Beiträge von Oranje_SR

    Wie bereits erwähnt, und ich denke, viele teilen diese Meinung, war für Babak Rafati 2010/2011 eine schwierige Saison. Eine Saison, in der er in viele sehr unglückliche und schwierige Situationen geraten ist. Und wie so oft, wird nicht über die unendlich vielen Situationen geredet, wo er tadellos entschieden hat. Ich wünschte, wir würden uns mal über jede einzelne Spielsituation eines Spielers auslassen, über die vielen Fehler, die ein Spieler in nur einem Spiel begeht. Komischerweise sind solche Fehler sehr schnell vergessen, der eines Schiedrichters werden wochen- und monatelang durchgekaut und zu einer Grundsatzdiskussion über die Unfähigkeit von Schiedsrichtern aufgeblasen.
    Rafati ist wieder da, Gott sei Dank, und er gefällt mir sehr gut und es macht Spaß, ihm zuzuschauen.
    Auch wenn er jetzt (aus Altersgründen) nicht mehr auf der FIFA-Liste steht - er ist ja da mal hingekommen und damit weiter als 99.99% der Schiedsrichter in diesem Forum!!!
    Ich denke, daß die gebrachten Leistungen von ihm wahrscheinlich doch nicht so schlecht waren, oder? :)
    Ich möchte mich nicht über die Notenvergabe von KICKER, SPORTBILD und anderen Blättchen auslassen, auch nicht über die Statements von ausgemusterten Spielern wie Herrn Basler, bei denen das Mundwerk immer das aktivste Körperteil in der Karriere war. Auch den Herrn Magath und Völler fehlt es in solchen Fällen erschreckend an Professionalität und Selbstkritik.

    Ja, Ricardo, viele Vereine mit Migrationshintergrund haben sich in den letzten Jahren unglaubliche Mühe gegeben in Bezug auf allgemeine Disziplin und Sicherheit für den Schiedsrichter - mehr als mancher deutsche Verein, das ist mein Eindruck. Sicher, das Temperament kocht manchmal schnell hoch, das ist aber nach dem Spiel vergessen und wird mit einem Handschlag und einer Einladung zum Kaffee begraben.
    Um so unfassbarer ist das Vorgefallene, weil der Täter meines Wissens noch nie in dieser Richtung aufgefallen ist.
    Nein, taucht beim Pfeifen Angst auf, dann läuft etwas falsch....in der einen oder anderen Richtung....

    Dieser Vorfall ist aus mehreren Gründen katastrophal:


    1. Der Schiedsrichter hätte sterben können, und er wird demnächst Vater.
    2. Der Täter ist, soweit ich weiß, auch Familienvater.
    3. Die Tatsache, daß der Täter einen Migrationshintergrund hat, wird wieder vorhandenen Vorurteile in den Vordergrund schieben. Aus meiner Erfahrung kenne ich aber sehr, sehr viele positive Gegenbeispiele. All die Bemühungen, die von vielen geleistet wurden, um diese Vorurteile abzubauen, sind nun akut gefährdet.
    4. Besonders bedauerlich und unverfroren finde ich die Aussage, daß der "Schiedsrichter als arroganter Selbstdarsteller einschlägig bekannt sei und sich nicht gerade deeskalierend verhält".


    Zu bekräftigen ist da nur die Aussage von Bodo Brandt-Cholle, Vorsitzender des SRA in Berlin: "Das war nur die Spitze des Eisbergs..."
    Die Frage ist jetzt: Was ist zu tun? Was können wir Schiedsrichter tun? Sport- und Gerichtsprozesse mit harter Bestrafung ist das eine und nicht verhandelbar. Aber ich zweifele, ob das wirklich eine nachhaltige Wirkung hat.

    Und Friedhelm Funkel hat sich beim DFB zum Schiedsrichter-Lehrgang angemeldet, damit er seine Spiele endlich selber und vorallem besser als die ganzen unfähigen BL-Schiedsrichter pfeifen kann.:ironie:

    Nur zur Ergänzung: In Berlin bekommen wir beigebracht, daß man den Vereins-Assistenten vor dem Spiel freundlich darum bitten kann, die Richtung anzuzeigen - als eine Art von "Good Will", weil es ja nicht erlaubt ist. Und es kann zweifellos hilfreich sein.
    Doch es ist ein guter Hinweis, das Fehlverhalten des SRA (vorsätzlich falsch anzeigen, weggehen) zu notieren - leider war mir das nie bewußt! Danke für den Hinweis!

    Ja, genau diese "Vorbilder" machen im Jugendbereich Eindruck - und werden im Miniaturformat kopiert.
    Was mich an diesem Spiel ärgert - wäre Marchena frühzeitig gegangen, wären es zu manchen Verwarnungen vermutlich nicht mehr gekommen.
    Bei manchen Spielern kann man es im Gesicht ablesen, das gleich etwas passieren wird. Als Marchena für das Treten seine Verwarnung bekam, war zu sehen, wie sich vor der Aktion sein Gesicht verhärtet und grimmig wurde - und er dann zulangte. Es war ganz klar sein Bestreben "Den trete ich um!", und das kann kein Gelb mehr sein.

    Komisch, die Schweizer sind immer so angenehm pragmatisch...und machen sich Gedanken um Dinge, die wesentlich sind. Gefällt mir sehr und es geht genau in die Richtung zur Lösung des (meines) Problems.

    Gebi, ich kenne diese Argumentation - und halte sie aus physiologischen und evolutionären Gründen für falsch. Ich weiß, ich werde jetzt dafür eins aufs Dach kriegen, doch es ist meine Meinung, daß diese Festlegung in den Regeln sehr fragwürdig ist. Vorallem stellt sich mir die Frage, wie die Leute, die das so festgelegt haben, selber reagieren würden.
    Wenn eine Frau den Ball gegen die Brüste bekommt oder ein Mann in die Hoden oder beide Geschlechter mitten ins Gesicht, so gibt es nur zwei Typen von Abwehrreaktionen: 1. Wegdrehen des Körpers/Kopf oder 2. Schutzhand. Das Drehen des Kopfes und vorallem des Körpers erfordert aber erheblich mehr Zeit als die "Schutzhand". Das lernen wir von Kindesbeinen an, auch im alltäglichen Leben, und der Mensch ist nun mal gewöhnt, seine Hände zu benutzen. Das unterscheidet ihn vom restlichen Tierreich.
    Ich hatte vor ewigen Zeiten mal ein E-Mädchen-Spiel, und aus 4 m Entfernung wurde ein Schuß auf ihr Gesicht "abgefeuert". Sie schützte ihr Gesicht reflexartig mit den Händen und ich gab einen Freistoß. In dem Moment, als ich pfiff, tauchte bei mir sofort die Fragwürdigkeit dieser Entscheidung auf. Und die Proteste der Trainer und Zuschauer taten dann ihr übriges.
    Ich weiß, es ist nicht meine Aufgabe, über Sinn oder Unsinn von Regeln zu diskutieren. Meine Aufgabe ist nur, die Regel umzusetzen. Doch die höchste Priorität hat bei mir immer die Gesundheit der SpielerInnen, die über der Durchsetzung des Regelwerks liegt. Jedenfalls habe ich nie wieder so eine Situation abgepfiffen, wider besseres Wissen und trotz der Proteste. Merkwürdigerweise kam das Argument "Gesundheit" immer an, die Proteste verstummten schlagartig. Für mich liegt ein strafwürdiges Handspiel dann vor, wenn vorsätzlich eine Torchance oder ein Spielzug be- oder verhindert werden soll oder die Hand/Arm unnatürlich oder unnötig "ausgefahren" ist. Und ich sehe keinen Unterschied, wenn der Ball von einer Schutzhand abprallt oder von blutspritzenden Gesichtern oder gequetschten Vermehrungsorganen. Und der Spruch "Der/die kann sich doch wegdrehen" ist mir zu einfach...

    Und ich würde es, wenn er nicht damit aufhört, sehr wohl als Unsportlichkeit werten und dementsprechend ahnden. Schon weil Du sagst, daß die Stürmer daraufhin abdrehen, obwohl das auch deren Problem ist, wenn sie darauf hören und nicht auf das, was der SR sagt. Ein Irritieren ist es aber allemal.

    Habe ich mir fast gedacht (befürchtet), daß das die Auflösung ist. Aber erinnern wir uns an den Kung-Fu-Tritt von de Jong, beim dem es auch nur Gelb (Oder nichts? Ich weiß es nicht mehr so genau.) gab - und wo Howard Webb hinterher meinte, das sei von ihm eine Fehlentscheidung gewesen.

    Der Text von Manfred ist kurz, aber man muß ihn wirklich schon genau lesen und sich die Situation vorstellen. Zunächst hatte ich immer eine Kopfballsituation vor Augen, aber er schreibt, daß der Ball am Boden liegt.
    Für mich ist das dann eher ein Body-check à la American Football. Und für mich macht so eine Aktion gegen einem "ungepanzerten" Fussballspieler keinen Sinn - außer den Gegenspieler nur "umzuhauen", ohne unbedingt an den Ball kommen zu wollen, unter Inkaufnahme einer schweren Verletzung des Gegenspielers. Und daß ist für mich eine Definition von FaD.

    Wenn Du nett bist, kannst Du vorsichtig an der Kabinentür klopfen und warten, bis Dir geöffnet wird - und die Pässe einfach durchreichen. Ansonsten ist es die Aufgabe der Trainerin, die Pässe abzuholen und nicht, wie bereits gesagt, stundenlang zu warten oder auf die Suche nach einem Abnehmer für die Pässe zu gehen.
    Eine andere einfache Lösung ist, die Pässe beim Platzwart abzugeben, wenn der nicht die Annahme verweigert.

    Ich kann das Für und Wider zu diesem Sachverhalt und die Argumentationen vollkommen verstehen.
    Als ehemaliger Torwarttrainer hatte ich ein besonderes Verhältnis zu Torhütern, was sich dann auch beim Pfeifen bemerkbar gemacht hat (Angehen des Torwarts, in welcher Form auch immer).
    Ich hätte diese Situation (verletzter TW im Strafraum) auch abgepfiffen, keinen Angriff mehr zugelassen und auch einen SR-Ball gegeben. Zugegebenermaßen war ich vorwiegend im Jugendbereich tätig, da hatte die Gesundheit der Spieler für mich eine besonders hohe Priorität, höher als die buchstabengetreue Durchsetzung der Regeln.
    Und der protestierende Trainer hätte mit Sicherheit geschwiegen, wenn es sich um seinen TW gehandelt hätte, das nur so nebenbei.
    Die Schwierigkeit ergibt sich tatsächlich im Kern nur auf die Wertung des Auf-die-Hand-Tretens. Ist das immer als Foul zu werten oder nicht, egal, ob absichtlich oder nicht? Sicher gibt es andere Situationen, wo häufig auch keine Absicht vorliegt, aber trotzdem so klar geahndet wird, daß wir hier überhaupt nicht diskutieren würden.
    Ich kann hier nur sagen, daß ich genauso entscheiden und es so nach außen vertreten würde. Regeltechnisch würde mich die Spielfortsetzung nach dem Spiel trotzdem beschäftigen....