein Vorteil eintritt, allein bei Dir liegt (Tatsachenentscheidung). Wenn du aber Vorteil anzeigst (bzw. rufst), so zeigst Du damit an, dass der Vorteil bereits eingetreten ist (und nicht, dass du den verzögerten Pfiff anwendest). Also hast Du leider doch einen Fehler begangen.


    Zitat

    Im Aufrappeln noch kommt der Angreifer an den Ball und bringt ein Schüsschen auf den Torwart.

    Hier mal noch eine Anmerkung zu. Es geistert das Gerücht umher, dass wenn ein Spieler trotz Foul zum Abschluss gelangt, der Vorteil automatisch bereits eingetreten ist. Das ist nicht korrekt! Ob ein Vorteil eintritt ist deine Tatsachenentscheidung, auch wenn es oft sehr schnell zugeht.

    Zu DerDaniel.
    1) Deiner Schilderung nach lag hier eine Vorteilssituation vor, die Anzeige war also richtig.
    2) Wenn du den Vorteil angezeigt hast, dann darfst Du nicht mehr nachpfeifen!
    3) Ohne die Vorteilsanzeige hättest Du noch pfeifen können, das wäre der Schilderung nach zwar eher ein Fehler gewesen aber regeltechnisch gedeckt.

    Das "Weiter!" bindet Dich meiner Meinung nach an gar nix. Ich rufe auch oft beim verzögerten Pfiff und pfeife dann manchmal trotzdem.
    Zum Thema Schwalbe: Falls ein Kontakt vorlag, pfeift man ja in der Regel keine Schwalbe. Wenn er jetzt einen Beinbruch simuliert und dann direkt los sprintet kann man das mMn schon machen, weil die Täuschungsabsicht offensichtlich wird. Aber das werden sicherlich auch viele Kollegen anders sehen, was ich auch verstehen kann.

    Ist halt überraschend, weil es (i) mal wieder die gängige Bedeutung von "Absicht" einschränkt und (ii) dem oben zitierten Text logisch widerspricht. Aber ansonsten finde ich diese Auslegung sinnvoll.


    Bemerkung zu (ii): Ich bin sowieso der Meinung, dass es zu vielen "seltenen Regelgrenzfällen" im DFB bewusst keine einheitliche Regelung gibt, weil man eben nicht alles regeltechnisch abdecken kann und darauf vertraut, dass die SR das dann schon mit gesundem Menschenverstand lösen. Außerdem, wen außer einem kleinen Teil der SR interessieren schon solche Fragen - solange die Situation nicht doch mal auf dem Platz eintritt?

    Der Spieler will definitiv absichtlich den Ball berühren. Da er in einer solchen Situation jedoch keine Kontrolle darüber, hat, mit welchem Körperteil er getroffen wird, muss man ihm unterstellen, das er mit jedem Körperteil, das Richtung Schussbahn zeigt, den Ball blockieren bzw. berühren will, einschließlich Hände und Arme.

    Da stimme ich nicht zu. Der Spieler hat keine "absolute Sorgfaltspflicht" ein Handspiel zu vermeiden. Deswegen gibt es ja die Kriterien, insbesondere das mit der natürlichen Armhaltung. Nur wenn der Handkontakt absehbar ist, wie eben beim Mauerbeispiel oder einer deutlichen Vergrößerung der Körperfläche, muss man von Absicht ausgehen.

    Da die Frage in einem anderen Thema aufkam: Handelt es sich um ein absichtliches Handspiel, wenn ein Verteidiger beim Freistoß in der Mauer seine Arme schützend vor den Sack hält?


    Ich bin der Meinung JA, einfach weil dieser Sonderfall bei uns im Kreis konkret besprochen wurde.
    Ob man das wirklich umsetzen muss, ist eine andere Frage.
    Einen ersten Beleg kann man auf der Seite des DFB finden.
    Dort steht unter anderem:



    Also das absichtliche Spielen des Balles in der Abseitsregel bedeutet mit Sicherheit absichtliches Berühren. Ob man so weit gehen kann wie SixthSCTF würde ich jetzt mal bestreiten. Ich finde man muss aber schon eine typische Bewegung zum Ball sehen.


    In meinem Fall streifte der Verteidiger den Ball mit der Schulter.

    Das sagt genau null darüber aus, ob strafbar oder nicht.


    Zitat

    Im übrigen halte ich die Hand vor Sack nicht für ein absichtliches
    Handspiel, aber das dürfte wieder eine längere Offtopic diskussion
    werden.

    Neues Thema :trinken:

    Zitat

    In dem Moment wo der Verteidiger den Ball angenommen hat oder erst wenn er diesen mindestens einmal (absichtlich) gespielt hat.

    Ich sehe da keinen Unterschied, (absichtliches) Spielen ist hier als (absichtliches) Berühren gemeint.

    Ich würde auf Abseits plädieren. In den Regeln steht meines Erachtens sinngemäß, dass das Abseits strafbar wird, wenn der abseitsstehende Spieler den Gegner angreift, um den Ball spielen zu können, der von einem Mitspieler gespielt oder berührt wurde.


    Festzustellen ist, dass Wendungen wie "neue Spielsituation" gar nicht in der Regel vorkommen. Generell würde ich sagen, dass das Abseits bis zu dem Punkt strafbar werden kann, an dem

    • ein Gegner den Ball absichtlich spielt (keine Torabwehraktion) oder
    • ein Mitspieler den Ball berührt oder
    • das Spiel unterbrochen wird.

    Ich teile diese Auffassung: Kein definierter Abstand, aber es darf auch kein Hindernis dazwischen sein.
    Zu klären ist aber eher die Spielfortsetzung wenn ich das richtig verstanden habe.

    Wer mich "mit negativer Absicht" anfässt, der geht. Das kann wegdrücken beim Protestieren sein. Das kann ein dummes "Schiri, so hat der mich festgehalten" im Affekt sein. Das kann Karten-Wegnehmen sein. Das kann die hier geschilderte Situation sein.

    Zitat

    Also wenn das kein gefährliches Spiel ist, dann erklär mir bitte, was
    für dich gefährliches Spiel ist. So weit oben(auf Brust/Halshöhe) hat
    das Bein ja nun definitiv nichts verloren.


    Ich persönlich bin auch der Meinung, dass der DFB bzw. die FIFA die
    Regeln für die Saison 16/17 so anpassen wollten, dass Vergehen gegen
    Mitspieler und Gegner auf ein Level gehoben werden sollen.

    Ich sehe das wie Zettelbox. Ich glaube hier liegt ein Missverständnis bei der Interpretation des Regeltextes vor. Durch die Regelanpassung sollen NICHT alle Situationen gegen Mitspieler strafbar werden. Sondern die Vergehen gegen Mitspieler, die strafbar sind, sollen mit der gleichen Spielfortsetzung wie gegen einen Gegner bestraft werden. Klassische Foulspiele gibt es gegen Mitspieler nicht.


    Bleibt die Frage, ob gefährliches Spiel auch gegen Mitspieler strafbar ist. Zettelbox hat richtig gesagt: Früher war das nur strafbar, wenn der Gegner durch die Aktion gefährdet wurde oder beim Spielen des Balles beeinträchtigt wurde. Der aktuelle Regeltext spricht nur von "anderem Spieler". Hier wäre m. E. eine Klarstellung erforderlich.

    Also ich verstehe ehrlich gesagt eure etwas polemische Kritik an der momentanen Regelung nicht so ganz.


    Zitat

    Wenn das unabsichtliche Berühren des Verteidigers keine neue
    Spielsituation schafft, sollte es das unabsichtliche berühren des
    Stürmers auch nicht.

    Warum eigentlich? Die Aussage klingt ja nur unlogisch, weil immer alles mit "neue Spielsituation" erklärt wird, was aber im Regeltext so nicht vorkommt.


    Ich finde eine Regel ist vor allem an zwei Aspekten zu messen: Ihr Zweck und ihre Klarheit/Anwendbarkeit (wie einfach ist es für den SR zu entscheiden).
    Die Regel über Abseits hat das Ziel, dass man keinen Stürmer vorne reinstellen kann und das Spiel dynamisch bleibt.
    Die alte Regel mit dem Vorwärtspass war zwar sehr einfach zu handhaben, aber war nicht besonders zweckdienlich, da es zu vielen Unterbrechungen kam, obwohl sowieso kein Vorteil aus der Abseitsstellung gefolgt wäre.


    Also brauchte man eine dynamischere Regel. Man definierte also "strafbares Abseits". Nun musste man das Thema mit der "Spielsituation" festlegen. Dass beim Angreifer nur die Berührung zählt liegt an zwei Argumenten: Zum einen ist das für den SR die einfachste Regelung, zum anderen gibt es dem Zwecke nach gar keinen Grund, das Absichts-Kriterium anzuwenden. Denn auch wenn ein Angreifer irgendwie unabsichtlich zuletzt berührt, so zieht der abseits stehende Spieler einen Vorteil aus der Aktion und genau das wollten wir ja unterbinden.


    Nun zum Verteidiger. Dass nicht jeder Ballkontakt das Abseits aufheben sollte ist ja klar. Bleiben die Kriterien "Absichtliches Spiel" und "Kontrolliertes Spiel".
    Für das kontrollierte Spiel sprechen natürlich die Probleme mit der jetzigen Regelung: Der Verteidiger muss an den Ball, da er sich nicht auf Abseits verlassen kann und wenn die Aktion misslingt hebelt er seinen eigenen regeltechnischen Vorteil aus.
    Andererseits ist kontrolliertes Spiel viel schwerer zu definieren (ist in dieser Diskussion auch noch nicht hinreichend passiert) und viel schwerer anzuwenden, da Spielsituationen deutlich länger andauern und man die Situation zur Ballabgabe deutlich länger einfrieren muss.
    Also hat man sich eben für das andere Kriterium entschieden.

    Regeltechnisch ja, darüber hinaus hat sich ja die Diskussion ergeben, ob man die Regel umgestalten sollte, zum Beispiel dass nur "kontrolliertes" Spielen des Verteidigers das Abseits aufhebt. Und dabei stellt sich die Frage, was die Diskussionsteilnehmer, hier insbesondere amfa darunter verstehen. "Kontrolliertes Spiel ist absichtliches Spiel bei Ballkontrolle" ist keine hinreichende Definition, da man dann noch Ballkontrolle definieren muss.

    Aber kontrolliertes Spiel kommt meines Wissens nirgendwo in den Fußballregeln vor und ist damit eigentlich irrelevant. Wie definiert ihr denn Ballkontrolle in dem Kontext?


    Ich bin auch nicht der Meinung, dass nur kontrolliertes Spiel das Abseits aufheben sollte. Denn wenn dann die Verteidiger beim Klärungsversuch 2x Luftlöcher schlagen und dann der Ball zum abseits stehenden Stürmer kommt, dann muss man sich ewig die Situation bei der Ballabgabe merken und beim Pfiff kann niemand mehr annähernd die Situation nachvollziehen.