Sehe das etwas anders:
Wir Schiedsrichter hatten in der Vergangenheit oft den Anspruch, dass unserer Aussage vor einem Sportgericht mehr Gewicht geschenkt wird als der Aussage eines beteiligten Spielers. Das ist falsch! Manche Schiedsrichter scheinen nicht damit zurecht zu kommen, dass eine Sportgerichtsverhandlung keine Fortführung des Fußballspiels mit anderen Mitteln ist. Im Fußballspiel hat der Schiedsrichter alle Macht, in der Sportgerichtsverhandlung ist er einfach Zeuge. Dessen muss man sich bewusst sein.
Als Schiedsrichter sind wir lediglich Zeugen, die einen bestimmten Vorfall bekunden. Wir sind nicht etwa eine Partei, schon gar nicht "Geschädigte", Nebenkläger oder ähnliches. Dafür steht nur der ordentliche Gerichtsweg zur Verfügung.
Und zu letzt noch ein Rat:
Das Niveau, mit dem hier Entscheidungen der Sportgerichtsbarkeit diskutiert werden, steht auf einer Stufe mit dem Niveau, mit dem oft über Schiedsrichterentscheidungen diskutiert wird: Pauschale Vorurteile ("zu viele Juristen", "immer täterfreundlicher"), die zudem sachlich falsch sind, bestimmen die Diskussion.
Wenn ihr als Schiedsrichter fair beurteilt werden wollt, dann urteilt auch selbst über andere fair.
Noch ein Hinweis: Jeder Kenner merkt sofort, dass zumindest das zweite Urteil kein Jurist geschrieben haben kann. Das Wort "Wertung" im Zusammenhang mit einer Tatsachenschilderung zu verwenden, zeugt von Laienhaftigkeit.