Provokation & Reaktion

  • Hallo!


    Folgende Situation:
    Während der Ball im Spiel ist, provoziert der Abwehrspieler den Angreifer. Daraufhin tritt der Angreifer den Abwehrspieler mit übermäßiger Härte. Entscheidungen?


    Viele Grüße
    Merk

  • A) Das Provozieren ist im regelwidrigen Rahmen:
    Indirekter Freistoß für den Angreifer am Ort des Geschehens (Torraumregel beachten!), :gelbe_karte: oder :rote_karte: - je nach Schwere - für den Abwehrspieler, :rote_karte: für den Angreifer.

    B) Das Provozieren ist nicht im regelwidrigen Rahmen:
    Direkter Freistoß für den Abwehrspieler Ort des Geschehens (im Strafraum: Strafstoß), :rote_karte: für den Angreifer.


    Hier ist wohl eher Fall A gemeint.

  • Ich unterstelle jetzt mal, dass es sich bei dem Provozieren um ein (nach Auffassung des Schiedsrichters) unsportliches Verhalten handelt.


    Dann haben wir in diesem Fall zwei Vergehen, die nacheinander von Spielern verschiedener Mannschaften begangen wurden. In diesem Fall bestimmt sich die Spielstrafe nach dem ersten Verstoß (hier: der Provokation), während die persönliche Strafe gegenüber beiden je nach ihrem Vergehen ausgesprochen wird.


    Daher:
    - Spielstrafe: indirekter Freistoß wegen unsportlichen Verhaltens für die Angreifer,
    - persönliche Strafen:
    -- Verteidiger: mindestens Verwarnung wegen unsportlichen Verhaltens,
    -- Angreifer: Feldverweis wegen Schlagens
    (wie schon Ronny 19 im Fall A beschrieben hat).

    "Weißt du, Fußball ist das Einfachste, das es gibt. Wenn nur nicht das ganze Drumherum wäre." (Sebastian Deisler)

  • Direkter FS und GELB f. Verteidiger, ROT für Angreifer.


    Bei zwei gleichzeitig begangenen Vergehen, wird das SCHWERERE bestraft! Daher ist die Spielstrafe ein direkter Freistoß.

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



    "Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen." - Winston Churchill

  • Dies gilt (meist), wenn beide Vergehen von einer Mannschaft begangen wurden. Ansonsten richtet sich die Spielstrafe nach dem ersten. Das ist hier eindeutig das Provozieren ("Daraufhin"), daher gibt es den idr. FS.

  • Zum Beispiel ,wenn ein Auswechselspieler auf den Platz läuft und einem Spieler schlägt.

  • Frage zur Provokation des SR:


    Wenn ein Spieler an euch vorbeiläuft und dann dem Stürmer seiner Mannschaft zuruft:


    "Kannst da stehen bleiben der Schiedsrichter sieht eh kein Abseits."


    Absicht kann man da sehr wohl unterstellen, da er ja weiß wer gerade neben ihm steht. Aber seht ihr das eher als Unsportlichkeit oder Beleidigung ergo Rot?

  • Jetzt mal nur für die Praxis:


    Gibt verschiedene Möglichkeiten... zum Beispiel:
    -Weiterlaufen, nichts machen dafür umso lauter Abseits pfeifen wenn der Spieler an den Ball kommt
    -Weiterlaufen, Spieler irgendeinen Satz zurückgeben, ala "Du kannst auch stehen bleiben, zu dir spielt ja eh keiner den Ball - zurecht" (immer aufpassen, dass man nicht beleidigend wird, etc... man kann auch nur zu bestimmten Spielern in bestimmten Situationen bestimmte Sätze sagen).


    In der Theorie ist es ziemlich schwierig, aber da diese Frage so viel Spielraum gibt, wird sie so wohl nie in Regeltests rankommen... Ansonsten würde ich es - streng nach dem Regelwerk ausgelegt - in der Theorieprüfung (!) als beleidigende Unterstellung => :rote_karte: werten.


    Wie schon gesagt... in der Praxis nicht von so etwas provozieren lassen, wenn man so etwas konsequent bestrafen würde, würde es keinen freien Platz mehr auf dem Spielbericht geben :rolleyes:

  • 1. Ich tendiere eher dazu, dass es sich um eine "unsportliche Kritik" handelt (habe in Spielberichten immer gern den Begriff "Meckern" vermieden, um deutlich zu machen, dass ich im Spiel zwischen einer berechtigten und ordentlich vorgetragenen Kritik und einer Unsportlichkeit unterscheide). Für eine Beleidigung fehlt mir persönlich in der Aussage die menschliche Abwertung.


    Ich gebe aber zu, dass ein anderer Schiedsrichter das anders sehen kann. Damit habe ich auch kein Problem, denn bei solchen Aussagen ist es das Risiko des Spielers, wie hoch oder niedrig die Toleranzschwelle des Schiedsrichters ist.


    2. Die (unsportliche) Kritik wird laut vorgetragen. Sie entwickelt also eine Außenwirkung. Daher muss eine Reaktion des Schiedsrichters erfolgen.


    Welcher Art diese Reaktion ist, würde ich in erster Linie von dem Spielverlauf bis dahin und davon abhängig machen, ob ich den Eindruck habe, mit einem mehr oder weniger "flotten" Spruch etwas ausrichten zu können. Letztlich steht hier die Frage, wie stark gefährdet ich meine Autorität als Schiedsrichter sehe. Danach entscheidet sich, ob ich unterbreche und verwarne, ob ich eine schnelle Bemerkung zurückgebe oder ob ich mir den Spieler in der nächsten Unterbrechung deutlich zur Brust nehme.


    Egal welche Art von Reaktion erfolgt, sie muss ebenfalls Außenwirkung entfalten, also deutlich und ggf. auch laut sein.

    "Weißt du, Fußball ist das Einfachste, das es gibt. Wenn nur nicht das ganze Drumherum wäre." (Sebastian Deisler)

  • Wenn es nicht das erste Mal war, würde ich mich umdrehen und sagen: Dafür höre ich vieles sehr gut .Und :gelbe_karte:.

  • Zitat von schiri-h03;130665

    da diese Frage so viel Spielraum gibt, wird sie so wohl nie in Regeltests rankommen...


    Dann kennst du unsere Regeltests nicht!

  • Gerade beim Thema "flotte Sprüche" entgegensetzen habe ich große Probleme...
    alles was ich immer rausbekomm ist " Jetzt reicht es" oder " Sie sind jetzt besser ruhig"


    Ich bekomms einfach nicht richtig rüber wenn ich dem Spieler irgendwas entgegenstammel...


    Manchmal kommen auch so Sachen raus wie " Jetzt machen Sie mal bitte ein Gang langsamer"
    Ich mein halloooo.... entweder ein Gang zurückschalten oder langsamer machen aber doch nicht beides...ARGH ! da muss ich wirklich dran arbeiten

  • Das geht mir ganz ähnlich. Andere haben da wohl weniger Probleme (ich stelle es mir z.B. so bei unserem schiri-ft.de vor ;)). Kommt evtl. mit der Erfahrung und dem Alter. Möglicherweise auch nicht. Ich denke, so lange sollte man sich an "normale" Sprache halten - vllt. nicht immer das beste, aber gut genug. Vor allem ist das besser, als "verhauene" Sprüche.

  • Aus diesem Grund kam auch mein Vorschlag mit den Bundesliga SR Gesrpächen für Schulungszwecke. Man muss ja nichts 1:1 übernehmen aber lernen kann man bestimmt etwas

  • Zitat

    Welcher Art diese Reaktion ist, würde ich in erster Linie von dem Spielverlauf bis dahin und davon abhängig machen, ob ich den Eindruck habe, mit einem mehr oder weniger "flotten" Spruch etwas ausrichten zu können. Letztlich steht hier die Frage, wie stark gefährdet ich meine Autorität als Schiedsrichter sehe. Danach entscheidet sich, ob ich unterbreche und verwarne, ob ich eine schnelle Bemerkung zurückgebe oder ob ich mir den Spieler in der nächsten Unterbrechung deutlich zur Brust nehme.


    Egal welche Art von Reaktion erfolgt, sie muss ebenfalls Außenwirkung entfalten, also deutlich und ggf. auch laut sein.


    Genau das ist der Punkt !
    Heute musste ich auch zwei Spieler wegen Meckers verwarnen.
    Das Spiel war in dieser Zeit in einer Phase, wo man als SR bemerkt, dass
    man die Zügel etwas stärker anziehen muß ( Zweikampfverhalten, Reaktionen auf SR-Entscheidungen etc. ). Dies war wichtig für die Außenwirkung und Autorität.


    Den Rest des Spiels hatte ich keine Regelexperten um mich, die mir eine Telekolleg
    Hörspielkassette an Ohr quatschen wollten !

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Das kommt mit der Erfahrung. Ihr seid derzeit noch mit der jeweiligen Situation und eventuellen Folgen voll ausgelastet, daher fällt euch kein Spruch ein. Da würde es auch nichts nutzen, wenn ihr die Sprüche kennt. Sie würden euch vermutlich gar nicht in den Sinn kommen.


    Wenn du eine Szene schon 100x erlebt habt, dann wird sie zur Routine und man kann sich auch auf andere Sachen, wie z.B. Spieleransprache, konzentrieren.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Heute im Spiel Gladbach Hamburt hat Demel Gelb gesehen. Der Reporter sagte, für das Foul war Gelb nicht richtig. Für das Foul sicher nicht, aber er ging nach dem Pfiff laut schimpfend auf den Schiedsrichter zu. Ich denke er hat dafür Gelb gesehen. Da es seine 5. war, tut es sicher auch noch weh. Mir fällt dazu nur der Spruch ein, Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Schnauze halten. :D

  • Trifft leider auf viele Reporter zu.


    Gestern hat einer was zum Bochum: Frankfurt Spiel gesagt, zwar wäre vor dem 2:1 Freier gefoult worden, der Pfiff ging aber gegen ihn! Foul lag zwar vor an Freier aber vorher hat er den Ball klar mit der Hand gespielt!


    Reporter halt!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Deshalb haben die Reporter bei mir Sprechverbot. Ich würde mich nur über deren "Regelinterpretationen" nur ärgern. So wie heute in Hamburg (St. Pauli).