Nein, was ich gesagt habe ist: Mannschaften mit vielen Spielern mit Migrationshintergrund haben eine Tendenz zu aggresivem Fehlverhalten.
Und das ist komplett falsch! Es sind bei den Mannschaften, bei denen es Gewalt und Aggression gibt, viele Spieler mit Migrationshintergrund. Die sind aber nicht aggressiv und gewalttätig, weil sie Migrationshintergrund haben, sondern weil weitere Faktoren dazukommen. Die habe ich oben auch schon genannt.
Es gibt unter mindestens 45 Vereinen in Berlin, die einen türkischen, arabischen, lateinamerikanischen usw. Namen haben, exakt 2, wo man als Schiedsrichter nur sehr ungern hinfährt, weil es da grundsätzlich Ärger auf dem Platz gibt. Bei den restlichen 43 Vereinen ist es wie in jedem anderen Verein auch - mal ist da ein spinnerter Trainer, der am Rad dreht, mal stehen im Jugendbereich aggressive Eltern am Spielfeldrand, mal haben sich Spieler verbal nicht im Griff und wundern sich, wenn sie für "ganz normale Worte" die Rote Karte sehen. Und in den allermeisten Fällen ist nichts, aber auch wirklich gar nichts los. Und diese Leute wirfst du allein aufgrund ihrer Herkunft mit unbelehrbaren Gewaltschachteln in einen Topf? Sowas kotzt mich an!
Die Mentalität ist eine andere und die Spieler sind oftmals sehr heißblütig, dazu kommt dann noch ein krudes Verständnis für Begriffe wie "Ehre" und "Stolz", und als Schiedsrichter ist man schnell der Buhmann wenn man sich durch derartiges Gehabe nicht einschüchtern lässt und knallhart seine Linie durchzieht. Für diese Leute ist der Schiedsrichter ein Feindbild - mehr nicht.
Auch das stimmt nach meinen Erfahrungen (mindestens 100 Spiele mit Beteiligung von solchen Mannschaften) überhaupt nicht. Im Gegenteil, in diesen Mannschaften gibt es meistens eine strikte Hierarchie, und wenn du dem Trainer und den "Anführern" auf dem Feld von vornherein deine Linie klarmachst und konsequent durchziehst, dann hast du in 99% der Fälle überhaupt keine Probleme. Du musst halt rausfinden, wer das Sagen hat, und wissen, dass du, wenn dir z.B. nach jeder Entscheidung einer mit den Armen vor der Nase fuchtelt und "diskutieren" will, nicht mit dem Quatschkopf selbst redest (gut, einmal kann man es versuchen), sondern beim Trainer oder Spielführer vorbeigehst und denen sagst, dass sie bald mit einem weniger weiterspielen, wenn sich der Kollege nicht wieder einkriegt. Dann bekommt der (gern auch in der Landessprache) einen richtigen Einlauf von den eigenen Leuten, aber danach ist Ruhe auf dem Platz. Und je klarer du vorher deine Ansagen machst, desto eher arbeiten diese Leute sogar vorausschauend mit dir mit. ("Nimm die Hände weg, der Schiri hat vorhin gesagt, dass er das pfeift!")
Das eine Prozent, wo es trotzdem megastress gibt, sind die, die von vornherein einen auf Opferrolle machen, und die grundsätzlich jedes Spiel von jedem Schiedsrichter "verpfiffen" werden, weil sie Nationalität X haben. Bei solchen Leuten kannst du aber pfeifen wie du willst, du kannst denen das eh nicht rechtmachen. Gute Ansetzer wissen das und reagieren entsprechend, z.B. mit passend besetzten Gespannspielen. Bei einem Spiel in Kreuzberg stand ich mal an der Linie und hinter der Barriere pöbelten die Zuschauer munter gegen die "Scheißdeutschen Schiedsrichter". Nach 5 Minuten hatte ich dann genug, und habe die Truppe darauf aufmerksam gemacht, dass der Schiedsrichter "Ahmet Yüksel" heißt und normalerweise 2 Ligen höher pfeift. Die sind knallrot angelaufen und die restlichen 85 Minuten war kein Ton aus der Ecke zu hören. Und in einem Relegationsspiel hat eine Mannschaft 3 Spieler mit wegen Beleidigungen verloren, bevor die Mannschaft mitbekommen hat, dass da ein SRA an der Linie steht, der fließend polnisch spricht...