Fairness eine Frage der Intuition?

  • Eine interessante Diplomarbeit hat der Psychologiestudent und Fussball-Trainer Mario Herrmann erstellt:


    Er fragte sich, wovon faires Verhalten eigentlich abhängt und kam zu dem Schluss, dass es -neben dem Vorsatz, sich fair zu verhalten- auch unbewusste Reaktionen gibt, die stark davon abhängen, ob man sich selbst gerecht behandelt fühlt. Er sieht als zentrale Position des Gerechtigkeitsempfindens den Schiedsrichter, der sich der psychologischen Auswirkung seines Handelns aber oftmals nicht bewusst ist und regt an, dies in die SR-Ausbildung zu integrieren.


    der Bericht



    Eine interessante Studie. Wie ist eure Einschätzung: stimmt das, was er aussagt, oder ist das Spinnerei? Hättet ihr Interesse an einer solchen Ausbildung? Wäre das durchführbar und vor allem finanzierbar?

  • Diese Arbeit ist sicherlich ein hoch interessanter Ansatz, in der die Rolle des SR im Spiel sehr eindeutig, aus psychologischer Sicht, in den Mittelpunkt der Untersuchung gestellt wird. Das der SR das zentrale Element des Gerechtigkeitsempfindens der am Spiel Beteiligten (auch der Zuschauer) darstellt, ist ja nicht wirklich neu.
    Ich bezweifle allerdings, ob solch eine Wissensvermittlung einen SR auf Kreisebene wirklich weiterbringt. Womit ich allerdings keinem Kameraden Interesse und Intellekt absprechen will!
    Allgemein würde ich die Aufnahme solcher Aspekte in die SR-Ausbildung befürworten. In jeder gut gehenden Firma sind inzwischen diese Fragen Teil der Aus- und Weiterbildung.
    Die Kostenfrage würde sich für mich eigentlich nur auf Kreisebene stellen (bspw. Kosten für den Referenten). Ein separater Lehrgang würde sich m. E. nicht lohnen, sondern wäre wahrscheinlich erst ab DFB-Ebene wirklich sinnvoll.
    Aber, wie gesagt, die Untersuchung als solche ist höchst lesenwert.

    :ironie: "Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.":ironie:
    Christian Morgenstern

  • Bleibt nur noch die Frage: Was ist Gerechtigkeit?

  • Ein interessanter Bericht und ebenso die Studie.


    Ich denke schon, dass hier auf Landes- oder Kreisebene anders gefiffen wird als in der Bundesliga oder auf internationaler Ebene.


    Hat sich nicht jeder SR schonmal selbst hinterfragt, ob er seine Sympathieen oder Antipathieen vollständig abschalten kann?


    Ist es in der Regel nicht so, dass man einer Mannschaft nicht eher einen Freistoß zuspricht - die den Schiedsrichter postiv "beeinflussen"?


    Rufe aus der Mannschaft nach einer SR-Entscheidung, wie etwa:


    Zum Mitspieler: "Komm da weg, ist richtig....." gemeint die Entscheidung des SR, oder ähnliche Zurufe unter den Mitspielern die die Entscheidung des SR bestätigen auch wenn sie falsch gewesen sein mögen?


    Ist es in der Regel nicht so, dass man einer Mannschaft nicht unbedingt einen Freistoß zuspricht, die gegen jede Entscheidung des SR motzt und reklamiert?


    Ein Tackling das man nicht unbedingt pfeifen muss - aber könnte wird hier schon eher laufen gelassen.


    Insofern ist das wahrscheinlich schon ein zusammenhang zwischen Fairness und Gerechtigkeitsgefühl.....


    So denke ich aber, dass diese - nur natürliche - Verhaltensweise eines SR, mit steigender Klasse in der Spiele geleitet werden, immer mehr abnehmen.


    Viele Entscheidungen passieren eben auch dem SR unbewußt.......

    ...so langsam sterben die letzten Opa's aus,
    die ihren Enkeln von der letzten Schalker Meisterschaft erzählen können

  • Das ist richtig.
    Die Studie geht aber m.E. nach gar nicht auf "richtig oder falsch Entschieden" ein, sondern erklärt den Zusammenhang zwischen dem (unbewussten) fairen oder unfairen Verhaltens mit dem eigenen (subjektiven) Gefühl, gerecht behandelt zu werden. Aus eigener Erfahrung kann ich im Nachhinein z.B. sagen, dass persönliche Strafen -nach einer Vorteils-Situation in der nächsten Spielunterbrechung ausgesprochen- besondere Beachtung finden. Oder ein kurzer Hinweis an einen gefoulten Spieler, dass das Foul zwar erkannt, aber auf Vorteil entschieden wurde findet besondere Anerkennung. Dies könnten Beispiele sein.


    Die Intention des Autors ist es meiner Meinung nach, bei Schiedsrichtern die unbewusste Ebene zu verlassen und die Kenntnis des Zusammenhanges mit in Schulungen anzutrainierendem Verhalten zu nutzen.