Hallo liebe Kameraden,
ich habe mich dazu entschlossen ein Buch über die Gewalt am Schiedsrichter zu schreiben. Die Verläge verlangen meistens ein sogenanntes Expose. Ich habe mir gedacht ich poste es hier mal, über eine Rückmeldung wäre ich sehr dankbar.
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Laut Deutschen Fußball-Bund sind rund 78.251 geprüfte Leistungsschiedsrichter aktiv. Auf den ersten Blick eine stolze Zahl, jedoch fehlen immer noch tausende Schiedsrichter an allen Ecken und Enden. Doch diese Anzahl geprüfter Leistungsschiedsrichter versuchen fast jedes Wochenende für Ruhe und Ordnung auf deutschen Fußballplätzen zu sorgen, mal mit mehr,mal mit weniger Erfolg.
Wenn man Sprichwörtern Glauben schenken mag, ist „ein guter Schiedsrichter einer, der während dem kompletten Spiel in keinerlei Hinsicht auffällt, höchstens bei der Platzwahl mit beiden Kapitänen“. Was aber wenn ein Schiedsrichter durch eine Fehlentscheidung zum Mittelpunkt des Spiels und somit zum Staatsfeind Nr.1 für Spieler, Betreuer und Zuschauer wird, zumindest für diese 90 Minuten?
Nicht selten wird der „Mann in Schwarz“ Zielscheibe von Beleidigungen, Handgreiflichkeiten oder sonstigen Attacken. Ich bin einer von den knapp 80.000 geprüften Schiedsrichter hier in der Bundesrepublik Deutschland. Aus einem Neulingslehrgang wurde mehr als nur ein Hobby oder eine Beschäftigung, für mich ist es längst eine Art Leidenschaft, die ich versuche weiterzutragen und somit neue Schiedsrichter für die Landesverbände und somit auch für den Deutschen Fußball Bund zu gewinnen. Viele nehmen an solchen Neulingslehrgängen teil, aber laut Statistik streichen mehr als die Hälfte bereits in den ersten Jahren die Segel. Eine Zahl die ausdrücklich zum Nachdenken anregt.
Die Gründe hierfür sind vielfältig. Sei es familiär bedingt, gesundheitlich oder zeitlich. Aber der Hauptgrund hierfür ist vor allem die zunehmende Härte und Gewalt im Fußball, sei es im Juniorenbereich als auch im Seniorenbereich. Längst ist diese Gewalt in allen Spielklassen in ganz Deutschland, auch wenn viele „Experten“ dies nicht wahrhaben wollen.
Bei den Jugendspielen sind es meist die Eltern, die schnell aggressiv und beleidigend werden, im Seniorenbereich sind es die Spieler persönlich oder aber auch die dazugehörigen Betreuer und die Zuschauer, von denen man es eigentlich am wenigsten erwartet.
Auch wenn es viele nicht zugeben wollen, weil sie damit Schwäche zeigen und somit angreifbar sind, diese Beleidigungen,egal von wem, gehen vielen Schiedsrichter viel näher als sie das überhaupt wollen. Es bedrückt sie und sie können Nachts nicht mehr schlafen. Sie haben Angst, nach einiger Zeit wieder diesen Verein leiten zu müssen und somit auf die altbekannten Gesichter zu treffen.
Das Beispiel von Robert Enke, der sich im Jahr 2009 aufgrund von Depressionen, vor einen Zug warf, hat deutlich gezeigt, heutzutage darf man nicht wegschauen und vor allem nicht weg hören. Es muss in unserer Gesellschaft auch erlaubt sein eine gewisse Schwäche zeigen zu dürfen, ohne gleich Konsequenzen davon tragen zu müssen.
Genau über dieses Themen – Ängste, Gewalt und den dann vergessenen Fußball werde ich genauer in meinem Buch eingehen und welche folgenschwere Probleme daraus folgen können. Denn schon längst ist die Leidenschaft der Schiedsrichtertätigkeit, ein Zwiespalt zwischen Hobby und Gewalt.