Notbremse oder nur ein gescheitertes Foulspiel?

  • So geschehen:


    Spieler A bekommt einen weiten Pass (steht nicht im Abseits) und läuft als einziger in Richtung Strafraum des gegnerischen Torspielers. Ein gegnerischer Spieler B versucht ihn vom Ball zu trennen, indem er ihn im Vorbeirennen von hinten noch kurz an der Schulter erwischt - das ganze ereignet sich kurz vor dem Strafraum im Viertelkreis des Sechzehners. Der ballbesitzende Spieler kommt kurz ins Straucheln, läuft dabei in den Sechzehner und trifft den Ball gerade noch, bevor der Torpspieler dran ist. Ball geht neben das Tor. Wie würdet ihr entscheiden:


    1.) Vorteil geben und nachdem der Ball ins Aus gegangen ist den Spieler B mit gelb verwarnen.


    2.) Vorteil geben und nachdem der Ball ins Aus gegangen den Vorteil zurücknehmen, auf dir.F. entscheiden und Spieler B wegen Notbremse die rote Karte geben.


    3.) Vorteil erst überhaupt nicht abwarten und sofort auf dir.F. und rot entscheiden.


    Ich hab mich für 2.) entschieden und natürlich den Ärger von Spieler B auf mich gezogen....

  • Und damit hast du dir vollkommen zu Recht den Ärger des Spieles auf dich gezogen....


    Denn wenn du den Vorteil gibst, der Stürmer dann aber aufgrund seines Unvermögens nicht im Tor unterbringt, hat er seinen Vorteil verwirkt und es geht mit Abstoß weiter!



    Wenn er nur ins Straucheln Gerät und weiter kontrolliert laufen kann und den Ball weiterhin hat, dann würde ich auch eher auf Vorteil entscheiden, dann also eher Variante A.


    Variante C würde für mich nur in Frage kommen, wenn der Spieler durch das straucheln fällt und keine Ballkontrolle mehr hat. Dann kann man ja auch nicht auf Vorteil entscheiden, denn er hat ja auch keinen, wenn er den Ball dadurch verliert und nicht zum Abschluss kommt.


    Aber wie bereits gesagt, Variante B ist definitiv falsch und ein Fehler in der Regelauslwgung des Vorteils.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Was heißt denn Vorteil geben? Für alle sichtbar?
    Wenn das Zeitfenster relativ klein war kannst du dir ruhig 2-3 Sekunden nehmen und warten ob der Vorteil eintritt.Dann kannst du immer noch Variante 2 nehmen, solange du den Vorteil nicht angezeigt hast.


    Setzt voraus dass er die ganze Zeit im straucheln war und nicht seine "normale" Position und Ballkontrolle wieder eingenommen hat.

  • Es gibt kein Vorteil zurücknehmen. Es gibt ein Abwarten ob sich ein Vorteil entwickelt, dann nachpfeifen oder Vorteil geben.


    Angenommen das alles lief in einem überschaubaren Zeitraum ab, hast du alles richtig gemacht, solange kein Vorteil angezeigt wurde. Der Spieler wurde zweifelsohne gefoult, der Abschluss dadurch unkontrolliert und somit nur bei einem Tor ein Vorteil. Persönliche Strafe ist klar.

  • Einen Vorteil kann man nicht zurücknehmen. Man kann aber den verzögerten Pfiff anwenden und abwarten, ob der Vorteil überhaupt eintritt. Bis Du diese Entscheidung triffst (Vorteil eingetreten -> weiterspielen oder Vorteil nicht eingetreten -> zurückpfeifen), machst Du gar nichts. Sobald Du Vorteil anzeigst, gibt es kein Zurück mehr!


    Ob der Vorteil in der beschriebenen Szene eingetreten ist oder nicht, können wir so kaum beurteilen. Ist der Angreifer durch den Zupfer langsamer geworden? Hätte er ohne den Zupfer und das Straucheln den Ball unter Kontrolle bringen und dadurch mit höherer Wahrscheinlichkeit am Torwart vorbei ins Tor bringen können? Dann wäre direkter Freistoß und rot völlig richtig gewesen. Wichtig ist aber, dass Du bis dahin keinen Vorteil anzeigst und der zeitliche Abstand zwischen Foul und Nachpfeifen nicht mehr als ca. 4 Sekunden beträgt.


    Edit: Nummer4 war etwas schneller. :( ;)

  • in den 2 bis 3 Sekunden habe ich keinen Vorteil angezeigt, sondern gewartet, was passiert. Bevor der Spieler an der Schulter gezogen wurde hatte er den Ball voll unter Kontrolle. Danach hat er mit dem Gleichgewicht kämpfen müssen, durch das Zurückziehen war der Ball weiter weg und durch die Rücklage hat er den Ball 5m am Tor vorbeigehauen. Dann hab ich sofort gepfiffen und auf dir.F. und rot entschieden. Übrigens meine erste rote Karte, bin in der Regel nicht so sehr spendabel mit den Karten....

  • Bei einem verwanungswürdigen Foul könnte man das Spiel, sollte es Aussicht auf Erfolg haben, erst weiterlaufen lassen und dann anschließend verwarnen, wenn das Spiel unterbrochen ist. Daher der Gedanke, dass das auch eine mögliche Variante gewesen wäre (sofern es nicht als Notbremse durchgegangen wäre). ...

  • Ein gegnerischer Spieler B versucht ihn vom Ball zu trennen, indem er ihn im Vorbeirennen von hinten noch kurz an der Schulter erwischt

    Diese Aktion für sich ist in m. A. nie und nimmer verwarnungswürdig.

  • Sofern die Härte des Fouls das notwendig macht, ist das richtig (Regelterminus: "rücksichtsloses Foul").


    Aber ein Zupfer ist ja an sich ein Allerweltsfoul. Die gelbe Karte bei taktischen Fouls (Regelterminus: "Verhindern eines aussichtsreichen Angriffs") bzw. rote Karte bei Notbremsen (Regelterminus: "Verhindern einer klaren Torchance") gibt es nur wegen der Wirkung des Fouls, nicht wegen der Härte. Wenn Du also auf richtigen Vorteil entschieden hättest, wäre eine gelbe Karte unbegründet -- es sei denn, der Zupfer selbst war so heftig, dass er eine gelbe Karte verdient, aber das kann ich mir gerade nicht vorstellen.


    Sehe das auch so wie die Vorredner: Du hast alles richtig gemacht! :thumbup:

  • Vorteil geben und nachdem der Ball ins Aus gegangen den Vorteil zurücknehmen


    Das geht eben so nicht. Entweder Vorteil oder nicht. Klar kannst Du ein, zwei Zehntel abwarten- aber am Ende geht nur Vorteil oder kein Vorteil.


    Am Ende sagt Deine Überschrift schon alles: Hier versucht ein Abwehrspieler, eine klare Torchance per absichtlichem Foul zu nehmen. Da ist für mich als SR die Tendenz klar- ich werde das Regelwerk so auslegen, dass der maximale Vorteil für den Angreifer zum Tragen kommt. Tendenz: Foul und FAD.