Schiedsrichter überlebt Selbstmordversuch

  • Der russische Fußball-Schiedsrichter Almir Kajumow hat einen Selbstmordversuch überlebt und liegt schwer verletzt in einem Moskauer Krankenhaus. Der 44-Jährige sei am Montag aus einem Fenster seiner Wohnung gesprungen, teilte Witaly Mutko, russischer Sportminister und Präsident des nationalen Fußball-Verbandes RFS, am Donnerstag mit. Kajumow befinde sich "derzeit in einem zufriedenstellenden Zustand". "Wir wissen nicht, was ihn zu diesem Schritt getrieben hat. Die Untersuchungen laufen", sagte Mutko.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Besonders jetzt ist man bei diesem Thema sensibel, SR sein im Profibereich ist seeehr schwer, würde ich sagen, allein der Druck im vollen Stadion...


    Natürlich können auch andere Gründe infrage kommen, aber spekulieren möchte ich hier nicht. ;)

    Das beste Zitat von allen: "Dass er mir den Ball weggenommen hat und mich dabei umgestoßen hat, konnte ich ja noch akzeptieren, aber, als er mich dann beim Weglaufen einen "PARDON" nannte, musste ich einfach nachtreten!":D


    (Didi Hamann zur Rechtfertigung einer :rote_karte: wegen Nachtretens)

  • Das mit Robert Enke ist sehr tragisch.
    Unter welchem Druck stehen die SR, ob im Profibereich, wie auch in den unteren Klassen. Nur da interessiert das niemand, wenn mal sowas passiert.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Genau das stört mich an der ganzen Sache! So tragisch die Geschichte mit Enke ist, interessiert es hier irgendjemanden, wenn Herr Meyer Selbstmord begeht? Weiß hier eigentlich einer, wieviele Menschen in Deutschland jeden Tag Selbstmord begehen?


    Enke ist ein Mensch wie alle andern auch.

  • Es geht hier um den Bekanntheitsstatus.


    Natürlich hast du Recht, dass so viele Leute Selbstmord begehen. Aber das Problem ist, dass das nur sehr sehr wenige mitbekommen... Enke war (sehr) populär... war für (fast) jeden in Deutschland ein Begriff...


    Wenn du herrn XXX kennst und der begeht Selbstmord, dann ist das sicherlich genau so schlimm und du trauerst genau so viel.


    Beispiel:


    Herrn XXX kennen 100 Leute. Er begeht Selbstmord... dann sind diese 100 Leute in tiefer Trauer, da sie ihn kannten und sich jetzt ihr Leben (zumindest etwas) verändern wird ohne ihn.


    Enke kannten (sag ich jetzt einfach mal) 40.000.000 Leute. Und diese Leute haben "ein Recht darauf", jetzt genau so erschüttert zu sein, wie jeder der 100, die Herrn XXX kannten. Da aber Enke mehr kannten, ist es völlig normal, dass auch dementsprechend mehr Leute trauern und deshalb auch zB die Beerdigung spektakulärer ausfällt.


    Beides sind Menschen, und von beiden sind die Leute, die diese kannten zu tiefst erschüttert, da jetzt jemand einfach "weg" ist.


    Aber nur weil bei Enke mehr Leute trauern wird er doch nicht zum "Übermenschlichen"...

  • Ich finde es gut, dass um dem Selbstmord (obwohl das Wort mMn nicht passt) von Enke soviel Presse gemacht wird, da ich hoffe, dass daraus ein besseres Verhalten in Hinsicht auf Depressionen bei Profi-Fußballern resultiert.


    Aber ihr habt insofern Recht, dass der Selbstmord eines "Profi-Schiris" wahrscheinlich in der Rubrik "Weitere Meldungen" im Sportteil untertauchen würde.

    "Wenn man aus Fehlern lernt, werden Umwege zu Abkürzungen!"


    "Nicht das Erzählte reicht, sondern das Erreichte zählt!"


    Herbert Fandel hatte den selben Mathelehrer wie ich, ein gutes Omen?!? :D


  • Schön beschrieben!

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Leute ,ich find das jetzt nicht gut ,dass Thema Enke in diesen Fred reinzubingen .Dazu gibt es doch auch einen.

  • Er hat das ja nur als Beispiel genommen.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Trotzdem: Bitte back to topic.


    Was hier passiert ist, ist ebenso tragisch und man wird natürlich feststellen müssen, ob es mit dem Schiedsrichter-Amt etwas zu tun hat oder ob es rein private Ursachen waren.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Ich denke wenn sich ein Schiedsrichter das Leben nehmen will, hat das genauso viele Gründe, als wenn sich ein Mensch, der bei der Sparkasse arbeitet, das Leben nehmen will.


    Es kommen viele Gründe hinzu: Krankheiten, Stress im Job, möglicherweise auch keinen Sinn mehr im Leben zu haben, der Druck bei SR´s von Spielern und Morddrohungen von Fans...man kann solche Leute nur bemitleiden.
    Der eine Mensch verträgt mehr, der andere weniger.

  • Zitat von Manni;117635

    man kann solche Leute nur bemitleiden.


    Nein, nicht bemitleiden. Im Vorwege unterstützen und versuchen, die Situation zu verstehen. Ich würde mal sagen, dass die meisten Suizidgefährdeten Angst davor haben, nicht wahrgenommen und verstanden zu werden.

  • Ich würde sogar noch weiter gehen, jeder Mensch sucht nach Akzeptanz und will für das respektiert werden, was er tut und wer er ist. Trotzdem will man als menschliches Wesen mit allen Facetten und Gefühlen wahrgenommen werden, ohne sich oder seine Familie, Freunde etc. dauernd Belastungen und Beschimpfungen ausgesetzt zu sehen.
    Das kann natürlich bei jedem Menschen vorkommen - aber ich glaube trotzdem, dass bei Menschen, die im öffentlichen Leben stehen, oftmals die Gründe für den Suizid aus eben diesen Tätigkeitenresultieren. Und das meinte ich: Hat diesen Mann das Leben und die Erfahrung als Schiedsrichter so weit gebracht oder waren es die "normalen" privaten Umstände, wie sie der Sparkassen-Mitarbeiter hat? Denn gerade für labile Menschen kann der dauernde Erfolgsdruck oder, wie wir Schiedsrichter es immer wieder erleben, die Erwartung, immer fehlerfrei und emotionsfrei zu sein und gleichzeitig für alles den Kopf hinhalten zu müssen und andauernd beschimpft zu werden, also nicht mehr Mensch sein zu dürfen, zu viel sein bzw. werden.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina