Zur aktuellen Ausgabe der SRZhabe ich zwei diskussionswürdige Szenen entdeckt.
ZitatAlles anzeigenSituation 11: Der Schütze täuscht beim Straf-
stoß in unsportlicher Art und
Weise. Der Torwart kann den Ball
jedoch zum Eckstoß abwehren. Bei
der Ausführung war zudem ein
Mitspieler des Schützen zu früh in
den Strafraum gelaufen. Wie ent-
scheidet der Schiedsrichter?
Antwort: Indirekter Freistoß für die Mann-
schaft des Torwarts und Verwar-
nung für den unsportlich täu-
schenden Schützen.
Nicht das erste Mal, dass der Ort der Spielfortsetzung in der SRZ nicht angegeben wird... Der sollte doch zum Vorteil der verteidigenden Mannschaft dort sein, wo der Mitspieler des Schützen zu früh in den Strafraum lief, oder?
Zweite Szene:
ZitatAlles anzeigenEine der vielen Aufgaben des
Schiedsrichters besteht darin,
dafür zu sorgen, dass die Spiel-
unterbrechungen möglichst kurz
sind. Schließlich ist ein Spielfeld
kein Wartesaal. Also ist Tempo
gefragt, es darf nicht lange
lamentiert und debattiert wer-
den, der Ball soll rollen.
Nun gibt es aber einen zu Recht
immer noch sehr beachtenswer-
ten Grundsatz jeder Spielleitung:
Sicherheit geht vor Schnelligkeit.
Wenn der auf den Kopf gestellt
wird, gibt es meistens Ärger. So
auch im Spiel der 3. Liga zwi-
schen den
Stuttgarter Kickers
und Fortuna Köln (1. Spieltag).
Der Schiedsrichter hat nach
einem Foul zu Recht einen Frei-
stoß für die Kickers in der Nähe
des Kölner Strafraums angeord-
net. Der Stuttgarter Gerrit Müller
legt sich schnell den Ball zurecht
und spielt ihn flach und steil in
den Lauf seines Mitspielers
Fabian Baumgärtel, während der
Schiedsrichter mit einem Kölner
spricht
(Fotos 7a und 7b). Als er
merkt, dass der Ball „rollt“,
zuckt sein Arm kurz hoch, aber
er kann sich nicht zu einem Pfiff
durchringen.
Der Wunsch, das Spiel schnell
fortzusetzen, hat in diesem Sekun-
denbruchteil beim Unparteiischen
die Notwendigkeit besiegt, eine
ordnungsgemäße Ausführung des
Freistoßes zu gewährleisten. Die
Folge: Der Stuttgarter Angreifer
verwandelt die Vorlage zum 2:0,
der Schiedsrichter erkennt das
Tor an.
Keine Frage, ein Fehler, denn eine
Spielfortsetzung muss in Ruhe
und geordnet erfolgen. Der
Schiedsrichter muss die Übersicht
über das Geschehen behalten.
Wenn er selbst keine Spieler bin-
det (zum Beispiel durch eine
Ermahnung), dann sind schnelle
Spielfortsetzungen möglich. Er
muss aber den Moment der Spiel-
fortsetzung im Blick haben.
In diesem Spiel hat der Schieds-
richter durch das Gespräch mit
einem Abwehrspieler die Bot-
schaft vermittelt, dass das Spiel
noch nicht freigegeben ist. Wird
der Ball dennoch gespielt, ist eine
klare Kommunikation notwendig:
Spiel stoppen, am besten durch
einen deutlichen Doppelpfiff.
Dann ohne Hektik das Gespräch
beenden. Und erst dann, wenn
alles geregelt ist, die Spielfortset-
zung erlauben.
Bei der Beurteilung habe ich generell erstmal Bauchschmerzen. Als ich die Spielzusammenfassung gesehen habe, habe ich mich zu allererst gefreut, so wie immer, wenn eine schnelle Freistoßausführung zum Torerfolg führt, während die Verteidiger noch mit dem Diskutieren beschäftigt sind. Was also kann ich aus dieser Szene für meine Spielleitungen ziehen? Wären "die da oben" von DFB/SRZ zufrieden gewesen, wenn der SR während der Diskussion Sicht auf den Ball gehabt hätte? Hätte das schon genügt? So würde man allem gerecht werden: Dem Wunsch der schnellen Ausführung und dem Wunsch nach Diskussion (welche ja eigentlich laut Regelwerk immer zu verwarnen ist ). Oder sollte man generell bei jeglicher Diskussion mit Spielern eine Spielfortsetzung verhindern? Das wäre mMn nicht zielführend. Ganz im Gegenteil: Es wird schon soviel Zeit geschunden, Ball nicht herausgegeben, diskutiert und gerade im Elitebereich zwecks höherem Unterhaltungswert nicht sanktioniert. Da halte ich jede weitere Verhinderung schneller Spielfortsetzungen kontraproduktiv.
Und weiter die generelle Frage: Bezieht sich die "Sicherheit vor Schnelligkeit" nur darauf, dass der SR sehen muss, dass der Ball korrekt ins Spiel gebracht wurde? Oder sind da noch andere Aspekte zu berücksichtigen?