Mauerstellen: "Ich pfeife an" => Spieler hört das nicht und spielt

  • Gestern kam es kurz vor Spielende zu einer Situation, über die ich etwas länger grübeln muss:


    Ich gebe einen Freistoß für die eine Mannschaft. Ein Spieler fragt "Ist frei?" Ich antworte ihm daraufhin: "Ja, so wie immer!" (Er weiß genau, sobald der Ball bei mir liegt, darf er spielen, es sei denn, er möchte den Mauerabstand haben!)
    In diesem Moment stellt sich ein Gegenspieler relativ nah an den Ball, der Spieler sagt zu mir: "Okay, jetzt doch lieber stellen!" - Ich antworte: "Kein Problem, ich pfeife an" und halte ihm dabei die Pfeife hoch.
    Doch während ich ihm das sage, spielt bereits der weitere Spieler, der beim Freistoß stand, den Ball los, weil er nicht mitbekommen hatte, dass die Mauer doch gestellt werden sollte.


    Ich habe das ganze nun zurückgepfiffen und ihm "ordnungsgemäß" dafür die Pflichtverwarnung gegeben. Allerdings frage ich mich, ob in diesem Falle die Verwarnung tatsächlich Pflicht ist, denn schließlich hat er das ganze nicht mitbekommen, es war nicht unsportlich gedacht und es lief alles innerhalb eines kleinsten Zeitraum ab.


    Vom Verständnis her würde ich nämlich sagen: Nein, diese Karte ist dann nicht Pflicht - abgesehen davon hätte ich sie auch nicht geben wollen. (Der Spieler kommentierte das nach dem Spiel mit "Schiri, du schuldest mir fünf Euro für die Mannschaftskasse für die gelbe Karte" :D)


    Was sagt ihr dazu?

    Wo käme man hin, wenn alle sagten:
    Wo käme man hin? und niemand ginge,
    um einmal zu schauen,
    wohin man käme, wenn man ginge

    (Kurt Marti)

  • Ich hätte hier nicht verwarnt. Wenn du dir sicher bist, dass der zweite Spieler nicht mitbekommen hat, dass der andere den Mauerabstand haben wollte, dann wären ein paar kurze Worte ohne Verwarnung ok gewesen.
    Allerdings gehört so eine Sache zu den Tricks, die viele Spieler gerne spielen, um die Abwehr abzulenken. Man läuft also Gefahr, wirklich unsportlich getäuscht zu werden und von daher ist normalerweise :gelbe_karte: notwendig.
    Also wie gesagt nur dann darauf verzichten, wenn die Situation unklar war und der Spieler es nicht mitbekommen hat, denn dann konnte es selbstverständlich keine Unsportlichkeit sein (und darauf zielt die Verwarnung in diesem Falle ja ab).

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • In der 1. DFB-Anweisung zu Regel 13 heißt es:

    Zitat

    Wird der Freistoß trotzdem ausgeführt, so ist er zu wiederholen und der schuldige Spieler ist zu verwarnen.


    Da der ausführende Spieler aber unwissend und somit unschuldig war, hätte er m.E. nicht verwarnt werden dürfen.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Das ist ja nicht das Problem.
    Das Besondere an dieser Situation war ja nur, dass ich sagen konnte "Okay, ich pfeife ... (das Spiel wieder an)", aber bereits nach dem halben gesprochenen Satz kam es zu dieser Situation.
    Alles andere ist ja kein Problem ;)


    Aber danke an benny_lu und almiko, das bestätigt mir meine im Nachhinein eingefallene Argumentation. Aber aus "Fehlern" lernt man :)

    Wo käme man hin, wenn alle sagten:
    Wo käme man hin? und niemand ginge,
    um einmal zu schauen,
    wohin man käme, wenn man ginge

    (Kurt Marti)

  • Aber wenn Du Du die Pfeife hochhälst, sollte doch jeder wissen, dass Du anpfeifst. Von daher halte ich Gelb für richtig.


    Hast Du ihm die 5 Euro gegeben? :D

  • Ein Tipp hierzu von unserem Kso.
    Rede mit dem Spieler, und fordere ihn auf, mit "ja" oder "ok" zu antworten, nur dann bist du sicher dass er dich gehört hat, und in dem Fall ist deine:gelbe_karte: hundert prozent eindeutig richtig.

    Manche Legenden erzählen erfundene Geschichten, die trotzdem wahr sind. Andere wiederum lügen nur, wen jene die sie hören, die Ohren vor der wahrheit verschließen. Und manche Geschichten- mögen sie auch noch so unwahrscheinlich klingen- malen ein bild von der Wirklichkeit, das diese an Schärfe und Wahrhaftigkeit um ein vielfaches übertrifft.

  • Mein Tipp: Kein Zwiegespräch mit einem Spieler führen, sondern laut und deutlich sagen: Der Ball ist gesperrt. Hier hat keiner eine Ausrede, u.U. die Pfeife nicht gesehen zu haben.


    Im konkreten Fall keine VW, da sperren des Balles und Ausführung zeitgleich verlief.