Zuckerbrot und Peitsche - das System Amerell

  • Wie schon in den vergangenen Wochen ist die Frankfurter Rundschau wieder bestens informiert.


    Aus meiner Sicht stellt der Artikel die wahre Rolle von Manfred Amerell in den vergangenen 15 Jahren richtig dar.

  • Auch die Rhein-Zeitung beschäftigt sich heute in einem Artikel mit dieser Thematik. Leider ist der Artikel nicht online Verfügbar. Inhaltlich wird auch dort davon gesprochen, dass ein hochrangiger Schiedsrichter angab, dass Amerell seine "Lieblinge" bevorzugte. Die Rheinzeitung hat nach eigener Recherche festgestellt, dass z.B. Robert Kempter bei 5 von insgesamt 8 Spielleitungen von Herrn Amerell persönlich beobachtet wurde. Zitat des Insiders: "Der Amerell ist doch kreuz und quer durch Deutschland gefahren und hat seinen Leuten gute Zeugnisse ausgestellt. Gleichzeitig hat er deren härtesten Konkurrenten schlechte Beurteilungen zukommen lassen"

  • Hey Klasse !


    Da muss ein Ösi mir den Artikel meiner Heimatzeitung suchen, ich glaube, ich werde alt :D


    Dank`Dir whistler, genau den meinte ich ;)

  • Also das ganze kommt mir sehr bekannt vor. Im Kreis München gibt es eine große und eine kleine SR-Gruppe. Die kleine SR-Gruppe achtet nach Möglichkeit darauf, dass die Beobachter aus der eigenen Gruppe kommen, da sie sich von der anderen Gruppe schlecht beurteilt fühlt. Gleiches hört man aus dem Bezirk.
    Dieses ganze Proporz-Denken ist so in den Köpfen, da nützt es auch nichts, den stinkenden Kopf abzuschneiden. Und ich sehe auch auf die schnelle keine Möglichkeit ein wesentlich besseres System installieren zu können.

  • Ich bin auch der Meinung, dass der Artikel die Situation ziemlich gut beschreibt. Allerdings sollte man nicht meinen, dass all die Unzulänglichkeiten des Systems nur von einer Person herrühren. Ein solches System kann innerhalb eines weit verzweigten und durchorganisierten Verbandes nur dann funktionieren, wenn es ein Netzwerk von Entscheidungsträgern gibt. Das "System Amerell" wird nicht mit dem Ausscheiden von Herrn Amerell beseitigt. Das sollte niemand denken.


    So gut und richtig die "neuen Ideen" der Arbeitsgruppe um Herbert Fandel sind, es wird für die neue Leitung des SR-Wesens darauf ankommen, diese wahrscheinlich bis in die Landesverbände reichenden Systemstrukturen zu identifizieren - und zu beseitigen.

    "Weißt du, Fußball ist das Einfachste, das es gibt. Wenn nur nicht das ganze Drumherum wäre." (Sebastian Deisler)

  • Zitat von mfs67227;129450

    Wie schon in den vergangenen Wochen ist die Frankfurter Rundschau wieder bestens informiert.



    Dieser Satz sollte mit Vorsicht genutzt werden.. ;)


    Aber im großen und ganzen ein guter Artikel. Besonders bedenklich ist die Tatsache dass man um die antiquierten Beobachtungsstrukturen durch etwas viel schlimmeres ersetzt hat: eine Vetternwirtschaft die durch die Mentoren eine Vertrautheit zu wenigen Gönnern herstellt, aber auf der anderen Seite ein Misstrauenverhältnis und überhartes Konkurrenzbewusstsein zu anderen Schiedsrichtern fördert.


    Ich verstehe nicht was der Wink auf Trautmann zu bedeuten hat. Das es bei DFB Schiedsrichtern nur über Beziehungen weiter geht ist wohl jedem mitlerweile klar, aber Trautmanns Abenteuer sind ja eine Geschichte für sich.

    Der Verfasser dieses Beitrags ist kein Experte. Seine Aussagen sind nicht auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft und spiegeln lediglich die subjektive Meinung des Verfassers wieder. Einige der getroffenen Aussagen sind nicht ganz durchdacht.

  • Wir sollten jetzt aber nicht den Fehler machen, das entgegengesetzte Extrem als Tatsache hinzustellen. Meiner Meinung nach hat jeder, der in den oberen Ligen pfeift auch das Zeug dazu. Die sehr gute Qualität (auch im internationalen Vergleich) spricht hier für sich, eine ausschließliche Erklimmung höchster Stufen nur mit Vitamin B ist also in meinen Augen auch nicht möglich.


    Die Frage ist, wie man das System gerechter machen kann, und da ist der vorgelegte Denkansatz richtig.



    edit:
    Parker: Die Frage sei erlaubt, wie es sein kann, dass ein SR betrügt und sich selbst bereichert und dennoch weiterhin in höchsten Klassen unterwegs ist und obendrein noch höhere Funktionen wahr nimmt. In jeder Firma, in der er Sachen unterschlägt um sich selbst zu bereichern wäre er mit Schimpf und Schande davongejagt worden. Er blockiert ja immerhin auch einen Platz, den ein guter SR nun nicht einnehmen kann.

  • Ich glaube, das ist generell eine Systemfrage, es läuft im Schiedsrichterwesen halt doch vieles über Sympathien. Wie will man auch Leistungen eines Schiedsrichters zu 100 % richtig beurteilen? Es geht immer darum, wen die Oberen für talentiert halten und wen für nicht - und natürlich neigt man immer dazu, engere Sympathisanten besser einzustufen als diejenigen, für die man weniger übrig hat. Heißt also, man kann fehlendes Talent oder fehlende Leistung bis zu einem gewissen Grad mit entsprechender Lobby ausgleichen. (Wobei ich A_Kappi zustimme, jeder BL-Schiri hat es letztendlich auch verdient und ist gut genug für diese Klasse, aber es gibt halt Einzelfälle, in denen es ein anderer vielleicht noch mehr verdient hätte und das ist nicht nur oben so, sondern zieht sich bis runter auf die Bezirksebene)
    Soweit ist das menschlich, wir hatten die Diskussion in ähnlicher Form ja schon öfter. Für mich liegt das Problem darin, dass Entscheidungen immer bei einer Person zusammenlaufen und einige wenige Machthaber sich die Welt so hinbiegen, wie sie es für richtig halten und das ist leider in großen Teilen in unserem Schiedsrichterwesen so, es gibt allein in meinem Verband genügend Beispiele für solche Vorgänge. Das ist das, was sich ändern muss - es wird zwar nie ein vollkommen gerechtes System geben, aber es ist halt die Frage, inwieweit einzelne Personen absoluten Einfluss auf das ganze Konstrukt haben dürfen, ohne dass so ein Netz daraus wird. Denn wie schnell Macht von beiden Seiten her ausgenutzt wird, zeigt nicht nur dieses Beispiel.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • @ A_Kappi: Du hast natürlich Recht im Bezug auf Trautmann, aber seine Leitungen als guter Schiedsrichter wurden ja immer bestätigt. Es waren ja seine Tätigkeiten in den DFB Gesellschaften die verwerflich waren. Es ist aber noch unverständlicher dass so ein Fehlverhalten deutlich leichter betraft wird und die Bestrafung dem beobachtungs- und bewertungswesen des DFB untergeordnet wird.


    Ich stimme dir auch zu dass die Schiesrichter in den hohen Klassen (ab Junioren BL, teilweise auch schon in den Oberligen) allesamt die Fähigkeiten haben auf dem Level zu pfeiffen. Ich frage mich nur gerade beim lesen ob diese Leistungsdichte in den oberen Spielklassen dieses Gönner- oder Vetternsystem erst wirklich gefördert hat.


    Uns hat man damals im Ausbildungslehrgang mal gesagt dass 0,002 Prozent aller Schiedsrichter im Profibereich tätig sind. Selbst wenn 1 Prozent, also rund 800 Schiedsrichter, Das Talent für dieses Niveau haben (und ich behaupte dass es viel mehr sind) so wird der Großteil nicht in den Genuß kommen Spiele auf dem höchsten Niveau zu pfeiffen. Und diese Situation hat es vielleicht ermöglicht dass ein Amarell so viel Einfluss und Macht über die Schiedsrichter bekommt, und andererseits ein junger talentierter Schiedsrichter durch die Hintertür als einzigem Zugang zum Erfolg auf hohem Niveau zu verhelfen.

    Der Verfasser dieses Beitrags ist kein Experte. Seine Aussagen sind nicht auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft und spiegeln lediglich die subjektive Meinung des Verfassers wieder. Einige der getroffenen Aussagen sind nicht ganz durchdacht.

  • Zitat von Parker;129520

    Uns hat man damals im Ausbildungslehrgang mal gesagt dass 0,002 Prozent aller Schiedsrichter im Profibereich tätig sind.



    Interessante Zahl:
    Angenommen, der DFB könnte durch eine gezielte Kampagne seinen Schiedsrichterstand von derzeit 80.000 um 50% auf 120.000 erhöhen und den Anteil der professionell tätigen Schiedsrichter von 0,002% beibehalten – wie groß ist dann die absolute Anzahl der zusätzlich gewonnenen Profi-Schiedsrichter?


    Lösung:


    Situation alt:
    80.000 Schiedsrichter * 0,002% Profi-Anteil = 1,6 bzw. gerundet 2 Profi-Schiedsrichter


    Situation neu:
    120.000 Schiedsrichter * 0,002% Profi-Anteil = 2,4 bzw. gerundet 2 Profi-Schiedsrichter


    Conclusio:
    Wenn der DFB seinen Schiedsrichterstand um 50% aufstockt und danach weiterhin 0,002% der neuen Gesamtanzahl im Profibereich tätig sind, wird unter den neu gewonnenen Schiedsrichtern kein einziger professioneller sein. :D

  • Moderatorenhinweis


    Auch wenn ich Mathestunde ungern unterbreche, bitte zurück zum Thema!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)