Beiträge von whistler

    Vielleicht denke ich in solchen Belangen zu erzkonservativ, aber meiner Ansicht nach sollte ein Schiedsrichter mit dem Faxen des Spielberichts die Angelegenheit als erledigt betrachten. Welche weiteren Konsequenzen sich daraus für Spieler, Trainer oder sonstige Funktionäre in weiterer Folge ergeben könnten, hat den Schiedsrichter meiner Meinung nach nicht mehr zu interessieren.

    Wenn wir schon beim Thema "Schiedsrichter bewerten" sind, dann ist eine positivere Form als die Wahl des "schlechtesten" Schiedsrichters einer Liga wohl jene des "besten" Schiedsrichters eines Landes oder Kontinents beziehungsweise auch weltweit.


    Ich bilde mir ein, dass in diesem Forum noch gar nicht erwähnt wurde, dass die Wahl zum Weltschiedsrichter des Jahres 2009 an den Schweizer Massimo Busacca ging, gefolgt von Vorjahressieger Roberto Rosetti aus Italien und dem Engländer Howard Webb.

    Meiner Ansicht nach sind die Spieler die unmittelbare Bezugsgruppe der Schiedsrichter und eine Umfrage bei ihnen somit durchaus gerechtfertigt.


    Ein Produktionsbetrieb zieht für Geschmackstests ja auch seine Kunden heran und lässt Kartoffelchips nicht von Ernährungsphysiologen verkosten.

    Interessant finde ich in diesem Zusammenhang die Frage, was für einen Bundesligaspieler einen "schlechten Schiedsrichter" zu einem solchen macht:


    Wenn ich mir vor Augen führe, an welchen Kriterien FIFA-Schiedsrichter international gemessen werden, dann wage ich einmal zu behaupten, dass zahlreiche dieser Faktoren für die Spieler der deutschen Bundesliga irrelevant sind.


    Um ein besonders krasses Beispiel anzuführen, wird es ihnen zum Beispiel völlig gleichgültig sein, ob der Schiedsrichter nun "verhandlungssicher" Englisch und vielleicht noch eine/mehrere weitere Fremdsprachen spricht, während dies für die FIFA-Karriere durchaus nicht so unerheblich sein wird.


    Auch, ob ein Schiedsrichter den Leistungstest "mit Ach und Krach" besteht oder ob er deutliche konditionelle Reserven hat, wird ihnen verhältnismäßig egal sein: Dem Spieler wird ein Referee mit Mängeln im Stellungsspiel, aber korrekten Entscheidungen, lieber sein als einer, der sich optimale Sicht verschafft, aber das Regelwerk dennoch falsch umsetzt.

    Zitat von Manfred;122556

    In der Bundesliga spielen 18 Vereine mit je 11 Spielern, d.h. 198 Stimmberechtigte. Dazu kommen noch die Reservespieler, d.h. in der Regel weitere 17 Spieler - und schon sind wir bei 504 Stimmberechtigten. Abgegeben wurden 221 Stimmen, also weniger als 45 %, [...].


    Fairerweise muss man zur Ehrenrettung der Zeitung mit den vier Buchstaben anmerken, dass nicht 221 Stimmen abgegeben wurden, sondern - dem Link im Eingangsposting zufolge - 228 Stimmen.


    Von einem Stimmenanteil von "weniger als 45 %" (221/504 = 43,8%) kann also mitnichten gesprochen werden, da dieser in Wahrheit satte 228/504 = 45,2% und somit "mehr als 45 %" beträgt. :ironie:

    Zitat von Sven;122319

    Es sind in den letzten Jahren wiederholt SR aus der gleichen Nation bei WM eingesetzt worden. Ob es die richtigen waren, da kann man bestimmt drüber streiten.
    Aber warum sollen nicht in 2014 zwei deutsche SR bei einer WM dabei sein?


    Vor der WM 2006 hat die UEFA zwar mehrere Schiedsrichter eines Landes in die engere Auswahl gezogen, letztlich aber doch nur einen Vertreter pro Land aufgeboten. Dass Mexiko als einziges Land zwei Referees stellte, hatte meiner Ansicht nach den Hintergrund, dass aus der CONCACAF-Gruppe mit Carlos Batres und Peter Prendergast kurzfristig 2 der 3 Top-Referees ausgefallen sind.


    Ich kann derzeit nicht abschätzen, wie viele WM-Schiedsrichter heuer nominiert werden und noch viel weniger, welche Strategie die FIFA längerfristig verfolgt. Dass im ursprünglichen Großkader für die WM 2010 20 UEFA-Referees aus lauter verschiedenen Nationen enthalten waren, lässt jedoch eher darauf schließen, dass - zumindest diesmal - eine große geographische Streuung angestrebt wurde.


    Zitat von big-mac;122322

    :confused: Du findest es unseriös den Karriereverlauf von M.Kempter vorher zu sagen, machst dies aber selber für F.Brych...:confused:


    Einen Unterschied in der Karriereplanung zwischen Dr. Felix Brych und Michael Kempter sehe ich dadurch gegeben, dass man bei ersterem nicht mehr mutmaßen muss, wo sein internationaler Zenit (gemäß UEFA-Ranking) liegen wird, da er hier bereits den höchsten Level (Elite-Class Referee) erreicht hat.


    Letztlich ist der Karriereverlauf gerade bei deutschen Referees aber wohl nicht zuletzt auch eine politische Entscheidung: Nehmen wir an, dass Wolfgang Stark und Dr. Felix Brych im Ranking gleich auf liegen würden. Dann hielte ich es für denkbar, dass für die EM 2012 Wolfgang Stark der Vorzug gegeben werden könnte, zumal er international bereits sehr erfahren ist, aber durch die Karrieren von Dr. Markus Merk und Herbert Fandel eine Weile das Nachsehen hatte, sodass er noch zu keinem EM-Einsatz kam.


    Die Kernaussage meines Postings bestand also weniger darin, Wetten über die nächsten deutschen WM-Referees abgeben zu wollen, sondern eher wollte ich skizzieren, weshalb ich es für ausgeschlossen halte, dass Michael Kempter bereits 2014 das deutsche Schiedsrichterwesen bei einer WM vertreten wird. Zu diesem Zeitpunkt wäre mit Wolfgang Stark die aktuelle Nummer 1 nach wie vor einsetzbar und Dr. Felix Brych würde dann "übergangen" werden, was mir auch nicht sehr realistisch erscheint.


    Ausdrücklich betonen möchte ich, dass ich selbst als Österreicher die Karriere von Michael Kempter aufmerksam verfolge und seine Leistungen ausgesprochen souverän finde. Aber nochmals: Meiner Erfahrung nach hat die Tatsache, dass Deutschland stets drei Elite-Referees stellt, auch den unangenehmen Nebeneffekt, dass man - wie am Beispiel von Dr. Markus Merk und Wolfgang Stark beschrieben - überdurchschnittlich viel Zeit bis zum Erreichen des absoluten Plafonds (WM-Turnier) einplanen muss.

    Zitat von Michael;121101

    Meine Prognose: die EM 2012 wird von deutscher Seite aus von Felix Brych wahrgenommen, die WM 2014 wird dann die von Michael Kempter sein. Und weil er da dann erst 31 Jahre jung ist, wird er einer der wenigen SR sein, der es 3-4 internationale Turniere bringen wird. Also zerpflückt ihn nicht, bloß er die Karten unkonventionell verteilt (hat Herbert Fandel auch immer gemacht), zerpflückt ihn nicht, weil er sich Respekt verschafft, sondern gebt ihm die Zeit zum reifen, die er braucht, um sich auf Weltniveau hochzuarbeiten und zu etablieren.


    Es ist natürlich unseriös, den Karriereverlauf eines Schiedsrichters vorzuzeichnen, noch ehe er sein internationales Debüt gefeiert hat. Subjektiv halte ich es jedoch für ausgeschlossen, dass Michael Kempter bereits für die WM 2014 aufgebaut werden soll:


    Für mich persönlich ist Dr. Felix Brych die herausragende Persönlichkeit (und ich spreche hier nicht nur von der Anzahl richtiger oder falscher Entscheidungen) im deutschen Schiedsrichterwesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er für keine Weltmeisterschaft berücksichtigt werden soll.


    Gerade die deutschen Schiedsrichter mit ihrer immensen Leistungsdichte leiden stets darunter, dass nur einer der regelmäßig drei Elite Referees für eine WM/EM aufgeboten wird, wodurch Dr. Markus Merk erst in seinem 11. und - so vermute ich - Wolfgang Stark heuer in seinem 12. FIFA-Jahr ihr WM-Debüt feier(te)n.


    Wenn ich mich schon an Spekulationen zum Karriereverlauf beteiligen möchte, dann finde ich die interessantere Frage, ob längerfristig die Usance, dass die UEFA lediglich einen Schiedsrichter je Land nominiert, fallen wird - aufgrund meiner hohen Meinung von Dr. Felix Brych würde ich ihn ansonsten nämlich selbst noch für die WM 2018 favorisieren.


    Aber wie gesagt, derartige langfristige Mutmaßungen sind nicht sehr zweckdienlich, denn Risikofaktoren gibt es viele: Ein Referee kann durch unbefriedigende Leistungen zurückgeworfen werden (was selbst WM-Finalreferees passierte), es können hartnäckige Verletzungen auftreten (war erst neulich der Fall) oder jemand zieht es vor, sich künftig seinem Hauptberuf zu widmen.